Typoman Geschrieben Dezember 6, 2014 Geschrieben Dezember 6, 2014 Ich korrigiere gerade die Abschlussprüfung für den Beruf "Mediengestalter Digital und Print". Und da wollte ich mal eine zweite Meinung einholen, weil die Musterlösung einer Aufgabe nach meiner Meinung falsch ist. Es geht um die Teilaufgabe a) Die Musterlösung ist: 3, 1, 2, 4 Findet das außer mir jemand merkwürdig?
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 6, 2014 Geschrieben Dezember 6, 2014 Vermutlich geht es um grobe Kategorien wie »gebrochene Schrift«, »Renaissance-Antiqua«, »Linear-Antiqua« und »Antiqua-Varianten«(?). Dann würden die Antworten hinkommen.
Pachulke Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Findet das außer mir jemand merkwürdig? Durchaus. Wenn bei der Fraktur der allgemeine Begriff »gebrochene Schrift« maßgeblich sein sollte, dann müßte bei der Renaissance-Antiqua auch der allgemeine Begriff »Antiqua« maßgeblich sein. Bei beiden Begriffspaaren (Antiqua vs. gebrochene Schrift oder Renaissance-Antiqua vs. Fraktur) würde man zu einer anderen Sortierung kommen, auch wenn man sich beim zweiten Begriffspaar vielleicht um ein paar Jahre streiten könnte. Aber das falsche Schluß-s in Beiſpiel ist für eine Mediengestalter-Prüfung schon ziemlich starker Tobak.
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Durchaus. Wenn bei der Fraktur der allgemeine Begriff »gebrochene Schrift« maßgeblich sein sollte, dann müßte bei der Renaissance-Antiqua auch der allgemeine Begriff »Antiqua« maßgeblich sein. Nicht, wenn man von den DIN-Klassifikationsgruppen ausgeht, die die Azubis hier bestimmt lernen mussten. Aber das falsche Schluß-s in Beiſpiel ist für eine Mediengestalter-Prüfung schon ziemlich starker Tobak. Ist ja nicht »falsch«, nur nicht »traditionell«.
Typoman Geschrieben Dezember 7, 2014 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 7, 2014 Gefragt ist, die Entstehungszeiten der abgebildeten konkreten Schriftbeispiele in die richtige Reihenfolge zu bringen. Hier wird nicht nach Schriftklassifizierungen gefragt, was übrigens zu zeitlichen Einordnung von Antiquas vs gebrochener Schriften wenig taugt, da sich diese zum Teil zeitlich parallel entwickelt haben. Jedenfalls ist doch die abgebildete "Fette Fraktur" aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Und da wäre es doch zumindest denkbar, dass die abgebildete venezianische Renaissance-Antiqua älter sein könnte, oder? Ist das spitzfindig? Genauso wie das falsche s in Beispiel? Immerhin ist der Mediengestalter der Nachfolger des Schriftsetzers …
Thomas Kunz Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Gefragt ist, die Entstehungszeiten der abgebildeten konkreten Schriftbeispiele in die richtige Reihenfolge zu bringen. Wenn dem so wäre, dann wäre die Fette Fraktur (1850) älter als die Berkeley (1983). (Die Aufgabenstellung spricht aber nicht von konkreten Schriftbeispielen, sondern von charakteristischen Schriften vierer Epochen.)
Wrzlprmft Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 (bearbeitet) Nicht, wenn man von den DIN-Klassifikationsgruppen ausgeht, die die Azubis hier bestimmt lernen mussten. Dann sollte aber die Frage entsprechend gestellt sein. Es sollen eben nicht die »Schriftbeispiele« geordnet werden (wie es da steht), sondern die Schriftstile. (Ersteres ist sowieso praktisch unmöglich.) Ist ja nicht »falsch«, nur nicht »traditionell«. Aber vor 1996 war es eben tatsächlich falsch und bis ca. 1950 gänzlich unüblich. Es gab zwar sehr vereinzelte Ausnahmen davor, aber wenn mich jemand bäte dieses Schriftbeispiel zeitlich einzuordnen, wäre meine Antwort, dass es zu 99,9 % nach 1950 entstanden sei. bearbeitet Dezember 7, 2014 von Wrzlprmft
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Dann sollte aber die Frage entsprechend gestellt sein. Ich versuche ja auch nur zu deuten, wie es gemeint sein könnte. Letztlich prüft die Frage ja etwas ab, was vorher gelehrt wurde. Ohne diese Inhalte zu kennen, kann man sicherlich sagen, dass die Frage zu unklar ist und und verschiedene Antwortkombinationen möglich sind.
Typoman Geschrieben Dezember 7, 2014 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 7, 2014 Wenn dem so wäre, dann wäre die Fette Fraktur (1850) älter als die Berkeley (1983). Danke. Wenn Beispiel 1 die Berkley ist, dann stimmt ja die Reihenfolge der Musterlösung.
Wrzlprmft Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Wenn Beispiel 1 die Berkley ist, dann stimmt ja die Reihenfolge der Musterlösung.Nein, dies geht davon aus, dass die Entstehungszeit der individuellen Schriften gefragt ist. Dann wäre aber die korrekte Reihenfolge (vorausgesetzt ich habe alle korrekt identifiziert): Fette Fraktur (1850, 3) Letter Gothic (1962, 2) Berkeley (1983, 1) – andererseits ist die wiederum aus der University of California Old Style (1938) entstanden Shuriken Boy (1996, 4) So oder so kann niemand ernsthaft von den Prüflingen erwarten, alle Schriften zu identifizieren und auch noch das Entstehungsjahr zu kennen. Ich könnte mich auch noch auf den Standpunkt stellen, dass die Entstehungszeit der tatsächlichen Beispiele gefragt ist. Dann wäre die korrekte Antwort die Reihenfolge, in der der Mensch, der die Aufgabe erstellt hat, die Beispiele gebastelt hat (und also unbekannt).
catfonts Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Zumindest wäre es aber zutiefst ungerecht, die Antwort dann als falsch zu werten, wenn der Prüfling jetzt es tatsächlich hin bekommt, die abgebildeten konkreten Schriften genau zu bestimmen, und davon zufällig auch das zumindest ungefähre Erstellungsjahr weiß.
Phoibos Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 tl:dr Multiple-Choice-Prüfungen sind halt Mist. 2
Kathrinvdm Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Gute Lehrer würde Extrapunkte geben für eine schlüssige Alternativlösung. Diese bedürfte allerdings der Erläuterung – ist die Frage, ob dafür in Multiple-Choice-Prüfungen Platz ist.
catfonts Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Ich finde allerdings auch Multiple-Choice-Fragen, die zu mehreren richtigen Antworten führen können nicht einmal schlimm, wenn dann die folgende Frage lautet: Wie sind sie auf diese Reihenfolge gekommen. Ist das dann zur angegebenen Reihenfolge schlüssig, sollte das dann auch als Richtig bewertet werden. Schließlich muss man ja auch lernen, dass es eben recht oft nicht nur eine richtige Lösung gibt, selbst wenn die Lösungen sich zu widersprechen scheinen. 1
catfonts Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Hupps, da waren wir ja wieder mit der Gleichen Idee unterwegs
Typoman Geschrieben Dezember 7, 2014 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 7, 2014 Gute Lehrer würde Extrapunkte geben für eine schlüssige Alternativlösung. Diese bedürfte allerdings der Erläuterung – ist die Frage, ob dafür in Multiple-Choice-Prüfungen Platz ist.Das ’walte Hugo! Es sollte eigentlich nicht zum Schaden der Prüflinge sein, deren richtige Antwort an von der Musterlösung abweicht. Ich habe aber leise Zweifel, dass das alle Prüfer bei dieser bundesweit einheitlichen Prüfung berücksichtigen werden … Dieser Prüfungsteil ist übrigens nicht Multiple Choice. Dank an alle fürs Kommentieren
Kathrinvdm Geschrieben Dezember 7, 2014 Geschrieben Dezember 7, 2014 Dass Du Dir um dieses Frage Gedanken machst, ehrt Dich jedenfalls.
Martin Z. Schröder Geschrieben Dezember 9, 2014 Geschrieben Dezember 9, 2014 Also ich hätte hier nicht alle Punkte machen können. Was ist an Schrift 1 charakteristisch für eine Epoche, und welche ist das? Handelt es sich um vier »Epochen«?
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