Jugendstil-Beschriftung aus Berliner U-Bahn, 1908

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Klar, Rot ist in beiden Fällen dunkel. Die Hauttöne sprechen aber auch eher für orthochromatisch im gezeigten Bild, sonst hätte der Schaffner einen dunkleren Taint im Bild. Aber alles nur »educated guesses« ...

[AlexJa401]

Der Ursprung meines Nachdenkens war ja eher die Tatsache, ob ein so "helles" Rot (als das Zinnoberrot heute ja bekannt ist)  glaubwürdig erscheint.

Im Rest der Dienstanweisung wird aber leider nicht von der Farbe der Notbremsgriffe gesprochen. Meine Hoffnung beruhte darauf, dass diese eventuell auch "zinnoberrot angestrichen" waren, womit man den Kasten dann in der Farbe der Notbremsgriffe (historische Griffe hängen ja noch, ..und das übrigens in allen 37 historischen Wagen) hätte lackieren können, ohne zwei Rottöne "konkurrieren" zu lassen, was ja eventuell ein unsauberes Gesamtbild erzeugen würde. 

 

Man kann zwar erkennen, dass der "Kurzschließer"-Kasten in einem helleren Grau abgebildet ist als der Notbremsgriff über dem Zugbegleiter das letztlich könnte das doch auch von den schwächeren Lichtverhältnissen in der Dachlaterne herrühren.

 

Ich werde mich dazu mit meinem "Kollegen" unterhalten, vielleicht existiert ein solcher Kasten noch in anderen historischen Wagen (zumindest derjenige im Fahrerstand, an der Rückwand gibt es diese in anderen Wagen nicht)

 

Übrigens: Interessante Diskussion zur historischen Fotografie!

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Vielleicht gibt es ja noch alte Farbreste unter den neueren Anstrichen?

[AlexJa401]

Das wäre natürlich die einfachste Lösung, stimmt. Soweit habe ich gerade nicht gedacht.

Ich werde mal sehen, ob sich an einer unauffälligen Stelle bzw. an einem "unverbauten" Ersatzteilgriff die Farbe abkratzen lässt.

Das Problem könnte da aber sein, dass die jetzigen Griffe zwar "alt" sind (1920er) aber damit wahrscheinlich auch nicht alt genug.

Möglich also, dass die Griffe, die die Zeiten überdauert haben, nie in einer anderen Farbe lackiert waren, da (polizeiliche) Vorschriften für derartige Sicherheitseinrichtungen das obenerwähnte "Feuerwehrrot" vorschrieben.

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Danke, Alexander, für die Zusendung Deiner Bilder. Damit kann ich wirklich was anfangen. Habe leider grad etwas Bürokram an Hals.der erledigt werden muss, aber in Kürze werde ich wohl was zeigen können.

 

Der Wagenzustand schaut aber auch schon richtig toll aus ! :biglove:

 

Das ist wieder so eines der Projekte, wie ich sie liebe!

 

Aber jetzt noch ein wenig Erkenntnisse zur Farbe:

 

1908 wurde tatsächlich noch Zinnoberrot verwendet, also "echter Zinnober" oder auch Zinnabarit, also einem Quecksilber-Sulfit, das so als Mineral abgebaut werdebn konnte und zum Pigment für die damals hauptsächlich aus Leinöl bestehenden Lacke. Dieser rote Zinnober-Lack ist seit ca. dem 12. Jahrhundert in Gebrauch. Das Naturprodukt Leinöl, dem oft zusätzlich Sikkativ zugesetzt wurde neigt jedoch zum vergilben, sodass das ursprüngliche Feuerrot bei sehr alten hiermit lackierten Gegenständen oft ein dunkles Braunrot geworden ist - weit ab von der Leuchtkraft der ursprünglichen Farbe.

 

Erst 1910 konnte dann Cadmiumrot (Cadmium-Selenid) und Cadmiumgelb (Dadmium-Sulfid) großtechnisch industriell hergestellt werden, und daraus dann ein sehr stabiler und noch leuchtender roter Farbstoff erzeugt werden, der in genau definierter Rezeptur dann das Feuerwehrrot RAL 3000 wurde. und Zinnoberrot wegen der größeren Stabilität rasch verdrängte, zuden beschleunigt allein das Cadmiumgelb für eine rasche Trocknung der Lack-Öle und führte hier auch zu einem geringeren Vergilbungseffekt.

 

Wenn es also eine wirklich zu 100% authentische Farbe werden soll, würde ich mich an die Firma Kremer Pigmente wenden, die haben bestimmt die exakt richtigen Pigmente und Lack-Grundstoffe. Wer einfach nur "schökern" möchte, schaut sich mal deren Katalog an:

 

http://www.kremer-pigmente.de/Texte/kremer_katalog_DE_2015-2016.pdf

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Fa. Kremer kann ich empfehlen, kaufe dort meine Pigmente. Hatten früher ein Ladengeschäft in Stuttgart-Mitte, das ich zu Fuß aus S-West erreichen konnte.

[AlexJa401]

Danke für die Erklärungen zum Farbton, Peter. Zugegebenermaßen habe ich noch keine Gelegenheit gefunden, mich selbst darum zu kümmern.

Aus dieser Abfolge kann man schließen, was ich gehofft habe: Die Kästen und die Notbremsen waren im gleichen Ton gestrichen. Entsprechende Vorschriften aus diesen Jahren (insoweit überhaupt vorhanden) erwähnen die Farbe der Notbremsgriffe nicht. Gleichzeitig lag und liegt es nahe.

 

Einen Kollegen habe ich  darum geben, nachzusehen, ob unter dem "akutellen" Farbton der historischen Griffe noch ein anderer aufgetragen wurde.

 

Bei einer Rekonstruktion des Kastens werden wir wohl auf den Farbton der Notbremsgriffe zurückkommen. ...schon alleine dem einheitlichen Gesamtbild wegen.

 

An dieser Stelle möchte ich noch auf die Sonderfahrt vom vergangenen Sonntag hinweisen.

Hier eine Bilderstrecke aus der Bahnfotokiste von Jan Borchers:

http://fototagebuch.bahnfotokiste.de/2016/02/28/index.html

..und der Bericht aus der rbb-Abendschau vom letzten Sonntag (00:01:12-00:01:42):

http://mediathek.rbb-online.de/tv/Abendschau/Nachrichten-I/rbb-Fernsehen/Video?documentId=33781252&topRessort=tv&bcastId=3822076