Jump to content
Jetzt die »Hot New Fonts« bei MyFonts durchstöbern.

Zeileneinzug ohne Zeilenumbruch?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo! Wie nennt man einen Einzug, der mitten im Text gesetzt ist, um einen neuen Gedanken abzutrennen? Ein Einzug ist es ja an sich nicht, denn es gibt keinen Zeilenumbruch. Und “Textlücke” möchte ich es nicht nennen.

34nma05.jpg

Geschrieben

Der Drucker setzte die Wörter ziemlich kompreß, und unschöne Lücken durch den Blocksatz gibt es so gut wie keine, und wenn, dann unscheinbare, der Drucker hat gute Arbeit geleistet. Es gibt im Text immer wieder absichtlich gesetzte “Abstände”, und ich wüßte gerne wie man die typographisch nennt.

Geschrieben

Mein Lateiner sagt, dass das bei Drucken häufiger mal vorkommt, um einen Satzanfang deutlich zu machen. Er kennt aber keinen „offiziellen“ Fachbegriff für sowas. Wir würden das einfach Spatium nennen.

Geschrieben

@TobiW Spatium klingt fachlich und spezifisch (auch wenn’s das vielleicht nicht ist ;-) ), gefällt mir jedenfalls, der Vorschlag, bedanke mich!

Geschrieben

Spatium klingt fachlich und spezifisch …

 

Nein, »Spatium« kann hier nicht passen. Ein Spatium ist ein sehr kleiner Abstand (1p). Eher noch würde »Geviert« passen, aber der oben gezeigte Abstand ist sogar noch größer als ein Geviert; da hat, eine 10-p-Schrift unterstellt, jemand zusätzlich zum regulären Wortabstand einen Cicero-Quadraten zwischengeschlagen. Außerdem sind Spatium und Geviert ja Begriffe, welche die satztechnische Seite der Sache beschreiben, während die Fragestellung, wenn ich sie richtig verstehe, ja eher auf die ästhetische / microtypographische / verlagstechnische Seite zielt.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Der große Wortzwischenraum nach dem Schlusspunkt eines Satzes war nach den älteren Satzregeln Bestandteil des „Ausschließens“, das genau geregelt war.


 


Nach diesen Ausschließregeln wurde bereits beim Setzen (vor dem Ausschließen der Zeile) nach dem Schlusspunkt eines Satzes der Wortzwischenraum verdoppelt.


 


Die Regeln galten noch Anfang bis ca. Mitte des vorigen Jahrhunderts.


 


Das „Ausbringen“ (Vergrößerung der Wortzwischenräume) und das „Einbringen“ (Verkleinern der Wortzwischenräume) wird im satztechnischen Lexikon genau beschrieben.


 


Weniger genau geregelt war das beim Satz sehr alter Bücher. Die Zwischenräume nach Schusspunkten uferten manchmal unproportional aus, wie in deinem Beispiel. Vor verschiedenen Satzzeichen wurden mehr oder weniger stake Spatien gegeben, ohne einer genauen Regel zu folgen.


 


So kam es vor, dass auf einer Seite vor Satzzeichen, ausgenommen Schlusspunkt,  ein kleiner Zwischenraum gesetzt wurde und auf der nächsten Seite alle Satzzeichen kompress zum Text gesetzt wurden.


 


Ob es für diese „Lücke“ nach dem Schlusspunkt eine spezielle Bezeichnung gab, kann ich nicht sagen – sie ist wahrscheinlich einfach nur Bestandteil der „Ausschließregeln“.

Geschrieben

Hallo Erwin. So wie ich dich verstehe, beschreibst du den generellen Umgang mit Wortzwischenräumen. Man vergrößte generell den Wortabstand nach Satzpunkten, um diesen mehr optisches Gewicht verleihen. Bei diesem Druckwerk ist es ja nun aber so, daß es sich um einen nur sporadisch gesetzten Wortabstand handelt, der geradezu riesig ist und anscheinend absichtlich gesetzt wurde, um einen neuen Textabschnitt zu abzugliedern. Einen neuen Abschnitt, der etwas gewichtiger ist als bloß ein neuer Satz, jedoch nicht ganz so abrupt wie ein Absatz (mit Zeilenumbruch).

Geschrieben

 

Nach diesen Ausschließregeln wurde bereits beim Setzen (vor dem Ausschließen der Zeile) nach dem Schlusspunkt eines Satzes der Wortzwischenraum verdoppelt.

 

Das scheint bei Büchern aus dem englischen Sprachraum teilweise auch heute noch gebräuchlich zu sein.

Geschrieben

Bei diesem Druckwerk ist es ja nun aber so, daß es sich um einen nur sporadisch gesetzten Wortabstand handelt, der geradezu riesig ist und anscheinend absichtlich gesetzt wurde, um einen neuen Textabschnitt zu abzugliedern. Einen neuen Abschnitt, der etwas gewichtiger ist als bloß ein neuer Satz, jedoch nicht ganz so abrupt wie ein Absatz (mit Zeilenumbruch).

 

Dass ein Absatz mit einem Zeilenumbruch einhergeht, ist nur nach unserem heutigen Verständnis so. Absatz bezeichnet ursprünglich nicht den Umbruch, sondern das Absetzen im Textfluss bzw. das Trennen von Abschnitten. Das kann mit farbiger Abschnittsmarke erfolgen, mit großer Lücke, mit Umbruch oder was auch immer.

Formal liegt hier also auch nur ein Absatz vor. Dass so eine Lücke-deutlich-größer-als-ein-Leerzeichen-die-einen-Absatz-markiert-aber-nicht-so-stark-wie-ein-Umbruch-wirken-soll einen eigenen Namen hätte, wüsste ich allerdings nicht. 

  • Gefällt 1
Geschrieben

Vielleicht geht dies aus meinem vorigen Beitrag nicht genau hervor.


 


Große bis sehr große Abstände nach Schlusspunkten waren In alten Büchern zum Zwecke der Satzgliederung üblich. Oft „entsorgte“ man deshalb den verbleibenden Leerraum nach dem Schlusspunkt und wenn noch etwas übrig blieb, bekamen auch die übrigen Satzzeichen noch ein Spatium verpasst. 


 


So genau nahm man es nicht mit dem Aufteilen der Leerräume.


 


Und so sehe ich auch den großen Zwischenraum in deinem Beispiel: Schmales Format, wenig Möglichkeit zur Aufteilung des Leerraumes, also alles nach dem Schlusspunkt hinein. Und das ohne besonderen Grund.


 


Entspricht nicht unbedingt unserer heutigen Vorstellung von schönem Satz. Deshalb suchen wir nach dem Grund, warum dies denn so gesetzt wurde.


 


Das Beispiel von 1754 soll dies belegen. 

post-17226-0-01019100-1393507042_thumb.j

Geschrieben

Das scheint bei Büchern aus dem englischen Sprachraum teilweise auch heute noch gebräuchlich zu sein.

Auch im Schriftverkehr ... mein Kollege in London macht nach jedem Satz zwei Leerschritte - auch in seinen Emails.

  • Gefällt 1
Geschrieben

LaTeX macht das auch wenn die Sprache auf Englisch gestellt ist. Ich glaube auch, das ich im Bringhurst gelesen habe, dass nach einem full stop ein breiteres Leerzeichen gesetzt wird, aber ich finde die Stelle nicht wieder.

Geschrieben

In meiner Lehrzeit nannten wir die einen horizontalen Keil. Der diente dazu, die Zeile auf die Satzbreite auszutreiben. Hier scheint der Keil als Absatz genutzt worden zu sein.

 

Gruß flowed

Geschrieben

Danke für die rege Beteiligung. Dann beschreibe ich es als “schwacher Absatz” (Absatz ohne Zeilenumbruch), ich hoffe das ist allgemeinverständlich.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Gibt es denn in dem Buch auch „starke“ Absätze. Wenn es eine solche Unterscheidung eh nicht (und der große Abstand nicht nach jedem Satz kommt) gibt, würde ich Ralfs Argumentation folgend einfach nur von „Absatz“ sprechen. Sowas kann man ja ggf. in begleitenden Texten erläutern …

Geschrieben

Vielleicht kann man es auch so sehen, dass damals eine schnelle Lesbarkeit nicht angestrebt wurde. Der große Abstand nach dem Schlusspunkt war als Pause gedacht um das Gelesene zu verarbeiten. Ob dies als Pause oder kleiner Absatz bezeichnet wird, ist wahrscheinlich nicht so wichtig. Eher vermute ich, dass der Grund für diese Lücken in der Qualität des Satzes liegt.


 


Denn viele Bücher aus dieser Zeit wurden typografisch sehr schön gesetzt und man merkt, dass hier einem höherer Qualitätsanspruch genüge getan wird. Die Lücken nach dem Schlusspunkt und vor den Satzzeichen halten sich bei diesen Werken in Grenzen. Also tritt im ganzen Werk keine derartige Lücke auf.


 


Einer der Gründe warum derartige Qualitätsunterschiede auftraten, könnte darin liegen, dass manche Verlage ihre Setzer nach Zeilen bezahlten. Hier war dann Schnelligkeit gefragt. Jeder, der den Handsatz erlernte weiß, dass eine sauber ausgeschlossene Zeile, alle Ausschlussregeln befolgend, oft wesentlich mehr Zeit erfordert, als die Abstände nur schnell zu verteilen.


 


Ein Beispiel aus dem 16. Jh. ohne große Lücken nach dem Schlusspunkt.


 


 


post-17226-0-38607000-1393579965_thumb.j

Geschrieben

TobiW, in Post #7 habe ich eine Buchseite gepostet, wo du drei “starke” Absätzen sehen kannst, hoffe ich. Grüße!

Ups … das habe ich in der nächtlichen Dunkelheit ganz übersehen ;-)

Geschrieben

Erwin, der Drucksatz des Buches, das ich abgelichtet habe ist von hoher Qualität, es ist sicherlich nicht der Qualität geschuldet. Dafür ist der Wortzwischenraum auch zu groß.

Geschrieben

Lieber Laptop.


 


Es gibt sicher nicht nur einen Beweggrund, warum derartige Satzlücken gesetzt wurden.


 


Anhand meiner beiden Beispiele ist aber ein Zusammenhang zwischen Satzqualität und übergroßem Abstand nach dem Schlusspunkt klar ersichtlich.


 


Bei deinem Beispiel handelt es sich sicher um gute Satzqualität, da stimme ich dir zu, dass wahrscheinlich eine Pause angezeigt wurde. 

Geschrieben

Oder der Setzer hat das nur gemacht, damit in ferner Zukunft die Fachleute darüber was zu diskutieren haben.

 

Oder mehr im Ernst, eine Notlösung gegen ein Hurenkind, sparen wir uns mal einen Zeilenumbruch für einen echten Absatz, und nehmen hierfür als Notbehelf eine größere Lücke im Text.

Geschrieben

Ich meine mal gelesen zu haben, dass der Ursprung dieser großen Absatzlücken aus der Zeit der Inkunabeln stammt. Auch wenn die Texte damals weitgehend gesetzt wurden, wurde die Rubrizierung meist von einem Rubrikator übernommen. Dazu gehörte auch das Malen des Alineas zur Kennzeichnung eines neuen Absatzes. Aus verschiedenen Gründen kam es jedoch vor, dass die farbigen Rubriken nicht eingetragen wurden und sich so diese Lücke als »unsichtbares« Absatzzeichen etablieren konnte.

  • Gefällt 1

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Einloggen

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

Unser Typografie-Netzwerk

Die Datenbank der Schriftmuster der Welt.
Typography.guru – der englischsprachige Ableger von Typografie.info.
FDI Type Foundry besuchen
Die besten Typografie-Neuigkeiten aus aller Welt bequem per E-Mail erhalten.
Elfen-Fraktur: Eine Schnurzug-Fraktur.
×
×
  • Neu erstellen...

🍪 Hinweis:

Wir benutzen funktionale Cookies.