RobertMichael Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 wir hatten an anderer stelle schonmal das apotheken-logo erwähnt, jetzt lese ich gerade bei wikipedia: Zitat 1929/30 siegte in einem Wettbewerb der Fa. Verunda das von der Bauhaus-Schule inspirierte „Drei-Löffel-Flasche“-Zeichen, das eine dreimal tägliche Einnahme eines flüssigen Arzneimittels symbolisiert. Nach fünf Jahren wurde es immerhin von rund einem Drittel aller Apotheken genutzt; es blieb jedoch wegen seines „schockierend modernen“ Stils umstritten. Das angeblich einzige erhaltene Drei-Löffel-Symbol wird im Deutschen Apotheken-Museum im Heidelberger Schloss gezeigt. und weiter: Zitat Ein neuerlicher Wettbewerb 1936 wurde unter der Ägide des seit 1933 amtierenden „Reichsapothekenführers“ Albert Schmierer vom roten A gewonnen; doch das ursprünglich im Entwurf vorgesehene weiße Kreuz wurde wegen der Ähnlichkeit zum Schweizerkreuz verworfen und durch die „zeitgemäße“ Lebens-Rune ersetzt.[7] Das neue Apotheken-A wurde 1937 flächendeckend eingeführt. Schnell hatte dieses Zeichen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad erreicht. sieht man mal von der lebenrune ab, welche die nazis später in das logo gesetzt haben — wurde das logo geändert weil das andere nicht einprägsam und eventuell unverständlich war, der neu-entwurf jedoch plakativer ist? oder wurde es geändert weil die nazis das bauhaus verflucht haben und lieber ihre gebrochenen gotischen schriften sehen wollten? 1
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 vor 2 Stunden schrieb catfonts: … besonders bei Plakatgestaltern aus der 3. Reihe, die sich ihnen Lebensunterhalt mit Propagandaplakaten finanzieren wollten, daher wurde die Schriftart eben auch öfter, wenn auch nicht unbedingt vorrangig zu diesem Zweck verwendet … Warum vor allem aus der 3. Reihe? An dieser ausgeklügelten Propagandamaschinerie waren ebenso die der 1. Reihe beteiligt. Auch wie bei Schauspielern, Sängern, Dirigenten, Sportlern etc. die Besten, wenn nicht emigriert, so dann als Mitläufer für oder unter den Nazis arbeiteten. Mit der 3. Reihe gaben die Nazis sich nicht zufrieden.
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 zu den »Reihen« kann man in Renners »Kulturbolschewismus« nachlesen – da geht es zwar eher um Künstler und Architektur aber das Buch passt hier auch ganz gut rein. — einen Grafiker, den ich in die erste Reihe setzen würde wäre Ludwig Hohlwein – aber wirklich fortschrittlich fand ich den jetzt in den 30er Jahren nicht mehr – der hat perfekt das Regime bedient und es ist wohl auch aktuell der einzige, der mir gerade einfällt.
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 Wenn wir die ganze Nazi-Propaganda-Maschinerie nun nur den Mittelmäßigen oder Drittklassigen in die Schuhe schieben, dann sind wir ja fein raus.
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 war das eine Antwort auf mein Posting oder eine Ergänzung zu deinem weiter oben ?
RobertMichael Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 hier ein beispiel von Ehmcke, der sowohl Plakate in moderner Typografie als auch welche mit Fraktur gestaltet hat, dieses Poster ist angeblich von 1915 und zeigt auch schon erste SSG-Ansätze. 1
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 vor 15 Minuten schrieb CLMNZ: war das eine Antwort auf mein Posting oder eine Ergänzung zu deinem weiter oben ? Zu meinem Beitrag würde es nicht passen. Es ist ein Trugschluss, sich einzureden, dass unter den Nazis nicht auch die Besten tätig waren. Nach Jahrzehnten stellt sich dann bei so mancher „moralischer Instanz“ heraus, auch er oder sie setzte sein Talent für die Nazis ein. Es gibt genügend Plakate, Skulpturen etc. die unter und für die Nazis geschaffen wurden. Von talentierten Künstlern oder Gestaltern. Sie waren vor den Nazis nicht gefeit. (Siehe auch den Beitrag „Als die Künstler in den Krieg zogen“ weiter vorne!) Auch Talent und Begabung boten keinen Schutz oder garantierten für weise Voraussicht. Wenn hier davon geredet wird, dass es ja meist Gestalter der 3. Reihe waren, würde ich das als Versuch des Relativierens bezeichnen. 2
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 dein Beitrag als die Künstler in den Krieg zogen bezieht sich aber auf den 1. Weltkrieg die Nazis hatten eine ganz eigene Einstellung zur Kunst – ich hab da vor einiger Zeit einen Link gepostet und auch Renners Kulturbolschewismus ist da lesenswert
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 @CLMNZ: Ist mir klar, hatten wir damals auch besprochen. Es sollte ein Beispiel sein, dass auch die guten Künstler sich verblenden lassen. (Gehört nicht zum folgenden Beitrag, sondern nur zum Beitrag von CLMZ) Dieses Plakat entstand in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Jedenfalls vor 1927. Nachdem zu dieser Zeit oft Plakatmaler für diese Arbeiten zuständig waren, gingen von dieser Berufsgruppe sicherlich Impulse auch für die Schrifgestaltung aus. Bis zur Realsierung der fertigen Druckschriften vergingen, der damaligen Technik geschuldet, ein paar Jahre. 1
catfonts Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 das mit der 3.Reihe war nur eine Anspielung (rein rhetorisch) auf die Schriftgestalter aus der 3. Reihe, welche angeblich die Schriften gebaut hatten. zu "zu 1" Natürlich erkenne ich an, dass es ähnliche Schriften schon vor 1933 gab, aber so richtig populär, oder meinetwegen modern waren sie erst so knapp um 1933. Ähnliches swehe ich ja auch jetzt bei derzeit recht modernen Schriftebn, bei denen einige schon vor längerer Zeit entworfen sind, sich aber zunächst kaum absetztm ließen - weil vor der Zeit. zu "zu 6." Hier meine ich aber, das "elementar" nicht mit "modern" gleichzusetzen ist, denn ich meinte nicht mit Modern im Sinne der so genannten Moderne als Stilrichtung, sondern nur modern im Sinne von sehr populär, angesagt grade gern verwendet, momentan in den Zeitgescghmack passend. So war z.B. auch die hier von mir digitalisierte Superschnörkel-Fraktur zu ihrer Zeit mal modern. und in diesem Zusammenhang auch in "zu 7." meinte ich eben nicht, das sie besonders gut zur Propaganda passte, weil sie im Sinne der "klassischen Moderne" gradlinig ist, sondern weil sie en vogue, angesagt, beliebt, fesch, in, modern, modisch, trendig, trendy oder zeitgemäß ist, egal welch ein Stil zur jeweiligen Zeit das gerade ist, und das waren zu dieser Zeit eben diese Schriften.
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 wollen wir nicht den Faden aufsplitten ? Ist ja alles ganz interessant, was Nazis und Kunst betrifft – hat aber hier nur wirklich am Rande was mit SSG zu tun.
Uwe Borchert Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 Hallo, vor einer Stunde schrieb RobertMichael: wir hatten an anderer stelle schonmal das apotheken-logo erwähnt, jetzt lese ich gerade bei wikipedia: Das Logo ist technisch sehr aufwendig herzustellen und damit auch hochpreisig. vor einer Stunde schrieb RobertMichael: und weiter: sieht man mal von der lebenrune ab, welche die nazis später in das logo gesetzt haben — wurde das logo geändert weil das andere nicht einprägsam und eventuell unverständlich war, der neu-entwurf jedoch plakativer ist? oder wurde es geändert weil die nazis das bauhaus verflucht haben und lieber ihre gebrochenen gotischen schriften sehen wollten? Das neue Logo mit der Lebensrune ist sehr viel einfacher herzustellen, irgendwo hin zu malen und damit auch preiswerter. Und es ist wesentlich auffälliger als das alte Logo. Hier ist in meinen trüben Augen die schlichte Gotische in diesem Fall ein echter Fortschritt. MfG 1
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 vor 39 Minuten schrieb Erwin Krump: Es ist ein Trugschluss, sich einzureden, dass unter den Nazis nicht auch die Besten tätig waren. Nenn mir doch bitte ein paar Namen von bedeutenden Künstlern unter dem Nationalsozialismus die von den Nazis nicht als entartet, jüdisch oder kulturbolschewistisch bezeichnet wurden. Bei den Grafikern mag die Ansicht stimmen, Hohlwein hatte ich ja schon genannt ... evtl. bekommen wir da noch mehr zusammen.
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 vor 25 Minuten schrieb CLMNZ: Nenn mir doch bitte ein paar Namen von bedeutenden Künstlern unter dem Nationalsozialismus die von den Nazis nicht als entartet, jüdisch oder kulturbolschewistisch bezeichnet wurden … Von den Bildenden Künstlern, die sich ganz stark an der Nazi-Propaganda beteiligten, fällt mir Arno Breker und Leni Riefensthal ein. Unter den Schauspielern: Marika Rökk, Brigitte Horney, Willy Fritsch, Heinz Rühmann … Unter den berühmten Dirigenten Wilhelm Furtwängler. Um hier mehr zu erfahren, müsste man recherchieren. Interessiert mich momentan nicht und ist auch ein eigenes, abendfüllendes Thema und zeitaufwändig. Aber sie zählten alle zu den Besten und waren vor der Nazi-Maschinerie nicht gefeit
Erwin Krump Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 Hier noch ein interessanter Link zu diesem Thema: http://www.tagesspiegel.de/wissen/kuenstler-im-nationalsozialismus-viele-wollten-dazugehoeren/12135668.html 1
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 und hunderte andere sind ausgewandert – ich wiederspreche dir nicht, dass es auch die erste Riege gegeben hat, die für die Nazis tätig war, habe ja selbst einen Grafiker genannt. Final wurde ein nationaltreuer Stil bedient – vieles abweichende wurde diffamiert und eingeschüchtert und das nicht erst ab 33, das ging schon vorher los. Am Ende hat das ein großes Loch in die Kunstszene gerissen.
CLMNZ Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 vor 6 Minuten schrieb Erwin Krump: Hier noch ein interessanter zu diesem Thema: http://www.tagesspiegel.de/wissen/kuenstler-im-nationalsozialismus-viele-wollten-dazugehoeren/12135668.html ja, viele hatten ja gehofft, ihre Sache weiter zu machen ... klar war es auch nicht, was die Nazis wollten (siehe hier: http://www.zeit.de/1991/20/gespenster Goebbels, Schwitters, Benn und Marinetti bei der gleichen Vernissage) wie man sich um 180° stilistisch drehen kann wurde dann auch 1941 mit dem Frakturverbot gezeigt.
catfonts Geschrieben Mai 19, 2016 Geschrieben Mai 19, 2016 Das der Apothekenführwer ausgerechnet Schmierer hieß, ist schon irgendwie lustig. Wenn ich das mit der Selektion der Künstler in 3 Reihen sehe, kann man neben der Handwerklichen und auf das Talent bezogenen Qualite eine andere Splittung in 3 Reihen vornehmen, sodass sich Künstler der 1. Riege sich dann auch in allen 3 Reihen nebeneinander wiederfinden können. Solch eine Einreihung könnte so aussehen: 1. Reihe sind Künstler die aus heutiger Sicht ein modernes Kunstverständnis hatten, mit den nationalistischen Gestaltungsideen nichts am Hut hatten und entweder das Land verließen, auf eine offene künstlerische Tätigkeit verzichteten, oder irgendwann richtig probleme hatten. die 2. Reihe sind dann eben Künstler, die eine im klassischen Sinn ordentliche - bis hin zu hervorragender Arbeit ablieferten, durchaus mitglieder der Reichs-Kulturkammer wurden, wenn auch nicht aus Überzeugung, sondern weil dies eben zur Berufsausbildung erforderlich war. Sich in der Vorteile daraus auch bediebnten, wie z.B. Reisemöglichkeit selbst noch im Krieg, als bildende Künstler einen "zeitgemäßen Realismus" umsetzten, ohne sich dabei wirklich vor de4n Propagandakarren spannen zu lassen und auch mal Werke darunter hatten, die zu einem Besuch bei der GeStaPo führte - allerdings mehr als Verwarnung. Diese konnten ihren Stil dann oft hinterher auch als sozialitischen Realismus eventuell umdefinieren.., Und die 3. Reihe umfasst dan die durchaus excelenten Künstler, die sich eben auch aus perönlicher Überzeugung demn Regime andienten. Sich auch in einen perönlichen Kontakt zu NS-Größen drängten, und dabei durchaus hervorragendes zu wege brachten - wenn auch deutlich im Stil der Zeit - und bei denen dann das Kriegsende vielfach zum Karriereknick wurde
RobertMichael Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 können wir das unötige diskutieren über 'grafiker aus der 3. reihe' bitte beiseite lassen? das hat martin als zitat von kapr ins spiel gebracht und sagt erstmal nichts über die qualitäten der schriften aus und dient in meinen augen nur zur diffamierung.
Þorsten Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 So, nun habe ich wieder ein bisschen Zeit. Ihr seid in der Diskussion zwar schon eine ganze Ecke weiter, aber ich will die Beiträge, die mich direkt ansprechen, nicht komplett ignorieren. Es scheint immer noch schwer zu sein, nicht aneinander vorbei zu reden. Vielleicht liegt das Problem darin, das alle der »Gegenseite« mehr unterstellen, als diese eigentlich meint. Zitat DU hast doch gesagt du willst "Zeitgenössische Beispiele von Anwendungen, die nicht ins Nazibild vom neuen arischen Menschen passen" die habe ich erbracht. Davon hatte ich weiter oben aber nichts gesehen. »Bestenfalls« waren es (vermeintlich) völlig unpolitische Anwendungen, die m.E. für die Bewertung der These, diese Schriften seien auch damals schon ideologisch konnotiert gewesen, nicht aussagekräftig sind. Da wir alle an der DDR-Zeit viel näher dran sind, sie für die meisten aber nicht so extrem emotional aufgeladen ist wie die Nazizeit, halte ich Vergleiche damit für nicht so verkehrt. Stellt euch vor, ein DDR-Fleischgeschäft dekorierte seine Auslage Ende April mit roten Kunststoffnelken. Wäre das dann unpolitisch, weil’s in einem Fleischer ohne weitere politische Aussagen hing? Nein, natürlich nicht. Rote Nelken (besonders wenn aus Plaste) waren halt als politisches Symbol aufgeladen. Ein Fleischverkäufer, der sie für seine Auslage benutzte, wusste das auch und setzte sie bewusst ein, ob nun unter Zwang, aus Überzeugung oder opportunistischem Kriechertum. Um rote Nelken zu entideologisieren, hätten rein neutrale Anwendungen nicht gereicht. Man hätte sie in einem Kontext zeigen müssen, der nichts ins Weltbild der kommunistischen Ideologen passte. Und wäre es mit diesen Schriften – wenn (!!!) sie denn ab ’33 ideologisch konnotiert waren – eben auch gewesen. Keine (ideologisch unverfängliche) Produktwerbung hätte eine solche Konnotation auflösen können. Am 5/12/2016 um 09:52 schrieb RobertMichael: klar, sofern man von der ausage: "früher waren alle nazis und jede firma hatte verbindungen zur NSDAP" ausgeht Was ich auch nicht ansatzweise denke oder geschrieben habe. Die entgegengesetzte These, dass Deutsche außer Hitler, Goebbels, verurteilten Kriegsverbrechern und vielleicht noch ein paar ganz ranghohen Nazifunktionären überwiegend Opfer waren, stimmt übrigens auch nicht. Verstrickung ins System war vielschichtig, aber auch vielfältig. Das war bei den Nazis so und in der DDR auch. Am 5/12/2016 um 09:56 schrieb RobertMichael: Die Ausschreitungen gegen das Ehepaar Cornelssen vom 15. November 1938: Ein NS-Novemberpogrom gegen regimekritische Nichtjuden in Friesland Briefkopf der Firma Cornelssen vom Dezember 1938 Prima! Das ist ein gutes Gegenbeispiel. Danke fürs Zeigen. Von einem Beispiel lässt sich nur schwer etwas ableiten (vielleicht hatte der Auftraggeber die Schrift gar nicht abgesegnet; vielleicht hatte er sie bewusst eingesetzt, um sein Geschäft zu schützen), aber mehr davon gäben der These einer unpolitischen Schriftgattung tatsächlich Auftrieb. Am 5/12/2016 um 10:52 schrieb RobertMichael: ich glaube anfänglich war dies nicht der fall, denke jedoch auch, dass durch den großen erfolg der tannenberg (mit all ihrer modernen strenge) weitere gießereien auf den zug aufgesprungen sind. sicherlich sind diese schriften nicht expizit für die nazis erstellt wurden, jedoch wurden diese durch die damalige politik und propaganda mit eindeutigen namen (national, deutschmeister, marienburg ...) versehen. "deutsche schrift" mit beispielen für "deutsche anwendungen" verkaufte sich damals nun besser. die werbeabteilung der nsdap hat sich dann sicherlich gedacht "ach schau mal: fraktur = urdeutsch, wirkt streng und modern und dazu noch der name — die passt für unsere propaganda!" sind natürlich nur vermutungen. So sehe ich das im Prinzip auch. Am 5/12/2016 um 15:59 schrieb Phoibos: Meinem Empfinden liegen die Tannenberg und "Menschen selektieren" nicht auf dem gleichen Niveau von Bösartigkeit. Das hat (von den hier lange aktiven Teilnehmern) aber auch niemand auch nur ansatzweise angedeutet. Am 5/14/2016 um 15:00 schrieb RobertMichael: man sollte aber auch daran denken (und das gilt auch für die oben genannten beispiele) das es letzendlich immer noch werbung der gießereien für eine bestimme zielgruppe war. ich vermute, dass mit dem erfolg der tannenberg die anderen gießerein auf den zug aufgesprungen sind und noch mehr schriften rausbrachten die einen eindeutigen namen hatten um dem regime zu schmeicheln, somit öfters eingesetzt wurden und für mehr umsatz sorgten. Natürlich! Genau so. Am 5/14/2016 um 16:37 schrieb RobertMichael: ich verbinde ja auch die SSG mit dem nationalsozialismus Am 5/14/2016 um 17:19 schrieb RobertMichael: natürlich hindert mich die verbindung zum nationalsozialsmus die schriften heute unbefangen zu verwenden Ich verstehe, ehrlich gesagt, gar nicht mehr, warum du mit dem, was ich geschrieben habe, Probleme hast.
RobertMichael Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 vor einer Stunde schrieb Þorsten: aber mehr davon gäben der These einer unpolitischen Schriftgattung tatsächlich Auftrieb. willst du jetzt echt noch beispiele sehen wo eine SSG unpolitisch eingesetzt wurde? ich versteh noch immer nicht das dir diese und anderen beispiele nicht genügen. vor einer Stunde schrieb Þorsten: Am 12.5.2016 um 15:52 schrieb RobertMichael: klar, sofern man von der ausage: "früher waren alle nazis und jede firma hatte verbindungen zur NSDAP" ausgeht Was ich auch nicht ansatzweise denke oder geschrieben habe. bei meinem unpolitisches beispiel mit den nürnberger lebkuchen hast du gesagt: Zitat mit der Nürnberger (!) Burg und solcher Schrift wird eben auch genau an diesen Zeitgeist appelliert. Zitat Ich verstehe, ehrlich gesagt, gar nicht mehr, warum du mit dem, was ich geschrieben habe, Probleme hast. weil ich vermutet, dass du in die damaligen anwendungen mit den SSG zuviel hineininterpredierst. sicherlich wurden diese auch von den nazis verwendet. ich will aber aufzeigen das diese schriftsippe schon vor den nazis verwendung fand bzw. die gießereien den erfolg der tannenberg ausnutzen und somit eine ganze schriftensippe entstand welche letzendlich von den nazis missbraucht wurde und ich finde das diese schriften eine legitime weiterentwicklung der gebrochenen sind mit seitenblick auf moderne/grotesk/elemetare typografie bzw. von schriften dahinter und davor beeinflusst wurden. sicher macht die damalige nutzung den heutigen einsatz schwer ich würde mich heute jedoch nicht dagegen aussprechen, nur weil sie auch von den nazis verwendet wurden. ich kauf auch nelken — völlig unpolitisch. 1
CLMNZ Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 vor einer Stunde schrieb RobertMichael: willst du jetzt echt noch beispiele sehen wo eine SSG unpolitisch eingesetzt wurde? ich versteh noch immer nicht das dir diese und anderen beispiele nicht genügen. da zur NS-Zeit nicht nur Propaganda gedruckt wurde und auch die Propaganda nicht nur aus SSG bestand spielen für mich Anwendungsbeispiele in der Bewertung der Schrift eine ziemlich untergeordnete Rolle. Die Schriftsätze lagen in der Druckerei und wurden verwendet. Ich denke zur damaligen Zeit hat man sich nur zwischen wenigen Schriftsätzen entscheiden können – das hat ja auch alles Platz weggenommen. Zudem wurden sicherlich irgendwann auch Schriftsätze des Alters wegen aussortiert und durch neue, moderne ausgetauscht – so Bleibuchstaben halten ja auch nicht Ewigkeiten.
Þorsten Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 Am 5/19/2016 um 10:39 schrieb RobertMichael: wurde das logo geändert weil das andere nicht einprägsam und eventuell unverständlich war, der neu-entwurf jedoch plakativer ist? oder wurde es geändert weil die nazis das bauhaus verflucht haben und lieber ihre gebrochenen gotischen schriften sehen wollten? Zumindest weist das Zitat von »schockierend modern« darauf hin, dass Gestaltungen, die einfach nur modern waren, oft keine Gnade bei Nazis fanden, dass aber Gestaltungen mit Elementen, die völkisch-national gedeutet werden konnten, oft einen sehr viel einfacheren Stand hatten. Und vor diesem Hintergrund erscheint mir auch die These, die SSG seien in der Nazizeit allein wegen ihrer Schlichtheit so beliebt gewesen, besonders zweifelhaft. vor einer Stunde schrieb RobertMichael: willst du jetzt echt noch beispiele sehen wo eine SSG unpolitisch eingesetzt wurde? Nein! Ich sach ja gerade, dass unpolitische SSG-Anwendungen die (m.E. bereits politisch aufgeladene) Gattung nicht entpolitisieren können. Dass es unzählige (auf den ersten Blick) unpolitische Anwendungen gibt, ist unstrittig. vor einer Stunde schrieb RobertMichael: weil ich vermutet, dass du in die damaligen anwendungen mit den SSG zuviel hineininterpredierst. Nö, was denn? Ich bin hier nur eingestiegen, weil mir die Thesen fragwürdig erschienen, die Gattung hätte so gar nichts mit den Nazis zu tun, sei völlig unabhängig von der gesellschaftspolitischen Entwicklung entstanden/im Handumdrehen populär geworden, wäre auch völlig ohne Nazis so populär geworden und sei auch nicht das kleinste Fitzelchen ideologisch aufgeladen. Um mehr geht’s mir nicht, echt! vor einer Stunde schrieb RobertMichael: ich will aber aufzeigen das diese schriftsippe schon vor den nazis verwendung fand OK, das ist konkret und interessant. Ich dachte, der bisherige Konsens wäre gewesen, dass es entsprechende Entwürfe und hier und da einzelne Anwendungen gab, aber erst mit der Popularisierung nach der Machtübernahme die Sache richtig losging und das Genre/die Gattung/die Sippe entstand. vor einer Stunde schrieb RobertMichael: bzw. die gießereien den erfolg der tannenberg ausnutzen und somit eine ganze schriftensippe entstand Wann war das? vor einer Stunde schrieb RobertMichael: ich kauf auch nelken — völlig unpolitisch. Aber du hättest dir dein Schaufenster (so du eins gehabt hättest) zu DDR-Zeiten nicht mit roten Nelken dekoriert, ohne eine politische Botschaft senden zu wollen (ob nun pro-regime oder irgendwie subversiv).
RobertMichael Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 vor 8 Minuten schrieb Þorsten: Wann war das? Deutschmeister, 1927 Tannenberg, 1933–1935 Element, 1933–1934 Potsdam, 1934 Standarte, 1934 Gotenburg, 1935–1937 vor 9 Minuten schrieb Þorsten: OK, das ist konkret und interessant. Ich dachte, der bisherige Konsens wäre gewesen, dass es entsprechende Entwürfe und hier und da einzelne Anwendungen gab, aber erst mit der Popularisierung nach der Machtübernahme die Sache richtig losging ähm, ja natürlich. aber das heisst doch nicht das man entwürfe und anwendungen die es vorher gab einfach unter den teppich kehren kann, nur weil die schriften noch nicht in blei geschnitten waren. OT, zu DDR-zeiten gabs nix anderes, da hatte man nur die wahl zwischen nelken und nelken :D ich würde da auch nicht viel reininterpredieren, mein vater hat aber ein paar monate im gefängnis verbracht weil er über die grenze nach west-deutschland fliehen wollte, mochte aber nelken sehr – bzw. wurden diese bei uns in der familie nicht verteufelt.
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 20, 2016 Geschrieben Mai 20, 2016 Zitat Die Schriftsätze lagen in der Druckerei und wurden verwendet. Ich denke zur damaligen Zeit hat man sich nur zwischen wenigen Schriftsätzen entscheiden können – das hat ja auch alles Platz weggenommen. Zudem wurden sicherlich irgendwann auch Schriftsätze des Alters wegen aussortiert und durch neue, moderne ausgetauscht – so Bleibuchstaben halten ja auch nicht Ewigkeiten. Puh, da drehst du es dir aber ganz schön zurecht. Die Schriften waren, wie ja schon oft genug betont wurde, ein schlagartiger Erfolg. Wer sie in den ersten Jahren kaufte und verwendete, nahm eben gerade NICHT, was so in der Druckerei rumlag. Und es kauften natürlich auch nicht alle diese Schriften, weil gerade zufällig alle anderen verschlissen waren. vor 15 Minuten schrieb Þorsten: Ich bin hier nur eingestiegen, weil mir die Thesen fragwürdig erschienen, die Gattung hätte so gar nichts mit den Nazis zu tun, sei völlig unabhängig von der gesellschaftspolitischen Entwicklung entstanden/im Handumdrehen populär geworden … Sagte halt nur niemand …
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