Koeppi Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Liebe Typo-Community, ich bin heute neu dazugestoßen, da ich mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit seit einigen Wochen mit Typographie auseinandersetze. Ein sehr spannendes Feld, doch leider benötige ich nun ganz spezifische Informationen, die ich bislang keiner meiner Lektüren entnehmen konnte. Gegenstand meiner Arbeit sind die emotionalen Anmutungen oder auch Konnotationen, die einer Schriftart innewohnen können. Dazu führe ich eine Studie durch, die (hoffentlich) spannende Erkenntnisse dazu liefert, wie die eingesetzte Schrift die Lektüre eines Zeitungsartikels in Punkto Einstellung, Bewertung und Handlungsintentionen lenken kann. Was ich dazu brauche sind bereits vorliegende Erkenntnisse (bestenfalls in Form von Psychogrammen/Polaritätenprofilen) über die Anmutung der folgenden Schriftarten: Garamond, Bodoni, Calibri und Futura. Wer kann mir diesbezüglich weiterhelfen? Ich freue mich über jeden Tipp. Liebe Grüße Katharina
BerndH Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Da hast Du vermutlich ein Feld für ausgiebige eigene Untersuchungen vor Dir Ein Artikel, der in die Richtung geht: http://www.fastcodesign.com/1670556/are-some-fonts-more-believable-than-others 1
Koeppi Geschrieben Dezember 8, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 8, 2015 Vielen lieben Dank, BerndH! Den Artikel werde ich mir direkt zu Gemüte führen. Gibt es in der Community noch jmnd., der mehr Informationen dazu hat, wo solche Psychogramme/Pol.profile Veröffentlicht werden? Oder ob diese nur intern in Design-Agenturen verfügbar sind?
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Was hast du denn selbst schon recherchiert bisher?
Koeppi Geschrieben Dezember 8, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 8, 2015 Bislang habe ich ein paar Experimente gefunden, die einzelnen Schrfitarten oder Schriftmerkmalen bestimmte Anmutungen nachgewiesen haben, zB: http://jmq.sagepub.com/content/41/1/65 Oder Kastl&Child Außerdem einzelne Psychogramme (jedoch nicht zu den von mir anvisierten Schriftarten) und allgemeine Erkenntnisse, wie: Schrift mit dünner Schriftstärke transportiert die Assoziation "weich" und "feminin" . Ursprünglich wurden Psychogramme vom Fotosatz-Hersteller Berthold in eigener Sache entwickelt um die vom Hause vertriebenen Schriften zu bewerben. That's it
Kathrinvdm Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Schrift mit dünner Schriftstärke transportiert die Assoziation "weich" und "feminin" . Das kann man so aber nicht gut stehenlassen. Das ist ja in dieser Form keine allgemeingültige Erkenntnis. Es kommt auf die jeweilige Schrift an. Eine »Wendy« mag man vielleicht aufgrund ihres Kurvenreichtums eher als weiblich denn als männlich verorten*, aber schon bei einer Gotham thin trifft das für meine Begriffe nicht zu, die würde ich in dieser Frage für ganz neutral halten. Und eine Bank Gothic weist mit ihrer Kantigkeit formale Attribute auf, die landläufig eher als männlich assoziiert werden. Das kann man alles kontrovers diskutieren – worauf ich nur hinaus will, ist die Tatsache, dass eine Schrift in dünner Strichstärke nur ob dieser keinesfalls automatisch »weiblich« wirkt. Das ist zu kurz und zu eindimensional gegriffen. * und selbst diese vorsichtig formulierte These könnte hier im Forum schon heiße Kontroversen auslösen! 2
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Warum müssen es gerade die vier Schriften sein? Ist natürlich nicht unmöglich, dass da jemand schon mal Psychogramme angelegt hat, aber wirklich konsistente Daten für alle vier gleichzeitig wirst du wahrscheinlich nicht finden. Und wenn statt »regular« vielleicht »fett kursiv« getestet wurde, machen die Ergebnisse ohnehin schon wieder keinen Sinn mehr. Da bist du wahrscheinlich schneller, wenn du dir an der Uni eine hinreichend große Gruppe zusammensuchst, die die Einzelbewertungen vornehmen und du rechnest dann den Durchschnitt selbst aus. Ansonsten empfehle ich zur weiteren Recherche die Arbeiten von Christian Gutschi. Der hat sich intensiv mit der psychologischen Wirkung von Schrift auseinandergesetzt. Hier gibts interessante Downloads dazu – Psychogramme sind dabei ein wichtiges Thema: http://www.medienpsychologie.at/site/cat4.html 2
Phoibos Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Es gibt eine Menge Küchenpsychologie, wenn man nach "psychology typeface" sucht. Aber richtig was mit Sans und Serif (klingt besser als Hand und Fuß) habe ich bisher noch nicht gefunden. Zumal ich mir beim Querlesen stets die Frage stellte, ob die unterstellten Eigenschaften der Schrift selbst innewohnen oder nur durch die Gewohnheit geprägt worden sind. 1
Ralf Herrmann Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Zumal ich mir beim Querlesen stets die Frage stellte, ob die unterstellten Eigenschaften der Schrift selbst innewohnen oder nur durch die Gewohnheit geprägt worden sind. Das muss ja nicht zwangsläufig relevant sein. 1
catfonts Geschrieben Dezember 8, 2015 Geschrieben Dezember 8, 2015 Auch wenn wir mit solchen Überlegungen auch ein wenig Schaftstiefel putzen 1
Koeppi Geschrieben Dezember 9, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 9, 2015 Vielen Dank für die Feedbacks, das mit dem eigenen Anfertigen von Pol.profilen finde ich eine sehr gute Idee, aber ich glaube dafür habe ich noch zu wenig Zeit. Die vier Schriftarten kann ich leider nicht variieren, die sind vom Prof so vorgegeben. :(
109 Geschrieben Dezember 9, 2015 Geschrieben Dezember 9, 2015 Kennst Du diese Bücher? Spitzmüller, Jürgen (2013): Graphische Variation als soziale Praxis: Eine soziolinguistische Theorie skripturaler >Sichtbarkeit< Dürscheid, Christa (2012): Einführung in die Schriftlinguistik. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Gast bertel Geschrieben Dezember 9, 2015 Geschrieben Dezember 9, 2015 Ein paar Quellen sind hier genannt.
R::bert Geschrieben Dezember 9, 2015 Geschrieben Dezember 9, 2015 Ein paar Quellen sind hier genannt. Oooh, da sind aber auch eigenartige Anmerkungen dabei: Unter Anmutung/Wirkung »wirken weich und vermitteln den Eindruck von organischen Formen« werden z. B. Kabel Bk BT, Bauhaus 93 – also geometrische Groteskschriften genannt. Auf die wäre ich in diesem Zusammenhang nun zu allerletzt gekommen.
Gast bertel Geschrieben Dezember 9, 2015 Geschrieben Dezember 9, 2015 Das mag sein. Ich hab die Quellen ja nicht bewertet, sondern nur genannt
Koeppi Geschrieben Dezember 9, 2015 Themen-Ersteller Geschrieben Dezember 9, 2015 Vielen lieben Dank! Bernd, auf diese Bücher Bin ich bislang noch nicht gestoßen nein. Aber ich habe schon genügend zeichentheoretische Erklärungsansätze für meine Arbeit. es geht für mich derzeit wirklich nur noch darum KONKRETE Ergebnisse zu Anmutungsqualitäten einzelner Schriftgruppen (besser Familien) zu sammeln. Danke auch dir Bertel! :)
Albert-Jan Pool Geschrieben Dezember 15, 2015 Geschrieben Dezember 15, 2015 Vielleicht hilft dir das hier weiter: https://www.flickr.com/photos/albert-jan_pool/albums/72157632114118830 For further reading: Prof. Dirk Wendt, Kiel, Germany, did several research projects on atmosphere quality of printing types in collaboration with URW in the early 1990s. Some of the results are published in Peter Karow, Font Technology - Description and Tools, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1994. Ansonsten: Stefan Rögener, Albert-Jan Pool, Ursula Packhäuser, Typen machen Marken mächtig. AdFinder GmbH und Impress Verlag, Hamburg 1995. In mehrere Kapitel werden Polaritätsprofile und Anmutungsqualität von Schriften thematisiert. In english: Stefan Rögener, Albert-Jan Pool, Ursula Packhäuser, Branding with Type – How type sells. Adobe Press, Mountain View, California 1995. Polarity profiles and atmosphere values of typefaces are discussed in several chapters. Der Klassiker: Dr. G. W. Ovink, Legibility, Atmosphere Value and Forms of Printing Types, Sijthoff, Leiden 1938. 3
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