Laptop Geschrieben Februar 17, 2017 Geschrieben Februar 17, 2017 (bearbeitet) Gott grüß Kunst! Kurze Frage an alle, die sich auch ein wenig mit altsprachlicher Druck-Geschichte auskennen: Ich habe hier zwei Beispiele, in denen – wie mir scheint – seltsamerweise der Tonos über dem Ny gesetzt wurde. Was hat es damit auf sich? Korrekt muß der Tonos über dem Eta stehen. Hat jemand dafür eine Erklärung oder Vermutung? Beispiel No.1, Isocratis orationes et epistolæ, Quelle: https://books.google.de/books?id=mFBoAAAAcAAJ&pg=RA1-PA378#v=onepage&q&f=false (Papierseite 378, ziemlich ganz unten auf der Seite) Beispiel No.2, Scaligers De caussis linguae Latinae: Quelle: https://books.google.de/books?id=MVw8AAAAcAAJ&pg=PT82 (Papierseite 52, etwa in der Mitte der Seite) bearbeitet Februar 17, 2017 von Laptop Rechtschreibfehler
crB Geschrieben Februar 17, 2017 Geschrieben Februar 17, 2017 Ich würde die Verschiebung des Akuts so erklären, dass da durch die Oberlänge vom umgedrehten η über diesem kein Platz mehr ist, dieser nach rechts gerückt wird und über dem ν zu stehen kommt. Ich habe zwar mit Griechisch nicht so viel Erfahrungen, aber so selten scheint es auch nicht gewesen zu sein, dass bei Abbreviaturen die Diakritika verschoben werden, siehe z.B. im Faulmann bei ἐπο, wo durch die Verbindung der Spiritus schlussendlich über dem ο steht.
Laptop Geschrieben Februar 17, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 17, 2017 Grüß dich crB, freue mich über Deinen Beitrag. Ja, etwas ähnliches habe ich auch vermutet, zumal es ja in beiden Drucken systematisch und absichtlich so gesetzt zu sein scheint. Meine Vermutung war: Der Setzer hätte den Akut zwar noch über dem Eta reinquetschen können, er wäre dann aber so dicht neben der Oberlänge des Etas, daß die Druckerschwärze von Oberlänge und Akut auf dem Papier zu einem einzigen unschönen schwarzen Fleck verlaufen wäre. Also im Grunde das gleiche Argument was du schon genannt hast!
crB Geschrieben Februar 18, 2017 Geschrieben Februar 18, 2017 Wobei zu vermuten ist, dass diese „Änderung“ nicht erst vom Setzer vorgenommen hatte. Die frühen Drucke orientierten sich stets stark an der Handschrift; die Verbindung wurde von der Handschrift übernommen, wo auch aus Zeitgründen der Akut einfach „irgendwo über die kurzen Bögen“ geschrieben wurde. Diese Verbindung wurde dann auf eine Letter übertragen, sodass der Setzer vermutlich – selbst wenn er gewollt hätte – nur diese ήν-Variante hätte setzen können, da sich der Akut bereits mit auf der Letter befand. Dies geht einher mit der Auffassung der Ligatur als Eiinzelzeichen, die sich dann verselbstständigen kann, wie es etwa bei den deutschen Umlauten geschehen ist, die ja auch im Alltag nur noch bedingt als Ligatur aufgefasst werden.
Laptop Geschrieben Februar 18, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 18, 2017 (bearbeitet) Hallo crB! Ich habe jetzt auch noch eine Antwort von einem Griechisch-Experten erhalten, und der sagt etwas ähnliches, nämlich daß es sich (so meintest Du auch wenn ich deinen richtig verstanden habe?) um eine ην-Ligatur handelt und der Akut über der Ligatur positioniert ist, nicht über dem Ny als Einzelletter. Nun, aus ästhetischen Gründen könnte man kritisch vielleicht anmerken, daß der Akut etwas weit nach rechts gerutscht ist auf der Ligatur, nicht wahr? Daher kam ja erst die Verwirrung zustande. Wäre er mittig über der Ligatur, hätte ich wohl auch die Ligatur auf Anhiebt als Ligatur erkannt. bearbeitet Februar 18, 2017 von Laptop Rechtschreibfehler
crB Geschrieben Februar 19, 2017 Geschrieben Februar 19, 2017 Am 18.2.2017 um 12:20 schrieb Laptop: (so meintest Du auch wenn ich deinen richtig verstanden habe?) So meinte ich und es freut mich, dass meine Theorie bestätigt wurde. Und dass so ein Akzent verrutscht, passiert beim Schreiben schnell und war daher wahrscheinlich in vielen Handschriften der Fall, weshalb es dann als „übliche Variante“ in den Druck übernommen wurde.
catfonts Geschrieben Februar 19, 2017 Geschrieben Februar 19, 2017 Das erklärt dann auch, warum dieser griechische Satz so extrem nach Handschrift aussieht. Da finden dich, im Vergleich zum modernen Satz oder den lateinischen Buchstaben hier so gut wie keine klar abgesetzte Buchstaben, sondern es schaut für mich wie eine aus zig Ligaturen gesetzte Silbenschrift aus. Gibt es so etwas eigentlich digital??? Ohne OpenType-Ligaturen wohl kaum handhabbar, denke ich
Phoibos Geschrieben Februar 19, 2017 Geschrieben Februar 19, 2017 vor 36 Minuten schrieb catfonts: Gibt es so etwas eigentlich digital? Hier gab es mal eine Greque du Roi mit vielen Ligaturen http://users.teilar.gr/~g1951d/ Oder hier das "Original" mit Opentype: http://www.anagrafi.com/lang/en/fonts/grequex.php (hiesiges Textsample: 1
catfonts Geschrieben Februar 19, 2017 Geschrieben Februar 19, 2017 Oha, Extremligaturing! Interessant wäre ja dann, wie hier LibreOffice mit klar kommt, oder? Zitat either in the form of OpenType features or in the form of glyphs. either/or??? das sind doch immer Glyphen, die dann über OpenType-Features abgerufen werden. Hmm?
Laptop Geschrieben Februar 19, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 19, 2017 In meiner Abschrift benutze ich tatsächlich auch den Font "Grecs Du Roi", um dem Original-Druck/Schriftbild zu getreu wie möglich nahezukommen.
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