Holger Matthies »Kopftheater« Ausstellung

[Hans Schumacher]

Ein winziger Ausschnitt von Holger Matthies’ umfangreichem Oeuvre (mehr als tausend Plakate, so steht es im Beiblatt) ist zur Zeit im Foyer der Kunstbibliothek, und im mächtigen Windschatten der europäischen Malerei in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin, mit Werken von Botticelli bis Rembrandt, zu sehen.

Typografie findet/fand im bildgewaltigen Werk (hauptsächlich »inszenierte Fotografie« und Fotomontagen, am bekanntesten vielleicht das Motiv des von hinten dargestellten Glatzköpfigen mit der direkt auf den Schädel montierten Spitze der preussischen »Pickelhaube«, von 1981, Motiv für ein Theaterplakat unter dem Motto »Preußen«) des 75jährigen eigentlich mehr als eine Art sorgfältig ausgestalteter Vignette statt.

Aus heutigem Blickwinkel irritieren zum Beispiel die Wortbilder in ultrakompakter Laufweite, aus denen jeder Buchstabenabstand gepresst wurde und die so zu eher dekorativen Gebilden erstarren als noch zum Lesen einladen (Schrifzug »Festival of Hits« zu einer Plattencover Serie beispielsweise). Dennoch zeigen die wenigen Exponate aus Plakaten, Programmheften und Plattenvovern einen sorgfältigen, planvollen und abwechslungsreichen Einsatz von Typografie.

 

Die Ankündigung mit dem Motto Kopftheater ist vielversprechender als die eigentliche Ausstellung von ca. 30 Exponaten einlösen kann, einen Besuch nur für diese einzuplanen ist daher eher abzuraten. Wer sich aber zufällig in der Nähe befindet, dem können sich interessante Einblicke in eine Zeit Prä-DTP und ante Photoshop bieten, und Matthies’ technische Könnerschaft mit analogen Mitteln (gelernter Farblithograf) hält durchaus dem Vergleich stand.