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Buchenwald, Franz Ehrlich und der Schriftzug »Jedem das Seine«

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Unheimlicher Befund zum Lagertor von Buchenwald

Das Tor des ehemaligen NS-Konzentrationslagers Buchenwald ist wiederhergerichtet worden. Bei der berüchtigten Inschrift "Jedem das Seine" stieß ein Restaurator auf eine verstörende Geschichte. (von Claus Christian Malzahn)

 

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Artikel bei Welt online lesen

Geschrieben

Die Schrift ist schon sehr bauhäuslerisch, das runde A klebt ja auch am Dessauer Haus außen dran. Daß die die Nation überwinden wollenden Nationalsozialisten (Weltherrschaft war das Ziel, und Rasse stand über der Nation) und das Bauhaus so unvereinbar waren, stimmt natürlich nicht. Daß das immer noch wie aus der Gebetsmühle geleiert wird, ist ermüdend. Mir wird in dem Artikel nicht klar, worin außer in dem roten Anstrich der »unheimliche Befund« besteht. Das ist doch alles lange bekannt.

Geschrieben

Ja, den »unheimlichen Befund« finde ich auch ausgesprochen reißerisch. »Überraschend« oder »unerwartet« hätte es wohl besser getroffen.  

Geschrieben

Danke, interessant! Die Schrift differiert beim E und beim N leicht, bei Schmidt hatte Letzteres keinen Sporn. Das führt mich zu einer anderen Frage: Wann wurde eigentlich die erste Unikamerale entwickelt? Lässt sich das sagen?

Geschrieben

 

Daß die die Nation überwinden wollenden Nationalsozialisten (Weltherrschaft war das Ziel, und Rasse stand über der Nation) und das Bauhaus so unvereinbar waren, stimmt natürlich nicht.

Was stimmt daran "natürlich nicht"?

Geschrieben

Was stimmt daran "natürlich nicht"?

 

Ich nehme an, Martin meint die Schnittmenge im Antikonservativismus, das jeweilige Selbstverständnis, revolutionäre Modernisierungskraft zu sein, die das bürgerliche Deutschland ablehnt und hinter sich läßt, wenn auch bei deutlich verschiedener Wahl der Mittel.

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Geschrieben

bei dem Titel mit »unheimlichen Befund« hätte ich erwartet, dass der Schmied, der den Schriftzug renovierte, unter den Lackschichten einen in die Buchstaben gravierten Text gefunden hat. Etwa: "Nach 12 Herrschaftsjahren werdet auch Ihr das Eure bekommen"

Geschrieben

Ich nehme an, Martin meint die Schnittmenge im Antikonservativismus, das jeweilige Selbstverständnis, revolutionäre Modernisierungskraft zu sein, die das bürgerliche Deutschland ablehnt und hinter sich läßt, wenn auch bei deutlich verschiedener Wahl der Mittel.

 

Absolut. Man muß sich die revolutionären Blöcke anschauen, die von Bauhausleuten als Wohnhäuser unter dem Stichwort sozialer Wohnungsbau in die ganze Welt gesetzt wurden. Monumentale Platten für die Massen. In diesem Geist entstand auch so was wie die Ferien-Häuser für Arbeiter in Prora, die später folgerichtig Kasernen wurden. Tom Wolfe hat ein (von Harry Rowohlt übersetztes) Buch über den Einfluß des Bauhauses auf die internationale Architektur geschrieben: Mit dem Bauhaus leben. Recht lustig.

  • Gefällt 1
Geschrieben

"Die deutlich verschiedene Wahl der Mittel" war für diverse Bauhäusler in der Nazizeit gar nicht so lustig - da haben auch keine "Schnittmengen im Antikonservativismus, das jeweilige Selbstverständnis, revolutionäre Modernisierungskraft zu sein, die das bürgerliche Deutschland ablehnt" geholfen.  

Gerade angesichts des Ausgangspunktes dieser Debatte - eines Bauhäuslers im KZ - finde ich diese Formulierungen schon gelinde gesagt sehr unglücklich. Und eine Verbindungslinie Bauhaus - sozialer Plattenwohnungsbau - Kasernen zu ziehen ist in dieser undifferenzierten Vereinfachung ähnlich intelligent wie wenn man Gutenberg für die Veröffentlichung von "Mein Kampf" verantwortlich machen würde.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Natürlich nicht lustig. Aber es gab nun einmal im Bauhaus gewisse sozialistische Tendenzen, und auch Ehrlich selbst war ja nicht nur Bauhäusler, sondern auch Kommunist. Daß andere Sozialisten von den Nationalsozialisten nicht als Antagonisten, sondern als Konkurrenten verfolgt wurden, setze ich jetzt mal voraus (abgesehen davon, daß man wohl unvermeidlich die Grenzen der Forenordnung tangieren würde, wollte man das hier en detail ausdiskutieren).

  • Gefällt 1
Geschrieben

Aha. Also die Sozialisten (nur die mit Parteibuch oder auch die ohne?) am Bauhaus wurden als Konkurrenten verfolgt - was natürlich einen gewaltigen Unterschied zur Verfolgung von Antagonisten macht. Aber egal wie - offenbar waren sie dann doch nicht so vereinbar mit den Nazis? 
Während das "restliche(?)" (nunmehr unsozialistische?) Bauhaus aufgrund der oben erwähnten angeblichen Schnittmengen sozialistischer und nationalsozialistischer Geisteshaltung (?) trotzdem - und das sogar "natürlich" (!) - mit dem Nationalsozialismus laut Martin vereinbar blieb ... 

Blöd nur, dass sowohl die Nazis und als auch das Bauhaus selber das ganz anders gesehen haben.

 

Man muss ja das Bauhaus nicht mögen, aber mit derart konstruierten Nazivergleichen sollte man es dann doch nicht diffamieren. Und selbst rein formale Parallelen zwischen Bauhausarchitektur und Naziarchitektur oder Bauhausdesign und Nazidesign (falls es soetwas überhaupt gab) hinken doch sehr. Letztlich findet man zwischen allem ein kleinstes gemeinsames Vielfaches und wenn es nur die ökonomischen Zwänge im sozialen Wohnungsbau sind. Die Nazis und das Bauhaus haben gleichermaßen Häuser mit Dächern und Türen gebaut! Und haben Teekannen produziert, aus denen Tee getrunken wurde!

Man sollte schon genauer hinsehen und differenzieren, bevor man solch spektakuläre Behauptungen aufstellt - auch wenn diese gelegentlich meist amerikanischen oder englischen Autoren aus ziemlich durchsichtigen Gründen recht flott aus der Feder triefen.

Und jetzt kommt mir bitte nicht mit dem einen oder anderen Bauhäusler, der dann doch irgendwann mit den Nazis gekungelt hat ... die Köpfe und die Masse haben es nicht getan und viele sind daran zugrunde gegangen: durch die Nazis, in der Emigration durch Stalin und auch die vielen Westemigranten und im "inneren Exil" Befindlichen hatten es in den meisten Fällen nicht wirklich leicht. Und das die Nazis nicht jeden Bauhausstuhl verbrannt haben ist wirklich kein Argument dafür, dass sie in irgendeiner Art Gemeinsames mit dem Bauhaus hatten. Weder in der Geisteshaltung noch in der Kunst oder im Design.

Von daher finde ich dass diese Behauptung 

 

Daß die die Nation überwinden wollenden Nationalsozialisten (Weltherrschaft war das Ziel, und Rasse stand über der Nation) und das Bauhaus so unvereinbar waren, stimmt natürlich nicht. Daß das immer noch wie aus der Gebetsmühle geleiert wird, ist ermüdend. 

bei aller Wertschätzung für den Kollegen Schröder schon deutlich besser erklärt oder begründet sein sollte, wenn man sie denn schon so lapidar hinwirft und mit dem zweiten Satz auch noch bekräftigt, als wäre das eine fundiert bewiesene Tatsache. Mit Rassentheorien hatte das Bauhaus nichts am Hut. Die Weltherrschaft - im Design - wäre zwar zeitweise fast geglückt, aber eben unfreiwillig: weil die Nazis die Bauhäusler in alle Welt vertrieben.

Und dass die Nazis "Bauhausdesign" (welches ich nicht mal als solches gedeutet hätte, sondern eigentlich eher als etwas sachlichere Ausläufer von Jugendstiltypo angesehen hätte) am KZ-Tor duldeten (bzw. wahrscheinlich gar nicht wahrnahmen) kann natürlich schon gar nicht Begründung  für diese Behauptung sein.

Geschrieben

Nach §5 Abs. V der Nettiquette-Regeln sollten wir das nicht hier ausdiskutieren. Ich möchte nur ganz sachte und unscharf andeuten, daß es Parallelen zwischen verschiedenen Modernisierungs- und Revolutionsbewegungen dieser Zeit gab, womit ich allerdings keinen Mord relativieren will, auf gar keinen Fall. Wenn Gutenberger und ich uns mal wieder über den Weg laufen, können wir das unter Zusammenraffen unseres nicht unerheblichen Gelassenheitspotentials bei einem schönen Getränk ein wenig ausführen. Falls wir dann noch Lust dazu haben.

Geschrieben
Man muss ja das Bauhaus nicht mögen, aber mit derart konstruierten Nazivergleichen sollte man es dann doch nicht diffamieren.

 

Ich hatte auch nicht den Eindruck, daß das die Zielsetzung von Martins Nebensatz war. Von meinen Erklärungen auch nicht; auch bin ich kein grundsätzlicher Bauhaus-Gegner. Das ist wie mit Äpfeln und Birnen. Man darf sie ruhig zuzeiten vergleichen, um sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu vergegenständlichen (oder, wenn Dir Äpfel und Birnen zu nah sind, dann meinethalb Äpfel und Kokosnüsse). Aber man muß das dabei nicht so zuspitzen.

  • Gefällt 1
Geschrieben

 

 unter Zusammenraffen unseres nicht unerheblichen Gelassenheitspotentials bei einem schönen Getränk ein wenig ausführen.

So soll es sein - unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

  • Gefällt 1

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