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Der Hindenburg-Schriftzug

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Mich würde jetzt interessieren, wie man das damals skaliert hat. Da muß es ja eine technische Routine gegeben haben, wie man einen Schriftzug von der Papiervorlage in diese Dimension gebracht hat. Ein gigantischer Storchenschnabel? Ein Rastergitter? Oder war das jenseits aller Routine eine Sache des reinen Augenmaßes? Immerhin scheint der Meister ja den Prozeß zu überwachen.

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Deutsche Schrift in der deutschen Luft- und Seefahrt

Von Georg Wagner, Berlin

 

Als ich mich in den ersten Tagen dieses Jahres vor die Aufgabe gestellt sah, einen Vorschlag für die erstmalige Deutsch-Beschriftung eines Zeppelin-Luftschiffes, und zwar mit dem Namen unseres unvergeßlichen Feldmarschalls und Reichspräsidenten »Hindenburg«, zu entwerfen – um welche Lösung sich der Bund für deutsche Schrift schon jahrelang bemüht hatte –, da war es nur eine leise Hoffnung, die mich an die endgültige Ausführung glauben ließ. 

 

Mancherlei Bedenken um die Zweckmäßigkeit eines Wortes in deutscher Schrift für den Weltverkehr und im besonderen für die Reisen des neuen Zeppelin-Luftschiffs L. Z. 129 nach Latein-Amerika waren trotz heutiger, gegen frühere Zeiten grundlegend gewandelten Anschauung über den Kulturwert deutscher Schriftgestaltung noch lebendig, und es galt als selbstverständliches Erfordernis, daß dieses Wortzeichen »Hindenburg« ohne jede Schwierigkeit und überall zu lesen sein mußte.

 

Dieselben Bedenken gegen die Deutsch-Beschriftung hatte auch die Leitung unserer Kriegsflotte, und es waren viele Schwierigkeiten zu überwinden, bis unsere Matrosen schon durch ihre Mützenbänder in deutscher Schrift ihre Heimat deutlich erkennen ließen. Heute tragen unsere sämtlichen Kriegsschiffe und die Schiffe des Seedienstes Ostpreußen stolz und selbstverständlich am Heck ihre Namen, die uns allen Symbole für Vaterlandsliebe und Pflichterfüllung bedeuten sollen, in deutscher Schrift. Unsere Handelsflotte läßt zur Zeit, wenn auch sicher nicht mehr lange, mit dem gleichen Entschluß noch etwas auf sich warten. 

 

Aus der mir übergebenen Werkzeichnung entnahm ich, daß mir für den Luftschiffnamen eine Fläche von 15 m Länge und einer mittleren Höhe von 2,75 m zur Verfügung stand. 

 

Nach reiflicher Überlegung, und nachdem ich den Namenszug in vielen historischen Formen geschrieben und auch aufgezeichnet hatte, kam ich zu den Ergebnis, daß für diesen Zweck nur eine dem heutigen Stilempfinden werkgerecht geschriebene Schriftformung in Frage kommen konnte, und nach der Erfahrung, daß, im Gegensatz zu dem gewohnten enggestellten Wortbild, für die Fernbesichtigung nur die durch größere Abstände gesperrte Buchstabenstellung anzuwenden ist. Diese fachmännischen Erwägungen wurden von sämtlichen für die Genehmigung zuständigen Amtsstellen gebilligt und ich erhielt kurz vor dem ersten Auslaufen des Luftschiffes, den Auftrag, die genehmigte Beschriftung des Zeppelin-Riesen selbst in Friedrichshafen vorzunehmen. Auf dem Boden der Werkhalle, unter dem Luftschiffkörper, dessen gewaltige Ausmaße zuerst erdrückend auf mich wirkten, wurde nun das Wort »Hindenburg« in der erforderlichen Größe auf eine über den Boden gebreitete silberfarbene Cellon-Aluminium-Stoffbahn aufgemalt und dann zur Prüfung der optischen Wirkung ungefähr 18 m hoch an der Innenseite der fahrbaren, annähernd 50 m hohen Hallentür aufgehängt. Da das Ergebnis mich nicht ganz zufriedenstellte, wurde eine neue Stoffbahn mit dem Namenszug unter Berücksichtigung der als notwendig erkannten Änderungen bemalt und schließlich das Resultat dieser eingehenden Vorarbeiten in den Zeichnungen für die einzelnen Buchstaben festgelegt. 

 

Von der Hallendecke herabhängende Schwebegerüste gaben den Malern den erforderlichen Halt, um das Aufpausen der einzelnen Buchstaben und das Ausmalen derselben am Schiffskörper vorzunehmen. Hierzu wurde zinnoberrote Farbe bestimmt, die erfahrungsgemäß das beste Fern-Erkennen ermöglicht. 

 

Seine ersten Fahrten hat der Zeppelin »Hindenburg« unter der Begeisterung unserer deutschen Volksgenossen, im überflogenen Auslande aufrichtig bewundert, inzwischen glücklich und erfolgreich beendet. Niemand hat Anstoß an dem deutschriftigen Namenszug genommen, auch niemand in den besuchten Fremdländern, aber alle unsere Volksgenossen in Deutschland und gewiß noch viel eindringlicher unserer deutschen Brüder im Auslande werden in aufrichtiger Freude empfinden, daß neben deutscher Sprache auch deutsche Schrift Weltgeltung verdient und dank unserem Führer auch für immer behalten wird. Wir wollen hoffen, daß dieses Beispiel richtunggebend alle Möglichkeiten der Werbung für deutsches Kulturgut beeinflussen wird.

 

1936

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Eine Frage zu den Bildern und der wahrscheinlichen Arbeitsweise:

 

Der Testbanner in Originalgröße mit HINDENBURG war vermutlich in der zinnoberroten Farbe um die Wirkung in der Gesamtheit einzuschätzen. Sind die kleineren Muster in Zinnoberrot oder Schwarz angelegt? Wir würdet ihr vorgehen?

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  • 3 Wochen später...

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