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Detaillierter Font-Vergleich (LT, MT, Adobe etc.)

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo allesamt!

 

Ich bin neu hier bei Typografie.info. Aus irgendeinem Grund funktioniert bei mir Typophile nicht mehr (die Seiten bauen sich nicht auf), und auf der Suche nach einem Alternativforum bin ich (wahrscheinlich viel zu spät) hier angekommen. Ich bin eigentlich Biologie, aber nebenbei Hobbydesigner und Typografiefreund.

 

Ich plane eigentlich seit längerem, mir Sabon als Font zu kaufen. Eigentlich würde ich ja gerne Sabon Next haben, aber das ist preislich ja schon ein kleiner Happen. Außerdem gefällt mir das kleine a dort nicht so recht (sieht mir zu sehr nach einem Garamond-a aus). Deshalb wird es wahrscheinlich eine der alternativen Sabon-Fonts werden. Dazu meine Frage: Gibt es eine Möglichkeit, die einzelnen digitalen Schnitte mal im Detail zu vergleichen? Es gibt ja eine Version von Adobe, eine von Linotype, eine von Monotype - wonach entscheidet man da, was man will? Die Monotype wirkt sehr dünn. Adobes Version sieht sehr elegant aus, aber unterscheidet die sich (abgesehen vom Preis) eigentlich von der von Linotype?

 

Ich fürchte, ich könnte da etwas Beratung gebrauchen. Oder einen Schubs auf die richtige Webseite für sowas.

 

Vielen Dank schon mal ...

 

Nils

 

 

Geschrieben

Außerdem gefällt mir das kleine a dort nicht so recht (sieht mir zu sehr nach einem Garamond-a aus). 

 

 

 

Nicht nur das kleine a. Die Sabon ist ja als eine Variation der Garamond anzusehen. 

Geschrieben

Vielen Dank für die Antworten und die nette Begrüßung, Kathrin.

 

Vielleicht habe ich mich auch etwas zu missverständlich ausgedrückt. Mir war schon klar, dass Sabon in gewisser Weise eine Garamondschrift ist. Aber das "a" von Sabon Next sieht doch arg nach Garamond aus, während sich das Sabon-"a" ziemlich auffällig davon abhebt. Na ja, mir ist zumindest Sabon erstmals durch das "a" aufgefallen und deshalb finde ich es schade, dass das bei Sabon Next so verloren ging.

 

Wegen dieser kleinen Unterschiede frage ich mich nur, ob es solche Variationen auch zwischen den einzelnen Sabon-Schnitten gibt. Es wäre echt schön, wenn man z.B. einzelne Glyphen von Monotype direkt im Vergleich zu der Adobe-Version sehen könnte. Das wäre auch generell nett, nicht nur für Sabon. So eine Kaufentscheidung ist bei den ganzen Varianten irgendwie nicht einfach für nen Laien ...

Geschrieben

Es wäre echt schön, wenn man z.B. einzelne Glyphen von Monotype direkt im Vergleich zu der Adobe-Version sehen könnte. 

 

Für zahlende Monotype-Abo-Kunden kannst du die Originalfonts kurzfristig direkt in dein Anwendungsprogramm holen:

http://skyfonts.com

 

Ansonsten behilft man sich gern mit den Übersichten von MyFonts, die man auch sehr groß ziehen kann:

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon-next/pro-regular/?meta=/210981/a/Sabon+Next+Pro+Regular

Geschrieben

Ralf, ich wusste gar nicht, dass MyFonts die so groß macht. Ich war überrascht wie viel Details man zu sehen kriegt (obwohl ich es nicht geschafft habe, das a so groß zu ziehen wie deines).

 

Beim direkten Vergleich einiger weniger Glyphen (ist ja schon etwas mühsam), fällt auf jeden Fall deutlich auf, dass Monotype Sabon schmaler und zierlicher ist. Na ja, schade, ich hatte gehofft, man kann die online irgendwie übereinander legen lassen oder so.

 

R::bert, ich hatte Sabon an der Uni für die Abschlussarbeit benutzt und mich da ein wenig rein verschossen. Jetzt wollte ich sie für den privaten Zweck auch mal haben. Nur so aus Interesse, welches ist denn deiner Meinung nach eine modernere Alternative? Ich lasse mich ja gerne überzeugen. ;-)

 

Allen danke für das Feedback.

Geschrieben

Im Prinzip ist die Next schon deutlich besser, was die Kurven angeht und viele Details sind wesentlich charaktervoller Ausgearbeitet, was mich aber deutlich enttäuscht ist die Kursive. Da sind manche Zeichen einfach zu aufgeräumt: das breite o aus der LT-Std-Version wurde angepasst, das s war vorher wesentlich kalligrafischer, ich finde das neue zu glatt gehobelt und standardmäßig wird auf das doppelt geschwungene f zurückgegriffen, das unten gerade auslaufende gibt es zwar immer noch, muss aber über die Glyphentabelle eingefügt werden. Gerade die letztgenannten fand ich sehr sabontypisch ...

 

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon-etext/italic/?meta=/242451/sfo/Sabon+eText+Italic

 

Aber sich sehe gerade, dass in der eText-Version auf die alten Entwürfe zurückgegriffen wurde  :biglove:

Geschrieben

wenn es die sabon sein soll, dann würde ich – ganz subjektiv – die sabon next wählen. ich finde sie aus drei gründen der alten linotype sabon überlegen (die von monotype würde ich nicht mal in betracht ziehen, weil sie keine kursiven kapitälchen hat):

 

erstens fällt mir auf, dass die alte sabon bei der digitalisierung mager geraten ist. gerade wenn du dokumente zu hause ausdrucken willst, musst du davon ausgehen, dass die sabon next – wie das vergleichsdokument zeigt – mehr farbe aufs papier bringt. das halte ich für positiv.

 

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon/pro-roman/?meta=/218046/D%C3%BCnne+Suppe/Sabon+Pro+Roman

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon-next/pro-regular/?meta=/210981/Fleischwurst/Sabon+Next+Pro+Regular

 

dieses problem ließe sich vermutlich mit der sabon etext umgehen, aber die gibt es, soweit ich sehe, nur in einer standard-version (statt pro), bei der manche akzentbuchstaben fehlen.

 

zweitens finde ich – im gegensatz zu schnitzel – die kursive der sabon next einen großen schritt nach vorne. das ›feature‹ der alten sabon bestand darin, dass alle vier schnitte (normal, kursiv, fett, fett kursiv) die gleiche buchstabenbreite besaßen. wenn ich mich recht erinnere, lag das in irgendwelchen technischen beschränkungen begründet. in allen renaissance-antiquas, die ohne diesen technischen hintergrund entstanden ist, ist die kursive allerdings wahrnehmbar schmaler als die aufrechte. das hat nicht zuletzt historische gründe, aber meine unhistorischen augen sagen: es funktioniert in diesem genre auch einfach gut, besser jedenfalls als eine gleich breite kursive. exakt gleich breit sind die schnitte in der digitalen alten sabon ohnehin nicht mehr, aber ich finde die kursive immer noch zu breit und klumpig. daher bin ich froh, dass porchez diese heute für schriften wie die sabon nutzlose eigenschaft über bord geworfen und eine feine, schmale kursive gezeichnet hat.

 

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon/italic/?meta=/10384/Der+Plumpsack/Sabon+Italic

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon-next/pro-italic/?meta=/210982/Anmut+und+Eleganz/Sabon+Next+Pro+Italic

 

drittens sind zurichtung und kerning der sabon next besser als das der alten sabon (man betrachte nur mal oben ›D er P lump sac k‹). mir ist zudem einst negativ aufgefallen, dass auf die unterschneidung von anführungszeichen bei letzterer keine mühe verwendet wurde.

 

https://www.myfonts.com/fonts/linotype/sabon/pro-roman/?meta=/218046/%E2%80%9EVolker%3F%E2%80%9C+%E2%80%93+%C2%BBWolle%21%C2%AB/Sabon+Pro+Roman

 

man kann sich fragen, ob die anführungszeichen der sabon next überkernt sind, aber das wäre mir im zweifel lieber als ein loch im text.

 

lass mal hören, wie du dich entschieden hast.

 

ps: eine schöne neuinterpretation ähnlicher quellen finde ich die lyon von kai bernau.

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Geschrieben

Thomas, vielen Dank für deinen Vergleich. Ich habe absichtlich erst mal nicht auf die Namen der Schriften geachtet und mich nur am Schriftbild orientiert. Monotype fällt da für mich sofort raus, und Sabon Next fiel auf Anhieb am besten auf. Obwohl die Unterschiede zur Sabon LT ja erheblich sind.

 

Ich sehe es eigentlich so wie Schnitzel. "Zu glatt gehobelt" trifft genau, was mich an der Sabon Next gestört hat. Aber ich glaube, wenn ich schon privat in eine der Schriften investiere, dann nicht in eine ohne Kerning der Anführungsstriche. Ist mir nie aufgefallen! Ich hab es gleich noch mal am Uni-Rechner ausprobiert und die Anführungsstriche bleiben tatsächlich unberührt (übrigens ein Phänomen bei ziemlich vielen der OS-Schriften hier). Ich glaube Tierrys Argumente zum Kerning lassen mich zu Sabon Next umziehen. Schön ist sie ja doch ...

Geschrieben

 

R::bert, ich hatte Sabon an der Uni für die Abschlussarbeit benutzt und mich da ein wenig rein verschossen. Jetzt wollte ich sie für den privaten Zweck auch mal haben. Nur so aus Interesse, welches ist denn deiner Meinung nach eine modernere Alternative? Ich lasse mich ja gerne überzeugen. ;-)

 

Na wenn es sich um die erste Fontliebe handelt, will ich da ungern dazwischen funken. ;-)

 

Ich hatte an schon merklich neuartige Interpretationen humanistischer Antiquas gedacht. Im Forum stehen zum Beispiel FF Tisa und Skolar hoch im Kurs. Formal schlägt mein Herz sogar mehr für die Tisa, bzgl. Preisleistung ist aber auch die Skolar nicht zu verachten. Auch FF Dora und Dolly sind von der frischeren und nicht zu glatten Sorte.

 

Die elegante Meret und die eckige FF Tundra sind ebenso etwas Feines, wie ich finde.

Geschrieben

Ja. Auf der Linotype-Matritze sind aufrecht und kursiv untereinander und zwangsläufig gleich breit. 

 

danke! ich hätte auch einfach ins wiki schauen können. dort steht: »Die Linotype erlaubte keine Unterschneidung und verlangte, dass die kursiven Buchstaben die gleiche Dickte wie die jeweiligen aufrechten Zeichen besaßen. Und auch die deutsche Normalschriftlinie wollte berücksichtig werden und ließ somit wenig Raum für die Unterlängen.«

Geschrieben

Dieses Bild zeigt denke ich deutlich, was es mit den Duplex-Matrizen auf sich hatte. Es gab normalerweise zwei Kombinationen: Normal mit Kursiv oder Normal mit Fett. Demzufolge hat man dann alle drei auf die gleichen Dickten (um-)gezeichnet. Bei Intertype war es genauso. In seltenen Fälle gab es auch Grotesk und Antiqua auf eine Matrize, wie zum Beispiel Rundfunk-Antiqua und -Grotesk.

http://www.flickr.com/photos/pietschreuders/8389641634/

Außerdem wird klar, warum es bei den Duplex-Matrizen keine überhängende Buchstabenteile geben konnte. Das verbietet das hoch- und runterschieben der Matrize. Deswegen wurden in der Sabon italic das f und das j linksunten gekürzt, und fehlt auch die linke Serie vom p. Also nicht weil Tschichold das so toll fand, es war einfach eine technische Begrenzung. Quasi als Trostpflaster gab es bei Stempel eine Handsatzversion der Sabon, der diese Eigenheiten nicht aufwies. Die größeren Graden mussten ja nicht kompatibel mit der Linotype sein, weil es diese auf der Linotype nicht gab. Es war also höchster Zeit, dass Linotype die Sabon Next hat machen lassen.

  • Gefällt 2

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