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Schulreform: Schweizer wollen Schreibschrift abschaffen

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Geschrieben

Ich denke, dass wenn Kinder Formen lernen sollen, das letztens Endes bei den meisten Grundschulkinder schneller und besser geht wenn sie diese Formen auch selber machen können. Einige Kinder werden das nicht brauchen, die schaffen es rein über den Verstand. Aber so zu denken ist, so wie ich es meine verstanden zu haben, aus pädagogischer Sicht Schnee von gestern. Bei den heutigen Lernmethoden wird meistens darauf gezielt, die Lernerfahrungen so zu gestalten, dass mehrere Sinnen (gleichzeitig) angesprochen werden. Mache Schüler lernen das Rechnen in reiner Abstraktion, andere verstehen den Zahlenraum besser und schneller, wenn sie zum Zählen und addieren Bauklötze benutzen. Dadurch sollen im Gehirn die Synapsen mehrfach verknüpft werden. So können die Schüler am Ende schneller Denken und auch ‘um die Ecke’. Ein bisschen einfach gesagt vielleicht, aber ich glaube schon, dass es heute darum geht. Unsere Gesellschaft kann es sich heute nicht mehr leisten, nur die Schüler mitzunehmen die rein über das Intellekt lernen. Heute gibt es hier kaum noch Arbeit für die, die vorwiegend über das ‘tun’ lernen und weniger über das ‘denken’. Das Abschaffen der Handschrift ist demnach kontraproduktiv.  

 

Beispiel: Wäre das Bauhaus je zu dem geworden, wenn es Fröbel und Montessori nicht gegeben hätte? Ich glaube nicht!

Es gibt viele geniale und gute Musiker, aber wären sie alle Musiker geworden, wenn der Musikunterricht in der 1. Klasse der Grundschule aus Noten lesen anstatt aus Musik machen und tanzen bestehen würde? Wohl kaum!

 

Das es vielen Kinder kein Spaß macht, schreiben zu lernen, liegt meiner Meinung nach nicht am schreiben selbst. Es liegt an den peniblen Schleifchenschriften mit ihren zwanghaften Verbindungen und an den Lehrern die nicht verstehen, dass es beim Schreiben lernen um das entwickeln von Formverständnis gehen soll und nicht um das peinlichst genaue kopieren von falsch verstandene Schreibmeistervorlagen aus dem 18. Jahrhundert. Die Lehrer und Behörden die jetzt das Schreiben abschaffen wollen, schmeißen das Kind mit dem Badewasser weg.

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Geschrieben

„Multisensorisches“ (?) Lernen ist sicher toll (und ich denke, dass wir außerhalb der Schule automatisch so lernen), aber zumindest angelsächsische Pädagogen würden bestimmt hinterfragen, warum das beim Erlernen der Buchstaben(formen) ausgerechnet am Schreiben dieser Buchstaben festgemacht werden soll. Die meisten englischsprachigen Kinder lernen das Alphabet nämlich lange bevor sie (feinmotorisch) in der Lage sind, Buchstaben auch zu schreiben. Das ABC sowie das Lesen einfacher Wörter ist fester Bestandteil vieler Kindergarten- und Vorschullehrpläne – gaaaaaaanz lange vor dem Schreiben. Zur Einschulung wird einfach erwartet, dass Schulanfänger das Alphabet kennen.

 

Þorstelinchen ist z.B. noch keine zwei Jahre alt und kann alle Buchstaben von A-Z sicher identifizieren und benennen. Wir hatten nicht die Absicht, ihr das beizubringen, aber sie hat es durch ihren Baby- und Kleinkindgebärdensprachkurs nebenbei aufgeschnappt. Es gibt zum Kurs Begleit-DVDs, die wir zum Auffrischen ab und zu in der Bibliothek ausleihen und anschauen. Im Abspann gebärdet die Lehrerin das Fingeralphabet und die lateinischen Buchstaben werden dazu eingeblendet. Das hat offensichtlich gereicht. Eine Lehrerin unserer lokalen Gehörlosenschule hat bestätigt, dass das nicht außergewöhnlich ist. Das Alphabet spielt in der Amerikanischen Gebärdensprache (ASL) eine viel größere Rolle als im (gesprochenen) Englisch. ASL-Sprecher lernen das Alphabet also oft viel eher als (Nur-)Englischsprecher. Mit Schreiben hat das nichts zu tun.

 

Þorstelinchen konnte übrigens gebärdete Buchstaben eher erkennen als gedruckte, obwohl ich vermute, dass nach den Kriterien, die Ralf benutzt, gedruckte lateinische Buchstaben erheblich leserlicher sein dürften als die entsprechenden Gebärden, sowohl in Bezug auf Kontrast als auch Unterscheidbarkeit verschiedener Buchstaben. :-?

Geschrieben

Wewnn man mal davon absieht, das die Form der arabischen Ziffern (der,wirklich arabischen) tatsächlich aufgezeichnete Gebärden sind, nämlich die Handzeichen der Markthändler, die so ihre Gebote abgegeben haben. Ich habe das vor Jahren in der Grünenthal-Pharma-Hauszeitschrift "Die Waage" gelesen, die ich von meinmen Doc bekommen hatte. Leider hab ich das Heft nicht mehr, aber die Grafiken waren sehr einleuchtend.

Geschrieben

Schrift wurde erfunden, um Sprache vom Sprecher unabhängig durch Zeit und Raum zu transportieren, nicht damit Kinder ihre Feinmotorik schulen. Worte in Stein meißeln heute nur noch Steinmetze, und keiner beklagt es. Dass Udo Beckmann, der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung, sagt: „Ich halte nichts davon, das Schreiben mit der Hand abzuschaffen“, und sich in diesem Fall mit dem Grundschulverband einig ist, der sich sonst vor allem als Verfechter der Grundschrift hervortut, hat andere Gründe: Studien aus den Vereinigten Staaten und Frankreich zeigen, dass das Schreiben mit der Hand mehr ist als ein nostalgisches Relikt für Füllfederhalterliebhaber. Denn wer Buchstaben auf dem Papier erschafft, statt sie auf einer Tastatur auszuwählen, wer sie mit einer Handbewegung zu Worten verbindet, der aktiviert mehr Hirnregionen und vergisst das Notierte weniger leicht. Die relative Langsamkeit des Vorgangs unterstützt die Gedankenfindung und fordert Konzentration, nicht nur bei Kindern. Statt Achtsamkeit in Zen-Seminaren zu üben, könnte es also auch das Befolgen eines alten Bundespost-Slogans tun: Schreib mal wieder.

 

Quelle

Geschrieben

Im Großen und Ganzen hat er mit dem Zitat ja schon Recht – nur was hat das mit Schriftspracherwerb zu tun?

Die Schüler sind eh am Lernen und erzeugen damit schon reichlich Hirnaktivität. Erstmal sollte es doch darum gehen, zu lernen, die Sprache in grafische Zeichen umzusetzen, dabei ist das Mittel relativ egal.

Dass es nachher auch mal fürs Gehirn gut tut™, etwas mit der Hand zu schreiben ist eine ganz andere Sache. Und die (Büro-)Arbeitswelt sieht nochmal ganz anders aus ...

Geschrieben

Und für die Feinmotorik ist dann vielleicht ja der Kunstunterricht vielleicht der bessere Platz, und für die Art des Schreibens mit der Hand, die heute noch gefragt ist. Schreiben nicht als mittel zum Zweck, um den Unterrichtsstoff zuz Papier zu bringen, sondern Schreiben, um des Schreibens willen, und damit auch den Spaß an der Schrift wecken. Was wird denn heute noch mit der Hand geschrieben? Ein Hinweisschild, ein Demo-Transparent, Graffitti an der Wand, die Anchrift auf einem Paket, oder eine Ansichtskarte aus dem Urlaub, und vielleicht ja auch mal ein romantischer Brief, statt dies lieber über SMS zu erledigen, weil die eilige Handschrift, die gebraucht wird, weil der Lehrer selbst nicht mehr die Kreide nutzt, sondern fertige Texte mit dem Beamer auf die Projektionsfläche haut, das man kaum mit kommt, und das dann die Handschrift zur Saukaue verunstaltet hat.

 

Handschrift lehren ja, aber besser klase statt masse.

Geschrieben

Heutzutage werden Texte immer häufiger per Tastatur eingegeben und immer weniger mit der Hand geschrieben – soweit richtig. Daß man deshalb in der Schule die Nutzung dieses Eingabegeräts am besten im Zehnfingersystem lehrt währe sicher von Vorteil. Wenn das schreiben per Tastatur ab einer bestimmen Klassenstufe zum Standard wird, erleichtert dies möglicherweise sogar das Lernen. Technisch müßte man es noch regeln, daß die verwendeten Rechner eine vom Lehrer einstellbare Unwissenheit besitzen, denn ein Klassenarbeit mit Wikipedia, Wolfram Alpha und irgendwo im Dateisystem versteckter Spickzetteldateien wären wohl nicht sehr aussagekräftig über die Leistung des Schülers. Aber dafür gibt es auch heute schon Mittel und Wege.

 

Aber als Basis sollte man in den unteren Klassen den Kindern doch erst einmal beibringen mit der Hand zu schreiben. Aus zugegeben nostalgischen Gründen sähe ich da die Schreibschrift lieber. Wenn es denn unbedingt sein muß dann halt eine „Grundschrift“. Zum einen wird wie schon oben erwähnt durch das Schreiben per Hand die Feinmotorik verbessert. Zum anderen wird man ja nicht immer und überall einen Rechner zur Hand haben um seine Texte einzutippen. Wie oft schreibt man eine kurze Notiz, einen Einkaufszettel, eine Beschriftung usw.

Schon heute klagt die Industrie, daß die Lehrlinge nicht ohne Taschenrechner rechnen könnten, wie wäre es dann erst wenn sie keine Handschrift mehr könnten?

  • Gefällt 1
Geschrieben

 Technisch müßte man es noch regeln, daß die verwendeten Rechner eine vom Lehrer einstellbare Unwissenheit besitzen, denn ein Klassenarbeit mit Wikipedia, Wolfram Alpha und irgendwo im Dateisystem versteckter Spickzetteldateien wären wohl nicht sehr aussagekräftig über die Leistung des Schülers. Aber dafür gibt es auch heute schon Mittel und Wege.

 

Aber als Basis sollte man in den unteren Klassen den Kindern doch erst einmal beibringen mit der Hand zu schreiben. Aus zugegeben nostalgischen Gründen sähe ich da die Schreibschrift lieber. Wenn es denn unbedingt sein muß dann halt eine „Grundschrift“. Zum einen wird wie schon oben erwähnt durch das Schreiben per Hand die Feinmotorik verbessert. Zum anderen wird man ja nicht immer und überall einen Rechner zur Hand haben um seine Texte einzutippen. Wie oft schreibt man eine kurze Notiz, einen Einkaufszettel, eine Beschriftung usw.

Schon heute klagt die Industrie, daß die Lehrlinge nicht ohne Taschenrechner rechnen könnten, wie wäre es dann erst wenn sie keine Handschrift mehr könnten?

Nun ja, auch was die Unwissenheit des Prüfungsrechners anbelangt, könnte man aber auch ein anderes Paradigma aufstellen: In der heutigen Zeit ist es nicht mehr so wichtig, alles zu wissen, sondern viel wichter, die Methoden zu kennen, sich dieses Wissen zu beschaffen, und es dann auch richtig anzuwenden. Das bedeutet natürlich auch, dass die Aufgabe entsprechend gestellt werden muss, also nicht einfach Wissen abgefragt wird, und das die Schüler auch ihre Quellen angeben müssen. Ich könnte mir sogar vorstellen, das man auch andere Schüler als Quelle akzeptieren könnte, und das dann nicht als Betrug, sondern für beide als Teamfähigkeit bewerten kann.

 

Was jetzt die Sache mit der Handschrift anbelangt, eine Erinnerung aus der eigenen Schulzeit: Ich weiß nicht mehr, in welcher Klasse das war, aber irgendwann kam unser Klassenlehrer in der "Zeichenstunde" mit etwas neuem, und lehrte uns  ganz andere Zeichen. Es war die deutsche, spitze Schreibschrift, damit wir in der Lage sind, auch die Briefe unsrer Eltern und Großeltern lesen zu können. Es war eine Sache, die wir nicht zum täglichen Gebrauch lernen musten, sondern mehr so eine Spaßangelegenheit, und auch nur recht wenige Stunden, Trotzden, oder grade deshalb waren wir alle mit großem Ernst und Neugier bei der Sache, und hatten eben auch so eine Art "Geheimschrift". Diese wenigen Unterrichtsstunden haben dann letztlich mehr Spuren in unseren Köpfen hinterlassen, und gehört zu den letztlich wenigen Dingen, die, außer grundlegenden Fähigkeiten aus der Schulzeit in l,ebendiger Erinnerung geblieben sind.

Gut möglich, dass eine derartige Vermittlung der Handschrift zu leserlicheren Notizen, Einkaufszetteln und handschriftlchen Beschriftungen führt, als eine auf eiligstes Schreiben getrimmte Gebrauchs-Handschrift.

Geschrieben

"Die relative Langsamkeit des Vorgangs unterstützt die Gedankenfindung und fordert Konzentration, nicht nur bei Kindern."Quelle

Ah, eine Lanze auch für das langsame 2-Finger-Adler-Suchsystem gebrochen, dann habe ich ja noch Chancen ... ;-)

 

 

Es geht nicht um Feinmotorik, aber um Hirnaktivierung. Ist Feinmotorik keine Hirnaktivität?

Neben der Feinmotorik gilt es ja auch, die OpenType-Features anzuwenden, äh, die Buchstabenverbindungen  herzustellen oder generell den abstrakten Buchstaben "a" zu einer realen Kurve umzuformen. Dafür ist sicher eine andere Hirnregion zuständig als für die Feimnotorik oder das Kopfrechnen etc.

 

Daß man deshalb in der Schule die Nutzung dieses Eingabegeräts am besten im Zehnfingersystem lehrt währe sicher von Vorteil.

Jo, das fehlt mir irgendwie, ist ja aber nicht schlimm, s.o. ;-)

mit Wikipedia, Wolfram Alpha

Ersteres musste gerade helfen, letzteres zu erklären ;-)

Aber als Basis sollte man in den unteren Klassen den Kindern doch erst einmal beibringen mit der Hand zu schreiben.

Jo.

Wie oft schreibt man eine kurze Notiz, einen Einkaufszettel, eine Beschriftung usw.

Schon heute klagt die Industrie, daß die Lehrlinge nicht ohne Taschenrechner rechnen könnten, wie wäre es dann erst wenn sie keine Handschrift mehr könnten?

Irgendwann kommt bestimmt das Eifohn mit Spracherkennung und eingebautem Notizzzetteldrucker ;-)
Geschrieben

Nicht ich schrob das; ich habe das zum Thema nur vollständigkeitshalber verlinkt und die Kernthese des Aufsatzes angeführt. :!:

 

 

 

 

 

 

 

OT / PS / Protip: Blau-gelbe Avatare werden trendiger, wenn sie eine Mütze in Magenta tragen.

Geschrieben

Nicht ich schrob das; ich habe das zum Thema nur vollständigkeitshalber verlinkt und die Kernthese des Aufsatzes angeführt. :!:

Daher die "" ;-)

OT / PS / Protip: Blau-gelbe Avatare werden trendiger, wenn sie eine Mütze in Magenta tragen.

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Also ich finde, das steht mir erst wieder frühestens in 10 Monaten ...

Nur altrraditionelle Katholen fänden das evtl. bis zum 2.2. gut ...

  • Gefällt 1
Geschrieben

(…) Offenbar gibt es auch Indizien dafür, dass Kinder beim Erlernen einer verbundenen Handschrift leichter Lesen lernen. Denn das Schreiben mit der Hand ist gerade in der Anfangsphase des Lernens ein Prozess, bei dem nicht einzelne Buchstaben isoliert verschriftet werden, sondern sprachliche Einheiten, die Silben und Morphemen entsprechen. Gute Schreiber rhythmisieren entlang von Silben, während schwache Schreiber keinen Rhythmus finden und nur den einzelnen Buchstaben sehen. Verbundene Schriften machen sprachliche Einheiten besser lernbar. Es wäre Sache der Kultusminister, das deutsche Erkenntnisdefizit zu beheben und eine einheitliche Ausgangsschrift zu beschließen. Sonst werden weiterhin einflussreiche Lobbyisten ihre Propaganda in die Schulen tragen. (Heike Schmoll)

 

Hier der Artikel zum Thema in ganzer Länge. Die erwähnten Studien würden mich ja mal interessieren. Immerhin schreibt die Autorin, dass in Finnland auch weiterhin Druckbuchstaben mit der Hand geschrieben werden können sollen. Damit wäre diese Frage zumindest beantwortet. 

Geschrieben

Mein Vater (Volksschüler) hätte die Meinung als Blähung diagnostiziert: Der guten Frau Schmoll geht es eher um Politik und Pädagogik prägende Ideologie als denn die Sache als solche. Dumm ist kein Argument, da nicht objektivierbar (ganz davon abgesehen, dass Menschen nicht dümmer werden, sie mögen vielleicht Potentiale weniger nutzen, aber die Intelligenz ist im Rahmen einer Normalverteilung seit Ewigkeiten gleich verteilt). 

Schwierigkeiten durch Schreibchaos? In welcher normierten Welt lebt die gute eigentlich? Schrift ist seit jeher Ausdruck individueller Persönlichkeit und sie weint jetzt darum, dass dem Individuum mehr Rechnung getragen wird? Was hat Schrift als solche mit Orthographie zu tun?

Der ganze Artikel schwelgt in einer Schwammigkeit und Irrsinnigkeit (Schreibschriften sollen das Lesen von Druckschriften beflügeln?), die selbst für ein Kolumne mutig ist. Und nicht wenige Argumente kenne ich schon von Kurrent vs. Lateinische Schrift (siehe Lang-S-Diskussionen hier im Forum).

Geschrieben

Interessant, wie sehr das Schreiben in Reih und Glied mit möglichst der Schreibtisch, die der Argumentierende gelernt hat, begründet wird: Ohne Schreibschrift wäre geordnetes Denken nicht möglich... Haben die irgendwie die Grundlagen unserer Kultur vergessen? Das Griechische hat bis heute keine "Schreibschrift" (eine Schnellschrift mit Ligaturen ja, aber weit davon entfernt, jenseits des Formenzwanges normiert zu sein). Der lateinische Denker hat diktiert, aber nicht geschrieben (so er denn überhaupt konnte). Lesen hat mit Schreiben erst einmal nichts zu tun (passive vs. aktive Beherrschung einer Sache). Hier geht es doch den Damen und Herren darum, dass an der Schule wieder Zucht und Ordnung zu herrschen habe -- Kopfnoten ole!

In einer Welt, in der Druckbuchstaben, am Bildschirm oder tatsächlich gedruckt, dominiert, ist die Fähigkeit, Schreibschrift jenseits der verbundenen Druckschrift (die wir letztlich wohl alle schreiben, oder ist hier noch jemand, der in der ihm beigebrachten Schulausgangsschrift schreibt?) zu schreiben, eine Fähigkeit, die mit Kalligraphie konkurriert. Schön, aber nicht massen- und alltagstauglich.

Geschrieben

… Überzeugt hat der Verband Lehrer und Eltern sowie Politik und viele zeitgeistanfällige Erziehungswissenschaftler mit demselben fadenscheinigen Argument, mit dem auch die Rechtschreibreform aufgezwungen wurde: Für die Schüler sollte alles einfacher werden. …

 

Da wird direkt die nächste Eskalationsstufe gezündet: Gleich mal eine Breitseite gegen die Erziehungswissenschaftler. Und warum wird das Argument als fadenscheinig bezeichnet? Und warum an dieser Stelle der Vergleich mit der Rechtschreibreform? Die Rhetorik erinnert mich an ganz alte Schulzeiten, in denen jeder gegen jeden war: Die Elternratsvorsitzenden gegen die Lehrer, die Lehrer gegen die Schulsenatorin und deren Lehrpläne, die Schulsenatorin gegen die Kollegien und die gesammelte Elternschaft. So kommt die Diskussion ganz bestimmt nicht weiter! :neenee:   

Geschrieben

Erziehungswissenschaftler sind in konservativen und erstaunlicherweise (für mich) bildungsbürgerlichen Kreisen äußerst suspekte Personen: Irgendwie links(-radikal bis extremistisch, je nach eigenem Studienfach), irgendwie anders als das, was man selbst gelernt hat, irgendwie überflüssig, weil man hat ja selbst Kinder erzogen und weiß deswegen alles (besser)...

Zudem bilden diese dieses faule Pack, genannt Lehrer, aus, die ja überhaupt keine Ahnung von irgendwas haben... Schon gar nicht von Religion und Biologie! Es gibt nämlich gewisse Überschneidungen, mindestens in der Argumentation, zu Kreationisten, Klimaskeptikern und natürlich den homophoben Sexualexperten, die etwas gegen eine fundierte Aufklärung der Jugend haben.

 

Aber dafür bin ich eigentlich viel zu esoterisch*, als dass hier nüchtern auszudiskutieren ;) Nur so viel dazu: ich halte das ganze für ein Vorgehen im Sinne einer Salami-Taktik, um die Betroffenen zu entsolidarisieren. Jetzt halte ich mich aber endgültig etwas zurück :D

 

 

 

 

 

* Im Sinne der Forenregeln.

Geschrieben

Der Freitag, 23. 01. 2015:
»Und ich dachte: Wir Alten sollten nicht immer aufheulen,
wenn die Welt sich mal wieder ein Millimeterchen verändert.
Oder hätte jemand das hier jetzt lieber in Frakturschrift gelesen?«
 

LINK

Geschrieben

Die taz* hat sich dem Thema Schreibschrift jetzt auch gewidmet und hat (handgeschriebene) Lesermeinungen eingeholt.

Der Meinung in Bild 9** von 11 kann ich mich auch anschließen ...  :hammer:

 

* Ich hoffe als politische klar aufgestellte Zeitung fällt sie nicht unter den Esoterik-Paragrafen

** Formal nicht so besonders, aber der Autor™ hatte die Einreichungsfrist zu spät gesehen und deswegen das ganze etwas hingehuscht ... :-P

Geschrieben

Danke! Ich meine, selbst bei elf Meinungen zeichnet sich ab, auf welcher Seite die Experten stehen und auf welcher die Stammtisch- und Kaffeekränzchen-Aktivisten. Besonders absurd finde ich ja die Meinung meiner Mit-Ossin (ist das die korrekte weibliche Form? :-?):

10-schrift-heike-werneburg.jpeg

Das schreit doch zum Himmel – gerade im Osten! Mein ältester Neffe geht in eine Regelgrundschule¹ in Sachsen-Anhalt und konnte sich schon vor dem Ende der 1. Klasse rudimentär, aber doch beeindruckend, auf Englisch unterhalten. Ich ging auf das, was in der DDR einer Begabtenschule am nächsten kam (in meiner Heimatstadt wurden etwa die besten 2% der Zweitklässler dorthin delegiert²), aber obwohl das Spezielle an dieser »Spezialschule« (außer der Auswahl der Schüler) der erweiterte Russischunterricht war, haben wir bis zur 12. Klasse kaum gelernt, uns auf Russisch zu unterhalten. Das ist nur eins von ganz vielen Beispielen.

 

_________

1. die viele der Freunde meines Bruders für viel zu schlecht für ihre kleinen Prinzen halten, einfach weil sie eine Regelschule ist

2. Und zwar tatsächlich ganz überwiegend nach Leistung und nicht nach Parteibuch der Eltern. Regimekritische Eltern waren eher überproportional vertreten. Unbegabte Bonzenkinder gab es überhaupt nicht.

Geschrieben

Danke! Ich meine, selbst bei elf Meinungen zeichnet sich ab, auf welcher Seite die Experten stehen und auf welcher die Stammtisch- und Kaffeekränzchen-Aktivisten. 

Wobei Bastian Sick dann wohl eher zur Kaffeekränzchen-Fraktion gehört ...

Geschrieben
… das Spezielle an dieser »Spezialschule« (außer der Auswahl der Schüler) der erweiterte Russischunterricht war, …

 

Ha, Du bist auch in eine R-Klasse gegangen? Ist ja witzig. :gimmifive:

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