DrDystopia Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Hallo miteinander! Leider habe ich keine Suchfunktion gefunden, um nachzusehen, ob dieses Thema hier schon besprochen wurde - allerdings habe ich auch ein paar extravagante Wünsche an die Schriftart, so dass mir ein eigener Thread vermutlich sowieso am besten weiterhelfen würde ;) Wie im Titel schon erwähnt suche ich eine Schriftart für ein Science Fiction Horror-Werk, für das ich vom Verlag die Rechte zurück bekommen habe, und das ich jetzt via Selfpublishing mit neuem Cover auflegen möchte (eBook und Print). Meine Frage bezieht sich jedoch hauptsächlich auf den Print (so weit ich weiß, werden die eBook-Schriftarten ohnehin vom individuellen Reader überschrieben.) Bisher habe ich zwei Schriften ins Auge gefasst: Die Meridien (zu der mich "Buchsatz für Autoren" von Heinz W. Pahlke inspiriert hat) Link: https://www.myfonts.com/fonts/linotype/meridien/roman/ Und die Tiepolo Std Book. Link: https://www.myfonts.com/fonts/itc/tiepolo/std-book/ Letztere habe ich entdeckt, weil Heyne sie in dem Sci Fi Horror-Roman "Tristopolis" von John Meaney verwendet hat - und dort hat sie sehr gut funktioniert (aus dem reinen Schriftbild hätte ich sie nämlich als viel zu schwer empfunden). Allerdings hat man offenbar einen größeren Zeilenabstand verwendet. (Hier ein PDF zur Verwendung im Roman: http://bilder.buecher.de/zusatz/20/20948/20948362_lese_1.pdf ) Jedenfalls mag ich gerne etwas experimentierfreudigere Schnitte, habe aber keine Ahnung, welche davon für Belletristik funktionieren (und speziell für das SciFi Horror Genre) und auf was ich achten sollte. Da hoffe ich dann auf eine Einschätzung der Profis hier ;) In diesem Sinne schonmal besten Dank und Ciao, Alf.
Gast Schnitzel Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Moin DrDystopia und herzlich willkommen Wenn es sich um einen reinen Roman handelt, würde ich keine oder kaum Experimente in der Schriftwahl machen. Soll heißen: Einfach eine gute, bewährte Brotschrift nehmen, damit es gut und einfach lesbar ist. Im Zweifelsfall kann eine Schrift schnell ermüdend wirken beim Lesen ohne irgendeinen Mehrwert zu bringen. Wozu dann? Garamond – und gut! Um das Buch etwas aufzuwerten oder zu individualisieren, kann man sich natürlich noch was für die Titelei oder Kapitelüberschriften überlegen. Den Text würde ich aber einfach halten. Solche Versuche gingen m. E. schon bei der Per-Anhalter-Reihe ordentlich in die Grütze ... Ansonsten findest du hier noch Alternativen für die Garamond: http://www.typografie.info/3/page/Schriften/listen.html/_/erfrischungskur-für-mengensatz-r29
R::bert Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Garamond – und gut! Nee, im Ernst: Die ist so lieblich, die würde mir bei so einem Thema im Traum nicht einfallen. Wenn schon Klassiker, dann wenigstens so etwas wie die Palatino, oder? Sorry, dass ich Dir jetzt rein gegrätscht bin.
Schwalbenkoenig Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Das Kantige bei Swift/Neue Swift könnte dir in diesem Zusammenhang auch gefallen. bei MyFonts herunterladen Die habe ich mal in einem Buch gesetzt gesehen, das war angenehm lesbar, aber durchaus sehr eigenwillig. Weiß nicht mehr, welches Buch das war.
Gast Schnitzel Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Achtung, Grätsche zurück ... Nee, im Ernst: Die ist so lieblich, die würde mir bei so einem Thema im Traum nicht einfallen. Wenn schon Klassiker, dann wenigstens so etwas wie die Palatino, oder? Sorry, dass ich Dir jetzt rein gegrätscht bin. Dass DIE lieblich ist würde mir bei dem Begriff Garamond im Traum nicht einfallen zu behaupten Zur Erläuterung: Garamond war von mir aus eher als Gattungsbegriff gemeint, weswegen ich auch kein Beispiel eingebettet oder verlinkt habe. Da gehören m. E. die verschiedensten Garamonds und auch Schriften wie Sabon – und wenn man sich etwas aus dem Fenster lehnen möchte – durchaus auch die Palatino dazu.
R::bert Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Jedenfalls mag ich gerne etwas experimentierfreudigere Schnitte, habe aber keine Ahnung, welche davon für Belletristik funktionieren (und speziell für das SciFi Horror Genre) und auf was ich achten sollte. Da hoffe ich dann auf eine Einschätzung der Profis hier ;) Offen gesagt, finde ich Deine beiden »Favoriten« jetzt nicht sooo abwegig. Die Meridien ist dabei sicher die konventionellere von beiden und wie Schnitzel schon angedeutet hat für Mengensatz die angenehmere. Du solltest nochmal prüfen, welche Ziffernsets und ob Kapitälchen nötig sind und inwiefern die gewünschte Schrift entsprechend ausgebaut ist. Bei der Erfrischungskur-Liste habe ich bewusst nur die Schriften aufgenommen, welche sowohl bei aufrechten als auch bei kursiven Schnitten Kapitälchen enthalten und mehrere Ziffernsets (mindestens Versal- und Mediävalziffern) bieten.
Uwe Borchert Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Hallo, der Faden verspricht ja interessant zu werden. Ich konnte fast keines der bisher gebrachten Argumente bisher nachvollziehen, so man von der Empfehlung für die Garamond und deren Erben absieht. Auf diese Schriften aufsetzen wäre der klassische und sicherste Ansatz. Aber zuerst mal zu meinen Denkblockaden ein paar Anmerkungen. Warum soll die Schrift den extra auffällig sein? Soll der Leser sich nicht besser auf die Geschichte als auf die Schrift und das Design konzentrieren. Schon daher sehe ich den klassischen Ansatz mit Garamond, Erben und deren Kumpels als unspektakulär effizent an. Bei einem Roman reicht da die Book, Italic und für Überschriften kann man sich Small Caps und/oder gesperrte Großbuchstaben heranziehen. Gerade bei dem Thema Horror denke ich immer an zeitloses Design und auch SciFi ist irgendwie weit weg von unserer linearen Zeit. Bzgl. Horror, Vampirismus und Fledermauskunde habe ich da immer die beliebte Bookman als Asoziation im Hinterkopf. Aber ich würde diese Schrift nicht nehmen wollen. Sie wäre mir auch zu wenig steif und statisch für das Thema SciFi. Bei steif und statisch denken ich dann wieder eher an die New Century Schoolbook (NSC), ggf. mit einer Futura für die Überschriften. Das wäre in meinen Augen ein guter Kompromiss von einerseits einem Engegenkommen an die klassischen Lesegewohnheiten und andererseits einem abweichend steifen und spröden Erscheinungsbild. Hier mal zum kostenlosen Probieren NSC und deren Ableger: http://www.fontsquirrel.com/fonts/TeX-Gyre-Schola Bei Artifex findet man die NSC von URWPP zum freien Download: http://www.ghostscript.com/GhostPCL.html Truetype: urwfonts-8.71.tar.bz2 PSType1: urwfonts_t1-1.40.tar.bz2 Jenseits der frei Erhältlichen NSC fällt mit da noch folgende Schrift ein: http://www.fontsquirrel.com/fonts/Old-Standard-TT Natürlich kann ich nun versuchen den Weg in Richtung abweichende Typografie zu gehen. Aber ich komme da immer auf den Trampelpfad der extrem statischen und geometrisch konstruierten Grotesk. Und diese sind wiederum wenig augenfreundlich beim Mengensatz. Die Futura wäre da schon viel zu humanistisch. Die Neuzeit Grotesk, Brotschrift der BILD-Zeitung fällt mir da zuerst mal ein ... und dann noch: http://www.fontsquirrel.com/fonts/glacial-indifference Aber wäre das augenfreundlich und lesbar? Wie wäre diese Schrift mit dem oben genannten Ansatz: Book, Italic, Small Caps und gesperrte Großbuchstaben? Oder ist das schon wieder zu entartet und gäbe eine Rüge vom Schrift-Führer? Was bei mir bisher in den Kopf reingegangen ist wäre eine extrem klassische Typografie mit sehr wenigen Auszeichnungen/Schnitten auf der Basis der uralten Buchdrucke in lateinischen Schriften aus dem letzten Jahrtausend. Als Schrift dann entweder eine „zeitlose“ (Renaissance) Antiqua (da gehört die Palatino doch auch irgendwie rein) oder irgend was extrem statisch-steifes, ggf. auch eine Grotesk. Mit den Vor- und Rückschlägen der hier genannten Deko-Antiqua kann ich mich nicht anfreunden. Hier mal ein paar Vorschläge zum kostenlosen Ausprobieren der minimalen Auszeichung mit traditionellen Antiqua: http://www.fontsquirrel.com/fonts/cardo http://www.fontsquirrel.com/fonts/crimson http://www.fontsquirrel.com/fonts/Sorts-Mill-Goudy War das jetzt zu weit weg von den Zielvorgaben? Zu klassische-traditionell-augenfreundlich? Bin ich zu sehr letztes Jahrtausend? Ist nicht nur mein Wasserkocher verkalkt? Jaja ... Fragen über Fragen ... MfG
R::bert Geschrieben Februar 23, 2016 Geschrieben Februar 23, 2016 Zur Erläuterung: Garamond war von mir aus eher als Gattungsbegriff gemeint, weswegen ich auch kein Beispiel eingebettet oder verlinkt habe. Da gehören m. E. die verschiedensten Garamonds und auch Schriften wie Sabon – und wenn man sich etwas aus dem Fenster lehnen möchte – durchaus auch die Palatino dazu. Vielleicht vermeidet man Missverständnisse, wenn man sich der Kategorien bzw. üblicheren Klassifizierungen wie »Renaissance-Antiqua«, »humanistische Serif«, o. ä. bedient. Dass man »Garamond« als Gattungsbegriff verwendet, war mir ehrlich gesagt neu, auch wenn ich jetzt natürlich verstehe was Du meinst.
DrDystopia Geschrieben Februar 23, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 23, 2016 Hallo miteinander! Erstmal herzlichen Dank für die zahlreichen Rückmeldungen :) Garamond und Palantino gefallen mir gar nicht schlecht, Swift ist auch i.O., am allerbesten jedoch haben mir die drei Antigua-Varianten gefallen (Cardo, Crimson, Sorts Mill Goudy) Ich kann gar nicht wirklich sagen, was mich an den Schriften so anspricht. Die Sorts Mill Goudy hat eine schöne schlanke Linienführung und gleichzeitig Buchstaben, die sich trotz der schlanken Linien Platz nehmen - soweit mein Laienempfinden dazu - und das spricht mich sehr an. Eng laufende Schriften sind nicht so mein Ding. @ Uwe Borchert: Das "extravagante" war für mich gar nicht das Entscheidungskriterium, ich hatte mir nur Bücher aus dem Regal genommen, und bei denen, deren Schrift mich angesprochen hat, habe ich mich dann auf Font-Suche begeben. Ich möchte nämlich auch nicht, dass die Schrift als was Besonderes wahrgenommen wird. Ein angenehmes, flüssiges Leseerlebnis soll es werden. Und die drei Antigua-Schriften scheinen diesem Anspruch sehr gut zu genügen! Du hast nun etwas davon geschrieben, dass diese drei Varianten zum "kostenlosen Ausprobieren" gedacht seien - gibt es denn bei Gefallen eine kommerzielle Variante, auf die man zurückgreifen sollte? Vielen Dank Euch nochmal und beste Grüße, Alf.
Uwe Borchert Geschrieben Februar 24, 2016 Geschrieben Februar 24, 2016 Hallo, @ Uwe Borchert: Das "extravagante" war für mich gar nicht das Entscheidungskriterium, ich hatte mir nur Bücher aus dem Regal genommen, und bei denen, deren Schrift mich angesprochen hat, habe ich mich dann auf Font-Suche begeben. Ich möchte nämlich auch nicht, dass die Schrift als was Besonderes wahrgenommen wird. Ein angenehmes, flüssiges Leseerlebnis soll es werden. Und die drei Antigua-Schriften scheinen diesem Anspruch sehr gut zu genügen! Du hast nun etwas davon geschrieben, dass diese drei Varianten zum "kostenlosen Ausprobieren" gedacht seien - gibt es denn bei Gefallen eine kommerzielle Variante, auf die man zurückgreifen sollte? Ich schrubbte „ausprobieren“, da ich bei diesen Schriften nicht sicher weiß ob sie problemlos durchgehen. Alle drei Schriften sind auch für kommerzielle Nutzung frei, wie es bei den Schriften von „Schriftenhörnchen“ üblich ist. Du kannst diese Schriften daher auch für das Projekt nehmen, so diese gut genug dafür sind und keine störenden Fehler aufweisen. Allerdings sind alle drei Schriften in dieser gezeigten Version nicht kommerziell verfügbar. Die Cardo ist eine sehr weit ausgebaute freie Schrift, welche sich sehr eng an der klassischen Bembo anlehnt ... siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Bembo ... welche wiederum eine der Grund- und Vorlagen für die Garamond war. Von der Bembo gibt es auch einige kommerzielle Versionen. Die Sorts Mill Goudy ist nahe an der Goudy Old Style. Bzgl. Crimson fällt mir nix ein ... Tipp: Beim „Schriftenhörnchen“ wird immer auch die Lizenz angegeben. Bei allen drei Schriften kannst Du also problemlos da reinsehen. http://www.fontsquirrel.com/fonts/cardo -> SIL Open Font License v1.10 http://www.fontsquirrel.com/fonts/crimson -> SIL Open Font License v1.10 http://www.fontsquirrel.com/fonts/Sorts-Mill-Goudy -> MIT License v1.00 Diese Lizenzen erlauben die unbeschränkte Benutzung, Modifikation und Weiterverbreitung der Schriften. Ggf. gibt es Beschränkungen bzgl. der Namen bei modifizierten Versionen und der Urhebernennungen. Die MIT Licence schweigt sich aus, aber in der SIL-OFL findet man was: The OFL allows the licensed fonts to be used, studied, modified and redistributed freely as long as they are not sold by themselves. The fonts, including any derivative works, can be bundled, embedded, redistributed and/or sold with any software provided that any reserved names are not used by derivative works. The fonts and derivatives, however, cannot be released under any other type of license. The requirement for fonts to remain under this license does not apply to any document created using the fonts or their derivatives. Als reiner Benutzer bist Du auf der sicheren Seite und bei Modifikationen auch, so Du die geänderten Schriften nicht weiter verbreitest. Reicht Dir das? MfG
DrDystopia Geschrieben Februar 25, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 25, 2016 Das hilft mir sogar sehr :) Die Bembo hatte ich auch schon in der näheren Auswahl, was mich darin bestätigt, ein genaueres Auge auf diese Schriften zu werfen. Allerdings ist mir nicht so ganz klar, was Du mit "die Schriften sind in der Form nicht kommerziell verfügbar" meinst. Ich dachte sie wären kommerziell nutzbar? Oder ist das ein Unterschied? Sorry, die Schriftlizenz-Feinheiten sind mir noch nicht so ganz klar, ich werde mir die Artikelreihe hier auf Typographie.info nochmal genauer unter die Lupe nehmen. Und was mich noch interessieren würde: Wie kann ich denn erkennen, ob eine Schrift störende Fehler hat? Es geht ja offenbar nicht nur um die einzelnen Buchstaben, sondern auch um Kerning und so Sachen (yesss, Noob hat neues Wort gelernt :D ) Kann ich als Laie das überhaupt erkennen, ob eine Schrift fehlerbehaftet ist? Besten Dank und Ciao!
R::bert Geschrieben Februar 25, 2016 Geschrieben Februar 25, 2016 Möchtest Du den Text selbst setzen?
DrDystopia Geschrieben Februar 25, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 25, 2016 Möchtest Du den Text selbst setzen? Ja, habe ich vor. Mich fasziniert das Thema Buchsatz, habe angefangen mich einzulesen und würde bei jeweiligen Zwischenständen Expertenrat einholen. Das Buch ist auch nur ein kleines Selfpublishing Projekt von 200 Normseiten neben meiner regulären Verlagsveröffentlichung. Dazu gedacht, um mich ein wenig zu erproben ;)
DrDystopia Geschrieben Februar 25, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 25, 2016 Ha. Da kommt mir gerade noch ne Frage. Wenn ich im Roman kursiv verwende, benötige ich natürlich auch einen kursiven Schnitt der gewünschten Schriftart, oder?
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