PeterHamburg Geschrieben Januar 25, 2015 Geschrieben Januar 25, 2015 Hallo liebe Typographie-Freunde und Kenner. Ich versuche, mich in das Hobby meines verstorbenen Vaters einzuarbeiten, der eine Hobby-Setzerei hat. Ich verzweifle an der Kategorisierung und Sortierung der Messinglinien. Kurz: Ich habe gelernt, dass diese mit fein, stumpffein etc. in ihrer Linienstärke unterschieden werden . Und auf unterschiedlichen Kegelstärken verfügbar sind. Ist also eine halbfette Linie in 2 pt gleich dick im Druckbild wie eine halbfette auf einer 1pt Kegelstärke? Oder ist 2pt halbfett = 1pt fett ? Und: Hat jemand eine Grafik, wie welche Längen in einem Linienkasten angeordnet werden? Vielen Dank für Eure Hilfe! Peter
Pachulke Geschrieben Januar 25, 2015 Geschrieben Januar 25, 2015 Oder ist 2pt halbfett = 1pt fett ? Nein. Die Bezeichnung ist immer im Verhältnis zum Druckbild absolut, die Kegelgröße ist ein anderer Parameter, der getrennt zu betrachten ist. Hier habe ich Dir mal die entsprechenden Lehrbuchseiten zusammengestellt, das sollte Deine Fragen, soweit ich sehe, beantworten. Falls nicht, einfach noch mal fragen. Der im Buch abgebildete Linienkasten ist für kurze Linienstücken. Längere Linien, also jenseits der 20 Cicero (5 Konkordanz) stehen in Linienkästen, deren Fächer jeweils reichlich die Länge der zugehörigen Linien haben, sind also mehr oder weniger selbsterklärend. 5
PeterHamburg Geschrieben Januar 25, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 25, 2015 Super. Vielen Dank, Pachulke. Das beantwortet in der Tat meine Frage hierzu. Vielen Dank für die Mühe. Herzliche Grüße nach Espenhain. Peter
PeterHamburg Geschrieben Januar 26, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 26, 2015 Hallo zusammen, jetzt habe ich hierzu doch noch eine Frage und bin sicher, Ihr könnt mir helfen. Anbei das Foto eines großen Setzkastens. Wie wird / wurde dieser bestückt? Zunächst wären da vermutlich im unteren Teil zwei "Spalten" für eine Sorte Linien (insgesamt fasst dieser Kasten m.E. 6 Sorten Linien?!). Hier müsste ich die Linien in den Längen 6p - 36 pt (ich vermute, dass ab 48p (4 Cicero) die oberen Fächer verwendet werden sollen?) hinein. Ich habe hier 11 Fächer zur Verfügung, was ja bei Linienlängen von 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 24, 28, 30 und 36 passen würde. Aber: Zum oberen Teil: Ich vermute, dass aus dem oberen Teil jeweils eine Hälfte (links oder rechts) für die längeren Linien verwendet wurde (das kleinste Fach ist ca. 4 Cicero (also 1 Konkordanz) groß, das größe Fach fasst bis zu 46 Cicero - in dieser Spannweite gibt es aber doch mehr Längenvarianten als ich hier Fächer zur Verfügung habe...). In einer alten Schrift fand ich den Hinweis, dass in das unterste Fach die Länge 2 Konkordanz hinein soll. Das passt aber nicht... . Und: wozu ist das ganz große Fach und wozu wurden / werden die schmalen Fächer rechts zwischen dem zweiten und dritten Drittel des Kastens verwendet? Ich hoffe, meine Fragen lösen nicht zu großes Kopfschütteln bei Euch Fachleuten aus. Und wenn einer der Admins dieses Thema in die richtige Kategorie verschieben möchte: gern. Sorry, ich hatte es irrtümlich in "Geschichte" veröffentlich. Falsch angeklickt und nicht gemerkt. Herzlichen Dank! Peter
Gast bertel Geschrieben Januar 26, 2015 Geschrieben Januar 26, 2015 Vielleicht hilft der Anblick anderer Kästen … http://bleisatzmagazin-rheinland.de/index.php/shop/kategorie/Linien http://de.picclick.com/Antiquitaten-Kunst/Alte-Berufe/Buchdrucker-Buchbinder/Werkzeug/?q=messinglinien
Phoibos Geschrieben Januar 26, 2015 Geschrieben Januar 26, 2015 Wenn Dein Nick auf Deinen Wohnort schließen lässt, kannst Du Dich hier bestimmt auch beraten lassen: http://www.museum-der-arbeit.de/de/offene-werkstatt/ 1
PeterHamburg Geschrieben Januar 26, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 26, 2015 Das ist ein prima Tipp und in der Tat nicht weit. Vielen Dank! Peter
Pachulke Geschrieben Januar 26, 2015 Geschrieben Januar 26, 2015 Es gibt in einer Handsetzerei auch Bereiche, die von keiner DIN erfaßt sind. Über die Standardbelegungen hinaus hat sich jeder Setzer das vorhandene Material auf die vorhandenen Kästen und Regale so aufgeteilt, daß er halt mit dem System irgendwie vernünftig klargekommen ist. Jede Verästelung war da nicht so eindeutig definiert, daß ein Schriftsetzer in einem fremden Betrieb sich sofort hundertprozentig zurechtgefunden hätte. Die Frage »Wo liegt das?« gehörte also für jeden Neuen im Betrieb unbedingt zum Alltag. Das ist nicht unbedingt (nur) Schlamperei und Individualismus geschuldet, sondern der Komplexität des Systems Bleisatz, das letztlich jedes Streben nach der perfekten Schematisierung ad absurdum führen muß. Bewahrt man Bleilinien und Messinglinien sonst gleicher Spezifika zusammen auf oder getrennt? Darf man auf der Monotype gegossene Sonderzeichen für eine Komplettgußschrift mit in deren Schiftkasten mogeln? Bunkere ich mir einen Vorrat häufig benutzter Regletten und Stege gleich auf einem Schiff am Arbeitsplatz und lasse die erst gar nicht wieder ins Regal wandern? Auf solche Fragen haben Setzer unterschiedliche Antworten gefunden, die letztlich auf die Arbeitsabläufe im jeweiligen Betrieb (und natürlich auch persönliche Eigenheiten) abgestimmt waren. Setzer hatten deshalb in der Regel immer »eigene« Gassen im Betrieb und konnten sehr ungehalten werden, wenn da Collegen ohne Absprache Material herausholten oder gar hereinbrachten. Darüberhinaus hatte ein Setzer fast immer irgendwo eine Kiste mit ganz besonderen Raritäten, die besonders gehütet wurde und von Collegen gar nicht angefaßt werden durfte. Du mußt Dir also über die Dinge hinaus, die der guten Ordnung halber geregelt sein müssen, ein System schaffen, mit dem Du selbst klarkommst und dabei ruhig auch eigene Festlegungen treffen. Und rechtzeitig Deine Söhne in die individuellen Geheimnisse Deiner Setzerei einweihen, damit die sich im Fall der Fälle dann zurechtfinden. 2
PeterHamburg Geschrieben Januar 26, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 26, 2015 Vielen Dank Euch allen. Die offene Werkstatt kannte ich wirklich noch nicht und werde die sicher sehr bald besuchen. Und Pachulke: Vielen Dank. Das bringt mich wieder ein wenig auf den Boden. In der Tat sitze ich gerade über dem oben abgebildeten Linienkasten und puzzle an meiner eigenen Logik und Sortierung. Zwischenstand: Ich bin recht zufrieden . Vielen Dank Euch! Toll, dass es Euch gibt. 2
Pachulke Geschrieben Januar 26, 2015 Geschrieben Januar 26, 2015 Purer Eigennutz. Wenn es der Nordfraktion gelingen sollte, das übernächste Forentreffen nach Hamburg zu holen, werden wir alle bei Dir auf der Matte stehen, die Werkstatt besichtigen und Dir Dein Bier wegtrinken wollen. 3
PeterHamburg Geschrieben Januar 27, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 27, 2015 Tja, lieber Schriftsetzer Pachulke. Ich habe ca. 3 "gefällt mir" für das DANKE und Du bekommst wahrscheinlich binnen weniger Stunden hundert "gefällt mir" für "Freibier in Hamburg". Geht ja schon gut los... . Das nenne ich in der Tat Eigennutz. Zum Glück habe ich nur eine kleine für Euch kaum sehenswerte kleine Ansammlung und mein Kühlschrank ist winzig Aber klar, wer vor der Tür steht, darf gucken und ein Bierchen gibt es auch. Notfalls räubern wir die Vorräte vom Nachbarn. Gast-Geschenke nicht vergessen. . Brauche dringend noch 2-3 Satzmagneten... . Bis bald mal Peter
Gast Schnitzel Geschrieben Januar 27, 2015 Geschrieben Januar 27, 2015 Bei Pachulke sind auch nur drei ›Gefällt mir‹ – 109 ist ein Benutzername
PeterHamburg Geschrieben Januar 27, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Januar 27, 2015 schon klar... brachte mich nur auf die Idee, dass das ganz schnell viel mehr werden (wie ich vermute). Hmmm. Das Thema gleitet ein wenig ab ?! Tse Tse Tse... .
catfonts Geschrieben Januar 27, 2015 Geschrieben Januar 27, 2015 Kannst ja als Eintrittskarte ne Messinglinie verlangen Und nicht, das dann einer mit nem Schächtelchen Spartien ankommt, und sagt: "Wat is, is doch Messing" 1
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