ChristophHaase Geschrieben Juli 19, 2015 Geschrieben Juli 19, 2015 Liebes Forum, nach einiger Zeit des Lesens in diesem interessanten Forum schreibe ich nun meiner erste Frage. Bisher habe ich es so verstanden, dass in einem Fließtext Mediävalziffern, aufgrund deren besserer Eingliederung in den Text, gesetzt werden und in Tabellen Versalziffern gesetzt werden. Mehrere Fragen habe ich noch: Wie würdet ihr die Ziffern bei einem wissenschaftlichen Text mit vielen Zahlen, die z.B. Konzentrationenen oder Temperaturen angeben, setzen? Wie würdet ihr die Jahreszahlen von Zitaten im Text setzen? Wie sieht es mit Seitenzahlen und Kapitelüberschriften aus? Die Kapitelüberschriften wurden in einer Sans Serif gesetzt. Ich freue mich über eure Meinungen und Vorschläge. Viele Grüße aus dem Norden, Christoph
Martin Z. Schröder Geschrieben Juli 20, 2015 Geschrieben Juli 20, 2015 Das sind typografische Entscheidungen, die immer im Einzelfall vom Entwerfer neu bedacht, begründet und getroffen werden und hängt auch von den verwendeten Schriften und vom Satz ab. Ich selbst verwende Versalziffern nur selten, in Versalzeilen beispielsweise, wenn die Ziffern nicht auffallen sollen. Mit Serifen und Textsorten hat diese Frage nichts zu tun. Man kann auch in Tabellen Minuskelziffern setzen. Und in manchen Schriften gibt es auch Versalziffern in Kapitälchenhöhe.
Wrzlprmft Geschrieben Juli 20, 2015 Geschrieben Juli 20, 2015 Vielleicht so ein paar Gedanken zu den angegebenen Fällen: Wenn Du davon ausgehst, dass jemand die Zahlen in Tabellen vollständig lesen möchte (eher unwahrscheinlich), sind vermutlich Mediävalziffern zur Lesereleichterung besser. Wenn es hingegen wichtiger ist, dass der Leser die Tabellenstruktur erkennt, sind Versalziffern besser, da sie die Struktur nich durchbrechen. In jedem Fall solltest Du darauf achten, dass Du Tabellenziffern, d. h. dicktengleiche Ziffern nutzt. Für wissenschaftliche Zahlen würde ich nur Mediävalziffern verwenden, wenn sie kaum oder gar nicht in Formeln auftauchen, da sie sich für den Formelsatz nicht eignen. Auch dann kann es sinnvoll sein, Versalziffern zu verwenden, nämlich wenn Du möchtest, dass Ziffern herausstechen und schnell auffindbar sind (ich habe mich hier etwas ausführlicher darüber ausgelassen). Beachte, dass Du hier konsistent sein und wenn, dann für alle derartigen Zahlen Mediävalziffern verwenden solltest. Jahreszahlen von Zitaten im Text sind ein typischer Fall für Mediävalziffern, da Du sie wahrscheinlich für Nebensache erachtest und deshalb nicht möchtest, dass sie herausstechen. Ob ich Seitenzahlen in Mediävalziffern setze, hängt davon ab, wie sie verwendet werden. Wenn sie alleine stehen oder in Verweisen im Fließtext würde ich wahrscheinlich Mediävalziffern verwenden; in Kopfzeilen mit Kapitelüberschriften in Versalien oder Kapitälchen würde ich Versalziffern einsetzen. 1
R::bert Geschrieben Juli 20, 2015 Geschrieben Juli 20, 2015 Es wäre eben gut, wenn nicht so etwas dabei heraus kommt: 5
CRudolph Geschrieben Juli 21, 2015 Geschrieben Juli 21, 2015 Ich würde dringend auch auf die Konventionen achten. In wissenschaftlichen Journalen werden, zumindest in the Biowissenschaften, fast ausschließlich Versalziffern für Temperatur- und Konzentrationsangaben verwendet. Ich verstoße gerne gegen diese Konvention, die Kollegen kommentieren dies allerdings immer, weil sie es als ungewöhnlich empfinden. Dies ist im Prinzip eigentlich auch richtig: gerade bei Konzentrationsangaben gibt es ein festes Regelwerk für die Angaben. »Molar« wird nun mal mit einem großen M abgekürzt, der Zusatz »milli« is hingegen klein, usw. usf. Zusammen mit Versalziffern gewöhnt man sich sehr schnell daran und mit Mediävalziffern liest es sich plötzlich sehr ungewöhntlich und wird auch, ob der Ober- und Unterlängen, sehr unruhig im Satzbild.
R::bert Geschrieben Juli 21, 2015 Geschrieben Juli 21, 2015 Zusammen mit Versalziffern gewöhnt man sich sehr schnell daran und mit Mediävalziffern liest es sich plötzlich sehr ungewöhntlich und wird auch, ob der Ober- und Unterlängen, sehr unruhig im Satzbild. Weil CRudolph es gerade anspricht: Es ist auch ratsam, sich bei der Schriftwahl mit diesem Aspekt im Vorfeld zu befassen. Bei manchen Satzschriften fallen die Ober- und Unterlängen eher schwach aus, bei anderen sehr deutlich (und daher für manche Leser möglicherweise besonders störend bzw. ungewohnt) – geht meistens auch mit der x-Höhe des jeweiligen Fonts einher.
ChristophHaase Geschrieben Juli 21, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Juli 21, 2015 Vielen Dank schon einmal für Eure ausführlichen Antworten. So einfach ist die Entscheidung dann doch wohl nicht. Ich nahm an, dass es dafür "Regeln" gibt oder dass es einen gängiger Stil gibt. So scheint es dann aber nicht zu sein, d.h. ich muss wohl selbst entscheiden welche Ziffern ich verwende. Also ich finde die Mediävalziffern im Fließtext schöner. Allerdings verwendet z.B. Nature durchgehend Versalziffern. Die Ziffern tauchen nicht in Formeln auf, sondern nur im Text. Die Schriftart habe ich allerdings schon ausgewählt, da habe ich mich ganz klassisch für die Minion entschieden. Aber für das nächste Projekt weiss ich dann schon einmal Bescheid, worauf man vorher achten muss! Wäre es stilistisch daneben für den einen Zahlentyp (z.B. Jahreszahl) Mediävalziffern zu verwenden und für einen anderen typ (z.B. Konzentrationen, Temperaturen o.ä.) Versalziffern?
CRudolph Geschrieben Juli 22, 2015 Geschrieben Juli 22, 2015 Ich vermute Du beziehst Dich auf Jahresangaben in Referenzen? Aus Anwender-Sicht geht in Referenzen im Prinzip fast alles, weil sie stilistisch ein Stolperstein sind. Das Konstrukt »(Autor et al., 2008)« wird immer aus dem Text hervorstechen. Und im Prinzip ist das auch richtig so, weil man sehr schnell diese Einheiten erkennt und überliest, es sei denn man möchte wissen auf welches Paper sich ein Autor bezieht. In einigen Journalen wird der Autorenname in Kapitälchen gesetzt, was diesen Effekt sogar noch verstärkt. In diesem Sinn würde ich im Sinne der Zielgruppe ausprobieren ob Jahreszahlen in Mediävalziffern die Referenzen nicht sogar zu stark im Text verschwinden lassen. In meiner Dissertation habe ich einen gemischten Ansatz gewählt: die Namen sind in Kapitälchen, die Jahreszahlen in Mediävalziffern. Alle anderen Ziffern im Text (Konzentrationen, Zahlen in Genbezeichnungen etc.) sind alle konsequent in Versalziffern.
ChristophHaase Geschrieben September 8, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben September 8, 2015 Nach längerer Zeit noch eine kurze Antwort: Dank Eurer Anregungen habe ich jetzt im Text die Zahlen wie Konzentrations- und Temperaturangeben etc. in Versalziffern gesetzt, alle anderen Ziffer als Mediävalziffern. In den Überschriften habe ich für die Nummerierung Versalziffern gewählt und als Seitenzahlen Mediävalziffern verwendet. Ich habe mir auch noch die Dissertation von C. Rudolph angesehen. Das erstaunlichste, was ich dort gesehen habe, war, dass er keine Nummerierung der Überschriften verwendet. Ich nahm immer an, dass eine Nummerierung eigentlich Standard ist, aber ein Weglassen empfinde ich nun als gar keine schlechte Idee (im Übrigen ist das ja nun ein anderes Thema...).
CRudolph Geschrieben September 8, 2015 Geschrieben September 8, 2015 Ich habe eine ausgesprochene Abneigung gegen diese Nummerierung. Wir diskutieren dies hier regelmäßig, weil ich mir Kommentare nie verkneifen kann. Ich sehe ein daß es Leute gibt die eine solche Benummerung als hilfreich ansehen. Für mich hat sie absolut keinen Informationswert. Das stammt aus der Zeit in welcher Querverweise zu spezifischen Seitenzahlen nicht funktioniert haben. Da war es dann sinnvoll z.B. für eine Methode auf Abschnitt 2.6.3.15 zu verweisen. Heute verweist man direkt auf die relevante Seite. Die Benummerung erleichtert natürlich dem Leser die Erfassung der Überschriften-Ebenen, also der Hierarchie. Wenn man nicht benummert, dann erfordert die typografische Gestaltung der Überschriften-Ebenen etwas mehr Arbeit, weil dies intuitiv erfassbar sein muß wenn Überschriften für sich alleine auf einer Seite stehen. Aber ansonsten lautet mein persönlicher Rat: Benummerung getrost einfach weglassen. Das braucht kein Mensch. 1
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