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Schriftmuster Tannenberg

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Vor einer Woche brachte der Postbote mir das Buch »Die Schrift im Malerhandwerk« von 1936. Es finden sich darin verschiedenste Alphabete der Antiqua (natürlich auch klar konstruierte, deren Existenz du seltsamerweise irgendwie ständig zu leugnen scheinst) und der gebrochenen Schrift in unterschiedlichen Stilen, aber entsprechend der Zeit schaftstiefelt es bei den gebrochenen Schriften ganz gewaltig. Entsprechend des Themas sind die Entwürfe jedoch allesamt mit der Breitfeder geschrieben!

Es wäre schön, wenn Du bei Gelegenheit ein paar Scans zeigen könntest.
Geschrieben

Und was die Bearbeitung meines Beitrags anbelangt, die so lästig sind, und ich dann nachträglich Dinge untergebracht hätte, die von anderen beigesteuert sind, ist eben anders gelaufen.

 

Ich hatte den halben Beitrag schon abgeschickt, wollte den aber eigentlich nur noch mit Illustrationen erweitern, und stiß dabei auf zusätzliche Infos, die ich eben dann noch unterbringen wollte, so war dieser eben etwas länger im Bearbeitungsfenster bei mir geöffnet, sodas ich zu der vorgerückten Zeit auch gar nicht erwartete und bemerkte, dass da schon eine Antwort darauf eingetrudelt war, welche teils die noch naschgetragenen Informationen enthielt. Wenn das den Eindruck erweckt, ich sei von Martin erst auf  einige Dinge aufmerksam gemacht, tut mir das leit, es war einfach nicht so. Wir hatten also nur zufällig praktisch gleichzeitig nan unseren Beiträgen gearbeitet, und ich hatte meine Ergänzung ein wenig zu spät abgesendet. etwas dumm gelaufen.

Geschrieben

Abgesehen davon, dass wir immer noch nicht eine definierte Menge an Schriften der Kategorie "Schaftstiefelgrotesk" zugeordnet haben, fehlen mir auch immer noch belastbare Kriterien, eine "Schaftstiefelgroteske" von einer Fraktur zu unterscheiden. Nennt doch bitte ein paar Signaturbuchstaben für Schaftstiefelgroteske!

 

Da den Experten das hier grad irgendwie schwer fällt, bringe ich mal Herrn Henzels Schriftenkatalog (Seite 15 und folgende) ein:

Laut diesem werden folgende Schriften zu den Grotesk-Gotischen gezählt:

Deutschland, Berthold 1934

Tannenberg, Meyer 1934

Deutschmeister, Berthold Wolpe 1934, Ludwig Wagner Leipzig

Deutschmeister schmalfett, Berthold Wolpe 1934, C. Wagner 1927 (sic!)

Deutschmeister fett mit/ohne Zacken, Ludwig Wagner Leipzig 1927 (sic!)

Element, Max Bittrof 1933, Bauer FfM

National, Walter Höhnisch 1927/ 1935, Ludwig & Mayer

Nürnberg, Ludwig Wagner A.-G. 1934

Kurmark, Norddt. Schriftgießerei GmbH

Potsdam, Robert Golpon 1934 Trennert & Sohn

Peter-Jessen-Schrift, Rudolf Koch, 1924–21 (sic!)

 

Leider sind die Schriftmuster begrenzt im Katalog, vielleicht mag ja jemand aushelfen? Ich finde übrigens nicht, dass jede Grotesk-Gotische automatisch schaftstiefelgrotesk ist.

Geschrieben
Statt es immer nur zu behaupten, warum zeigst du diese Antiqua nicht? Du würdest mich doch sofort zum Nachdenken bringen, wenn du mir eine Antiqua zeigtest, die in der Ausformung konstruiert ist. Also ein O als geometrischer Kreis, beispielsweise

 

Bayer Type von Herbert Bayer?

 

2ajvuvs.jpg

2uqm2j8.jpg

10zvc0k.jpg

2lcnq0w.jpg

 

als konstruierte antiqua würde ich auch die typischen linear-antiquas der 20er und 30er beschreiben:

memphis, beton, karnak, city, rockwell, candida ...

Geschrieben

Ich bestreite nicht, daß es einen Zusammenhang gibt zwischen der Elementaren Typografie und der Schaftstiefelgrotesk.

 

sorry. ich war paar wochen im urlaub und bin beruflich gerade sehr eingespannt, es scheint aber so als hätte ich hier etwas verpasst. wie kommt es jetzt zu dieser aussage? kann mich bitte mal einer kurz aufklären ohne das ich jetzt 15 seiten nachlesen muss.

Geschrieben

Das Beurrteilung zur Bayer Type wurde übrigens von dem gleichen Hölscher (dem Funktionär der Reichsschrifttumkammer, wie Martin so schön rausgefunden hat) geschrieben wie das Vorwort zur Krimhild. Also Nazi schreibt über konstruierte Bauhaus Schrift.

Geschrieben

Um ganz ehrlich zu sein, auch ich empfinde solche Schriften als grobschlächtig, brachial, kantig, laut, ja schreiend, scheppernd, militärisch (obwohl von keinem Militär für Beschriftungen je benutzt). Aber kann man darin nicht gerade auch eine spezielle Qualität solcher Schriften sehen?

 

Warum werden überhaupt ständig neue Schriften entwickelt? Nur damit diese gut oder besser lesbar sind? Damit sie "schöner" sind?

 

Nein! Weil die Formensprache der Schriften den Texten eben auch einen Klang geben, besondere, vielleich im Text kaum ausdrückbare Emotioonen hervorrufen. Was macht die immer wieder falsch verwendete Comic Sans zu so einem Hassobjekt? Weil sie eben oft die ihr innewohnende Emotion, etwas infantil zu wirken (was ja durchaus im Entwurf beabsichtigt ist) für Texte genutzt wird, zu denen der durch die Schrift erzeugte Klang nicht passt.

 

Schriften sind doch praktisch die Musikinstrumente der Typografie, und im Orchester der Schriftarten sind die Schaftstifler eben die Martinstrompeten mit ihrem lauten, scharfen klang.

 

Und was die seltene Benutzung solcher Schrift anbelangt, ergeht es ihr auch wie manchem Instrument im Syphonieorchester. Auch hier gibt es Instrumente, die viellseicht gerade mal einen Ton im ganzen Musikstück beisteuern, Fehlten sie aber, würde esa auffallen.

  • Gefällt 1
Geschrieben

… Und so hat Dürer eben nicht eingesehen, das er da eine stümperhafte Skizze gezeichnert, und die untauglichkeit daraus eine Satzscxhrift zu machen erkannt hat, …

 

Catfonts, da schießt du über das Ziel hinaus, das kann man so hier nicht stehen lassen. 

 

Was Dürer da gezeichnet hat war nicht stümperhaft, sondern meisterhaft.

 

Warum soll plötzlich aus einem Buch mit Konstruktionszeichnungen eines der größten Meister der Künste, ein stümperhaftes Werk werden?

 

Dieses Buch hat fünf Jahrhunderte überdauert und ist eines der immer wieder zitierten und vorgezeigten Meisterwerke wenn es um Buch oder Schriftkunst geht.

 

Werden jetzt alle konstruierten Schriften plötzlich mit einem Bann belegt?

 

In diesem Strang geht es ausschließlich um die SSG-Schriften – und wenns um konstruierte Schriften geht, bitte zur Kenntnis nehmen, dass dies ein völlig anderes Gebiet ist. 

 

Schriften aus der Konstruktion heraus zu entwickeln, ist ein Gebiet mit dem sich die Schriftkunst immer befasste. Bis heute.

Geschrieben

Da hast du mich jetzt völlig falsch verstanden, ich würde NIE behapten, Dürer würde etwas stümperhaftes machen. Ich verehre diesen Mann sehr, und sein buch ist, abgesehen von der antiken Ortografie bis heute ein aktuelles Lehrbuch.

Worauf sich mein zugegeben mit Stümperhaft überspitzte Einleitomg bezog, war Martins Aussage:

 

"Unter »gelungen« würde ich verstehen, daß diese Konstruktionszeichnung auch zur Schrift wurde. Ist sie jemals als Schrift angewandt worden? Sie wurde weder geschrieben (geht ja technisch nicht) noch zur Satzschrift. Das würde ich einen mißlungenen Versuch der Schriftherstellung nennen. Verworfene Skizzen."

 

und "Dürer hat einen mißlungenen Versuch unternommen, dabei aber gar nicht alle Zeichen, schon das kleine a nicht, konstruiert. Dieser Versuch führte von seinen Zeichnungen eben nicht in eine Schrift, und zwar über Jahrhunderte nicht"

 

ich hätte da etwas, das ich etwas sinngemäß darstelle wohl anders formulieren müssen:

 

Und so hat Dürer eben nicht,  deiner Meinung nach,  eingesehen, das er da eine stümperhafte Skizze gezeichnert, und die Untauglichkeit daraus eine Satzschrift zu machen erkannt habe, sondern ...

  • 4 Wochen später...
  • 2 Wochen später...
Geschrieben

Schon das zweite große Werk ohne nationalsozialistischen Bezug, wenn ich dessen Biographie überfliege... 

Weißt Du oder kannst Du nachschauen, ob der Mengentext auch in gebrochenen Lettern gedruckt wurde?

 

Sorry, hat eine Weile gedauert mit dem nachschauen, kam jetzt aber mal wieder zu Fuß beim Antiquariat Tode in der Dudenstraße vorbei, das Schaufenster war mittlerweile abgeräumt aber das Buch bzw. die zwei Bände »Kampf den Bausünden« noch da, der Antiquar bat einen gar hinein, wahrscheinlich weil ich so neugierig nach der E. A. Poe Gesamtausgabe in der Übersetzung von Wollschläger geschaut habe. Ließ mich nicht lange bitten bei der Kälte … also: Band 1, veröffentlicht 1942: Mengentext in Fraktur gesetzt, glaube nicht in Schaftstiefelgrotesk, hab aber nicht so den Blick dafür. Band 2, ebenfalls 1942 erschienen: Mengentext in irgendeiner Antiqua, durchgängig. Der Titel »Kampf den …« ist ja nicht nur wörtlich angelehnt an Hitlers »Mein Kampf« Vorbild, sondern auch grafisch, wie mich ein zwischenzeitliches posting http://www.typografie.info/3/topic/34600-hitler-mein-kampf-cover/ gelehrt hat. Brrr …

Geschrieben

23546859509_7ef59dc549.jpgDSC03445 by robertmichael, on Flickr

 

Neugotisch, Schriftgießerei Flinsch,1907 (!)

Hübsches Beispiel für eine gebrochene Schrift mit typischen Jugenstil-Formen (keine Spur von Schaftstiefeln).

 

Der Titel »Kampf den …« ist ja nicht nur wörtlich angelehnt an Hitlers »Mein Kampf« Vorbild, sondern auch grafisch, wie mich ein zwischenzeitliches posting http://www.typografie.info/3/topic/34600-hitler-mein-kampf-cover/ gelehrt hat. Brrr …

Kann ich nur zustimmen, brrr … (Link zum Titelbild: Schriftmuster Tannenberg #266)!
Gast egg_ström
Geschrieben

und wie das müffelt! ich bin überzeugt, diese schriftart braucht noch ein paar jahrzehnte, bis sie wieder ganz einfach schrift sein darf. und wenn sie das nicht schafft … ficht mich das sicher auch nicht an. sie heißt mich nämlich von ihrer anmutung her – zack! – stramm stehen oder es setzt was! die redet nicht mit mir, nein!, sie schreit mich an, befiehlt "lies! friss! sauf! aber gehorche!". auf einer deutschen menukarte ist das für meine augen nicht wirklich appetitanregend. egal, ob das ganze nun in blau oder knallrot angeschwärzt daher kommt. und nebenbei: kaum, dass es eine langweiligere entwicklung in der schriftschöpfung gab – diese alles vereinfachende formensprache, die sogar rundungen in möglichst gleichförmige gerade zu drücken versucht. nicht, dass der menschheit etwas fehlt, wenn sie verschwindet.

  • Gefällt 1
Geschrieben (bearbeitet)

-gekürzt-

 

Die Speisekarte weckt in mir folgende Erwartungen: einfache (Klein)-bürgerliche Speisen, ordentliches Bier, einfache Landweine. Wenn das sich mit der Realität deckt, ist das eine gute Schriftwahl.

bearbeitet von 109

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