Uwe Borchert Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Hallo, Ich habe hier eine Frage über eine „Modewelle“ und wollte dazu etwas näheres Wissen. Mein Ansatz dabei ist folgender: „Das Bewusstsein bestimmt das Design.“ Davon ausgehend verrät das Design manchmal mehr über den Auftraggeber als es die eigentliche Werbung macht. Zuerst mal zur Modewelle und der Schriften. Die Schriften sind unregelmäßige Comic-Schriften, haben eine Anmutung von Handwerk, bis auf wenige Ausnahmen sind die Striche Markerschriften nachempfunden und die Linien enden rund. Diese Schriften sind All Caps oder Small Caps und laufen bis auf wenige Schnitte sehr schmal. Hier zuerst eine Schrift die bei REWE verwendet wird und als Ausnahme keine unregelmäßige Handschrift ist. Sie hat gerade Linien und diesen enden eckig: Typeface: PopulaireDesigners: Ricardo Marcin and Erica JungYear: 2012Publisher: Pintassilgo PrintsLicence: commercial No lower-case characters. http://www.identifont.com/show?2OVB Ein weitere Beispiel, welches ich gesehen habe: Typeface: Aracne und Aracne CondensedPublisher: AntipixelYear: 2012Designer: Julia Matrinez DianaLicence: commercial/free for noncommercial use http://www.antipixel.com.ar [Ohne Bild] Hier zwei sehr beliebte, (auch für kommerzielle Nutzung) echt freie(!) Schriften mit Marker-Duktus: Typeface: AmaticSCDesigner: Vernon AdamsLicence: SIL Open Font License v1.10 https://www.fontsquirrel.com/fonts/amatic Typeface: FrenteH1Licence: CC Share Alike License v3.00 https://www.fontsquirrel.com/fonts/frente-h1 Die grafischen Elemente sind sehr häufig nur einfach(st)e Formen, wie einfarbige Kreise und Rechtecke/Quadrate, auf denen dann die Schrift (ggf. Invers/Weiß) erscheint. Das Design wirkt eher leicht, kindlich und freundlich. Fragen: - Wem sind diese Merkmale schon bewusst aufgefallen? - Wann sah sie/er das erste Mal dieses Design? - Welche Produkte wurden damit wann beworben? - Wann ist das Design in welchem Kontext aufgetaucht? Mir ist dieses Design im Bereich NGG (Nahrung, Gaststätten und Genuß) ab 2014 immer stärker aufgefallen: Essen, Kochbücher … Dabei bin ich beim Suchen nur wenig vor 2014 gekommen und dieses Design kam damals (bis auf sehr wenige Ausnahmen) aus den kommerziellen Bereichen. Es war häufig an extreme Gewinnerzielungsabsichten, teilweise über die Grenzen der guten Sitten hinaus, verknüpft. In einem anderen Kontext jenseits NGG habe ich dieses Design noch nicht wahrgenommen. Daher noch eine Frage: War das Zufall, schlechte Recherche und/oder nur selektive Wahrnehmung von mir? PS: Ich hatte eine sehr ähnliche Erfahrung mit der FF-Meta. Ab etwa 2008 fiel mir diese als Schrift für das Vermitteln von Lug und Betrug auf und ich konnte damals als ungefähren Beginn der Modewelle 2002/2003 ausmachen. Allerdings wurde nach 2008 die FF-Meta schon wesentlich vielseitiger verwendet und es gab da schon keine so eindeutige Zuordnung mehr. MfG 1
R::bert Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Fragen: - Wem sind diese Merkmale schon bewusst aufgefallen? - Wann sah sie/er das erste Mal dieses Design? - Welche Produkte wurden damit wann beworben? - Wann ist das Design in welchem Kontext aufgetaucht? Mir ist dieses Design im Bereich NGG (Nahrung, Gaststätten und Genuß) ab 2014 immer stärker aufgefallen: Essen, Kochbücher … Mir auch, insbesondere die wirklich schlechten bei Mc’n, wo man sie ja eigentlich gerade nicht vermutet. Sieht man übrigens auch am Entstehungsdatum einiger gut gemachter Vertreter diese Genres: LiebeErika (Liebefonts, 2010) LiebeKlara (Liebefonts, 2012) St Florence (Stereotype, 2012) Naja, und bis dann die Grafikergemeinde mal soweit ist und die ersten Ripp-Offs bei Dafont hochgeladen sind, ist es eben 2014. Aber eine »Verschwörungstheorie« vermute ich dahinter nicht. Das ist eben der ganz normale Wahnsinn von Trendhopping™ und Andersmaching™.
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Ich sehe da auch eine Parallele zu den Stempeloptik-Schriften ... das alles soll »handgemacht« assoziieren. Das ist weniger Auslöser als Symptom einer zunehmenden DIY-Affinität, vielleicht auch zeitgleich mit dem Erblühen von Dawanda und DIY-Blogs ... die Verwendung im Nahrungsmittelbereich habe ich da erst später wahrgenommen. 1
Gast Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Mürrischen KulturpessimistInnen fällt manches auf, was dem unkritischen Konsumenten nicht auffällt, ihn aber manipuliert...
Gast Schnitzel Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Ich denke auch, dass das einhergeht mit der Shabby-Chic- und DIY-Welle. Wann das genau anfing wird man nicht sagen können, das sind eben Wellen und die Übergänge fließend. Erst kamen diese Schriften und schon ist das Netz voll mit DiY-Lettering-Tutorials und Menschen die das bei Dawanda verkaufen (wollen). Pessimistisch sehe ich das auch nicht. Wie R::bert schon sagte, ist das der normale Wahnsinn und ich sage mal jedem, der sich mit Design befasst, sollte dieser Trend schon lange aufgefallen sein. Den meisten anderen Menschen auch, nur können sie es eben oft nicht so beziffern. Vorweg war übrigens schon dieser Trend mit den unfertigen Krickelillustrationen, die, wie ich denke, den Weg für diese Schriften geebnet haben. Diese Entwicklungen kann man auch sehr gut im Editorial-Design beobachten, bevor sie in die Werbegestaltung überschwappen™. Ich bin gespannt wie die nächste Welle aussieht – wieder technischer, Neonfarben wie in den 80ern? Man wird sehen …
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Neon ist, glaube ich, gar nicht so schlecht geraten Jedenfalls denke ich auch, dass die Großen hier einfach auf einen Trend aufspringen, nachdem plötzlich jedes Bier und jeder Burger »gecraftet« wird. 1
Christian Z. Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Die Frage ist, ob diese Welle ihren Zenit schon überschritten hat, wenn McDonalds und Marlboro auf den Zug aufspringen. Schwer zu sagen, wann es anfing, aber inzwischen glaube ich, dass der Trend wieder abnimmt, weil sich alle an diesen "Hipster-Jutebeutel-BIO-DIY-Schriften" satt gesehen haben. Aber in einigen Bereichen werden sie sicher verwurzelt bleiben.
CLMNZ Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 he he – die Populaire hab ich auch schon bei der Monsterbox und beim Colourmatch (Nr. 24 – Godzilla-Ausgabe) eingesetzt :P http://www.typografie.info/3/topic/34130-hks-colourmatch-24/ ist mir dann erst später aufgefallen, dass die auch beim Pennymarkt verwendet wird – genauso wie ein paar andere Schriften von Pintassilgo Prints. z.B. »Monstro« und »BrushUp« und das sind nicht grad Schriften von dem oben beschriebenen Typus — muss ganz ehrlich sagen – find die aktuellen Designs bei den Discountern gar nicht so daneben wie noch vor ein paar Jahren.
Martin Z. Schröder Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Jedenfalls denke ich auch, dass die Großen hier einfach auf einen Trend aufspringen, nachdem plötzlich jedes Bier und jeder Burger »gecraftet« wird. Ist »gecraftet« ein neuer Ausdruck oder hab ich den schon gehört? Wunderbar gruselig! Die Handwerkswelle wird nun seit bald 30 Jahren geritten, und sie wird immer breiter. Da sammelt sich viel Mist an den Rändern.
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Doch, doch fest verankert: »Craftbeer« usw. Aber bei uns in Berlin wird da doch lieber »kuratiert« Edit: http://www.tagesspiegel.de/berlin/concept-stores-in-berlin-kuratiert-euch-selbst/12219226.html Nochmal Edit: Hier sieht man auch zwei der von Uwe genannten Fonts im Einsatz ... http://www.hopfenhelden.de 1
Uwe Borchert Geschrieben April 17, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben April 17, 2016 Hallo, ich arbeite mal einige Unklarheiten ab ... Mir auch, insbesondere die wirklich schlechten bei Mc’n, wo man sie ja eigentlich gerade nicht vermutet. Sieht man übrigens auch am Entstehungsdatum einiger gut gemachter Vertreter diese Genres: LiebeErika (Liebefonts, 2010) LiebeKlara (Liebefonts, 2012) St Florence (Stereotype, 2012) Naja, und bis dann die Grafikergemeinde mal soweit ist und die ersten Ripp-Offs bei Dafont hochgeladen sind, ist es eben 2014. Aber eine »Verschwörungstheorie« vermute ich dahinter nicht. Das ist eben der ganz normale Wahnsinn von Trendhopping™ und Andersmaching™. Die Werbung bei McD hat mich daran erinnert diese bereits länger vorformulierten Fragen loszuwerden. Die Liebe-Schriften kannte ich schon sehr viel früher, habe diese aber nie in freier Wildbahn bemerkt. Bei den verwendeten Schriften wie der Populaire handelt es sich ja auch um keinen Ripp-Off. Diese wurden von den Trittbrettfahrern dann eingesetzt. Angestoßen wurde diese Modewelle IMHO aber von Profis. Die Ursprüngen kommen aber langsam raus. Diese waren mir unbekannt, da ich eher zu den Mode-fernen Schichten gehöre. Ich schrubbte übrigens „Bewusstsein bestimmt das Design“ und damit ging ich implizit von einem Herdentrieb aus. Ich wollte nicht zu genau auf diese Problematik eingehen, da ich diese für hier unangemessen halte. So was wie Verschwörungen Light sind da selten (und man sollte diese auch eher Nudging nennen) und diese haben dann ein etwas bis extrem anderes Design. Mürrischen KulturpessimistInnen fällt manches auf, was dem unkritischen Konsumenten nicht auffällt, ihn aber manipuliert... Ich bin nicht unbedingt mürrisch. Kultur verändert sich nun mal und manchmal auch zum schlechten. Daher bin ich je nach Entwicklung mal Optimist und mal Pessimist. Aber diese Veränderungen haben durchaus mehr oder weniger marktkonforme Hintergründe. Und genau daher sagen Modewellen manchmal sehr viel über die Gesellschaft aus. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Die Mode folgt Entwicklungen mindestens genau so schnell, wenn nicht sogar schneller, als das bewusste Bewusstsein. Bei der Klärung der Herkunft sieht man ja auch schon ansatzweise was dahinter zu stecken scheint. Und nun zur Herkunft ... Ich sehe da auch eine Parallele zu den Stempeloptik-Schriften ... das alles soll »handgemacht« assoziieren. Das ist weniger Auslöser als Symptom einer zunehmenden DIY-Affinität, vielleicht auch zeitgleich mit dem Erblühen von Dawanda und DIY-Blogs ... die Verwendung im Nahrungsmittelbereich habe ich da erst später wahrgenommen. Mit diesen Medien und Blogs habe ich nicht sehr viel zu tun. DIY läuft bei mir über die reale Welt (*), E-Mail und NNTP (Newsgroups). Daher ist dieser Trend an mir vorbeigegangen. Damit sehe ich also schon mal etwas besser in die Vergangenheit. Die Assoziation zu handgemacht ist eh' klar. Das ist bei diesen Schriften nicht zu übersehen und ich schrubbte bereits im Eingangsposting „ … haben eine Anmutung von Handwerk … “ sowie „ … sind die Striche Markerschriften nachempfunden … “ Der Zweck ist einfach zu durchschauen ... ehrliche und naturnahe Nahrung … Ablenken vom wahren industriellen Produktionshintergrund. (*) Lieber eine reale Makita in der Hand als eine virtuelle Hilti auf dem Bildschirm. Ich denke auch, dass das einhergeht mit der Shabby-Chic- und DIY-Welle. Wann das genau anfing wird man nicht sagen können, das sind eben Wellen und die Übergänge fließend. Erst kamen diese Schriften und schon ist das Netz voll mit DiY-Lettering-Tutorials und Menschen die das bei Dawanda verkaufen (wollen). … Ok, dann sehe ich diese Darstellung als gesichert an. Der Anfang wäre noch interessant. Der sollte IMHO spätestens 2012 liegen? Übrigens ist Dein Hinweis „ … das bei Dawanda verkaufen (wollen).“ für mich sehr erhellend und liefert mir eine Erklärung für die von mir wahrgenommene sehr starke Kommerzlastigkeit dieser Modewelle. Und nun spekulieren wir über das potentielle Ableben? Die Frage ist, ob diese Welle ihren Zenit schon überschritten hat, wenn McDonalds und Marlboro auf den Zug aufspringen. Schwer zu sagen, wann es anfing, aber inzwischen glaube ich, dass der Trend wieder abnimmt, weil sich alle an diesen "Hipster-Jutebeutel-BIO-DIY-Schriften" satt gesehen haben. Aber in einigen Bereichen werden sie sicher verwurzelt bleiben. Ich sehe den Trend gerade auf den Modus (also [relatives] Maxima) zurennen und diesen vielleicht noch gar nicht erreicht zu haben? Allerdings bin ich da trotzdem nicht sehr weit weg von Deiner Auffassung: Lange wird sich der Trend auf diesem Niveau sicher nicht mehr halten können und sich dann in Nischen zurückziehen. Nicht schlecht, liebe Forenten, nicht schlecht! Mit weniger als einem dutzend Postings sind meine Fragen weitgehend beantwortet, nur noch die genauen Jahreszahlen sind offen, aber gar nicht mal so relevant. Die Mode im Bereich NGG muss nach dem Erscheinen der Liebeschriften und der hier von mir genannten Beispiele um 2012 langsam angefangen haben und war spätestens 2014 gut ausgeprägt. MfG
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Ich habe gerade mal bei istock nachgeguckt ... da waren Vektorbilder für "handgezeichnete" Lebensmitteletiketten schon mindestens ab 2012 eingestellt worden. D. h. da gab es schon Bedarf. (Ohnehin kommt diese Art der Beschriftung ja aus dem "Organic"-Bereich, dürfte also schon vor 2010 sichtbar gewesen sein.) Auch Edeka hatte in Anlehnung daran ja schon früh (2012?) diese Tafelkreide-Oprik verwendet. Nach meiner Erinnerung wäre das dann (also noch vor McD.) der erste Einsatz für die breite Masse gewesen. 1
Gast Schnitzel Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 2006 hatte Edeka gerade diese unlogisch gekreidete Helvetica eingeführt – evtl. kann man das auch schon als Vorwehen sehen?!
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Tatsächlich, so früh war das schon Wahrscheinlich muss man das als »Vorwehen« betrachten, war es doch Teil einer »Bio-Offensive«.
Uwe Borchert Geschrieben April 17, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben April 17, 2016 Hallo, Ich habe gerade mal bei istock nachgeguckt ... da waren Vektorbilder für "handgezeichnete" Lebensmitteletiketten schon mindestens ab 2012 eingestellt worden. D. h. da gab es schon Bedarf. (Ohnehin kommt diese Art der Beschriftung ja aus dem "Organic"-Bereich, dürfte also schon vor 2010 sichtbar gewesen sein.) 2010 erschein auch Liebe Erika als erste der Liebeschriften und auch da gab es starke Bezüge zu NGG. Das muss dann ungefähr der Zeitpunkt des Etablierens dieser Mode gewesen sein. Flächendeckend in Erscheinung ist diese Mode aber erst nach 2012 getreten. Mir erscheinen drei Jahre Vorlauf für eine Modewelle im Bereich Typografie und Gebrauchsgrafik nicht mal so übermäßig lang zu sein. Ich sehe es etwa so: Die Mode hat sich zuerst schon vor 2010 handschriftlich entwickelt und daraus entstanden dann ab 2010 die Schriften. Und mit den Schriften konnte sich diese Mode dann ab 2012/2013 endgültig etablieren. Auch Edeka hatte in Anlehnung daran ja schon früh (2012?) diese Tafelkreide-Oprik verwendet. Nach meiner Erinnerung wäre das dann (also noch vor McD.) der erste Einsatz für die breite Masse gewesen. Ich erinnere mich durchaus daran. McD ist nicht so meine Welt, daher habe ich bei denen Handwerkliches erst Anfang diesen Jahres gesehen. McD ist daher in meinen Augen so was wie ein spät aufgesprungener Trittbrettfahrer. MfG
Martin Z. Schröder Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Am Rande bemerkt:Das Handelshaus Manufactum wurde 1988 gegründet und brauchte dann nur ein paar Jahre, bis es weithin bekannt wurde. Und die Schriften der Verpackungen mit anthroposophischem Hintergrund waren schon immer etwas krumm. Manufactum hat allerdings bis heute kein affiges Design, die wissen zumindest, daß Handwerk nicht Unordnung bedeutet.Die Letterpressmode schwappte etwa 2009 zu uns aus Amerika herüber, und um diese Zeit ging es auch los mit den Offset-Imitaten von »unordentlichem« Buchdruck, wozu man wiederum »krumme« Schriften brauchte.
Uwe Borchert Geschrieben April 17, 2016 Themen-Ersteller Geschrieben April 17, 2016 Hallo liebe NG, nach 11 Antworten und nur 5½ Stunden ist das Thema weitgehend geklärt. Das sieht doch sehr gut aus? Mir fehlt nur noch der Sprung vom Organischen Design aus den 1940er auf die "handcrafted labels". Ich würde da eher einen Sprung von "arts and crafts" ab der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhundert machen wollen. Aber zu weit zurückgehen ist da nicht so nötig ... Schließlich sind viele/alle Moden doch nur Wiedergänger und Zombies. bei MyFonts herunterladen https://www.myfonts.com/fonts/adobe/eccentric/ Eccentric was designed in 1881 by Gustav F. Schroeder. The original foundry is unknown; if you have information about this, please send a note to [email protected]. Eccentric is an all-capital, narrow-bodied, monoline display face that could be described as high waisted. With cross-bars and main junctures more than halfway up the letterforms, every letter - except the W - has a long-legged appearance. Eccentric has a wide range of display uses, from playbills to fashion advertisements. MfG
Gast Schnitzel Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Manufactum ist aber schon sehr speziell und die würde ich so ein bisschen außen vor lassen, da sie nicht die breite Masse ansprechen (wollen). Aber die Letzerpresswelle um 2009 sehe ich schon ganz klar in diesem Zusammenhang und in der Zeit würde ich auch den Beginn dieser Schriften/Designs datieren. Die Liebe-Fonts sind zwar frühe Vögel, aber soweit ich mich erinnere waren sie auch schon eine Reaktion auf den aufkeimenden Trend. Mich wundert allerdings, dass diese Lettering-Tutorials eigentlich erst seit ca. einem ¾ Jahr explodieren – soweit ich das mitkriege …
Norbert P Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Nun, »arts and crafts«, William Morris et. al. waren ja gefühlte Gegenbewegung zur industriellen Revolution. DIY und Organic kann man bestimmt ebenso auffassen: Gegenbewegung zur zunehmenden Digitalisierung etc. Ich glaube weniger an einen wiederkehrenden »Trend«, mehr an eine ähliche Reaktion auf eine gesellschaftlich-wirtschaftliche Beschleunigung. 1
R::bert Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 …, mehr an eine ähliche Reaktion auf eine gesellschaftlich-wirtschaftliche Beschleunigung. Und (nicht mehr zum Mensch passenden, hochgradig glatt gebügelten) Perfektionierung. 1
Gast Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Ich möchte nicht versäumen, einige haben in diese Richtung schon hingewiesen, dass man da von einer Art epischen Brechung ausgehen kann, oder vielleicht sogar von mehreren epischen Brechungen in Serie. Es ist ja im Grunde durchaus schlau, wenn auch zynisch und perfide, dass ausgerechnet Mammutunternehmen, die ziemlich mediokre (oder sagen wir's im Klartext: in vielen Fällen komplett minderwertige) Produkte massenhaft absetzen, Schriften einsetzen, die naive Unschuld suggerieren. Nein, es ist keine Verschwörung, es ist einfach … Marktwirtschaft.
Gast Schnitzel Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Nun, »arts and crafts«, William Morris et. al. waren ja gefühlte Gegenbewegung zur industriellen Revolution. DIY und Organic kann man bestimmt ebenso auffassen: Gegenbewegung zur zunehmenden Digitalisierung etc. Ich glaube weniger an einen wiederkehrenden »Trend«, mehr an eine ähliche Reaktion auf eine gesellschaftlich-wirtschaftliche Beschleunigung. Ich glaube, dass es von beidem ein bisschen ist. In dem Zusammenhang fallen ja auch immer Worte wie Vintage, Retro oder Heritage. Auch Seiten wie Letterheadfonts und die Begeisterung für Leute wie David Smith gehören zumindest in diese ›crafted‹-Geschichte. Wie weit das mit den erwähnten Schriften zusammenhängt, parallel läuft oder eins das andere ablöst, kann ich gerade noch nicht so ganz einschätzen ...
Kathrinvdm Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Zeitschriften, die gezielt mit solchen Schriften arbeiten: Good Health, Lecker, Mutti, … Dabei dürfte die Lecker im Hause Bauer damit angefangen haben, soweit ich mich entsinne.
Gast Schnitzel Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 Ganz groß dabei: Flow. Letztens gab es auch ein Gimmick-Heftchen mit Anleitungen zum Lettering™ – das habe ich hier irgendwo rumliegen (muss mich ja auch fortbilden )
R::bert Geschrieben April 17, 2016 Geschrieben April 17, 2016 (Danke Schnitzel, das Zwerchfellhüpfen eben war echt prima!)
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