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Visitenkarte

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Geschrieben

Die oberen beiden Zeilen sind die Hauptsache, sie stehen in der Mitte. Die Mitte bildet sich aus dem Gesamtformat und seinen bedruckten Flächen. Geometrie spielt hierbei keine Rolle, auch keine untergeordnete. Die unteren beiden Zeilen bilden den Fuß, warum sollten die Telefonnummer und das andere Zeug in diesem Entwurf höher stehen? Beides kann in der Mitte stehen, aber ich halte das selten für sinnvoll, es gibt immer ein spannungsärmeres Bild. Der Entwurf ist in Ordnung.

 

Dem Laien würde ich sagen, daß er in dieser Frage dem Handwerker vertrauen soll, jedenfalls wenn er sich den Handwerker anhand von dessen Arbeiten ausgesucht hat. Er sollte ihm dann solche Entscheidungen überlassen. Man kann sich für alle möglichen Entscheidungen Argumente ausdenken, aber hier spielen Argumente keine Rolle, sondern Seherfahrung und Konventionsbewußtsein. Handwerk hat schwer erklärbare Anteile. Diese Fragen nach den Rändern sind nicht wissenschaftlich zu beantworten. In der Erfahrung des Handwerkers ist zum Beispiel auch eine Vorausschau auf das fertige Produkt enthalten. Ränder wirken auf einem fertigen Produkt anders als in der Darstellung mit einem dunklen Rahmen.

 

Ich habe vor zwanzig Jahren Namen auf Karten falsch gesetzt, weil mich niemand darauf hinwies, daß ich die Regel der optischen Mitte falsch verstanden hatte. Diese Namen standen immer zu hoch, weil ich mir gemerkt hatte, daß man etwas über die geometrische Mitte emporschieben soll, damit es auf der optischen stünde. Es gibt aber selten auch Fälle, da stimmen rechnerische und optische Mitte überein. Und es hängt von vielem ab, wie weit über der rechnerischen die optische liegt. Diese Regel ist also nur als Hinweis zu verstehen, daß die Optik die Mitte zeigt, nicht das Lineal. Man sieht bei Bildern in Passepartouts oft zu große untere Ränder, das falsche Verständnis dieser Regel gibt es sehr häufig. In der optischen Mitte sehen der obere und der untere Rand exakt gleich aus.

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Geschrieben

Danke Martin,

für Deine ausführliche Erklärung. Aber ich bleibe dabei:
»Das Bild fällt aus dem Rahmen.«
Aber abgesehen davon, würde ich die Vistitenkarte sowie anders gestalten (siehe oben), denn diese Mittelachse paßt nicht zum Simon und zu seinem Beruf.

Gruß
Quarz

Geschrieben

Aber diesen grundsätzlichen Ansatz ›Kapitälchen werden ohne Großbuchstaben verwendet‹ verstehe ich nicht [...]. Wenn’s gut aussieht und wirkt, kann man das ja gerne machen

Genau. Meistens ist das aber nicht der Fall. Ach ja, bei bestimmten Textsorten sind Kapitälchen mit Großbuchstaben natürlich auch sinnvoll (z.B. Autorennamen in wissenschaftlichen Arbeiten).
Geschrieben

Ich gebe auf. Der Entwurf taugt nichts. Ich hatte anfangs gedacht, daß du nicht ganz fachfremd wärst, aber als Laie kannst du dir nicht in einem Forum das erste Lehrjahr des Schriftsetzers abholen, bei größter Mühe nicht. Man sieht sofort, daß dieser Entwurf von einem gänzlich Ahnungslosen kommt. Du hast dich noch nie mit Typografie befaßt, du weißt nichts, und das ruft diese Karte sehr laut aus.

 

Wenn ich dir noch einen Tip geben kann, dann den: Nimm die Arial, denn mit den beiden Schriften da kannst du nicht umgehen, die passen nicht zueinander, das ist eine wirklich böse Schriftmischung, ganz furchtbar. Vergiß die Kapitälchen, nimm eine Größe für den Namen und eine für ALLES andere. Mit diesem Rezept wirst du besser fahren als mit allem anderen. Ganz egal, welchen Ruf die Arial hat. Sie ist allemal besser als eine Schriftmischung wie diese.

Hilfe.

 

Ich find das jetzt auch nicht ganz so klasse, aber wie wirs schon hatten: Die Sans ist die Sans aus der selben Schriftfamilie. Und wenn ich nicht diese Schriften mischen darf, dann weiß ich nicht, welche Kriterien ich hier zu Grunde legen darf. Ich bin bei sowas gänzlich unerfahren, ich bin Ingenieur, kein Typograph. WENN ich Schriften mische, dann verlasse ich mich stets auf Kombinationen, die schon 10k andere Leute vor mir verwendet haben (Wie Palatino und Helvetica, die etwas herunterskaliert zum Beispiel) oder verwende Schriften aus derselben Familie.

 

Übrigens, in irgendeinem Thread hab ich ja mal nach ner Alternative für die hier gezeigte Sans gesucht und die Schrift(mischung) als "Augenkrebs" bezeichnet. Aber es hat niemand drauf geantwortet. Aber ich wusste, dass die Schriften zusammen gehören und habs zunächst auf ein Gewohnheitsproblem geschoben. So und jetzt werd ich hier so vor die Wand gefahren, das finde ich nicht in Ordnung. Dennoch bin ich dir dankbar für deine Hilfe, insbesondere weil du dir Zeit genommen hast, diese Entwürfe zu bauen. Ich werde die Karte, wenn ich sie nun selbst setze (ich hab nach DER Schelte ehrlich gesagt keine Lust mehr) nur noch in einer Schrift setzen und nichts mehr mischen.

 

Gerade eben hab ich ne Kurzpräsentation gemacht und war versucht, einfach die stinkige Times New Roman zu nehmen, weil ich grad echt frustriert bin. Dabei wollte ich mir heute abend ein Kartenformat im Goldenen Schnitt ausrechnen. :(

 

Grüße

 

Simon

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Geschrieben

Jetzt nimm das mal nicht soo ernst! Wenn du die beiden Schriften gewählt hast, weil der Schriftgestalter sie als eine Familie verkauft, dann ist das nicht Dein Fehler, wenn da durch wegputzen der Serifen ein zur Serifenschrift eigentlich (grade wegen der fehlenden Kontraste) nicht so gut passender Schnitt heraus kam. Das ist so ähnlich wie 2 leicht abweichende, jeder für sich schöne Rot-Töne, das beißst sich auch, oder ähnlich wie recht dicht beieinander liegende Klänge, die allein wunderschön klingen, zusammen aber dissonant. Der Schriftgestalter hätte gut daran getan, die Serifenlose auch mit einem anderen Namen zu versehen.

 

Der Entschluss, jetzt die Karte in einer Schriftart zu setzen, finde ich auch richtig, nur sagte ich schon, dass niemand (außer vielleicht Martin) von dir anderes erwartet, als anständige Ingenieursleistungen, und denen, die deine Karte bekommen, sind scxhon glüclich, wenn diese leicht lesbar ist, alle wichtigen Daten enthält, und sich wohl möglich auch noch leicht per OCR ins digitale Adressbuch eintragen lässt. Typografische Erfahrungen, wie sie Martin ohne Frage hat, dürften die wenigsten Deiner Kunden besitzen, und damit die Probleme in deinem Entwurf sicherlich nicht dir zuschreiben. Ich habe schon Visitenkarten von angeblichen Fachleuten gesehen, die gegen deine eine Katastrophe waren - und hier war es dann der Gestalter der Druckerei, der das verbrochen hatte.

 

Ich, jedenfalls hätte kein Problem damit gehabt, hätte ich solche Visitenkarten von mir abgeben müssen.

 

Und ich möchte Martin auch nicht unterstellen, dass er dich so zusammen faltet, weil ihm ein Lob für Amateurgestaltung letztlich die eigene Daseinsberechigung ankratzen könnte, schließlich lebt er ja auch von Visitenkarten-Aufträgen. Immerhin ist dein Kärtchen schon mal nicht das Ergebnis  aus einem "Dr. Schrecker Visitenkarten-Profi-Druckerei für Windoof" oder wie diese Software auch hieß, die im Karton von vorgestanztem 160g/m² Papier steckte. mit "100 tollen Schriften und 300 professionellen Cliparts"

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Geschrieben

Jetzt nimm das mal nicht soo ernst! Wenn du die beiden Schriften gewählt hast, weil der Schriftgestalter sie als eine Familie verkauft, dann ist das nicht Dein Fehler, wenn da durch wegputzen der Serifen ein zur Serifenschrift eigentlich (grade wegen der fehlenden Kontraste) nicht so gut passender Schnitt heraus kam. Das ist so ähnlich wie 2 leicht abweichende, jeder für sich schöne Rot-Töne, das beißst sich auch, oder ähnlich wie recht dicht beieinander liegende Klänge, die allein wunderschön klingen, zusammen aber dissonant. Der Schriftgestalter hätte gut daran getan, die Serifenlose auch mit einem anderen Namen zu versehen.

 

Der Entschluss, jetzt die Karte in einer Schriftart zu setzen, finde ich auch richtig, nur sagte ich schon, dass niemand (außer vielleicht Martin) von dir anderes erwartet, als anständige Ingenieursleistungen, und denen, die deine Karte bekommen, sind scxhon glüclich, wenn diese leicht lesbar ist, alle wichtigen Daten enthält, und sich wohl möglich auch noch leicht per OCR ins digitale Adressbuch eintragen lässt. Typografische Erfahrungen, wie sie Martin ohne Frage hat, dürften die wenigsten Deiner Kunden besitzen, und damit die Probleme in deinem Entwurf sicherlich nicht dir zuschreiben. Ich habe schon Visitenkarten von angeblichen Fachleuten gesehen, die gegen deine eine Katastrophe waren - und hier war es dann der Gestalter der Druckerei, der das verbrochen hatte.

 

Ich, jedenfalls hätte kein Problem damit gehabt, hätte ich solche Visitenkarten von mir abgeben müssen.

 

Und ich möchte Martin auch nicht unterstellen, dass er dich so zusammen faltet, weil ihm ein Lob für Amateurgestaltung letztlich die eigene Daseinsberechigung ankratzen könnte, schließlich lebt er ja auch von Visitenkarten-Aufträgen. Immerhin ist dein Kärtchen schon mal nicht das Ergebnis  aus einem "Dr. Schrecker Visitenkarten-Profi-Druckerei für Windoof" oder wie diese Software auch hieß, die im Karton von vorgestanztem 160g/m² Papier steckte. mit "100 tollen Schriften und 300 professionellen Cliparts"

Vielen Dank. Das baut wieder auf.

 

Naja, ganz so einfach ist es nicht. Die Serifenschrift hört auf den Namen Linux Libertine, die Sans auf Linux Biolinum. Aber nach http://www.linuxlibertine.org/index.php?id=86&L=1%2Fuploads%2Fpics%2FEszett_01.png können beide Schriften bedenkenlos miteinander kombiniert werden. Das hab ich mal befolgt.

 

Außerdem, selbst _wenn_ Martin da eigene Interessen verfolgen _sollte_, dass er mich so hart kritisieren muss: Ich glaube, es gibt nicht viele Menschen, die so viele Stunden Zeit hinein gesteckt haben, wie ich es getan habe. Die allermeisten geben lieber Geld aus und lassens machen. Ich war/bin halt so blöd und habs halt versucht. Ich gebe zu, ich hab mir es einfacher vorgestellt.

 

Übrigens Martin, könntest du bitte deine Entwürfe entfernen? Die Bilder sind von jedem, auch von Usern, die nicht im Forum registriert sind, sichtbar. Da steht meine Adresse usw drauf, das ist mir zu heiß. Ich hab die Bilder auf meinem Rechner gespeichert. Danke, auch für deine Entwürfe.

 

Simon

Geschrieben

Lieber Simon, vielleicht hörst du dir einen Rat an. Meine Kritik galt der Sache. Wenn wir uns gegenübersäßen, würde ich wahrscheinlich etwas ähnliches sagen, aber in der Kommunikation würden andere Ebenen zum tragen kommen. Du kämst nicht auf die Idee, dich angegriffen zu fühlen, weil ich im Unterricht oder bei Unterweisungen darauf achte, daß es den Beteiligten dabei gutgeht. Diese Ebene fällt hier weg, ich bemühe mich zu wenig um Diplomatie, und du engst deine Wahrnehmung so ein, daß du dem Kritiker die Macht über deine Stimmung gibst. Einer brummt, und der andere bekommt schlechte Laune. Man vergiß oft, daß der Mensch autonom ist. Wenn man sich ärgert, kann man innerlich kurz einen Schritt zurücktreten und die Wahrnehmung justieren. Zum Beispiel kann man sagen: Der meckert, aber eigentlich ist es doch lustig, wie sich ein Schriftsetzer über eine Schriftmischung so echauffieren kann. Der muß ziemliche Leidenschaft entwickeln für sein Fach. Ich lasse mir die Laune aber nicht vermiesen und schau mal, was ich davon habe, ob ich vielleicht was lernen kann, wenn schon nicht über Takt und Rücksicht, dann über Buchstaben. Und schon haben die Äußerungen eines andern ihre Macht verloren. Man muß sich keinen Schuh anziehen, der einem auch nur vermeintlich hingehalten wird. Das ist nicht so leicht, wie es sich aufschreibt, aber man kann sich etwas davon erarbeiten. Sage ich aus Erfahrung.

 

Da ich mich oft deutlich äußere, habe ich auch schon oft deutliche Kritik erfahren. Eine Anekdote: Ich hab mal, vor über 20 Jahren, als Journalist, einen Text geschrieben und einer Dame vorgelegt, deren kritische Anmerkungen ich sehr schätzte. Die Antwort kam auf einer Ansichtskarte und begann so: »Lieber Herr Schröder, Sie können zwar sehr gut schreiben, aber leider überhaupt nicht denken.« Erst hat es mich umgehauen, und dann mußte ich lachen. Die Kritik meines Textes kam dann später im Detail, und ich habe, nachdem ich schon jahrelang für Magazine und Zeitungen geschrieben hatte, noch einmal neu schreiben gelernt hinsichtlich des Durchdenkens und Strukturierens eines Textes. Ich finde diese erste Antwort aber noch heute wahnsinnig komisch. Du legst arglos eine Arbeit vor und hoffst auf Anerkennung, und dann zieht jemand eine Nagelfeile aus der Handtasche und rammt sie dir ins Bein.

 

Übertreibungen und Schärfen haben auch eine komische Seite. Das wird oft nicht gesehen. Die Schriften von Tschichold werden zum Beispiel von vielen jungen Leuten nicht gemocht, weil er so »streng« sei. Was einem mit dieser langweiligen Sichtweise alles verloren geht! Der Mann tut niemandem weh, er lebt schon lange nicht mehr, und nur seine Texte sind so scharf wie Diamanten. Seine Überzeugungen sind immer so vorgetragen, als verkünde er eine unumstößliche Wahrheit. Auch wenn er in einem späteren Text das Gegenteil behauptet von dem, was er früher geschrieben hat. Man kann darin Dogmatismus sehen, dann hat man nicht viel davon. Man kann aber auch die Suche nach Wahrheit sehen und eine geistige Wandlungsfähigkeit, die Gabe zum Umdenken, die Hartnäckigkeit beim Erkennen von Irrtümern und eine bewundernswerte Fähigkeit zur Selbstkritik bei nicht nachlassender literarischer Qualität in den Formulierungen. Günter Gerhard Lange brüllte (Spitzname »Maschinengewehr Gutenbergs«) mir mal am Telefon ins Ohr: »Tschichold hat immer recht, und zwar immer, verstehen Sie?« Natürlich, von Tschichold lernt man das Denken. Wer hat schon die Größe, öffentlich seine Ansichten zu revidieren, weil er selbst denkt und sich entwickelt?

 

Es mildert vielleicht deine Frustration, wenn ich dir zusichere, daß deine Entwürfe keine typografischen Verbrechen sind. Vergehen, Ordnungswidrigkeiten durchaus, aber keine echte Typodelinquenz. Du hast ja weißgott nicht so etwas gezeigt:
post-20217-0-20952700-1441832870_thumb.j

((PS: Bilder wunschgemäß entfernt))

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Geschrieben

Auch wenn mir Martins Kritik ziemlich auf den Sack ging, sind seine (aus Seiner sicht sicher eher dahingerotzen) Entwürfe doch ziemlich geil. Ich hab jetzt mal versucht, eins (mit der Antiqua, die gefällt mir besser) umzusetzen. Musste etwas mit den Sperrabständen in den Versalien rumspielen. Das ist der letzte Versuch.

 

Vielen Dank! Wenn ich wieder Marmelade koch (und das ist bald, mir geht sie aus), dann guck ich mal, ob ich so die eine oder andere Adresse hier finde... ist hier jmd allergisch auf Erdbeeren?

 

Viele Grüße

 

Simonvisitenkarte_aktuell2-ohne-rueck.pdf

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Geschrieben

Hallo Martin,

danke für dein Schreiben! Du hast recht, die Gedanken bestimmen die Gefühle Ich reagier halt schnell emotional... Man merkt dir schon sehr deutlich an, dass du offensichtlich verdammt viel Ahnung haben musst und mit Leidenschaft deine Sache machst, und ich hab hier ziemlich viel gelernt. Aber ich bin leider drauf angewiesen, dass mir jemand, der Bescheid weiß (oder von dem ich das annehmen muss, dass ers tut), der (mir) Schriften oder -Familien und Schnitte liefert, glaubhaft versichert, dass die zusammen passen. Ich werd sicher nicht die Times New Roman mit der Comic Sans mischen, weil mir grad danach is oder so :D Und ich hab mir auch, weil ich die Linux Biolinum nicht soooo toll finde, mich nach Alternativen umgesehen, die zur Antiqua passen und keine gefunden. Mir fehlt da echt das Auge oder die Erfahrung für, das weiß ich.

 

Du wirst mir sicher nicht glauben, wenn ich dir erzähle, dass ich den Tschischold (Erfreuliche Drucksachen durch gute Typographie) gelesen habe. Vieles von dem, was er schreibt, finde ich sinnig, vieles wiederum nicht... Aber es ist nur ein Hobby, ich mag halt gut gesetzte Texte. Und ich mag schlicht, gut lesbar, ästhetisch.

 

Achja, dass ich wenigstens nix verbrochen habe, beruhigt mich :D

 

Ich wünsch dir/euch ne gute Nacht. Nix für ungut

 

Simon

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Geschrieben

Danke für das Kompliment!

 

Neuer Entwurf, na, das ist doch schon was! Nachmachen ist im Handwerk wichtig. Auch ich habe nichts erfunden, nur manches etwas kultiviert wie die häufige Verwendung unterschiedlicher Formate. Adolf Loos sagt: »›Jede handwerkliche Leistung ist Kopie aus vergangener Zeit, ob sie nun einen Monat oder ein Jahrhundert alt ist. Nur jeder Narr verlangt nach seiner eigenen Kappe.«

Anregungen:

1. unteren Rand etwas vergrößern, oberen auch. Aber das sind Entscheidungen, die jeder etwas anders trifft.

2. In der Telefonnummernzeile: Abstände um das Divis etwas verringern. Also bei beiden, wobei das zweite m.E. nicht nötig wäre. Vor dem zweiten +, also zwischen beiden Nummern, genügt ein Geviert als Abstand, jetzt ist das Loch ein wenig zu groß.

3. die Kombination »n-r-b« in der Webadressen etwas ausgleichen. Das r hat rechts mehr »Fleisch«, d.h. dort ist mehr weiter Raum als links vom r und links vom b und rechts vom n.

4. Der Punkt nach www steht noch näher am s als am letzten w, oder?

5. Stehen vorletzte und letzte Zeile auf Mitte? Randausgleich herstellen, durch das w in der letzten Zeile wirkt diese minimal nach rechts verschoben.

6. In der ersten Zeile ist der Wortabstand deutlich zu groß. Nur enger Satz ist guter Satz. Man soll den Namen mühelos lesen können, aber den Wortabstand nicht als Signal bemerken.

 

Um noch was nettes zu sagen zur Nacht: Das ist Mikrotypografie, etwas für Fortgeschrittene!

Wenn du die Karte im Goldenen Schnitt haben möchtest: 85 mm Breite geteilt durch 1,618 ergibt 52,5 mm Höhe. Oder 55 mm Höhe mal 1,618 ergibt 89 mm Breite. Der Goldene Schnitt hat aber keine rationale Grundlage, ist ein bißchen esoterisch. Und bei der Visitenkarte quer immer noch klobiger als bei einem Gemälde an der Wand. Im Hochformat allerdings auch klein sehr schön. Auch bei Büchern, schlank und schön. Größen und Richtungen können Proportionseindrücke stark verändern. Du kannst das also auch nach Gefühl machen und eher darauf achten, wie der Text auf der Karte steht durch Proportionsänderung, als darauf, ob die Formel stimmt.

Geschrieben

Guten Morgen :-) ich hab noch zwei schnelle Einwürfe

 

1. zum Format: Es ist gut und schön (und wichtig) sich über ein Kartenformat Gedanken zu machen, aber doch recht müßig, wenn man die Visitenkarte dann günstig online drucken will. Da werden eben nur die zwei/drei Standardformate angeboten. Ein Wunschformat kostet extra. Das sollte man bei dieser Diskussion im Hinterkopf behalten.

 

2. zur Schriftmischung: Die Kombi Libertine/Biolinum ist gemacht (gedacht) für dein Einsatz der erstehen als Brot- (d.h. Haupttext-) und der letzteren als Überschriften-Schrift. Und in dieser Einsatzweise funktionieren beide ganz gut zusammen, weil die (fehlenden) Kontraste hier auch durch Schriftgrößen/-fetten und Abständet erzeugt werden. Insofern ist Schriftmischung auch immer eine Frage des Einsatzzwecks der beiden Schriften. Was in der einen Anwendung gut passt, kann in der anderen Anwendung total doof aussehen.

  • Gefällt 2
Geschrieben

Ich habe mir eben mal die neueste Version der Linux Libertine im Font-Editor angeschaut und einige der letzten Mikrotypografischen Tipps von Martin sind nicht undbedingt Dir anzulasten, dondern sind kleine Ungenauigkeiten in der Libertine.

 

So wird in ihr ein Klassenkerning angewendet, bei dem die Buchstaben r, v, w, y, Þ und alle Abkömmlinge mit Akzent eine Kerningklasse bilden. Zwar ist von dieser Klasse zur Komme-Punkt-Ellipsis-Klasse ein Kerningwert eingestellt, aber zum einen etwas zu wenig, nach meinem Gefühl, zum anderen hätte ich r und Þ nicht zusammen mit v, w und y und deren Akzentbuchstaben nicht zusammen in eine Klasse gepasst, da das r durch seine unteren Serifen deutlich weniger nach Rechts überhängt, und so der Punkt auch dannn wenn er zum r ideal positioniert wird optisch immernoch voel zu weit von v, w, y weg steht.post-22079-0-23146700-1441880923_thumb.p

  • Gefällt 1
Geschrieben

Hallo catfonts,
ich verstehe Microtypografie so, dass ich 'händisch' in den Satz eingreife.
Mit InDesign ist das ganz einfach. Wie es in LaTeX funktioniert weiß ich nicht.

Gruß
Quarz

Geschrieben

In LaTeX schreibt man z.B.

www\kern-1pt.irgendwas.de

ein, wobei hinter \kern ein beliebiger positiver oder negativer Wert in den Einheiten pt, mm, em, ex* folgen muss.

 

Ich betrachte Mikrotypografie auch als Handarbeit, was Catfonts sagen wollte war glaube ich, das eine gute Schrift weniger händische Nacharbeit erfordert als eine schlechte.

 

 

* es gibt noch mehr mögliche Einheiten …

Geschrieben

Genau, und dass man eben vom Fragesteller nicht erwarten kann oder muss, dass er die vielleicht nicht so glücklich gelöste Zurichtung des Fonts jetzt händisch Korrigiert, In so fern ist das dann eben nicht sein Fehler, sondern der des Font-Erstellers, der ja sehr wohl an ein Kerning zwischen den kritischen Buchstaben und Satzzeichen gedacht hat (wenn auch nur bei den Kleinbuchstaben, bei W. steht der Punkt extrem weit im Raum) aber eben dies ein klein wenig unglücklich gelöst, da der Punkt zum r noch einigermaßen passt (Wegen der Fuß-Serifen des r, bei der serifenlosen Biolinum hab ich noch nicht geschaut), bei den anderen aus der Kerningklasse einfach noch zu weit weg steht.

Geschrieben

Jo, ich glaube, genau so ist es auch. Ich kann meinen LaTeX-Code vor lauter vspace- und kerning-Kommandos kaum noch lesen. Bei der Karte ist NICHTS mehr per Voreinstellung. Aber wenigstens sieht das Bild einigermaßen (für meine Begriffe ziemlich cool) aus. Die Abstände wären mir aber im Leben nie aufgefallen, und auch wenn ich die Schrift für Prosatexte einsetze (das überleg ich mir ab sofort dann doch genauer) kann ich das natürlich nicht alles korrigieren, das wäre viel zu viel Arbeit.

 

Öhm ihr habt mir echt extrem krass geholfen. Vielen Dank! Mit den vertikalen Abständen spiel ich noch etwas herum, aber ich denke, das ist jetzt die abschließende Version.

 

Ich hab nachgesehen, das Druckunternehmen (PN, wenn ihrs wissen wollt), das für 10 Euro 500 Karten druckt UND verschickt, kann leider nur das Standard-Format, also kein Goldener Schnitt. Aber ich behalts im Hinterkopf, falls ich wieder einen Rappel krieg und glaub, wieder neue Visitenkarten machen zu müssen. Ich hab das vorläufige Endergebnis nochmal hier reingestellt. Falls noch jmd Anmerkunge hat, gern, aber ich hab jetzt echt n schlechtes Gewissen.

 

Ich find es übrigens gar nicht mal so trivial, die richtigen Sperrabstände für die Versalien zu finden. \caps{} macht sie zu klein. \so{} zu groß. Jetzt hab ich die Sperrweiten händisch angegeben (\so umdefiniert), aber die Wortabstände nicht zu groß zu machen und auch nicht so eng, dass man die Wörter nicht mehr außeinander halten kann, Mann, Mann. Hoffentlich hab ich das richtige Verhältnis gefunden. Beim letzten Mal war der Wortabstand ja zu groß.

 

 

Auf jeden Fall seid ihr ein cooles Forum!

 

Viele Grüße

Simon

 

visitenkarte_aktuell2-ohne-rueck.pdf

  • Gefällt 2
Geschrieben

Nun ja, wenn du Prosa setzen solltest, sollte eigentlich das, was TeX da mit der Schrift veranstaltet schon OK sein, Diese Mikro-Typografie in dieser hochgezogenen Form ist eigentlich nir bei ewiner Visitenkarte angesagt (und vielleicht noch bei anderen kleinen Akzidenzen). Einen Text liest man ja ds Textes wegen, und da fallen solche Feinen dejustierten Punkte gar nicht mal so auf, schon weil die eben selten auf beiden Seiten von einem Buchstaben gesäumt sind, wie eben in einer URL oder Mailadresse.

 

Trotzdem werde ich das mit dem unpräzisen Kening von  V, W, Y, v, w, y und r mal auf der Libertine-Seite in die Bug-Liste eintragen.

 

Deine Karte aber schaut jetzt richtig gut aus, die kannst du auch gut einem Asiaten geben, denn die schauen sich solche Karten immer ganz genau an, um zwischen den Zeilen auch noch mehr über den Geber der Karte zu erfahren - und deine zeigt jetzt, dass Du weißt, was du willst. Und das wird man dann eben auch auf deine Arbeit übertragen.

  • Gefällt 2
Geschrieben

ich denke, das ist jetzt die abschließende Version

Ich denke nicht. Zwischen den Telefonnummern muss natürlich auf jeden Fall noch ein mittelhoher Punkt, so wie zwischen Straße und Ort. Und mich stört der zu kleine Abstand links und rechts von diesen halbhohen Punkten.
Geschrieben

Ich denke nicht. Zwischen den Telefonnummern muss natürlich auf jeden Fall noch ein mittelhoher Punkt, so wie zwischen Straße und Ort. Und mich stört der zu kleine Abstand links und rechts von diesen halbhohen Punkten.

Umgotteswillen, nein! Was soll denn ein Punkt neben dem Pluszeichen? Das sähe ja aus wie Fliegendreck. Ein Punkt an dieser Stelle wäre ohne Funktion und würde nur stören. Die Abstände sind in Ordnung, ich würde zwischen straße und 4 den Raum etwas verkleinern, aber das ist dann schon wirklich feine Feinjustierung. Ich mache so was, und einige Kollegen auch, aber die wenigsten.

Geschrieben

Ich denke nicht. Zwischen den Telefonnummern muss natürlich auf jeden Fall noch ein mittelhoher Punkt, so wie zwischen Straße und Ort. Und mich stört der zu kleine Abstand links und rechts von diesen halbhohen Punkten.

 

 

Umgotteswillen, nein! Was soll denn ein Punkt neben dem Pluszeichen? Das sähe ja aus wie Fliegendreck. Ein Punkt an dieser Stelle wäre ohne Funktion und würde nur stören. Die Abstände sind in Ordnung, ich würde zwischen straße und 4 den Raum etwas verkleinern, aber das ist dann schon wirklich feine Feinjustierung. Ich mache so was, und einige Kollegen auch, aber die wenigsten.

 

ich glaub, ich bin fertig :D

 

Vielen vielen Dank!!!

Geschrieben

Nun ja, wenn du Prosa setzen solltest, sollte eigentlich das, was TeX da mit der Schrift veranstaltet schon OK sein, Diese Mikro-Typografie in dieser hochgezogenen Form ist eigentlich nir bei ewiner Visitenkarte angesagt (und vielleicht noch bei anderen kleinen Akzidenzen). Einen Text liest man ja ds Textes wegen, und da fallen solche Feinen dejustierten Punkte gar nicht mal so auf, schon weil die eben selten auf beiden Seiten von einem Buchstaben gesäumt sind, wie eben in einer URL oder Mailadresse.

 

Trotzdem werde ich das mit dem unpräzisen Kening von  V, W, Y, v, w, y und r mal auf der Libertine-Seite in die Bug-Liste eintragen.

 

Deine Karte aber schaut jetzt richtig gut aus, die kannst du auch gut einem Asiaten geben, denn die schauen sich solche Karten immer ganz genau an, um zwischen den Zeilen auch noch mehr über den Geber der Karte zu erfahren - und deine zeigt jetzt, dass Du weißt, was du willst. Und das wird man dann eben auch auf deine Arbeit übertragen.

Wow, vielen Dank! Das war euer Verdienst :)

 

Gute Nacht und bis bald, wenn ich wieder eine Visitenkarte habe :D

Geschrieben

Jo, Du hast fertig.

 

Und dann weißt du ja, was du machen kannst, klappt das mit der Umwelttechnik nicht :-)

Schau also gern wieder vorbei, wenns wieder einmal Rätsel in typografischem Kontext gibt.

Geschrieben

Ich hab nachgesehen, das Druckunternehmen (PN, wenn ihrs wissen wollt), das für 10 Euro 500 Karten druckt UND verschickt, kann leider nur das Standard-Format, also kein Goldener Schnitt. 

 

 Ich hoffe du meinst nicht Vistaprint – die werben gerne mit 500 Visitenkarten für 9,99, aber wenn du bestellst merkst du auf einmal, dass der Datenupload 10 € kostet und die Bereitstellungsgebühr 5 € oder sowas. Am Ende kann man das genauso gut beim Drucker um die Ecke drucken lassen  :tuschel:  :nicken:

 

Außerdem haben die ein spezielles Visitenkarten-Format – nicht 55 x 85. Immer wenn ich Karten in dem Format sehe oder in die Hand gedrückt bekomme, denke ich: »Noch so einer, der sich veräppeln lassen hat!« und der letzte Anschein von Professionalität und der-weiß-was-er-will ist dahin ...

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