Harriet oder Ingeborg?

[Kathrinvdm]

Hach, was für ein Dilemma! 

 

ich benötige für ein neues Projekt eine schöne, frische, klassizistisch anmutende Antiqua. Ins Finale haben es – bis jetzt – Harriet und Ingeborg geschafft:

 

https://www.myfonts.com/fonts/okay-type/harriet/text-regular/?meta=/227934/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe%21/Harriet+Text

https://www.myfonts.com/fonts/okay-type/harriet/display-black-italic/?meta=/227936/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe%21/Harriet+Display+Black+Italic

https://www.myfonts.com/fonts/okay-type/harriet/display-bold/?meta=/227927/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe%21/Harriet+Display+Bold

https://www.myfonts.com/fonts/typejockeys/ingeborg/regular/?meta=/176292/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe%21/Ingeborg+Regular

https://www.myfonts.com/fonts/typejockeys/ingeborg/fat-italic/?meta=/176283/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe%21/Ingeborg+Fat+Italic

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Im Preis liegen die beiden Komplettpakete fast gleichauf, wobei bei der Harriet 20 Schnitte im Paket stecken, bei der Ingeborg lediglich 9. Ein Punkt für die Harriet, wobei ich sagen muss, dass ihre sehr feinen Schnitte in meinen Augen etwas unruhig flackern. 

 

Ein Versal-Eszett haben leider beide nicht – zwei Wermutstropfen!

 

Ich mag die Harriet sehr, wobei ich mich, als ich die Ingeborg heute unter die Lupe genommen habe, sofort in die Glyphenformen verliebt habe, da sind sooo schöne Buchstaben dabei! Das ist tatsächlich ein Punkt für die Ingeborg. 

 

Wie würdet Ihr entscheiden? 

[Phoibos]

Mein erster Gedanke war "die Vulpa könnte ein Mittel zwischen beiden sein". Mein zweiter, warum dann eine neue?

 

https://www.myfonts.com/fonts/schizotype/vulpa/italic/?meta=/219974/Was+f%C3%BCr+eine+S%C3%BC%C3%9Fe/Vulpa+Italic

 

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Ich finde, dann sticht die Anzahl der Schnitte.

[Kathrinvdm]

Ja, die Vulpa habe ich, das stimmt. Aber die ist mir mit ihren Serifen für die jetzt vorliegende Aufgabenstellung zu verspielt, etwas gradliniger sollte die neue Schrift sein. Ich suche diesen klassizistischen, klar definierten Strichstärkenwechsel und Tropfenserifen. 

[Þorsten]

Mir eben noch aufgefallen: Die kursiven Schnitte der Ingeborg bringen keine Kapitälchen mit. Ja, ja, ich weiß, »brauch man nicht, um Romane zu setzen«, »sollte man sowieso nie verwenden« etc. etc. – aber wer weiß, vielleicht kann sich bei diesem Projekt ja doch mal eine Konstellation ergeben, dass in einem kursiv zu setzenden Leitartikel Krams vorkommt, der am besten mit Kapitälchen … na du weißt schon.

 

Bei einer $400-Textschriften-Familie hätte ich jedenfalls schon gerne diese Flexibilität.

[Kathrinvdm]

Das ist ein guter Punkt – danke, Thorsten! 

 

Ich glaube, mein Dilemma ist einfach, dass mir einige Buchstaben der Ingeborg so gut gefallen, obwohl es vernünftiger wäre, die Harriet zu wählen (und die ist ja auch schön, gar keine Frage) …

 

Hat zufällig schon einer von Euch mit einer der Schriften zu tun gehabt und kann sagen, wie sie sich so anstellt in der Zusammenarbeit?

[StefanB]

Schau dir doch morgen einfach mal eine Page im Zeitungsladen deines Vertrauens an. In dieser wird die Ingeborg seit einigen Ausgaben eingesetzt.

[R::bert]

Hast Du vielleicht schon: ich würde mich an Deiner Stelle fragen, welche der beiden eher durch die Miller oder Sentinel zu ersetzen wäre bzw. sich diesen beiden mehr ähnelt um jene dann (erstmal) auszuschließen.

 

Wirklich schwer! Das g (inklusive Alternative!) und die Kursive der Ingeborg sagen mir ja mehr zu. Die Harriet hat dafür neben den Display-Schnitten noch einen Light-Schnitt und laut Myfonts auch mehr Glyphen und das schöner a, wie ich finde … :übersprungshandel: die Abril hast Du Dir auch schon angesehen?   Nee, lass! Die Textschnitte fetzen nich so …

 

Strichpunkt hat für das neue Vorwerk-Erscheinungsbild ergänzend zur Univers auch die Ingeborg auserkoren (siehe z.B. Business Report 2013).

[ThierryM]

mit der abril habe ich vor zwei, drei jahren schon mal problemlos gearbeitet, aber es ist doch ein ganz anderer stil als die ingeborg (doofer name) und die harriet:

 

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ich finde die entscheidung auch schwierig: die ingeborg gefällt mir an sich besser, aber die magerere ausstattung – keine display-schnitte, keine kursiven kapitälchen – ist ein bisschen schade. hässlich ist die harriet auch nicht und sie bietet halt etwas mehr fürs selbe geld.

 

was ich in letzter zeit mal wieder häufiger gemacht habe: mail an die foundry, um ein paar schnitte als probefont (mit reduziertem zeichensatz) gebeten und damit den text gesetzt, den ich ohnehin damit setzen wollte (halt ohne umlaute ). wenn man die ausdrucke dann in der hand hat, ist die entscheidung oft schnell gefallen. vielleicht sieht das etwas weniger tolle ›g‹ der harriet bei 10 punkt gar nicht mehr komisch aus oder fällt dir im konkreten einsatz an einer der beiden etwas auf, das die entscheidung für die andere erleichtert.

[Thomas Kunz]

Ich setze gerne aus der Ingeborg. Sie hat mir noch nie Probleme bereitet. Zur Harriet kann ich nichts sagen. Sie steht zwar schon lange auf meinem Wunschzettel; ich habe sie aber noch nie eingesetzt.

 

PS: Die Ingeborg ist nach dem Namen der Mutter ihres Schöpfers benannt.

[ThierryM]

PS: Die Ingeborg ist nach dem Namen der Mutter ihres Schöpfers benannt.

glaube ich gerne. der name ist halt – in meinen ohren – weniger schön als die schrift

[Kathrinvdm]

Ja, beim Namen hat die Harriet ebenfalls die Nase vorn! 

 

Die Abril ist wirklich schön – aber mir sagen die Serifen nicht so richtig zu (sie sind ähnlich geformt wie die der Vulpa, über die wir weiter oben schon schrieben). In Fließtextgröße fallen sie nicht so auf, aber in Displaygröße passen sie mir nicht ins Konzept. 

 

@ R::bert: von der Miller Daily habe ich nur eine kleine Besetzung aus vier Schnitten, die Sentinel habe ich gar nicht. Dafür habe ich die Mercury in voller Besetzung, die Eames Century Modern und die Whitman auch.  

 

Wichtig sind mir bei der neu anzuschaffenden Schrift besonders schöne Displayschnitte – gerade auch in den fetten Graden. Für spannende Magazinlayouts zum Beispiel. Die Fließtextschnitte sind nice to have, aber entscheiden sollen diesmal die schönen Buchstaben in großen Graden. Es wäre sogar eine Überlegung, jetzt erstmal nur ein Displaypaket zu kaufen.    

[R::bert]

@ R::bert: von der Miller Daily habe ich nur eine kleine Besetzung aus vier Schnitten, die Sentinel habe ich gar nicht. Dafür habe ich die Mercury in voller Besetzung, die Eames Century Modern und die Whitman auch.

Aah, gut! Dann hatte ich das mit der Eames verwechselt.

 

Ansonsten fielen mir noch Farnham ein, welche einen guten Display-Schnitt-Ausbau aufweist. Aber ob die an die Qualität der Harriet rankommen? Questa wäre noch interessant, weil sie als Sippe erhältlich ist.

 

Aber die passen glaube ich alle nicht zu Deinem Konzept, oder?

 

 

Mit besonderem Augenmerk auf Displayschnitte hier noch ein paar Neuerscheinungen der letzten Jahre:

• http://www.typography.com/fonts/surveyor/overview/
• https://www.swisstypefaces.com/fonts/newparis/
• https://commercialtype.com/typefaces/caponi
• https://www.myfonts.com/search/prumo/
• https://www.stormtype.com/families/trivia-serif

 

Vielleicht hilft Dir das ja bei der Entscheidung. Wenn es Dir tatsächlich um Flexibilität und Eleganz im Display-Einsatz geht, würde ich die Ingeborg nicht auf Platz 1 sehen.

 

[Microboy]

Ich habe die Ingeborg lizenziert und arbeite gerne mit ihr. Allerdings fehlen mir ab und an leichtere Schnitte und die besagten kursiven Kapitälchen.

[Kathrinvdm]

Vielleicht hilft Dir das ja bei der Entscheidung.

Lach! Eigentlich™ nicht, denn es ging bei meiner Entscheidung ja konkret um Harriet und Ingeborg. Und gar nicht um weitere Schriften. Aber da Deine Vorschläge ja immer bedenkenswert sind, lasse ich mich sehr gerne verführen, sie alle noch mal mit in Betracht zu ziehen. Danke! 

 

Erster Nachtrag: Hmmmm, die Questa ist »leider« sehr schick, oder? Schöne Formen und viele Schnitte – und quasi aus Versehen gibt es sogar noch eine Sans dazu und das Ganze zu einem Preis, der den beiden Mädels oben absolut ebenbürtig ist. Hui, das ist ein guter Tipp! Sollte ich wechseln? Na ich schaue erstmal Deine weiteren Vorschläge an. Wenn das auch solche Volltreffer sind, dann sitze ich in der nächsten Luxuspatsche … (+++)

 

Zweiter Nachtrag: Surveyor ist einfach – da ich Hoefler bestreike, fällt die Schrift raus. (---)

 

Dritter Nachtrag: Huuuch, was ist denn bei der New Paris mit »g« und »y« passiert? Sieht aus als ob das wehtut!   (--)

 

Vierter Nachtrag: Die Caponi hat auf den ersten Blick keine Formen, die die Kolleginnen in den Schatten stellen würden – ist aber teurer. (-)

 

Fünfter Nachtrag: Die Prumo geht gefühlt stark in die sehr gradlinige Walbaum-Richtung. Was nicht schlecht ist, aber damit fehlen ihr die charmanten kleinen Kurven, die mir bei Harriet, Ingeborg und Questa so gefallen. Außerdem finde ich, dass die ganz feinen Schnitte ähnlich wie bei der Harriet etwas unruhig flattern. Es kann gut sein, dass das an den Tropfenserifen liegt. (-)  

 

Sechster Nachtrag: Hmmm, die Trivia! Hübsch, vielseitig, klassisch. Und im Vergleich zu den anderen preiswert. Man bekommt bloß einen veritablen Augenschaden, wenn man sich das Schriftmuster-PDF anschaut! (++)

 

Ich lasse mir das jetzt noch mal in Ruhe durch den Kopf gehen – ich muss auch noch mal nachschauen, ob irgendeine der Schriften ein Versal-Estzett hat. Ich glaube nicht, oder?

 

PS: Die Questa heißt doch wohl nur Questa, weil das Q so eine Schönheit ist, oder?

[R::bert]

Zweiter Nachtrag: Puh! Survejor ist einfach – da ich Hoefler bestreike, fällt die Schrift raus.

Dritter Nachtrag: Huuuch, was ist denn bei der New Paris mit »g« und »y« passiert? Sieht aus als ob das wehtut!

 

Dachte ich mir, dass Du so denkst!

[Kathrinvdm]

 Also, mit der Questa hast Du mir wirklich einen tollen Vorschlag gemacht! Ich muss mal sehen, dass ich mir Schriftmuster meiner drei Favoritinnen ausdrucke und nebeneinander lege. Gar nicht einfach …! 

 

Erste Erkenntnis: Die Questa hat ja auch gar keine Tropfenserifen, das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen! Tse …

[R::bert]

Erste Erkenntnis: Die Questa hat ja auch gar keine Tropfenserifen, das ist mir vorhin gar nicht aufgefallen! Tse …

 

Tja, da sind wir wieder bei:

 

Vielleicht hilft Dir das ja bei der Entscheidung. Wenn es Dir tatsächlich um Flexibilität und Eleganz im Display-Einsatz geht, würde ich die Ingeborg nicht auf Platz 1 sehen.

 

Welche bleibt also am Ende übrig? Ha…tschieeeeh!  ;-)

[Phoibos]

Wäre sonst noch die PF Regal eine Alternative? Für gewöhnlich sind die Fonts von Parachute ja sehr gut ausgebaut (wenn auch leicht zu teuer für mich).

 

Wobei ich grad sehe, dass die Text nicht so richtig tropft...

[Kathrinvdm]

Hui, die ist toll!  Aber 2300 € für das Gesamtpaket … hast recht! Und selbst die sechs Unterpakete schlügen noch mit je 625 € zu Buche. Die Schrift ist mit Sicherheit jeden Cent wert, aber das sprengt mein Budget dann doch, fürchte und bedauere ich.

 

Aber vielen lieben Dank Euch allen für das ganze Schriftenfutter! Das muss ich jetzt erstmal sacken lassen. Zum Glück muss ich nicht morgen direkt kaufen, sondern kann es mir noch ein bisschen durch den Kopf gehen lassen. Hach – ich weiß schon, wovon ich heute Nacht träume … 

[RobertMichael]

Hat zufällig schon einer von Euch mit einer der Schriften zu tun gehabt und kann sagen, wie sie sich so anstellt in der Zusammenarbeit?

 

ich hänge mich mal hier frech dran und würde auch gern wissen, ob jemand die Harriet schon eingesetzt hat. ich würde sie gern für ein aktuelles buchprojekt erwerben und mich würde vorallem die textversion der Harriet und ihr zusammenspiel mit holzhaltigem papier und kleinen schriftgrößen interessieren.

 

auch wenn die Ingeborg die schönere ist, preislich ist diese leider nicht drin.

 

die Abril hast Du Dir auch schon angesehen?   Nee, lass! Die Textschnitte fetzen nich so …

 

kannst du das genauer erklären, r::bert?

weil die Abril mehr in richtung egyptienne geht?

[RobertMichael]

sehe gerade die HarrietText hat keinen Black-Schnitt, schade.

[R::bert]

kannst du das genauer erklären, r::bert?

weil die Abril mehr in richtung egyptienne geht?

Mein subjektiver Eindruck war, dass die Abril Text im Vergleich zur Harriet oder Ingeborg nicht so elegant, warm und ausgewogen wirkt. Ja womöglich wegen dem Egyptienne-Einschlag. Vor allem das stramme g gefiel mir im Zusammenhang zu Kathrins Anfrage dort nicht so. Aber im Zusammenspiel mit holzhaltigem Papier könnte die etwas »gröbere« aber auch »stabilere« Formensprache der Abril Text (wir reden ja hier von Nuancen) genau das Richtige sein. Vielleicht ist sie da sogar von Nöten – auch im Hinblick auf kleine Schriftgrade.

[R::bert]

sehe gerade die HarrietText hat keinen Black-Schnitt, schade.

 

Mir fällt ehrlich gesagt auch keine Anwendung ein, bei der ich für Lese- und Konsultationstexte so etwas fettes hätte verwenden wollen. 

[RobertMichael]

och, mal etwas in black-caps auszeichnen bei 9 oder 10 pt kann schonmal ganz gut aussehen.

[R::bert]

Geschmacksache. Bin von solchen Spielereien etwas weg gekommen. Aber gut – black ist ja auch nicht gleich black.