boernie Geschrieben März 19, 2014 Geschrieben März 19, 2014 Ein Jüngling, der ein Schriftſetzer werden will, braucht freylich eben keinen großenund ſehr ſtarken Körper zu beſitzen, weil die Setzerarbeit überhaupt genommen mitkeinen großen Anſtrengungen aller Glieder deſſelben verbunden iſt; nur darf einSetzerlehrling von Perſon nicht gar zu klein ſondern muß wenigſtens ſo groß ſeyn,daß wenn man ihm an einen Schriftkaſten in der Druckerey anſtellt, er mit demEllbogen ſeiner Arme bis an den untern Rand deſſelben reichet, und daher leicht mitder Hand in alle Fächer des Schriftkaſtens zu greifen im Stande iſt. Sein Körpermuß übrigens geſund und fest ſeyn, beſonders aber darf er keine Krankheit an denFüßen haben, weil die Setzer ihre Arbeiten ſtehend verrichten müſſen, und nur ſehrſelten Fälle eintreten, bey welchen der Schriftſetzer ſitzend arbeiten könnte, wozuauch die Buchdruckereyen in Teutſchland nicht eingerichtet ſind, wie in Italien anmanchen Orten der Fall ſeyn ſoll, welches doch nur bey Arbeiten möglich gemachtwerden könnte, die blos aus einerley Schrift geſetzt werden, wobey der Setzer ſeltenvom Sitze aufzuſtehen nöthig hätte. Das lange anhaltende Stehen iſt aber für ſchwache,junge, noch nicht feſte Körper ſehr ermüdend; daher pflegen neue Setzerlehrlingeanfänglich, wenn ſie eine Zeitlang des Tages an ihren Schriftkaſten geſtanden haben,öfter das eine Bein mit dem Fuße hinauf zu ziehen, und auf einem Beine wechſelsweiſegleichſam zu ruhen; hierdurch wird, wenn ſolches oft und anhaltend geſchieht, verurſacht,daß ſolche Knaben krumme Beine bekommen, weil, wenn die ganze Laſt des Körpersbeym Stehen nur auf einem Beine ruhet, ſolche verhältnißmaßig ſtarker auf daſſelbewirken muß, wodurch es dann krumm gedrückt oder gebogen wird, zumahl beyJünglingen die noch ſehr jung ſind, und deren Knochenbau noch wenig Feſtigkeit undDichtheit hat, oder die überhaupt eine ſchwächliche oder zarte Leibesbeſchaffenheithaben, und das Stehen noch gar nicht gewohnt ſind. Der Anführegeſpan muß einemAnfänger oder neuen Lehrlinge anfänglich nicht zu ſehr anſtrengen, und nicht gleichganze Tage lang in einem fort am Schriftkaſten ſtehen laſſen. In den erſten Wochenmuß ihm der Lehrer manchmahl etwas anderes zu thun geben, z. B. Buchſtabenaufſetzen, dergleichen ausleſen laſſen u. dgl., wobei er wieder ſitzen und ausruhenkann, bis er das anhaltende Stehen nach und nach gewohnt wird. Christian Gottlob Täubel:Neues theoretisch-practisches Lehrbuch der Buchdruckerkunstfür angehende Schriftsetzer und Drucker. Wien, 1810 2
Martin Z. Schröder Geschrieben März 20, 2014 Geschrieben März 20, 2014 Plattfüß' und Buckel, das waren die Plagen der Setzer.
Pachulke Geschrieben März 21, 2014 Geschrieben März 21, 2014 Ein Jüngling, der ein Schriftſetzer werden will, braucht freylich eben keinen großen und ſehr ſtarken Körper zu beſitzen, weil die Setzerarbeit überhaupt genommen mit keinen großen Anſtrengungen aller Glieder deſſelben verbunden iſt … Die haben 1810 wohl auch noch keine Satzbretter mit acht oder sechzehn Seiten auf das Fundament der Abziehpresse und zurück ins Satzregal gewuchtet, vorzugsweise allein, weil es dem Lehrling natürlich auf Dauer peinlich ist, jedemal einen Gesellen zu fragen, ob er mit anfaßt.
Martin Z. Schröder Geschrieben März 21, 2014 Geschrieben März 21, 2014 Ähem, räusper, 16 Seiten dürfte auch ein starker Meister kaum allein wuchten. Wenn es sich nicht um ein Minibuch handelt.
Pachulke Geschrieben März 21, 2014 Geschrieben März 21, 2014 Minibuch nicht gerade, aber im Reclam-Format stehen schon mal 16 Seiten auf einem Brett. Die Größe der Bretter ist ja ohnehin fix, und ein volles Brett ist ein volles Brett, und für das Gewicht ist es egal, ob da nun 8 durchschnittliche oder 16 kleine Seiten draufstehen oder vier große.
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