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Was ist der „ausgesprochen gotische Stil“ bei Paul Renner?

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Schriftnomenklatur. Im Wandel der Zeit nicht einfacher.

 

Habe gerade Paul Renners „Die Kunst der Typographie“ (1939) vor mir und dabei Probleme zu verstehen, was er denn mit „ausgesprochenen gotischen Stil“ meinen könnte.

 

Folgender Kontext:

 

 

Sechstes Kapitel: Der Feinsatz

3. Verschiedene Einzelgebiete

c) Ehrenurkunden, Ehrenbriefe und Zeugnisse

S. 192

 

 

Gerade bei so großen Schriftgraden ist es nötig, die Grundschrift für alles das beizubehalten, was nicht unbedingt aus ihr hervorgehoben werden muß. So wünschenswert es ist, für die Hervorhebungen stets mit möglichst wenig verschiedenen Schriftgraden auszukommen, so muß doch immer eine Zeile die größte sein, und es sieht niemals gut aus, wenn dieser größte Schriftgrad in mehreren Zeilen vorkommt. Insbesondere stören zwei gleichgroße Versalzeilen. Wenn sie unmittelbar aufeinanderfolgen, sieht die obere etwas zu leicht und klein aus. Es braucht kaum erwähnt zu werden, wie überaus notwendig bei so großen und repräsentativen Drucksachen die glückliche Schriftwahl ist. Die Schrift darf nicht ungebändigte handschriftliche Züge haben; sie muß streng gebaut sein, monumental, wie die Schrift auf den in Stein gemeißelten Grabplatten, zum mindesten sollten die Mittellängen sehr straff und fast geometrisch klar sein. Wenn die Schrift eng läuft und ausgesprochenen gotischen Stil zeigt, dann sollten auch die Kolumnen schmal und hoch sein. Man kann eine normal breite Schrift auch in schmalen hohen Formaten verwenden; aber schmale Schriften von ausgesprochenem gotischen Stil nicht in niedrigen breiten Kolumnen.

 

 

 

Meint er hier etwas „ganz spezielles“, oder geht es ihm ganz einfach nur darum, dass idealerweise das Seitenverhältnis der Einzelbuchstaben grob dem Seitenverhältnis des Absatzes odgl. entsprechen sollte – bzw. nicht wider sprechen sollte?

 

Weil ansonsten: kann mir hier mal jemand den „ausgesprochen gotischen Stil“ heraussuchen und erklären, was er denn genau meint?

 

Oder wäre z.B. das hier bei ihm „ausgesprochen gotisch“?

 

Folio_71v_-_The_Procession_of_Saint_Greg

 

 

Schon mal danke!   =)

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Hallo Darkwing.

 

Der „ausgesprochen gotische Stil“ bezieht sich hier nicht speziell auf die Schrift, sondern allgemein auf den Stil der gotischen Epoche. 

Dieser Stil findet sich zu dieser Zeit in Gestaltetem von der Architektur, den Bildenden Künsten bis zur Schrift. Schmal und hoch sind Kennzeichen der Gotik. In der von dir abgebildeten Seite ist dies schön zu sehen. Der Duktus der Schrift entspricht der Form des Baustils und selbst die Figurengruppe ist diesem „ausgesprochen gotischen Stil“ untergeordnet.

 

Gruß

Erwin

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Ok, vielen Dank!

 

Im Prinzip ist es also sogar doch eher eine allgemeine Regel, die das Seitenverhätnis von Buchstabe und Kolumne betrifft. Da er nun im Umfeld des Kapitels auch oft von sogenannter „Stilreinheit“ spricht, also sozusagen davon, keinen blöden Stilbruch zu verursachen, erwähnt er wohl hier einfach beispielhaft und speziell den „ausgesprochen gotischen Stil“, auf den man dann besonders Rücksicht nehmen sollte – denn da es im Kapitel um Ehrenurkunden etc. geht und diese oftmals ja gern auch etwas „altertümelnd“ gestaltet werden, was die Schriftwahl betrifft, hat er es wohl für nötig befunden, das einfach nochmal gesondert zu erwähnen.

 

Na ok; ich denke, wir haben’s. ;)

Danke!

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Darkwing: "Im Prinzip ist es also sogar doch eher eine allgemeine Regel, die das Seitenverhätnis von Buchstabe und Kolumne betrifft."

 

 

Als allgemeine Regel würde ich es aber nicht sehen. M. E. geht es hier eher nur um das Stilmerkmal der Gotik oder um Schriften im gotischen Stil. Darum spricht er auch von Stilreinheit.

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