Laptop Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Hallo! Ich bin am verzweifeln, warum wird der combining grave accent in einer composite glyph nicht korrekt positioniert? Ich habe mein Problem mal bildlich gemacht, und zur Verdeutlichung habe ich die Glyphe combining grave accent etwas verunstaltet:
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Zeigt dein Screenshot verschiedene Programme? Die »mark-to-base«-Positionierung kombinierender Diakritika wird halt nicht von allen Programmen unterstützt.
Laptop Geschrieben März 29, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 29, 2015 Hallo Thorsten! Mein Screenshot zeigt nur FontCreator 8.0, das ist auch die neueste Version. Das “Test Font”-Fenster was darüber erscheint gehört auch zu FontCreator. Auch in HTML, wo ich den Font anwende, wird die Positionierung der composite glyph members ignoriert. Was mir helfen könnte, wäre ein Beispiel-Font, wo alles richtig gemacht ist, also freie Positionierung von composite glyph members. Dann könnte ich vergleichen ...
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Ich habe mal spaßeshalber catfonts Ziffernblatt-Schrift um eine A.M.- bzw. P.M.-Angabe aufgerüstet. Das A bzw. P, das auf das Ziffernblatt gelegt wird, ist als combining diacritic angelegt und wird mittels »mark-to-base«-Funktion positioniert, damit es nie von den Zeigern verdeckt wird. Ich habe nicht getestet, ob die eben schnell hingeschluderte Testseite außer in Firefox irgendwo funktioniert. Den dort verlinkten Font darfst du gerne herunter laden und testen/nutzen; er steht unter derselben Lizenz wie catfonts Original.
Laptop Geschrieben März 29, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 29, 2015 Danke Thorsten. Ich habe mir die verlinkte Schriftart heruntergeladen und habe dort “combining hook above” gefunden, der auch in diversen Codepoints verwendet wird. Dort habe ich das gleiche Problem, hier wieder ein Screenshot. Ich habe den hook absichtlich verzerrt, um zu zeigen, daß auch tatsächlich die korrekte Glyphe dargestellt wird, und nur die Positionierung das Problem ist:
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Das ist wohl ein Überbleibsel der Open Sans, die catfonts als Basisschrift benutzt hat, damit seine Uhrenschrift Buchstaben und Ziffern enthält. Ich denke nicht, dass diese Diakritika bzw. ihre Basisbuchstaben in catfonts bzw. meiner Version Anker zur kontextbezogenen Positionierung haben. Ich meinte eigentlich nur die von mir hinzugefügten AM- und PM-Glyphen namens »AM« und »PM« (ohne Unicodewerte). Die haben einen definierten Ankerpunkt, der von den Ziffernblättern angesprochen wird, deren Zeiger die Standardpositionierung (rechts unten auf dem Ziffernblatt) überdecken würden. Das betrifft also alle Ziffernblätter mit Stundenzeiger nahe 4 oder 5 bzw. Minutenzeiger auf 20 oder 25. Ich weiß nicht, wie das in deinem Font-Editor funktioniert, aber in Fontforge findet man die Tabelle zur Positionierung unter Font Info → Lookups → GPOS → mark.
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Ansonsten hat z.B. die OFL-lizensierte EB Garamond jede Menge mark-to-base und mark-to-mark-Diakritika.
Laptop Geschrieben März 29, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 29, 2015 Danke, die Garamond werde ich mir mal anschauen. Wie das mit den AM-/PM-Glyhpen einerseits und auch mit dem GPOS in FontCreator funktioniert blicke ich nicht.Hat es irgendwas damit zu tun, daß ich zwei Sorten von combining diacritics anlegen muß, ich sehe bspw. acutecomb.cap und acutecomb.sc (?)
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Ne, das sind zwei Akut-Versionen für Titelsatz-Versalien bzw. Kapitälchen. Ich weiß nicht, ob die z.B. unterschiedlich geformt sind (vielleicht schlanker für den Titelsatz oder unterschiedlich geneigt?). Geht es nur um die Positionierung, sollte es möglich sein, nur einen kombinierenden Akut zu definieren und halt die Ankerpunkte, an die er andockt, in den Basis-Kapitälchen und -Titelsatz-Versalien entsprechend unterschiedlich hoch zu definieren. Für die Positionierung von AM/PM im Ziffernblatt habe ich lediglich folgendes gemacht: GPOS → mark-Tabelle angelegt, dort einen Anker ampm-0 definiert, den Glyphen AM und PM das Zeichenmerkmal “mark” zugeordnet (dadurch werden sie praktisch als combining diacritics definiert), in den Glyphen AM und PM den Anker ampm-0 positioniert in den Zifferblattglyphen (z.B. t0320, t0540) in denen AM/PM nicht an der Standardposition stehen soll, den Anker ampm-0 dort positioniert, wo die Glyphe stattdessen hin soll. Kurz und gut: du setzt denselben Anker einmal im Diakritik und einmal im Basiszeichen und die Software schiebt den Diakritik dann so, dass sein Anker an derselben stelle liegt wie der des Basiszeichens.
Laptop Geschrieben März 29, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 29, 2015 Hurra, das verstehe ich, hast Du schön erklärt . Ich glaube ich weiß jetzt woran es liegt. Ich habe bisher meine Fonts im TTF-Format bearbeitet, weil ich gelesen habe OTF unterstützen einige ältere Browser nicht, wenn ich den Font in CSS lade. Ich muß aber anscheinend auf das modernere OTF-Format umsteigen, denn der Hersteller von FontCreator schreibt: FontCreator 8.0 adds support for Glyph Positioning (GPOS) in OpenType Fonts. Adobe fonts, for example, use GPOS data for kerning, and contain no KERN tables. GPOS is used in Arabic, Hebrew, and Asian fonts to position combining marks.
Þorsten Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Welche Macken FontCreator in dieser Beziehung hat, weiß ich nicht, aber grundsätzlich gibt es natürlich auch OpenType-Schriften im TTF-Format (so eben auch Stephen’s Clock und Stefans Uhr). Die Unterscheidung zwischen OTF und OpenType ist aber schon verwirrend. Das hätte man wirklich weniger verwirrend benennen sollen!
Laptop Geschrieben März 29, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 29, 2015 Ja, ein bißchen zusätzliche Verwirrung hat mir noch gefehlt Danke erstmal, Thorsten.
catfonts Geschrieben März 29, 2015 Geschrieben März 29, 2015 Klarer wären sicherlich die Bezeichnungen *.TOF und *.POF gewesen, und *.TTF nur für Truetype der alten ANSI-Codierten Art behalten. *.TOF = Truetype flavoured Opentype-Font mit Truetype-Konturen *.POF = Postscript flavoured Opebtype Font - eben mit Postscript-Konturen
Ralf Herrmann Geschrieben März 30, 2015 Geschrieben März 30, 2015 OpenType war nur eine Erweiterung von TrueType. Man behielt daher TTF für TrueType-basierte OpenType-Fonts bei, denn dadurch waren die neuen Fonts voll abwärtskompatibel. Jede Anwendung, die einen klassischen TrueType-Font verwenden konnte (und daher .TTF als Endung erwartete), konnte auch TrueType-basiertes OpenType verwenden – gegebenenfalls dann einfach ohne die neuen Merkmale. OTF war die alternative Endung, die dagegen ausdrücklich »OpenType« sagte. Die nahm man daher insbesondere für PostScript-basierte OpenType-Fonts, die voraussetzten, dass die Anwendung ausdrücklich mit OpenType-Fonts umgehen konnte. So erklären sich die Endungen. Aber ich stimme zu: das Ergebnis ist nicht massentauglich und führt pausenlos zu Verwirrungen.
Laptop Geschrieben März 30, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben März 30, 2015 Das ist ja ein Kuddelmuddel mit der Nomenklatur . Wenn ich nochmal auf das Ausgangsthema kommen darf. Ich wollte nur vermelden, daß es bei mir jetzt geklappt hat in Font-Creator 8.0 GPOS zu verwenden. Sogar im TTF-Format. Es ist umständlich, und ich habe lange gebraucht bis ich’s hingekriegt habe. Siehe Schaubild. Das Vorschaufenster “Test Font” ist dafür nicht nur nutzlos sondern zugleich verwirrend, weil es GPOS nicht mitmacht. Danke High-Logic für diese Unlogik! Übrigens, meine Annahme das Feature “composite glyphs” habe etwas mit Substitution oder freier Positionierung zu tun, war offenbar ein Irrtum. Ich dachte zwei “composite glyph members”, die in Kombination verwendet werden, werden automatisch durch einen “composite glyph” substituiert.
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