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Wie Schusterjungen und Hurenkinder verhindern?

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Hallo,

 

mich interessiert mal, wie Andere an das Thema Schusterjungen und Hurenkinder rangehen.

 

Sowohl Friedrich Forssman und Ralf de Jong als auch Jan Tschichold haben, um nur zwei Beispiele zu nennen, davor gewarnt, deren Vermeidung durch ein schrecklich löchriges Satzbild zu erkaufen.

 

Trotzdem versuche ich sie zu vermeiden, schon weil viele Kunden zumindest diese beiden Schlagworte kennen. So wenig sie auf andere Dinge achten, so sehr passen sie auf, dass es keine Schusterjungen und Hurenkinder gibt.

 

Auch wenn es die meisten dieser Kunden nicht stört, wenn der Satz sehr löchrig wird und eventuell Silbentrennung auf Silbentrennung folgt und zum Teil auch noch sehr leseunfreundlich getrennt wird, halte ich das für keine Lösungen.

 

Größere Wortabstände sind also nur die Lösung, wenn die letzte Zeile eines Absatzes fast voll ist, wobei sehr lange Absätze mehr Spielraum bieten als zweieinhalbzeilige Absätze.

 

Häufige Folge sind zudem mehr Silbentrennungen, was ich als wenig lesefreundlich empfinde. Zudem sollte meiner Meinung nach so getrennt werden, dass sich die Fortsetzung des Wortes bereits ahnen lässt.

 

Größere Buchstabenabstände? Vielleicht bin ich da überempfindlich, aber mich stören sie sehr.

Möglich ist eine Verbreiterung von Buchstaben, was aber nur mit Indesign geht und nicht mit LuaLaTeX, womit ich bevorzugt arbeite. Auch hiermit lassen sich Absätze nur minimal verlängern.

 

Verzicht auf Registerhaltigkeit? Mit LuaLaTeX würde das Problem damit weitgehend automatisch gelöst, zumal sämtliche TeX-Varianten von Hause aus ohnehin keine Registerhaltigkeit beherrschen. Selbst wenn auf nicht durchscheinendem Papier gedruckt wird, bleibt als unschönes Ergebnis, dass die Zeilen auf nebeneinanderstehenden Seiten unter Umständen nicht auf gleicher Höhe stehen. Ich halte den Verzicht auf Registerhaltigkeit deshalb für falsch.

 

Da ich Typographie nicht als Selbstzweck begreife, sondern als Hilfe für den Leser, greife ich inzwischen, wenn alles andere nicht ausreicht, zu unterschiedlich langen Seiten. Natürlich müssen nebeneinanderliegende Seiten immer gleich lang sein. Und die Seitenzahlen sollten auch nicht direkt am Text kleben. So ganz wohl ist mir bei dieser Lösung allerdings nicht.

 

Dass Eingriffe in den Text keine Alternative sind, brauche ich vermutlich nicht zu betonen.

 

Beste Grüße und vielen Dank für die Geduld, den langen Beitrag bis zu Ende gelesen zu haben

 

Heinz

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Bei all den Randbedingungen, und dem Wunsch, wirklich keine Kröte zu schlucken, fällt mir nur noch ein Basteln am kompletten Satzspiegel ein, generell eine Zeile mehr oder weniger, Zeilenlängen generell ein paar Pünktchen länger oder kürzer, und hoffen, eine Version ohne "Max und Berta" hin zu bekommen

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Die Satzspiegelbreite geringfügig über mehrere Seiten hin zu verändern, wird niemand mit bloßem Auge wahrnehmen. Das konnte man in Blei noch nicht. Die Höhe des Satzspiegels zu ändern, ist ein bewährtes Mittel. Gute Stellschrauben sind auch die Wortzwischenräume, die man insgesamt geringfügig verbreitern und verengern kann. Schusterjungen hält Tschichold, soweit ich mich erinnere, durchaus für zulässig. Ich schere mich wenig um diese, wenn der Einzug ein Gevierteinzug ist. In Bildbänden kann das anders aussehen. Hurenkinder sind auch nur Ausgangszeilen, die kürzer als halbe bis zweidrittel Satzbreite sind.

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Hallo Hawpe.


 


Auch ich würde Deine Vorgaben unterstreichen. Eine minimale, nicht sichtbare Änderung der Laufweite + – max. 3 (Angabe für INDESIGN) würde ich, wenn es zur Lösung beiträgt, tolerieren.


 


 


Es hängt nicht unwesentlich von der Gestaltung und dem Inhalt des Buches ab, wie mit Schusterjungen und Hurenkindern umgegangen wird oder wie diese vermieden werden können.


 


1. Ein Sachbuch könnte so gestaltet sein, dass die Satzspiegelhöhe variiert. Dadurch lösen sich die Probleme von selbst.


 


2. Bei einem literarischen Buch ohne Bilder, Fußnoten etc. wird es schon komplizierter.


Dieses ist meist in einige Kapitel, die nur durchgängigen Text aufweisen, gegliedert.


Hier könnte eine Hilfe sein, die Paginierung in die Kopfzeile (Kolumnentitel)  zu verlegen, oder mit mindestens zwei Leerzeilen Abstand von der letzten Zeile des Satzspiegels zu setzen.


So wird es dem Leser kaum auffallen, wenn fallweise eine Seite um eine Zeile niedriger oder bei kurzen Ausgangszeilen um eine Zeile höher wird, als der übliche Satzspiegel (dazu zählt die Paginierung nicht – sie ist immer an der gleichen Stelle).


 


3. Eine Lösung, beschränkt meist auf Sachbücher, auf die ich zurückgreife, wenn mir Autor und/oder Schriftleitung gut bekannt sind und deren Bereitschaft vorausgesetzt: 


Die Texte werden vom Autor oder Lektor eingekürzt oder verlängert.


 


Möchte darauf hinweisen, dass ich diese Möglichkeit nicht aus Bequemlichkeitsgründen, indem ich dem Autor die Arbeit zuschanze, anführe. Ganz im Gegenteil, es ist weniger Arbeit am Satzspiegel oder der Laufweite etc. zu tricksen, als mit dem Verlag oder Autor Rücksprache zu halten. Es geht hier um die Qualität des Buches. Es gibt zum Glück Schriftleiter und Autoren, die ein sehr gutes typografisches Auge besitzen und kleinste Abweichungen am Satzspiegel oder Grauwert des Textes feststellen.


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Je nach Projekt und Fall kann man was bewirken mittels ...

... minimaler Verbreiterung / Verringerung des Satzspiegels auf der betroffenen oder auch mehrerer Vorgänger-Seiten

... Verlängerung / Verkürzung des Satzspiegels um eine Zeile (dann besser für beide Seiten eines Doppels)

... Kürzung eines Weißraumens z.B. unter einer Kapitelüberschrift um eine Zeile

... Verringerung der Wortzwischenräume eines Vorgänger-Absatzes, der eine kurze Ausgangszeile aufweist zur Vermeidung dieser

... Vermeidung einer kurzen Ausgangszeile im Vorfeld durch eine andere Trennung

... Minimales Quetschen der Zeichen um 0,5-2% oder Laufweitenänderung (sehr stark abhängig von der Schrift!)

 

Nicht aufgeben würde ich die Registerhaltigkeit – der Grauwertwechsel ist in dem meisten Fällen sofort bemerkbar ("da stimmt irgendwas nicht").

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wenn’s mit dem üblichen leichten schummeln (siehe oben) nicht geht, rede ich immer mit dem auftraggeber um dann in den text einzugreifen. entweder leerzeilen entfernen oder hinzufügen (geht dann, wenn einzelne absätze durch selbige getrennt werden) oder umtexten (was natürlich bei literatur gar nicht, bei magazinen aber durchaus möglich ist). damit spart man sich die üblen tricks.

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Hallo,

 

also ist eine Veränderung der Satzspiegelhöhe doch keine Kateridee. Das finde ich schon einmal sehr beruhigend.

Auf die Idee, auf einzelnen Seiten mit der Satzspiegelbreite zu experimentieren, bin ich noch nicht gekommen. Das werde ich bei nächstbester Gelgenheit mal ausprobieren. Zusammen mit einem veränderten Wortabstand könnte das vielleicht sogar die Veränderung der Satzspiegelhöhe überflüssig machen.

 

In Sachbüchern mit Fußnoten lässt sich einerseits oft auch etwas über den Abstand zwischen Text und Fußnote machen, andererseits sollten Fußnoten nicht umlaufen und schon gar nicht von einer rechten auf eine linke Seite, was manchmal neue Probleme aufwirft.

 

Ja, manchmal kann man mit den Autoren reden, besonders, wenn man gleich konkrete Vorschläge macht. Leider geht das nicht immer. Und es kostet auch Zeit, die nicht immer vorhanden ist.

 

Vielen Dank jedenfalls für alle Antworten

 

Heinz

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