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Unbekannte Fraktur

Zur besten Antwort springen Gelöst von HansReichardt,

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Geschrieben

Kann mir jemand mit der Identifizierung dieser Schrift helfen? Ich habe sie in 12p Bleisatz vor etwa 10 Jahren in meine Werkstatt übernommen aus einer Setzerei-Auflösung, gußfrisch, aber ohne Namensschild. Sie ist mit Zierversalien ausgestattet. Weiß jemand, wie sie heißt?

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Geschrieben

Wieder einmal allerbesten Dank! Ich hatte die Post-Fraktur im Kapr schon vor Augen, aber sie hat in der betrachteten Ansicht deutliche Unterschiede. Im Kandler hätte ich nachschauen sollen. Die Schrift im Kapr ist wohl die digitale Version, die auch Judith Schalansky ohne Zierversalien zeigt und die vom Bleisatz doch deutlich abweicht. Deshalb dachte ich, es wäre eine andere, die ich nicht kenne. Die Digitalisierung halte ich für schlechter als die Bleisatzvariante, den verkürzten Auslauf des g, das offenere H, das breitere r – und die Zierversalien sind neu gezeichnet. Darf ich fragen, was Sie von der digitalen Interpretation halten? Und hätte man sie nicht anders nennen sollen?

Geschrieben

Wenn die Digitalisierung so deutlich abweicht, könnte man mir eine große Freude machen, und mir eine möglichst hoch auflösende Abbildung aller Figuren zukommen lassen. Ich würde sie nämlich gern so originalgetreu wie möglich digitalisieren. Gerne auch eine Ablichtung der Lettern, da ich dann auch den Kegel sehe, und dies komplett in die Font-Metrik übernehmen könnte.

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Geschrieben

Ich hab die Schrift nur in Cicero, also 12p. Für eine Digitalisierung müßte man auch die großen Grade berücksichtigen und eine Mischung aus allem herstellen, nicht wahr? Mir fehlt die Zeit für solche Arbeiten, also alles setzen und Reproabzüge machen, das dauert ja mindestens zwei Stunden. Es müßte in Bibliotheken Kataloge der Schrift geben.

Ach, Herr Reichardt, noch eine Nachfrage: Kapr gibt 1937 und die Gießerei Stempel an, Sie nennen Berthold. Würden Sie da noch mal nachschauen?

Geschrieben

fraktur.de sagt: Die Entstehung der Post-Fraktur, wie die Schrift später im Handel hieß, zog sich über mehrere Jahre hin und war von einigen Rückschlägen überschattet. Erst als die Schrift 1937 von der Gießerei Berthold übernommen wurde, kam es zu einem zügigen Ausbau der weiteren Grade (6-48p).

 

und weiter: 

Entworfen von Herbert Post (1903-01-13 Mannheim bis 1978-07-09 Baiersoien) in den Jahren 1933 bis 1935

gestochen von Paul Koch

hergestellt von der Schriftgießerei Bauer in Frankfurt

übernommen von Berthold in Berlin und dort ausgebaut und vervollständigt.

Ab 1940 entstanden die Zierversalien Mager und Halbfett.

Über die bewegte Entstehungsgeschichte gibt der Katalog zur Ausstellung über das Schaffen von Herbert Post Auskunft: ISBN 3-930195-22-4 (Halle 1997), darin der Aufsatz von Katja Schneider: „Die Schriften von Herbert Post“ (Seiten 61 bis 90, mit zahlreichen Abbildungen).

Markwart Lindenthal hatte den mageren Schnitt von Gerhard Helzel erworben und benutzt ihn für die täglichen Briefe. In Ermangelung der Auszeichnungsschriften hat er mit seiner Söhne Unterstützung diese Ergänzungen selbst vektorisiert und damit die Schriftenfamilie vervollständigt.

Geschrieben

Herzlichen Dank!

 

(Post-Fraktur für die täglichen Briefe – das ist drollig. Wenn sie gut gemacht sind, bekommt der Postempfänger eine Urkunde, und wenn sie mit den langen WORD-Voreinstellungszeilen geschrieben sind, einen Haschmich.)

Geschrieben

Ich hab die Schrift nur in Cicero, also 12p. Für eine Digitalisierung müßte man auch die großen Grade berücksichtigen und eine Mischung aus allem herstellen, nicht wahr? Mir fehlt die Zeit für solche Arbeiten, also alles setzen und Reproabzüge machen, das dauert ja mindestens zwei Stunden. Es müßte in Bibliotheken Kataloge der Schrift geben.

Wenn ich dann ein gutes Foto von allen Figuren in hoher Auflösung hätte (vielleicht mal ausprobieren, die Lettern auf den Scanner zu stellen), hhätte das allerdings auch den Vorteil, dass man dann die Schrift in der Test-Entwurfsgröße digitalisieren würde. Viele Digitalisierungen kranken ja gerade daran, das es praktisch nur die Display-Größe gibt, weil hier nach einer großen Schriftgröße digitalisiert wird, und das, weil die Abdrucke, die zur Vorlage dienen, einfach bei großen Schriftschnitten sauberer sind. Direkt von den Lettern bekäme man damit vielleich auch eine gute Textschrift, die sich dann mit der anderen Digitalisierung gut kombinieren ließe.

Geschrieben

Es tut mir wirklich leid, mir fehlt die Zeit dafür. Ich könnte so etwas nur als Auftrag gegen Rechnung übernehmen, aber nicht kostenlos, das dauert einfach zu lange. Und ich habe auch keinen Scanner. Ist es nicht ohnehin sinnvoller, nach den Originalzeichnungen und Probegüssen zu forschen? Denn auch für den Bleisatz mußten Schriftschöpfer Kompromisse eingehen. Oder soll ich den Stezkasten fotografieren? Die Schrift ist stehend untergebracht, zufällig. Aber auch das kostet ein halbes Stündchen. Stativ, Langzeitbelichtung, Ausleuchtung. Das halbe Stündchen habe ich dieses Jahr nicht mehr. Im April vielleicht. Oder du kommst vorbei oder schickst jemanden, der ein Foto machen kann.

Geschrieben

Nach den Originalzeichnungen zu digitalisieren ist natürlich in einer Richtung ideal - das gint dann einen super exakten Font, der allerdings dann zumeist auch für eine große Textgröße ideal ist. Auf der anderen Seite bringt die Digitalisierung der "arbeitsgröße" mit den Kompromissen, die allein schon durch den Stempelschnitt entstanden sind, auch interessant, wird das Ergebniss dann mehr an die alten Drucke heran kommen. Ich sehe es oft, das nach Original-Zeichnungen erzeugte Fonts dann in Textgröße nicht funktionieren. Andere, die dann nach Drucken einfach per Autotracing gebaut sind aber genau so wenig, da hier ein im richtigen Druck zufälliger Fehler dann jesesmal erscheint.

 

Wenn das mit April ernst gemeint ist, freu ich mich schon mal drauf...

Geschrieben

Vielleicht auch März, ich würde im Frühjahr um Erinnerungs-Nachricht bitten. Ich stehe jetzt im Weihnachtsgeschäft, und im Januar kommen dann immer die vor Weihnachten liegengebliebenen Sachen, dann sind ein paar Workshops geplant, also das Winterhalbjahr ist immer vollgepackt mit Arbeit, ab März wird's dann wieder ruhiger. Deshalb. Also kein Scherz. Falls ich zwischendurch dazu komme, melde ich mich. Ich mach mal einen Zettel an den Setzkasten.

Geschrieben

Die diversen Berthold Hauptproben gibt es ab 20 Euro bei vielen Antiquariaten. Hier sind auch die kompletten Zierversalien, Ligaturen und Ziffern abgedruckt. Vermutlich effektiver als Fotos machen.

 

20 Euro? Vielleicht für die Proben aus den Achtzigern aber nicht für eine Bleisatz-Hauptprobe.

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