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Wirtschaftlichkeit der Typografie

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Gast HaukeHaudegen
Geschrieben

Hallo zusammen,

 

ich setze mich gerade im Rahmen mit meiner Assistentenarbeit mit der ökonomischen Bedeutung der Typografie auseinander. Dabei verfolge ich den grundsätzlichen Ansatz, dass bei der Wahl einer Schrift überwiegend ästhetische und charakterliche Eigenschaften im Vordergrund stehen. Viel zu wenig wird beispielweise beachtet, dass dicke Schriften mehr Tinte verbrauchen als dünnere - gerade bei einem hohen Druckvolumen kann das aber bemerkbare Kostenersparnisse hervorrufen.

 

Meine Frage nun an euch: Sind euch vielleicht einschlägige Studien oder vergleichbare Literatur bekannt, die sich mit der Wirtschaftlichkeit der Typografie beschäftigen? Über Hinweise und Tipps wäre ich wirklich  sehr dankbar.

 

Ich wünsche euch ein angenehmes Wochenende und freue mich auf eure Antworten.

 

Viele Grüße!

Geschrieben

Sind euch vielleicht einschlägige Studien oder vergleichbare Literatur bekannt, die sich mit der Wirtschaftlichkeit der Typografie beschäftigen? 

 

Keine, die man im Rahmen dieses Fachbereiches ernst nehmen würde. 

  • Gefällt 4
Geschrieben
Viel zu wenig wird beispielweise beachtet, dass dicke Schriften mehr Tinte verbrauchen als dünnere - gerade bei einem hohen Druckvolumen kann das aber bemerkbare Kostenersparnisse hervorrufen.

Das soll mal einer praxisrelevant vorrechnen.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Es gibt immer wieder mal populistische Kalkulationen, das Schrift A "Den Staatsapparat" im Jahr X Zillionen zu viel kostet ... das macht dann die Runde im Internet.  Es gibt auch immer wieder mal "Eco-Fonts", die besonders smart Tinte sparen wollen (aber dafür irgend einen anderen signifikanten Kompromiss eingehen).

 

Dabei würde weniger ausdrucken mehr helfen, und Typografie, die Inhalt gut erfassbar macht, vermutlich mehr einsparen ... Fehler, Zeit, somit Personal- und Verwaltungskosten ...

 

 

Und wenn bei einer Druckerei gedruckt wird, kalkuliert die dem Kunden praktisch nie den Farbauftrag einer Seite durch ... ob du Pechschwarz druckst oder die Seite praktisch unberührt lässt, kostet in der Praxis gleich viel. Da braucht es schon sehr hohe Auflagen, bis jemand beim Kunden oder der Druckerei auf die Idee kommt, den Tintenverbrauch tatsächlich durchzukalkulieren.

  • Gefällt 6
Geschrieben

Generell kan man sagen, dass gerade bei Bürodruckern der Tinten- und Tonerverbrauch oftmals mehr durch Reinigungsdurchläufe des Druckers als durch den tatsächlichen Druck hervorgerufen wird, und damit ist hier das Einsparpotential durch einen magereren Font eher niedrig. Ebenso könnrte man ja zusätzlich noch fordern, auf Condensed-Schnitte zu setzen, da hier die horizontalen Linien auch noch kürzer sind, und damit zusätzlich Tinte - und dann auch noch Papier gespart wird.

 

Außerden ist es ja so, dass es bei der Wahl eines Textfonts eben nicht nur um ästhetische und charakterliche Eigenschaften geht, sondern vorrangig eben um eine möglichst gute Lesbarkeit.

 

Wo aber tatsächlich gespart werden kann, ist der generelle Farbauftrag. On ein Buchstabe 100% Schwarz, oder eben nur 90% Schwarz gedruckt ist, spielt bei der intensität moderner Druckfarben kaum eine Rolle.

 

Hier gint es aber auch durchaus funktionierende Ansätze, wie z.B. eine hier auch schon besprochene Tinten-Spar-Schrift, bei der die Schift in mehrere getrennte Linien aufgelöst ist, die bei Druck in Textgröße dann ineinander verlaufen. Einen ähnlichen Ansatz gibt es mit Ecofont, bei dem Löcher in die Farbflächen eingebaut wurden. Generell bringt das aber auch so gut wie nichts.

 

Der bessere Weg, im Druckertreiber einfach eine etwas geringere Farbdeckung, also z.B. 90% einzustellen, bietet das der Treiber nicht, gibt es mit Inksaver eine Software, die sich vor den eigentlichen Druckertreiber setzt, und die verwendete Farbmenge reduziert. In einzelfällen kann dies sogar das Druckbild verbessern, da z.B. Laserdrucker oft dazu neifen, bei 100% Farbauftrag glänzende Flächen zu erzeugen, oder bei Tintenstrahlern ein zu dichter Tintenauftrag im Papier verläuft.

Geschrieben
Viel zu wenig wird beispielweise beachtet, dass dicke Schriften mehr Tinte verbrauchen als dünnere

 

und am bildschirm verbrauchen fette schriften mehr strom.

im grunde sind das doch alles milchmädchen-rechnungen.

 

weidemann hat der deutschen bahn damals sein re-design des db-logos mit dem argument verkauft man könnte dadurch siebdruckfarbe sparen, halte ich ebenfalls für eine milchmädchen-rechnung, auch wenn es in erster linie stimmen mag. ich persönlich kenne keinen siebdrucker der nach verbrauch von farbe abrechnet. mag sein das die bahn ihre farbe damals selbst gekauft hat und das neue logo evtl. selbst angebracht hat, dann müsste man aber wieder andere faktoren reinrechnen (z.b. die arbeitszeit für das umlackieren etc.)

  • Gefällt 1
Geschrieben

Wirtschaftlich relevant ist, wenn schon nicht der Farbverbrauch, so doch der Papierverbrauch, zumindest bei dicken Büchern in hohen Auflagen. So hat Weidemann Ende der Siebziger mit der Biblica (die seit 1983 ITC Weidemann heißt) eine besonders schmallaufende Bibelschrift entwickelt mit dem klaren Ziel, Papier zu sparen. Auch Carters Bell Centenniel als Telephonbuchschrift ist aus naheliegenden Gründen auf Papierökonomie getrimmt.

Wenn am Ende Deiner Arbeit die begründete These herauskommt, daß typographisch-ökonomische Überlegungen in Bezug auf Farbverbrauch weitgehend irrelevant sind, in Bezug auf Papierverbrauch bei hohen Auflagen aber ihre Berechtigung haben, liegst Du vermutlich nicht ganz falsch.

Geschrieben

Und letztlich muss man sich auch fragen, wie Sinnvoll eine auf Papier und Tintenökonomie ausgelegte Typografie ist, hinterher aber der Großteil der Auflage höchstens noch als Isoliermaterial im Hausbau eigenet, weil es einfach niemand mehr lesen kann oder will.

 

Wenn ich durch Gesetze verpflichtet bin, als Telefongesellschaft auch Telefonbücher heraus zu geben, aber eigentlich mit der Auskunft viel mehr verdiene, mag es sinnvoll sein, jede erdenkliche Sparmöglichkeit auszunutzen.

 

Sonst bedeutet eine auf Ökonomie ausgerichtete Typografie fast immer eine schlechtere Lesbarkeit  - und das dann oft, das der Text eben entweder nicht durchgelesen wird, oder das Buch gleich im Regal der Buchhandlung stehen bleibt.

 

Ein schlecht lesbares Manual eines Geräts führt zu Fehlbedienung - und das wiederum sorgt dafür, dass man Kunden verliert,

 

Eine schlecht lesbare Werbung sorgt dafür, neue Kunden erst gar nicht zu finden.

Geschrieben

Eben darin besteht ja an dieser Stelle die Kunst des Typographen, eine Schrift so zu gestalten, daß sie sowohl platzsparend als auch gut lesbar ist. Weidemann z. B. hat das ja ganz gut gelöst.

Geschrieben

Am modernen TFT-Bildschirm verbrauchenweder fette noch magere Buchstaben mehr Strom, da der wesentliche Stromverbrauch die Hintergrundbeleuchtung des Bildschirms ist,  und die ist eben auch da an, wo das Licht durch die Flüssigkristalle ausgeblendet wird.

 

Anders sieht das bei Bildschirmen aus, bei denen sich der Stromverbrauch mit der Lichtstärke ändert, also bei den alten Röhrenbildschirmen, oder den zukünftigen OLED-Bildschirmen, denn hier würden sehr fette dunkle Buchstaben auf hellem Grund, bzw möglichst magere helle Buchstaben auf dunklem Grund tatsächlich Strom sparen.

Gast HaukeHaudegen
Geschrieben

Auch die New York Times scheint ihren Punkt am Ende der Titelzeile deshalb gestrichen zu haben, da dieser Tinte spart - 41 Dollar pro Jahr...siehe hier.

Geschrieben

"A Times editor and a professor at New York University crunched some numbers and found that dropping the period saved $41.28 a year in ink."

 

Hmm? Warum spart man nicht den eigentlich überflüssigen Artikel "The" - was das an Druckerschwärze spart!

Geschrieben

Auch die New York Times scheint ihren Punkt am Ende der Titelzeile deshalb gestrichen zu haben, da dieser Tinte spart - 41 Dollar pro Jahr...siehe hier.

 

Ausrechnen kann man vieles. Der Sinn der Rechnung steht auf einem anderen Blatt. Im konkreten Fall dürfte die Rechnung als Spaß gemeint worden sein. 

  • Gefällt 1
Geschrieben

(...)

Dabei würde weniger ausdrucken mehr helfen, und Typografie, die Inhalt gut erfassbar macht, vermutlich mehr einsparen ... Fehler, Zeit, somit Personal- und Verwaltungskosten ...

(...)

(Hervorhebung von mir)

Ganz wichtiger Aspekt, wenn man jenseits des Zählens von Erbsen sich ernsthaft mit ökonomischen Fragestellungen in diesem Zusammenhang befassen will.

Und was die Biblica/Weidemann angeht: Ich kann mich noch erinnern, wie es war, erstmals eine damit gedruckte Bibelausgabe zu öffnen (wenn ich mich recht erinnere, die Gute-Nachricht-Übersetzung) - mir fiel, obwohl damals nicht wirklich typographisch interessiert, die Schrift auf. Es war offensichtlich, dass das Ziel war, Druckseiten einzusparen, aber dennoch wirkte sie gut leserlich, nicht gedrängt und verglichen mit den Schriftarten anderer Bibelausgaben ästhetisch sehr ansprechend auf mich. Ich habe sofort nachgesehen, was das für eine Schrift war, etwas, das ich zuvor noch nicht gemacht hatte.

 

Es kann sogar sein, dass dieser Moment entscheidend für meine typographische Bewusstwerdung war.

Geschrieben

 

Es kann sogar sein, dass dieser Moment entscheidend für meine typographische Bewusstwerdung war.

 

:nicken:  mir ging es ganz ähnlich ... mit etwa 16 Jahren, eine rote 1-bändige(!) Herr-Der-Ringe-Ausgabe in der ITC Weidemann / Biblica auf sehr dünnem Papier ... durchscheinende Seiten, schmale Schrift, recht flexibler Buchrücken, 900 Seiten.

Trotzdem nach kurzer Umstellung (weil man die typographische Besonderheit eben aktiv bemerkt hat) bestens lesbar. Man wusste gleich, dass hier einiges aktiv vom Üblichen weg verändert wurde, um den Inhalt im praktikablen Volumen unterzubringen, und man sah, dass es trotzdem geklappt hat, das alles lesbar zu halten.

Entweder das hat mich auf "Typografie" aufmerksam gemacht, oder die 10.000-Schriften-CD aus der lokalen Shareware-Rappelkiste. Ich hoffe es war ersteres, ich fürchte aber zweiteres war stärker ...

  • Gefällt 1
Geschrieben

Entscheidend ist doch, was bei Dir dabei herausgekommen ist. Schade, dass das nicht bei allen so geschieht, die die 10.000-Schriften-CD aus der lokalen Shareware-Rappelkiste kaufen …  ;-)

Geschrieben
Und was die Biblica/Weidemann angeht: Ich kann mich noch erinnern, wie es war, erstmals eine damit gedruckte Bibelausgabe zu öffnen (wenn ich mich recht erinnere, die Gute-Nachricht-Übersetzung) - mir fiel, obwohl damals nicht wirklich typographisch interessiert, die Schrift auf. Es war offensichtlich, dass das Ziel war, Druckseiten einzusparen, aber dennoch wirkte sie gut leserlich, nicht gedrängt und verglichen mit den Schriftarten anderer Bibelausgaben ästhetisch sehr ansprechend auf mich.

 

Deine Erinnerung trügt Dich nicht und ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, daß die Typographie das einzig gute an dieser ansonsten lausigen Übersetzung war. ;-)

Geschrieben

:nicken:  mir ging es ganz ähnlich ... mit etwa 16 Jahren, eine rote 1-bändige(!) Herr-Der-Ringe-Ausgabe in der ITC Weidemann / Biblica auf sehr dünnem Papier ... durchscheinende Seiten, schmale Schrift, recht flexibler Buchrücken, 900 Seiten.

:gimmifive:  Habe dieselbe! Allerdings war ich bei meiner ersten Lektüre des Herrn der Ringe noch jünger als 16 (vielleicht 12?) und weiß daher nicht mehr so genau, ob die Biblica / ITC Weidemann so großen Eindruck auf mich gemacht hat. Aber jedenfalls war sie stark genug, dass ich sofort gewusst habe, dass sie es war, aus der meine Herr-der-Ringe-Ausgabe gesetzt war, als ich sie vor deinem Beitrag gegoogelt habe.

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