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Nachgemachte Fonts

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Schönen guten Tag,

befinde mich grade im fünften Semester Kommunikationsdesign und suche für ein Projekt Beispiele für "nachgemachte" bzw. sehr, sehr ähnliche Fonts.

Wie z.B. die Arial und Helvetica.

Gibt es ähnlich viel diskutierte Fälle? Wenn ja welche?

Ich bedanke mich schonmal füre eure Hilfe und würde mich über die ein oder andere Antwort sehr freuen.

Grüße,

MrMoewe.

Geschrieben

"nachgemachte" Schriften gibt es eigentlich so lange, wie es überhaupt Schriften von verschiedenen Anbieter gibt. Teils legale, wo ein Schriftgestalter seine Entwürde eben mehreren Schriftgießereien angeboten hatte, bzw verschiedene Schriftgießereien von den gleichen Matritzen gossen, oder eben Nachahmungen, wo eine erfolgreiche Schrift einer Gießerei dann nachgeschnitten wurde.

 

Als dann aus ehemaligen Schrift-Gießereien dann Anbieter digitaler Schriften wurden, haben die eben erfolgreiches aus ihrem Schriftenbestand auch digitalisiert, und dabei sind dann eben von den Klassikern leicht unterschiedliche Versionen entstanden. oft auch, weil man von verschiedenen Entwurfsgrößen bei der Digitalisierung ausgegangen ist

Geschrieben

Die Grenze wo eine nachgemachte Schrift beginnt, ist verschwommen.


 


Viele Schriften, die heute herausgegeben werden, beziehen sich auf Schriftmuster von Bleisatzschrift oder sonstigen vorhandenen Vorlagen. Manchmal in modifizierter Form, oft im ursprünglichen Aussehen.


 


Dafür begnügen sich manche Schriftgestalter mit dem technischen Rüstzeug, um die Vorlage umzusetzen. 


 


Aus alten Schriften werden dann mitunter Fonts hergestellt, ohne sich ausführlich mit dem eigentlichen Entwerfer der Originalschrift bzw. der Originalvorlagen auseinanderzusetzen. 


 


@ MrMoewe


Zu Deinem Beispiel Helvetica/Arial ist noch zu sagen, dass die Helvetica ebenfalls bereits nachgemacht ist, nämlich der Bleisatz-Helvetica. So wie alle oder die meisten Schriftklassiker der Bleisatzschriften digitalisiert wurden. 


 


Übrigens sieht die Arial der Helvetica nicht ähnlicher, als manch andere Groteskschrift auch.


Dass beide Schriften die gleiche Laufweite aufweisen, hatte ja ursprünglich einen Sinn.

Geschrieben

Wobei die Entwicklung von Massif und Hadash mit hoher Wahrscheinlichkeit auch parallel und autorisiert abgelaufen sein könnte, da beide etwa zur gleichen Zeit und von der selben Foundry (Linotype) veröffentlich wurden.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Auffällig ist auch die Ähnlichkeit von Wisdom Script, Thirsty Script und Nexa Rust Script, aber man könnte das genauso wie bei Frutiger und Myriad als Weiterentwicklung deuten, wie das Ralf anderer Stelle so schön sagte. Kritisch wird es eben, wenn viele Knotenpunkte zweier ähnlicher Schriften nahezu identische Positionen aufweisen und nur Details verändert wurden. Dann liegt der Verdacht zumindest nahe, dass es sich um einen »echten« Klon handelt.

Geschrieben

Diese Seite beschäftigt sich eingehend mit gefaketen Fonts und weist dabei nach, das selbst die großen

Typefoundries clonen ohne Ende und rot zu werden. Wer das gelesen hat, wird es auch mit den Schriftlizenzen

die man ja käuflich erwerben sollte, auch nicht mehr so eng sehen, vor allem wenn man sieht wie es die "Großen"
einem ja vormachen:

 

www.sanskritweb.net/forgers/

 

Es zeigt sich, das völlig andere Lizenzmodelle gefragt sind. Ein ganz netter Ansatz könnte dabei fontstand.com

sein, aber das gibt es ja mal wieder nur für die Applejünger, also auch irgendwie eine verpeilte Idee.

 

Auffällig auch der ITC Officina Rip-Off Silkstone.

 

LG

 

max moritz

Geschrieben

Sanskritweb.net ist leider auch ziemlich verpeilt und als ernst zu nehmende Quelle bei dem Thema schwer zu gebrauchen. Das die Handlungsweise der »Großen« herhalten muss als Rechtfertigung, selbst genauso verfahren zu dürfen (»nicht so eng sehen«) kann ich als Handlunganweisung nicht nachvollziehen, halt ich auch als Empfehlung für fragwürdig.

 

Den ITC Officina »Ripoff« kann man aber gerne zur Liste »viel diskutierte Fälle« für den thread-Ersteller hinzufügen, und das sagt der Gestalter: http://spiekermann.com/en/rip-off-explained/ (Für die ITC Officina hab ich sogar einen kleinen Beitrag geleistet und dem Herrn Spiekermann bis zur ersten Präsentation beim Digitalisieren geholfen, danach hat Just van Rossum übernommen ;-) Schöne Schrift)

Geschrieben

 

 

Es zeigt sich, das völlig andere Lizenzmodelle gefragt sind. Ein ganz netter Ansatz könnte dabei fontstand.com

sein, aber das gibt es ja mal wieder nur für die Applejünger, also auch irgendwie eine verpeilte Idee.

 

Fontstand wird freilich auch für Windows erscheinen. Nächte Woche wird es einen Artikel dazu auf Typografie.info geben. 

Geschrieben

Sanskritweb.net ist leider auch ziemlich verpeilt ..

 

Stimmt zum Teil, mir gefällt der polemische Ton des Herausgebers auch nicht. Das alles kann man auch gelassener vortragen. Soweit ich informiert bin, stand er auch vor Gericht deswegen. Bitte um Aufklärung was noch an der Site verpeilt ist (außer dem Retrodesign ;)).

 

Wenn sich die großen Fontvermarkter bestimmte Fonts gegenseitig abkupfern, wie das Sanskriweb ja sehr schön nachweist - warum sollte der kleine Enduser dann diese Fonts bei diesen Firmen kaufen? Die anscheinend gängige Praxis ist doch nicht gerade seriös oder?

 

Trotzdem ist finde ich Praxis überholt, für jeden einzelnen Font einer hochgepumpten und interpolierten "Superfamily" einzeln zu zahlen zu müssen.

 

Auch die Marktüberflutung hinsichtlich geometrischer Fonts in den letzten Jahren sollte man durchaus kritisch sehen. Noch nie gab es soviele Futura und Avant Garde Lookalikes wie heute. Allen voran FF Mark und FF Bauer. Alles natürlich geschickt vermarktet mit dem branchenüblichen, auf technisch-geschichtliche Hintergründe hinweisenden Blabla und mit handgezeichneten Buchstaben verziert.

 

@Ralf - interessant - werde ich mir dann mal ansehen.

 

Einen habe ich noch: FF Meta vs. Polo ;)

  • Gefällt 1
Geschrieben

… Noch nie gab es soviele Futura und Avant Garde Lookalikes wie heute. Allen voran FF Mark und FF Bauer. …

 

Klar, die Schriften Futura und FF Bauer entstanden noch zu Bleisatzzeiten (1920–1930) in relativer zeitlicher Nähe. Vielleicht war die Entstehung der FF Bauer sogar von der Futura inspiriert – aber das allein ist ja erstmal kein Ausschlusskriterium, das gab es in Kunst und Handwerk zu allen Zeiten. Gibt es diesbezüglich gesicherte Erkenntnisse in Bezug auf die Entstehung von Futura und FF Bauer?

 

Ich meine, dass die neue digitale Schriftfamilie FF Bauer eine ganz eigene Note und Daseinsberechtigung hat, die deutlich über ein reines Futura-Lookalike hinausgeht. Im Kontext der Begriffe »Rip-off« und »nachgemacht« empfinde ich die Erwähnung der FF Bauer als unpassend – gerade was Qualität und Preislage angeht könnte sie doch kaum ferner von irgendwelchen Klonen oder Billigkopien der Futura rangieren. Das spiegelt jetzt natürlich nur meinen persönlichen Wissensstand – ich lasse mich gerne eines besseren belehren, wenn ich falsch unterrichtet sein sollte.  

 

Im Kontext »ähnliche Schriften« könnte eine detaillierte Gegenüberstellung von Futura und FF Bauer sehr interessant sein, sowohl in typografiegeschichtlicher als auch in formaler Hinsicht. 

  • Gefällt 1
Geschrieben

Bei vielen Lookalikes muss man dann aber auch sehen, warum diese erstellt wurden, und das ist eben nicht immer, weil man eben an einem gut laufenden Font auch verdienen möchte.

 

Da wär das wohl prominenteste Beispiel Arial vs Helvetica.

 

Zunächst hatte die Helvetica ja auch "Eltern" und isi eben auch nicht aus dem Nichts gezeichnet, Ein Elternteil ist da die Akzidenz-Grotesk, die wiederum schriftliche Großeltern hat, wie der Royal-Grotesk, die Ferdinand Theinhardt um 1880 entworfen hatte.

 

In der Akzidenz-Grotesk wurden dann aber ähnliche, aber eben doch stilistisch leicht unterschiedliche Schriften zusammengebacht, um so eine Familie mit unterschiedluichen Gewichten unf Laufweiten zusammen zu bringen.

 

So wurde dann aus dieser "Schriftensammung" und der Haas Grotesk eine stilistish einheitlichere "Neue Haas Grotesk" gestaltet, und dabei eben für die Belange einer Bleisatz-Schrift eben sehr fein an den Konturen gefeilt. Um das international besser verkaufen zu können, bekam die dann den Namen Helvetica - die Schweizerin, und sie verkaufte sich auch wirklich gut, überlebte den Wechsel zum Lichtsatz und wurde auch früh digitalisiert zur Grundausstattuing der Druckerfonts.

 

Jetzt muss man aber wissen, dass die Nutzer der Schrift eben auch schon auf dem Bildschirm sehen wollten, wie das gedruckte Dokument hinterher aussieht. Heute eine Selbstverständlichkeit, aber zu Zeiten von 16bit-Prozessoren, Arbeitsspeicher im 1 MB Bereich und einer Bildschirmauflösung von 640 x 480 Pixeln eine erhebliche Herausforderung. Zum einen dah die Helvetica mit ihren eigentlich eleganten Formen auf diesem niedrig auflösenden Bildschirm einfach nur schrecklich aus, zumal es bei den oft nur darstellbaren 256 Farben eben auch keine Kantenglättung gab, und zusätzlich rechnete sich der PC an den Konturen der Helvetica zu Tode, sodass man den Buchstaben zusehen konnte, wie sie, einen nach dem Anderen auf dem Bildschirm erschienen, wurde der Bildschirm nach einem Scrollen neu aufgebaut.

 

Also brauchte die Schrift dringend ein Bildschirm-Tuning, sollte sie eben auch auf einem normalen Büro-PC funktionieren, gleichzeitig musste dann aber auch die geometrische Kurvenbeschreibung so weit als irgend möglich vereinfacht werden, damit die Buchstaben dann mit möglichst wenigen Rechenoperationen auf den Bildschirm kommt. Das wurde dann die mit Windows 3.1 ausgelieferte Arial, während dann das Dokument oft dann mit der Helvetica aus dem Drucker-Schriften-ROM gedruckt wurde, der durfte sich damals auch die Zeit lassen, das in Minuten auszurechnen, bis endlich das Druckwerk anlief.

 

Und wenn man dann die Seite mit Arial erstellt hatte, und dann ein Druckergebnis mit echter Helvetica in Händen hatte (was ja der Grund war, die Arial als Bildschirm-Hilfsschrift in der Laufweite so exakt wie möglich der Helvetica anzugleichen) hat der Betrachter der hochauflösenden Drucke eben gedacht: Das sieht doch 100% wie Helvetica aus, also ist Arial eine geklaute Helvetica. Und hat in Wirklichkeit eben Laser-Helvertica mit Bleisatz-Helvetica verglichen.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Klar, die Schriften Futura und FF Bauer entstanden noch zu Bleisatzzeiten (1920–1930) in relativer zeitlicher Nähe. Vielleicht war die Entstehung der FF Bauer sogar von der Futura inspiriert – aber das allein ist ja erstmal kein Ausschlusskriterium, das gab es in Kunst und Handwerk zu allen Zeiten. Gibt es diesbezüglich gesicherte Erkenntnisse in Bezug auf die Entstehung von Futura und FF Bauer?

 

Ich meine, dass die neue digitale Schriftfamilie FF Bauer eine ganz eigene Note und Daseinsberechtigung hat, die deutlich über ein reines Futura-Lookalike hinausgeht. Im Kontext der Begriffe »Rip-off« und »nachgemacht« empfinde ich die Erwähnung der FF Bauer als unpassend – gerade was Qualität und Preislage angeht könnte sie doch kaum ferner von irgendwelchen Klonen oder Billigkopien der Futura rangieren. Das spiegelt jetzt natürlich nur meinen persönlichen Wissensstand – ich lasse mich gerne eines besseren belehren, wenn ich falsch unterrichtet sein sollte.  

 

Im Kontext »ähnliche Schriften« könnte eine detaillierte Gegenüberstellung von Futura und FF Bauer sehr interessant sein, sowohl in typografiegeschichtlicher als auch in formaler Hinsicht. 

 

Soweit informiert, gibt es zu beiden Fonts Microsites und Entstehungsstories von FF, die die Unterschiede zur Futura darstellen.

 

Sicherlich hat ein Font heute auch andere Anforderungen als früher, so das Redigitalisierungen auch sinnhaftig sind. Und natürlich ist es auch in erster Linie Profit und Umsatz, das sich die Hersteller erwarten. Es ist allerdings auch schwer einem Laien, sagen wir mal einem Richter, der über eine Copyrightverletzung bei Fonts zu urteilen hat, die substanziellen Unterschiede der Fonts untereinander zu erklären.

 

Er wird sicher keinen schützenswerten Grund finden, zumindest war das in der Vergangenheit so. Das ist ja auch der Grund, warum es keinen nationalen und internationalen Konsenz zum Copyright bei Fonts gibt. Es ist moralisch verwerflich, jedoch rechtlich (bis auf Ausnahmen) offensichtlich legitim, Fonts zu klonen und auch ohne Lizenz zu nutzen.

 

Mich wundert es in dem Zusammenhang schon, was der Endkunde mit diesen ganzen New-, Neue-, Next- usw. Zeugs anstellen soll. Im Grunde sind es ja oft nur Updates mit Schnitterweiterungen, die man allerdings als völlig neues Produkt erwirbt. Also alle 10 Jahre neue Fontfamilies kaufen.

 

Peter Bilak hat sich bei seiner Fontstand.con Vorstellung auf der Typo15 vor die Leute gestellt und sich laut gefragt, ob denn die Fonts, die er gestaltet hat, wenn er sie in der Realität sieht, denn auch tatsächlich alle legal erworben worden sind. Wenn man seine Fonts kennt, weiß man, das diese nur von Profis genutzt werden. Im Grunde bezichtigt er ja somit alle Typo15 Teilnehmer als Profis als potentielle Fontspiraten. Ob ihm das bewusst war? Und ist es denn, wenn er mit seinem Misstrauen recht hätte, tatsächlich so, das große Agenturen mit gerippten Fonts arbeiten?

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