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Schrift passend zum Thema Maschinen?

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Was für Maschinen denn?

Die entscheidende Frage.

Ein Golem? Eine Spieluhr? Ein Atom-U-Boot? Eine Wassermühle?

Ich glaube, wenn es ganz allgemein um Mechanik geht und vielleicht um Kraftübertragung, gibt es keine besonders geeignete Schrift dafür, weil diese angewandten physikalischen Gesetze älter sind als die Schrift. Wassermühlen gab es schon vor über 2000 Jahren. Drehbänke sind vor über 5000 Jahren verwendet worden. Den Abakus, die Rechenmaschine mit den Kugeln, gab es schon 1000 Jahre vor Christus.

Also das Stichwort reicht nicht aus. In welcher geistigen Welt sind die Texte angesiedelt? Das Thema müßte eingegrenzt werden. Die Maschine in der Kunst (Wunderkammern), die Industriemaschine, der Haushaltshelfer, die Entstehung der Naturwissenschaft, die denkende Maschine (Computer) usw. usf. Man kann mit jeder guten Leseschrift eine entsprechende Atmosphäre durch Anordnung (zum Beispiel »Mechanisierung des typografischen Bildes«) und Illustration (Ornament, Rahmen, Bild) schaffen. Die Raumaufteilung und typografische Ordnung wirkt stärker als die Schrift selbst.

Maschinen gibt es seit Jahrtausenden, die serifenlose Schrift haben wir seit rund 200 Jahren im Einsatz, und seit 200 Jahren wird sie für »modern« gehalten. Die Handbücher neuerer Maschinen sind wohl durchweg mit solchen Schriften gesetzt worden, Helvetica, Univers, und sie wirken allesamt eben wie irgendwelche Handbücher für irgendwelche Maschinen unserer Zeit. Das sind keine Texte, in die man sich vertiefen möchte.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Und noch ein Gedanke:

Ist es zwingend, die Serifenlose für besonders geeignet für Maschinen zu halten? Und wenn ja, warum? Nehmen wir die Maschinen des 20. Jahrhunderts. Ich hab mich nie in diesen Fragen belesen und rede ins Blaue: Die Formen der älteren Maschinen in meiner Werkstatt sind nicht nur funktional, aber die Anpassung der Form an die Funktion scheint mir verschieden stark. Das Schwungrad meines Pedaltiegels, gebaut um 1900, hat zwar gerade Speichen, aber diese Speichen sind keine runden Stangen, sie sind »schön« geformt. Die Kolben und Wellen sind rein funktional, aber das Fundament und die Füße haben Schwünge. Ebenso der Heidelberger Tiegel. Das ältere Modell (1952) hat noch etwas mehr Rundungen. Eigentlich ist die Maschine schwarz, das neuere Modell (1969) hat an der Seite eine mittelgraue Verkleidung, deren Form allerdings so sorgfältig an das dahinterliegende Schwungrad mit dem Keilriemen angepaßt wurde, daß sie als schön gelten kann. Meine Schneidemaschine, nach 2000 gebaut, ist hellgrau und scheint mir rein funktional geformt, ich sehe jedenfalls keine Anzeichen, so etwas wie eine schöne Form durch zusätzliche Bemühung um Formgebung zu erlangen. Ich habe aber auch noch eine kleine Ösmaschine, die durchaus eine schöne Form hat, gebaut nach 2010. Diese kleine Maschine hat gewölbte Formen, die nicht rein funktional nötig sind.

Die Serifenlose ist nur auf den ersten Blick und für den Unkundigen eine rein funktionale Schrift. Wenn sie rein funktional wäre, brauchte man nur eine. Aber jede gute Schrift ist darauf aus, den Leser nicht zu ermüden. Auch die Serifenlose hat im besten Fall schöne Formen. Sie unterliegt denselben Bedingungen wie jede andere Schrift auch. Edward Johnston hat das mal definiert in fünf Gesetzen:

1. zeige sie keine überflüssigen Striche.
2. seien die unterscheidenden Kennzeichen der Buchstaben deutlich ausgeprägt.
3. trete kein Glied eines Buchstaben unberechtigt vor oder zurück.
4. bilde jeder Buchstabe ein einheitliches organisches Ganzes und nicht nur eine Ansammlung einzelner Teile.
5. stünden die zueinander gehörigen Glieder gleichmäßig miteinander in Einklang.

Wenn es eine Schrift gibt, deren Funktion im Entwurf eine stärkere Rolle spielt als ihre Lesbarkeit (und also Schönheit), also die Form einer anderen Funktion als reiner Lesbarkeit untergeordnet ist, dann ist das beispielsweise eine Proportionalschrift (Schreibmaschine) oder eine Schablonenschrift (technisches Zeichnen). Für Überschriften kann man in einem Magazin mit solchen »unschönen« (zumindest weniger schönen) Schriften durchaus eine technische Atmosphäre erzeugen. Aber Achtung, das gilt eben nicht für alle Zeiten, denn auch Baupläne, beispielsweise, waren noch vor hundert Jahren kunstvoll gezeichnete und geschriebene Blätter. Es gab vor ein paar Monaten im Berliner Gropiusbau eine Ausstellung über junge sowjetische Architektur. Die Bauzeichnungen waren zugleich Kunstwerke mit sorgfältig gezeichneten Schriften. Die Darstellungen von Mauerwerk waren Stein für Stein getuscht, um die Lebendigkeit des Baumaterials zu zeigen.

  • Gefällt 2
Geschrieben

Tja, es kommt wirklich auf die Art der Maschinen an – Mechanik oder Elektronik? Zahnrad oder Platine? Geht es um eine nostalgische Betrachtung alter Dampfmaschinen oder um Hightech? In Schriften gedacht hätte ich da zu den einzelnen Optionen doch sehr unterschiedliche Assoziationen …

Geschrieben

Also im Maschinenbau ist die Arial sehr verbreitet. Immer ist die Begründung:

  • Die hat doch jeder auf dem Rechner, sonst wird das gedruckte Handbuch net richtig angezeigt! ... uff! :zzzz:

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