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Postkarten-ABC zum Sammeln oder Verschenken …

Literaturzeitschrift im Handsatz hergestellt

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Mir deucht, Ihr reduziert grad den Bleisatz auf die Optik und vergesst die Haptik! Es rockt einfach, die Buchstaben fühlen zu können! Und das tut es auch noch, wenn ein Affe Comic Sans gesetzt hätte...

Geschrieben

Da werden jetzt die geschätzten Kollegen Bleisetzer vermutlich entgegnen, dass man »richtig« im Bleisatz Gedrucktes nicht wie ein Prägung fühlen kann, weil es eben genau darauf ankommt, die Farbe mit dem richtigen Druck so auf das Papier aufzutragen, dass keine Verformung des Papier stattfindet.  :-) Ich hoffe, ich habe das als Druck-Laie richtig formuliert – wenn nicht bitte ich um Nachsicht und Korrektur.

 

Es gibt aber inzwischen beabsichtigten Prägedruck, zum Beispiel in ein weiches dickes Kartonmaterial mit extra dafür angefertigten Schriften (Bleisatzschriften gehen kaputt, wenn man zu viel Druck einsetzt). Wenn ich mich richtig erinnere, dann gibt es hier in der Forums-Werkschau Arbeitsbeispiele von Martin Z. Schröder zum Thema Prägedruck. 

 

Nachtrag: Hier ist der Link  :huhu:

Geschrieben

Korrekt Kathrin. Genau das machen viele dieser selbsternannten "Letterpress" Drucker.

 

Na, das macht Kollege Martin Z. Schröder aber auch und gibt es selber zu – steht im TJ4 (meine ich)  :nicken:

Geschrieben
Wenn man ein Kind ein Bild kritzeln sieht, schüttelt man ja auch nicht den Kopf und meint, es solle erstmal eine richtige Ausbildung durchlaufen. :-)

Naja, die Dame ist kein Kind, sondern eine Erwachsene, die sich auf den Marktplatz der Öffentlichkeit begeben hat.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Ich denke schon das Bleisatz heute wieder etwas besonderes ist. Im Kontext einer selbst verlegten und selbst gedruckten Zeitschrift auf jeden Fall. 

 

 

Ja, da bin ich durchaus deiner Meinung. 

 

Aber wenn du meinen Beitrag genau liest, wirst du das Wörtchen „alleine“ vor dem Wort Bleisatz lesen. 

 

Ich schrieb ja

 

Und Bleisatz ALLEINE ist eben nichts Besonderes.

 

Bleisatz gut gesetzt und gestaltet ist sicher etwas Besonderes. Aber nur weil Bleisatz zur Anwendung kommt, heißt das nicht, dass hier eine besondere Arbeit vorliegt.

  • Gefällt 1
Geschrieben

»Die Letter darf das Papier nur küssen«, erklärt der Buchdrucker. Und wenn ein Buchdrucker den andern besucht und sich eine Arbeit anschaut, dann prüft er gern die sogenannte Schattierung auf der Rückseite einer Drucksache. Wenn da gar nichts zu sehen ist, zieht er seinen Hut. Das hat zwei Gründe: Der erste: Je weniger die Schrift geprägt ist, desto klarer ist ihr eigentliches Bild zu sehen, somit auch ihre Qualität, die nicht durch Quetschränder gemindert wird. Der zweite Grund: Wenn Bleischriften geprägt werden, nutzen sie sich sehr schnell ab, und da neue Bleischrift einen Haufen Geld kostet, will ihr Besitzer sie in der Regel schonen, damit er lange damit auskommt.

 

Das war aber nicht immer so. In Büchern auf Dünndruckpapier des 20. Jahrhunderts findet man oft eine recht starke Schattierung. Wenn sie von maschinell hergestelltem Satz (Linotype-Zeilen oder Monotype-Lettern) gedruckt sind und man die Schrift ohnehin wieder einschmilzt, gibt es keinen wirtschaftlichen Verlust für die Druckerei. Und wenn exakt registerhaltig gedruckt wurde, beeinträchtigt es die Ansicht von Schön- und Widerdruck kaum. Und in alten Büchern ebenfalls. In der mittelalterlichen Druckerei wurden die Papierbogen befeuchtet, damit sie sich ordentlich um den Druckstock legen und ihn gut abbilden können. Anschließend hat man die Bogen nach dem Trocknen durch die Mangel gedreht, denn die Prägung galt nicht als schön, zumal in Büchern, wo sie auf der jeweiligen Rückseite, die ja auch bedruckt ist, die Schönheit des Bildes stört. In Antwerpen habe ich gerade vor ein paar Tagen im Museum Plantin Moretus ein Buch gesehen, 1523 gedruckt, stark schattiert, im Druck nicht zugerichtet und sehr unsauber. Es gab ja damals auch noch keine Walzen, man hat mit Tampen eingefärbt. Und doch ist das anrührend schön, denn die Typografie siegt über die Schwächen der noch jungen Technik. Und zumal wenn man in den Nebenräumen gerade die Stahlstempel, die Kupfermatrizen und die Gießerei besichtigt hat, dann will man als Buchdrucker fast niederknien.

 

Aber die Moden wechseln, und zur Zeit wird der Prägedruck auf rauhes Material von den meisten Leuten als schön empfunden. Es ist offenbar ein angenehmer Gegensatz zu den glatten kalten Oberflächen der technischen Gerätschaften, mit denen man unentwegt zu tun hat. Ich drucke so etwas gar nicht ungern. Prinz Asfa Wossen-Asserate hat es in seinem Manierenbuch getadelt, wenn Menschen einen Stahlstich befingern, um sich an den erhabenen Buchstaben zu ergötzen und den ungeprägten unauffälligen Bleisatz zur feinsten Art des Druckes erklärt. Ich muß sagen, daß ich diesem Reiz auch jedesmal erliege, wenn ich einen gutgemachten Stahlstich in der Hand habe. Einerseits mag ich das Wort »Haptik« gar nicht mehr hören, weil es eben der Kennerschaft gegenübersteht. Andererseits finde ich sowohl Blindprägungen mit ihren Schattenwürfen als auch eine sauber geprägte gute Schrift wirklich schön. Ich habe mich ein paar Jahre gegen den Prägedruck gewehrt, aber dann doch damit angefangen, und jetzt halte ich ihn für durchaus legitim. Als Distinktionsmerkmal unter Bildungsbürgern kann er allerdings heute nicht dienen, das merke ich den Kennern unter meinen Kunden immer wieder an: Bloß keine Prägung! Das wird als billiger Protz empfunden. Ich kann mich zu einer so klaren Meinung nicht durchringen. Ich drucke beides gern, wenn es gute Entwürfe sind. Ich kann auch den nach der reinen Lehre schlecht zugerichteten und mangelhaft eingefärbten Holzlettern etwas abgewinnen.

 

Der Bleisatz ohne Schattierung wird in meiner Werkstatt von Menschen gewünscht, denen man Kennerschaft zuschreiben kann. Kunstkenner und Bibliophile. Ihnen geht es nicht um den vordergründigen Effekt, sondern um die nur für eben Kenner sichtbaren feinen Ungleichmäßigkeiten einer schönen Schrift in einem sauberen Entwurf. Die Farbgebung ist im Buchdruck anders, sie läßt die Drucksache lebendiger wirken als Drucksachen aus der Offset- oder Digitaldruckmaschine. Unter der Lupe kann man die feinen Unregelmäßigkeiten dann erkennen. Diese Art Kennerschaft als Distinktionsmerkmal gibt es überall: echte Maßanzüge, handgemachte Schuhe und Möbel oder Platinschmuck erkennt in der Regel nur, wer selbst so etwas besitzt und den Handwerker bei der Arbeit ein Stück begleitet hat.

 

Die in der Zeitung vorgestellte Druckerin scheint all solchen Fragen fernzustehen. Ich habe dazu nur eine kurze Anmerkung gemacht, so wichtig, daß sich daran ein Disput entzünden könnte, habe ich das nicht genommen.

Man kann solchen Arbeiten durchaus einen kindlichen Charme zugestehen:

http://www.muehle-1-verlag.de/images/SAM_0019_1.jpg
http://www.muehle-1-verlag.de/images/SAM_0004_1.jpg

http://www.muehle-1-verlag.de/images/wohnung-und-verlag-076.jpg

http://www.muehle-1-verlag.de/images/wohnung-und-verlag-077.jpg

Aber Erwin Krump hat es ganz richtig gesagt: Durch solche Veröffentlichungen und auch den uneingelösten Anspruch auf künstlerischen Wert, der aus der Website der Verlegerin hervorgeht, wird das ganze Handwerk in die Hobby-Ecke geschoben.

 

Ob man Lokalzeitungen immer für quasi naturgegeben minderwertig halten muß, bezweifle ich. Zur Zeit gibt es vielleicht keinen guten Lokaljournalismus in gedruckten Zeitungen. Ich kenne zu wenige, um das beurteilen zu können. Aber es gab erfolgreiche Versuche wie die »Berliner Seiten« der FAZ, auch unsere engere örtliche Lebenswelt journalistisch erstklassig und auch feuilletonistisch zu begleiten. Und ein Online-Magazin wie die Prenzlauer Berg-Nachrichten kann diesen Anspruch sogar gegenwärtig einlösen.

  • Gefällt 4
Geschrieben

»richtig« im Bleisatz Gedrucktes nicht wie ein Prägung fühlen kann

Tja, und ich freue mich dann über das falsch Gedruckte (was im Laufe einer Auflage, sogar innerhalb eines Buches sich ändern kann, wenn ich meine Handgrammatik (gedruckt 1861) mir anschaue) :)

Geschrieben

Ich hab mir mal die Website der Autorin angesehen. Fleißig ist sie, die Preise für ihre Drucksachen sind doch sehr moderat und das mit dem Setzen und drucken wird sie vielleicht noch richtig lernen. Oder eben auch nicht. Mit drei Schriften und einer Petzold-Nudel hat das eben nicht mehr technisches Niveau als eine ganz primitive Schul(hoch)druckerei. Und wenn nun eine Dorfzeitung das zu was Besonderem erklärt - die freuen sich halt, wenns überhaupt mal was zu berichten gibt.

Im Übrigen gab es vor einigen Jahren schon mal eine Literaturzeitschrift im Bleisatz und Buchdruck namens "plumbum", die wesentlich professioneller  (in Leipzig) gemacht wurde, aber nach wenigen Jahren wieder aufgehört hat ...

Geschrieben

 

Ein Roman, komplett im Handsatz hergestellt:

Eine Novelle, kein Roman. Es gibt im Übrigen noch eine ganze Reihe sogenannter Handpressendrucker, die durchaus auch mal längere Texte im Bleisatz typografisch sehr unterschiedlich zu Büchern machen. Gianna ist nur eine davon. Wer sich dafür interessiert - es gibt einige Messen, bei denen man solche Bücher und die Büchermacher kennenlernen kann. Die nächsten wären beispielsweise in Trier (erstes Oktoberwochenende), Frauenfeld in der Schweiz (Anfang November), Berlin (Ende November) und Hamburg (Mitte Januar).

  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Otto-Arialverbraucher

 

DAS überfachwort! herzlichen dank, kathrin. 

  • Gefällt 1

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