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Typografische Fundstücke

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Geschrieben
Ich finde aber die Unterlänge viel zu kurz, daher könnte es ein Versal-ß hätte werden sollen.

Auf größeren Abbildungen des Umschlags kommt es mir so vor, als ob der vertikale Strich beim ß gegenüber dem R und dem U dicker wäre, deshalb bleibe ich bei der Vermutung, dieser Buchstabe wurde einfach größer gesetzt (und dann vertikal zentriert).

Geschrieben

Das scheint mir auch so, ich finde trotzdem die Unterlänge etwas arg kurz geraten.

Weiß denn jemand aus welcher Schrift der Titel gesetzt ist?

9783462043297_10.jpg

Geschrieben (bearbeitet)
… unpassendes Minuskel-Eszett …

Ist die Unterlänge dazugebastelt oder gibt es das in dieser Form?

bearbeitet von bertel
Geschrieben

Hallo,

ich habe gerade in einer Zeitschrift meiner Freundin das Verborgene erweckt … äh … entdeckt:

Avril_Lavigne.jpg

Ein Majuskel-K und ein fremdes V – wieso macht man so etwas? :shock:

Interessanterweise spuckt mir Google nach kurzer Befragung noch eine andere Version dieser Werbeanzeige aus, in der zwar nicht die obligatorische ck-Ligatur, aber zumindest die korrekten Frakturbuchstaben auftauchen. Das bedeutet, den Zeitschriftenmachern waren wohl einfach das Fraktur-k und das V zu »unleserlich«. :-o

Verrückte Welt. :neenee:

Grüße,

Marcel

Geschrieben

Hallo Marcel :-)

Normalerweise legen die Anzeigenabteilungen von Zeitschriften nicht selber Hand an eine solche Anzeige (Es sei denn, es handelt sich um ein sogenanntes Advertorial, Dein Beispiel ist aber keins.), sondern sie bekommen fix und fertige Druckunterlagen angeliefert, meist Druck-PDFs. Der Grund für die eigenwilligen Schriftenabweichungen müssten bei der Agentur liegen, die diese Anzeigen erstellt hat.

Geschrieben

Das bedeutet, den Zeitschriftenmachern waren wohl einfach das Fraktur-k und das V zu »unleserlich«. :-o

Für die Zielgruppe sind die Buchstaben ›V‹ und ›k‹ der Original-Fraktur vermutlich nicht als solche erkennbar. Nichts anderes wird der Grund für diese Verschlimmbesserung sein.

Geschrieben (bearbeitet)
Für die Zielgruppe sind die Buchstaben ›V‹ und ›k‹ der Original-Fraktur vermutlich nicht als solche erkennbar. Nichts anderes wird der Grund für diese Verschlimmbesserung sein.

Wenn V und k nicht lesbar waren, könnte man drüber diskutieren, ob das jetzt eine "Verschlimmbesserung" oder doch eine Verbesserung ist (im Kontext, dass das alles Verkaufsförderung, nicht Kulturpflege ist).

Wär das "K" nicht zu groß/breit, wäre es mir ehrlich gesagt nicht negativ aufgefallen.

Das "s" in "Rose" ist übrigens auch noch "falsch".

bearbeitet von Sebastian Nagel
Geschrieben

Hallo an alle und danke für die freundliche Begrüßung! :huhu:

Normalerweise legen die Anzeigenabteilungen von Zeitschriften nicht selber Hand an eine solche Anzeige […] Der Grund für die eigenwilligen Schriftenabweichungen müssten bei der Agentur liegen, die diese Anzeigen erstellt hat.

Das dachte ich auch, aber ich fand im Netz sowohl die oben verlinkte »richtigere« Version als auch eine komplett baugleiche, englisch beschriftete Version, so dass sich mir der Verdacht aufdrängte, dass die Agentur ursprünglich ganz annehmbare Beschriftungen angefertigt hatte, die dann aber in irgendeiner späteren Stufe »verbessert« wurden (weil man beim Leser keine Frakturlesekompetenzen voraussetzen konnte/wollte?).

Ansonsten hat Sebastian natürlich recht: Für die Zielgruppe bilden die Veränderungen sogar mit Sicherheit eine »Lesehilfe«. Andererseits frage ich mich dann, wieso man sich überhaupt für eine solche Schrift entscheidet, wenn man sie dann im Einsatz so verbiegen muss. :-?

Beste Grüße!

Marcel

P. S.: Selbst als »lang-s-Verfechter« finde ich das rosafarbene »White Rose« hier irgendwie stimmiger als »White Roſe«. :-)

Geschrieben
Wenn V und k nicht lesbar waren, könnte man drüber diskutieren, ob das jetzt eine "Verschlimmbesserung" oder doch eine Verbesserung ist (im Kontext, dass das alles Verkaufsförderung, nicht Kulturpflege ist).

Darüber brauchen wir, glaube ich, gar nicht diskutieren. Es stellt mit großer Sicherheit ein Zugeständnis an die Lesegewohnheiten der Zielgruppe dar.

Geschrieben

In der Luthersche Fraktur™ von Linotype sind die typischen Fraktur-k und -x nicht mehr enthalten. Noch nicht mal als Alternativ-Buchstaben.

Hier ein Scan der Lutherschen Fraktur der D. Stempel AG, Frankfurt am Main (aus Albert Kapr »Fraktur«):

Luthersche_Fraktur_1.png

Und hier die gleiche Zusammenstellung gesetzt aus der Lutherschen Fraktur LT Pro:

Luthersche_Fraktur_2.png

In der Lutherschen Fraktur von Elsner + Flake, Scangraphic und Typoart sind k und x übrigens in der ursprünglichen Form enthalten. […] Ich kann ja verstehen, dass Linotype mit Blick auf den außerdeutschen Markt eine moderne k- und x-Form anbietet. Was ich jedoch überhaupt nicht verstehe, dass die historisch korrekte Form nicht wenigstens als Alternative im Font enthalten ist.

(Das Aussterben des frakturtypischen k hatte ich in der Fraktur-Gruppe bereits beklagt. Da ich nicht weiß, ob man den Beitrag lesen kann, ohne Fraktur-Gruppenmitglied zu sein, habe ich hier meinen Text und die Bilder nochmals wiedergegeben.)

Geschrieben
In der Luthersche Fraktur™ von Linotype sind die typischen Fraktur-k und -x nicht mehr enthalten.

Ja, das ist – wie man immer wieder feststellen muss – in Linotypes vielgenutzter Wilhelm Klingspor Gotisch genauso. (Das kleine, schräge x macht den kompletten visuellen Eindruck der Schrift kaputt, finde ich. :-()

Aber dann hätte man doch (als Zugeständnis an die Zielgruppe) auch gleich eine solche Digitalisierung nutzen können, statt »selbst Hand anzulegen«, oder? (Andererseits wären die »Lesbarkeitsprobleme« mit V und W dann auch noch nicht gelöst gewesen, wie man an deinen Schriftmustern gut sehen kann.)

Wie ich es auch drehe und wende, schön ist die Werbung so nicht. :-?

Grüße!

Marcel

P.S.: Kann man der Fraktur-Gruppe hier als Interessierter einfach beitreten oder gelten da spezielle Regeln?

Geschrieben (bearbeitet)

Einfach beitreten. :-) Die Gruppe »Gebrochene Schriften« ist eine von Ralf geleitete öffentliche Gruppe und jeder, der sich beteiligen möchte, ist ganz bestimmt herzlich willkommen.

bearbeitet von Kathrinvdm
Geschrieben
In der Luthersche Fraktur™ von Linotype sind die typischen Fraktur-k und -x nicht mehr enthalten. Noch nicht mal als Alternativ-Buchstaben.

Da ist ja fast erstaunlich, daß man das y verschont hat. Das ist für die Zielgruppe »Ich-kaufe-einem-kanadischen-Singesternchen-ein-schweineteures-Lifestyle-Parfüm-ab« bestimmt genauso problematisch.

Geschrieben
Aber dann hätte man doch (als Zugeständnis an die Zielgruppe) auch gleich eine solche Digitalisierung nutzen können, statt »selbst Hand anzulegen«, oder?

...

Wie ich es auch drehe und wende, schön ist die Werbung so nicht. :-?

In Werbeagenturen sitzt aber so gut wie nie jemand, der entweder das Wissen (dann geht es schnell) oder die Zeit (dann könnte man nachforschen) zur Verfügung hat, um das schön zu machen.

Und selbst wenn der Grafiker da noch mit Herzblut eine zum verwechseln ähnliche Schrift mit modernen Formen suchen wollte ... Die Realität ist, dass da jemand mit Entscheidungsbefugnis nach dem 9. Korrekturlauf um halb 5 noch mal anruft und sagt "das kann niemand lesen, machen Sie das mal mit richtigen Buchstaben", und die Anzeige sollte seit Mittag schon raus sein.

Das kriegt der Grafiker also weder beim Vorgesetzten noch beim Kunden durch – ersterer hat keinen Bock auf den kleinkarierten Grafikermist (denn das Projekt ist schon doppelt über Budget) und letzterer hat noch das Gefühl die Sache grade nochmal gerettet zu haben (wofür hat er eigentlich diese lästige Agentur gebraucht?).

Wenn sich da der Grafiker querlegt, hebt das nirgends die Stimmung – es muss schnell und ohne Komplikationen gehen, und die Fraktur, die ohnehin nur eingesetzt wurde weil sie Style hat, ist die, die am wenigsten laut schreit ...

Geschrieben
In Werbeagenturen sitzt aber so gut wie nie jemand, der entweder das Wissen (dann geht es schnell) oder die Zeit (dann könnte man nachforschen) zur Verfügung hat, um das schön zu machen. ...

Ich kann mir sogar vorstellen, dass Wissen und Zeit vorhanden sind (ich geh jetzt mal von meinem Arbeitsplatz aus). Noch viel schlimmer ist, dass so etwas bewusst gemacht wird, weil "das ja keiner lesen kann", "die Zielgruppe ist jung", usw. Das ist der eigentliche Frevel.

Geschrieben
Noch viel schlimmer ist, dass so etwas bewusst gemacht wird, weil "das ja keiner lesen kann", "die Zielgruppe ist jung", usw. Das ist der eigentliche Frevel.

Da wird immer vom mündigen Konsumenten gesprochen, aber wir muten ihm nicht so viel Kombinationsgabe zu ein paar richtige Frakturbuchstaben zu lesen. Wo soll das nur enden.

Geschrieben

Das ist auch wirklich ein Unding. Wenn man bedenkt, dass gerade ganz junge Leute einen ungezwungenen und eigenen Zugang zu Frakturschriften haben, sich sogar Tattoos in Fraktur stechen lassen und Geheimschriftenthriller lieben – für die ist es doch kein Problem, sich die unbekannten Buchstaben im Zweifelsfall mal eben zu googeln. Ich glaube, da unterschätzt die Agentur die Zielgruppe der Sängerin gewaltig. Wie schade.

Geschrieben

Da steckt die selbe respektlose Denkart dahinter, die dazu führt, daß hiesige Gestalter fremde Alphabete wild verwursten um einen irgendwie exotischen Eindruck zu erwecken. Da wird eben mal ein kyrillisches Д (D) zum A umfunktioniert oder ein hebräisches ש (S) zum W. Für die Kanadier ist eine deutsche Schrift dann eben auch nur ein Steinbruch, aus dem man sich nach Belieben herausbricht, was gefällt — das ist die Disneysierung der Typographie.

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