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Zeileneinzug ohne Zeilenumbruch?

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Der Drucker setzte die Wörter ziemlich kompreß, und unschöne Lücken durch den Blocksatz gibt es so gut wie keine, und wenn, dann unscheinbare, der Drucker hat gute Arbeit geleistet. Es gibt im Text immer wieder absichtlich gesetzte “Abstände”, und ich wüßte gerne wie man die typographisch nennt.

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Spatium klingt fachlich und spezifisch …

 

Nein, »Spatium« kann hier nicht passen. Ein Spatium ist ein sehr kleiner Abstand (1p). Eher noch würde »Geviert« passen, aber der oben gezeigte Abstand ist sogar noch größer als ein Geviert; da hat, eine 10-p-Schrift unterstellt, jemand zusätzlich zum regulären Wortabstand einen Cicero-Quadraten zwischengeschlagen. Außerdem sind Spatium und Geviert ja Begriffe, welche die satztechnische Seite der Sache beschreiben, während die Fragestellung, wenn ich sie richtig verstehe, ja eher auf die ästhetische / microtypographische / verlagstechnische Seite zielt.

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Der große Wortzwischenraum nach dem Schlusspunkt eines Satzes war nach den älteren Satzregeln Bestandteil des „Ausschließens“, das genau geregelt war.


 


Nach diesen Ausschließregeln wurde bereits beim Setzen (vor dem Ausschließen der Zeile) nach dem Schlusspunkt eines Satzes der Wortzwischenraum verdoppelt.


 


Die Regeln galten noch Anfang bis ca. Mitte des vorigen Jahrhunderts.


 


Das „Ausbringen“ (Vergrößerung der Wortzwischenräume) und das „Einbringen“ (Verkleinern der Wortzwischenräume) wird im satztechnischen Lexikon genau beschrieben.


 


Weniger genau geregelt war das beim Satz sehr alter Bücher. Die Zwischenräume nach Schusspunkten uferten manchmal unproportional aus, wie in deinem Beispiel. Vor verschiedenen Satzzeichen wurden mehr oder weniger stake Spatien gegeben, ohne einer genauen Regel zu folgen.


 


So kam es vor, dass auf einer Seite vor Satzzeichen, ausgenommen Schlusspunkt,  ein kleiner Zwischenraum gesetzt wurde und auf der nächsten Seite alle Satzzeichen kompress zum Text gesetzt wurden.


 


Ob es für diese „Lücke“ nach dem Schlusspunkt eine spezielle Bezeichnung gab, kann ich nicht sagen – sie ist wahrscheinlich einfach nur Bestandteil der „Ausschließregeln“.

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Hallo Erwin. So wie ich dich verstehe, beschreibst du den generellen Umgang mit Wortzwischenräumen. Man vergrößte generell den Wortabstand nach Satzpunkten, um diesen mehr optisches Gewicht verleihen. Bei diesem Druckwerk ist es ja nun aber so, daß es sich um einen nur sporadisch gesetzten Wortabstand handelt, der geradezu riesig ist und anscheinend absichtlich gesetzt wurde, um einen neuen Textabschnitt zu abzugliedern. Einen neuen Abschnitt, der etwas gewichtiger ist als bloß ein neuer Satz, jedoch nicht ganz so abrupt wie ein Absatz (mit Zeilenumbruch).

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Bei diesem Druckwerk ist es ja nun aber so, daß es sich um einen nur sporadisch gesetzten Wortabstand handelt, der geradezu riesig ist und anscheinend absichtlich gesetzt wurde, um einen neuen Textabschnitt zu abzugliedern. Einen neuen Abschnitt, der etwas gewichtiger ist als bloß ein neuer Satz, jedoch nicht ganz so abrupt wie ein Absatz (mit Zeilenumbruch).

 

Dass ein Absatz mit einem Zeilenumbruch einhergeht, ist nur nach unserem heutigen Verständnis so. Absatz bezeichnet ursprünglich nicht den Umbruch, sondern das Absetzen im Textfluss bzw. das Trennen von Abschnitten. Das kann mit farbiger Abschnittsmarke erfolgen, mit großer Lücke, mit Umbruch oder was auch immer.

Formal liegt hier also auch nur ein Absatz vor. Dass so eine Lücke-deutlich-größer-als-ein-Leerzeichen-die-einen-Absatz-markiert-aber-nicht-so-stark-wie-ein-Umbruch-wirken-soll einen eigenen Namen hätte, wüsste ich allerdings nicht. 

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Vielleicht geht dies aus meinem vorigen Beitrag nicht genau hervor.


 


Große bis sehr große Abstände nach Schlusspunkten waren In alten Büchern zum Zwecke der Satzgliederung üblich. Oft „entsorgte“ man deshalb den verbleibenden Leerraum nach dem Schlusspunkt und wenn noch etwas übrig blieb, bekamen auch die übrigen Satzzeichen noch ein Spatium verpasst. 


 


So genau nahm man es nicht mit dem Aufteilen der Leerräume.


 


Und so sehe ich auch den großen Zwischenraum in deinem Beispiel: Schmales Format, wenig Möglichkeit zur Aufteilung des Leerraumes, also alles nach dem Schlusspunkt hinein. Und das ohne besonderen Grund.


 


Entspricht nicht unbedingt unserer heutigen Vorstellung von schönem Satz. Deshalb suchen wir nach dem Grund, warum dies denn so gesetzt wurde.


 


Das Beispiel von 1754 soll dies belegen. 

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Gibt es denn in dem Buch auch „starke“ Absätze. Wenn es eine solche Unterscheidung eh nicht (und der große Abstand nicht nach jedem Satz kommt) gibt, würde ich Ralfs Argumentation folgend einfach nur von „Absatz“ sprechen. Sowas kann man ja ggf. in begleitenden Texten erläutern …

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Vielleicht kann man es auch so sehen, dass damals eine schnelle Lesbarkeit nicht angestrebt wurde. Der große Abstand nach dem Schlusspunkt war als Pause gedacht um das Gelesene zu verarbeiten. Ob dies als Pause oder kleiner Absatz bezeichnet wird, ist wahrscheinlich nicht so wichtig. Eher vermute ich, dass der Grund für diese Lücken in der Qualität des Satzes liegt.


 


Denn viele Bücher aus dieser Zeit wurden typografisch sehr schön gesetzt und man merkt, dass hier einem höherer Qualitätsanspruch genüge getan wird. Die Lücken nach dem Schlusspunkt und vor den Satzzeichen halten sich bei diesen Werken in Grenzen. Also tritt im ganzen Werk keine derartige Lücke auf.


 


Einer der Gründe warum derartige Qualitätsunterschiede auftraten, könnte darin liegen, dass manche Verlage ihre Setzer nach Zeilen bezahlten. Hier war dann Schnelligkeit gefragt. Jeder, der den Handsatz erlernte weiß, dass eine sauber ausgeschlossene Zeile, alle Ausschlussregeln befolgend, oft wesentlich mehr Zeit erfordert, als die Abstände nur schnell zu verteilen.


 


Ein Beispiel aus dem 16. Jh. ohne große Lücken nach dem Schlusspunkt.


 


 


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Lieber Laptop.


 


Es gibt sicher nicht nur einen Beweggrund, warum derartige Satzlücken gesetzt wurden.


 


Anhand meiner beiden Beispiele ist aber ein Zusammenhang zwischen Satzqualität und übergroßem Abstand nach dem Schlusspunkt klar ersichtlich.


 


Bei deinem Beispiel handelt es sich sicher um gute Satzqualität, da stimme ich dir zu, dass wahrscheinlich eine Pause angezeigt wurde. 

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Ich meine mal gelesen zu haben, dass der Ursprung dieser großen Absatzlücken aus der Zeit der Inkunabeln stammt. Auch wenn die Texte damals weitgehend gesetzt wurden, wurde die Rubrizierung meist von einem Rubrikator übernommen. Dazu gehörte auch das Malen des Alineas zur Kennzeichnung eines neuen Absatzes. Aus verschiedenen Gründen kam es jedoch vor, dass die farbigen Rubriken nicht eingetragen wurden und sich so diese Lücke als »unsichtbares« Absatzzeichen etablieren konnte.

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