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Frage zu die Schriften der DDR und BRD

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Geschrieben

Hallo zusammen,

 

Ich bin ein Student der UdK Berlin, aber ich komme aus Ausland. Jetzt werde ich ein Projekt machen, das über die Unterschiede zwischen DDR und BRD.Ich habe gesucht, es gibt viele typische DDR Schriften, die ich nutzen kann, aber für mich ist er schwierig ein passende typische BRD Schrift zu suchen. Kann man sagen, dass DIN ein ganz typische BRD Schrift ist? Oder habt ihr besseren Vorschlag für mich? 

Vielen Dank im Voraus.

Geschrieben

Vorschlag für typische BRD-Schrift: Helvetica … hatten viele bundesdeutsche Unternehmen als Hausschrift, Lufthansa z.B. (sag ich mal als West-Berliner, das Berlin-Layout von Stankowski war aber wohl Akzidenz Grotesk)

Gast Schnitzel
Geschrieben

Vorschlag für typische BRD-Schrift: Helvetica … hatten viele bundesdeutsche Unternehmen als Hausschrift, Lufthansa z.B. (sag ich mal als West-Berliner, das Berlin-Layout von Stankowski war aber wohl Akzidenz Grotesk)

 

War auch mein erster Gedanke ...  :tuschel:   :-D

Geschrieben

Woran ich mich auch sehr erinnere, dass man im täglichen Stadtbild in der Zeit, als es mit individuell gem,alten oder ausgesägten Schidermaler-Schriften langsam endete, und immer mehr benannte Schriftarten auftauchten, also Mitte der 1970er Jahre, die Schriftarten quer durch den Letraset-Anreibebuchstaben-Katalog fast allgegenbwärtig waren.

Hier sind auf den ersten Seiten siese Schriftarten verzeichnet:

 

http://www.sanskritweb.net/fontdocs/letraset.pdf

  • Gefällt 1
Geschrieben

Warum sollte die 1927 entstandene Futura nicht auch in der DDR genutzt wurden sein?

Ja, da hast Du nicht ganz unrecht. Möglicherweise auch ein Wackelkandidat wie die DIN. Aber ich würde meinen, dass sich unter den geometrischen eher die Schriften von Drescher in der DDR etabliert haben, z.B.:

http://www.typografie.info/3/page/Schriften/fonts.html/_/fundamental-grotesk-r88

oder

http://www.typografie.info/3/page/Schriften/fonts.html/_/super-grotesk-typoart-r85

Typisches Futura-Beispiel wären die Bahnhofsschilder der deutschen Bahn vor Frutigers »Offensive«.

Geschrieben

Warum sollte die 1927 entstandene Futura nicht auch in der DDR genutzt wurden sein?

 

Natürlich wurde sie das. Ich kenne sie noch aus dem Blei (Ost). Aber natürlich nicht annähernd so intensiv wie die Super, welche die DDR durch ihre Omnipräsenz wie kaum eine andere Schrift typographisch geprägt hat.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Vielleicht ist es gar nicht möglich die typische BRD-Schrift zu finden. Die DDR war eine Planwirtschaft und so gab es eben nicht zig verschiedene Schrifthersteller sondern eben Typo-Art. Da diese die Super-Grotesk im Programm hatte wurden diese dann auch reichlich genutzt und somit eine der typischen DDR-Schriften. In Westdeutschland konnten sich die Druckereien im freien Markt bedienen, wodurch es mehr Vielfalt gab aber eben nicht die typische Schrift entstehen konnte.

Man kann ja mal das Gedankenexperiment machen und eine typische DDR-Marken und die westlichen Marken nebeneinanderstellen. Im Osten war das typische Waschmittel „Spee“ (es gab noch ein paar andere z.B. Imi oder Milwa aber die verloren nach der Einführung von Spee schnell an Bedeutung) und im Westen: „Persil“, „Sunil“, „Ariel“, „Dash“, „Weißer Riese“, „Wipp-Expreß“, „Rei“, …

Geschrieben

Aus deutscher Sicht bemerkenswert ist die Tatsache, wie unbefangen
die
Typografen in der DDR mit den gebrochenen Schriften umgegangen
sind. Auf Theater- und Kino-Plakaten, ja selbst auf politischen Plakaten
der Einheitspartei wurden bedenkenlos gebrochene Schriften eingesetzt.
Willberg berichtet in seinem Aufsatz »Vom falschen Image der Fraktur«
von einem Besuch bei Kollegen in der DDR.
Seine Frage, ob eine »Entnazifizierung der Fraktur« möglich sei, stieß
hier bei Studenten und Professoren auf Unverständnis. Während in der
Bundesrepublik der 70er Jahre ein so populärer Grafiker wie Klaus Staeck
gebrochene Schriften lediglich für seine satirischen Plakat-Schlagzeilen
»Mitbürger! Lesen macht dumm und gewalttätig«
(1975) oder
»Unternehmer! Macht euch die Erde untertan«
(1973) einsetzte, erschien
in der DDR die Auseinandersetzung mit der belasteten Vergangen-
heit dieser Schriften offensichtlich als ein Problem des Westens.
Der Kollege Martin Z. Schröder, der in (Ost-)Berlin seine Lehre
absolvierte, kommentierte diesen Sachverhalt sehr treffend wie folgt:
»Die ideologischen Zuschreibungen in Westdeutschland waren uns nicht geläufig,
wir unterschieden zwischen schöner und häßlicher Schrift, nicht zwischen guter
und böser.«

Albert Kapr, Professor in Leipzig und weltweit anerkannter Gutenberg-
Forscher, bestätigte mir angesichts eines Besuches der HBK Braunschweig
im Jahr 1983, daß die Grafiker der DDR, was den Einsatz der Fraktur
beträfe, keinerlei Beschränkungen unterworfen seien.
Zahlreiche Bücher aus der DDR, die in Fraktur oder Schwabacher
gesetzt waren, mögen dafür als Beleg dienen.

 

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  • Gefällt 1
Geschrieben

Da hätten wir ja schon zwei Punkte, die in der durchideologisierten DDR weniger ideologisch und pragmatischer abgehandelt wurden als in der Bundesrepublik: Fraktur und Kernkraft. ;-)

  • Gefällt 1
Geschrieben

Zur Futura: Sie war in der DDR nur in Restbeständen verfügbar, ähnlich wie Akzidenz-Grotesk oder Fundamental. Es dürfte kaum ein DDR-Buch aus Futura geben. Viele Gebrauchsgrafiker haben bedauert, daß sie in den wichtigen Druckbetrieben nicht vorhanden war und in den kleinen Setzereien nur schwach ausgebaut. Die typische DDR-Serifenlose war bis zur Einführung des Fotosatzes die Super-Grotesk. Da es im Westen viel mehr Schriften gab, sowohl Klassiker als auch neue, konnte sich keine so typische Einförmigkeit entwickeln wie im Osten. Die Typografie im Osten besteht zum größten Teil aus Garamond und Super-Grotesk.

Geschrieben

Wobei die Super-Grotesk ja als Futura-artig durchgeht und die Futura somit keine spezifisch westdeutsche Anmutung für sich beanspruchen kann. Ähnlich ist es ja mit anderen Paarungen wie Univers—Maxima oder (etwas weiter voneinander entfernt) Optima—Publica. 

Geschrieben

Wobei die Super-Grotesk ja als Futura-artig durchgeht und die Futura somit keine spezifisch westdeutsche Anmutung für sich beanspruchen kann. Ähnlich ist es ja mit anderen Paarungen wie Univers—Maxima oder (etwas weiter voneinander entfernt) Optima—Publica.

Ging es denn um die »Anmutung«? Ich hatte den Fragesteller so verstanden, dass er konkrete Schriftarten wissen wollte. Die genannten Paarungen (Univers/Maxima, Optima/Publica, …) machen aus meiner Sicht doch gerade die zweigleisige Entwicklung deutlich. Sonst hätte man doch in der DDR auch sofort zur Optima greifen können. War das so? Und hat man in der BRD großflächig die Maxima verwendet?

Geschrieben

Die westlichen Schriften kamen erst mit den westlichen Fotosatzgeräten in die DDR, dann gab es die Univers auch in der NBI (Neue Berliner Illustrierte). Anfang der 80er Jahre.

 

Von der Publica höre ich heute zum ersten Mal, gab es die in Blei? Von häufiger Anwendung zu sprechen, kann ich nicht nachvollziehen. Wenn eine Bleischrift 1970 erschienen ist, lag sie zehn Jahre später bei drei großen Druckereien im Setzkasten. Für Überschriften. Für den Textsatz hätten Linotype-Matrizen gemacht werden müssen. Und diese wiederum hätten gekauft werden müssen.

 

Futura und Super unterscheiden sich so klar voneinander, daß die Futura durchaus als westliche Schrift gelten darf, allerdings nicht auf Deutschland begrenzt. Der Mangel an Futura und Gill wurde so stark empfunden, daß manche Grafiker sie, etwa für Buchumschläge oder Plakate, von Hand zeichneten.

Geschrieben

… Der Mangel an Futura und Gill …

 

Die Gill hatten wir aber sogar als Monotype-Matrizen, also praktisch unbegrenzt verfügbar (was natürlich noch nichts darüber sagt, wie breit sie tatsächlich verwendet wurde).

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