Gast bertel Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Oder geht beides? Je öfter ich das anschau, desto größer wird der Knoten …
Rima Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Hallo bertel, der Plural ist hier richtig, ein Singular wäre umgangssprachlich. Grundsätzlich gilt eine Reihung (von Subjektteilen, hier "Strom, Kompost und Erde") gesamthaft als Plural, daher steht auch die Personalform (das gebeugte Verb) im Plural. Abweichungen ergeben sich aus der Wortstellung oder der Bedeutung. Folgt dem gebeugten Verb eine Reihung von Subjektteilen mit "und", kann sich das Verb nur nach dem nächststehenden Subjekt richten. Standardsprachlich wird aber der Plural verwendet. Das gebeugte Verb richtet sich standardsprachlich nur dann nach dem näher stehenden Subjekt, wenn es sich um zusammengezogene Sätze handelt (Z. B. "Bei dem Unfall wurden drei Personen getötet und eine verletzt."); diese Regel schlich sich dann scheints in die Reihung von Subjektteilen ein. Auch überwiegt der Singular, wenn die singularischen Subjektteile eine Einheit bilden (hier eher weniger der Fall) oder ein singularischer Subjektteil den anderen einschließt. Plus ein paar Sonderfälle mehr. Ich habe jetzt als Quelle "Richtiges Deutsch" von Walter Heuer, Duden 9 "Richtiges und gutes Deutsch", Kapitel "Kongruenz" 1 eignet sich aber auch bei Zweifelsfällen zum Nachschlagen. 1
Rima Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Die Präpositionalgruppe "Aus Ihrem Abfall" hat leider überhaupt keinen Einfluss auf die Personalform.
Marion Kümmel Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Der Knoten entsteht hier, weil das Subjekt (Strom, Kompost und Erde) zwar mehrteilig ist, die einzelnen Teile aber im Singular stehen. Zudem folgt das Subjekt auf das gebeugte Verb (Prädikat). In diesen Fällen kann das Verb im Singular oder Plural stehen, der Plural ist aber deutlich häufiger. Bei Verbindung der Subjektteile mit und würde ich immer den Plural wählen. Aus Ihrem Abfall werden Strom, Kompost und Erde. Siehe auch: Duden. Das Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle. 8. Aufl. Berlin 2016 (unter »Kongruenz«, 1.3). 3
Martin Z. Schröder Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 vor 22 Minuten schrieb Marion Kümmel: Bei Verbindung der Subjektteile mit und würde ich immer den Plural wählen. Aus Ihrem Geld werden Haus, Flugzeug und Hund? Vielleicht sollte man in Zweifelsfällen auch nach Klang und Gefühl gehen? Deshalb hat man ja beide Möglichkeiten. Was wird nur aus dem Abfall? »Aus Ihrem Abfall wird Strom, Kompost und Erde!« klingt für mich »richtiger«. Auch auf den Kontext kommt es an.
Gast bertel Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Wenn Singular und Plural gehen, werden wir in diesem Fall den Plural wählen. Martins Gefühl, dass der Singular richtiger klingt, kann ich nachvollziehen – es soll in diesem Fall aber der Fokus auf den drei verschiedenen Endprodukten liegen, da sagt mir mein Gefühl, dass der Plural richtiger wäre. Wäre der Fokus auf dem Ausgangsprodukt, würde ich auch zum Singular tendieren. Danke euch allen!
Marion Kümmel Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 vor 13 Minuten schrieb Martin Z. Schröder: Aus Ihrem Geld werden Haus, Flugzeug und Hund? Vielleicht sollte man in Zweifelsfällen auch nach Klang und Gefühl gehen? Deshalb hat man ja beide Möglichkeiten. Was wird nur aus dem Abfall? »Aus Ihrem Abfall wird Strom, Kompost und Erde!« klingt für mich »richtiger«. Auch auf den Kontext kommt es an. So ist das mit dem Sprachgefühl. Für mein Gefühl klingt der Plural bei Subjektteilen, die mit und (nicht mit oder) verbunden sind, besser. Darum habe ich geschrieben »würde ich … wählen«; »richtiger« ist keine der Varianten. Und bei Zweifeln finde ich es nützlich zu wissen, wie der überwiegende Sprachgebrauch ist, wie ihn der Duden Zweifelsfälle heranzieht. 1
catfonts Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 Ich persönlich würde weder wird noch werden als falsch empfinden, nur die beiden Sätze in Bezug auf das Ergebnis leicht unterschiedlich interpretieren: Aus Ihrem Abfall wird Strom, Kompost und Erde - also entweder nur Strom oder nur Erde/Kompost, eben nur das eine oder das andere wird daraus. Das Endprodukt ist eines aus einer Auswahl, also wird es Aus ihrem Abfall (oder den Abfällen) werden Strom, Kompost und Erde - also nach Sortierung beides, sowohl Strom, als auch Kompost und Erde. Das Endprodukt sind mehre Sachen nebeneinander.
Þorsten Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 vor 4 Stunden schrieb Martin Z. Schröder: »Aus Ihrem Abfall wird Strom, Kompost und Erde!« klingt für mich »richtiger«. Für mich auch. Aber das liegt das nicht in erster Linie daran, dass »Aus ihrem Abfall« auf den ersten Blick wie das Subjekt wirkt? Dass es »Abfall wird zu Strom, Kompost und Erde« heißen müsste, ist klar – und daran orientieren wir uns dann unbewusst, wenn wir mit der komplizierteren Formulierung zu tun haben.
Gast Arno Enslin Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 vor 7 Stunden schrieb Marion Kümmel: Für mein Gefühl klingt der Plural bei Subjektteilen, die mit und (nicht mit oder) verbunden sind, besser. Wobei »Strom, Kompost oder Erde« auch »Strom, Kompost und Erde« oder »Strom und Kompost, aber keine Erde« oder eine der beiden anderen Kombinationen bedeuten kann. Im allgemeinen Sprachgebrauch hat »oder« oft die Bedeutung »entweder oder«. In der Logik wird zwischen »oder« und »entweder oder« hingegen strikt unterschieden.
Gast Arno Enslin Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 vor 3 Stunden schrieb Þorsten: Dass es »Abfall wird zu Strom, Kompost und Erde« heißen müsste, ist klar Mir irgendwie nicht. Erklär mal bitte. vor 5 Stunden schrieb catfonts: Aus Ihrem Abfall wird Strom, Kompost und Erde - also entweder nur Strom oder nur Erde/Kompost, eben nur das eine oder das andere wird daraus. Also das stimmt nicht. Wäre das gemeint gewesen, hätte es »oder« heißen müssen.
guest_12 Geschrieben März 9, 2017 Geschrieben März 9, 2017 In dem Fall, in Verbindung mit dem und, würde ich werden wählen. ... werden Strom, Kompost und Erde. ... wird Strom, Kompost oder Erde.
Rima Geschrieben März 10, 2017 Geschrieben März 10, 2017 vor 15 Stunden schrieb Arno Enslin: Mir irgendwie nicht. Erklär mal bitte. Abfall – Subjekt wird – gebeugtes Verb (Personalform) zu – Verbzusatz, "zu wem oder was werden?" Strom, Kompost, Erde – Dativobjekt Und die Personalform richtet sich in der Zahl immer anch dem Subjekt. 1
Gast Arno Enslin Geschrieben März 10, 2017 Geschrieben März 10, 2017 Danke. Aber ich wollte wissen, weshalb die Forumulierung mit »zu« richtiger sein soll. Nur ein Teil des Abfalls wird in eine andere Energieart/Daseinsform umgewandelt. Und die Formulierung mit »zu« umgeht zwar das Problem mit dem Singular/Plural des Verbs »werden«, scheint aber zu implizieren, dass die Umwandlung von Abfall in Energie vollständig ist. Eher jedenfalls als die Formulierung mit »zu«. Nach meinem Sprachgefühl. Bei der Formulierung »aus Abfall …« ist »werden« Teil des Passivs (etwas wird aus etwas gewonnen), d. h. das Verb, das in dem Satz eigentlich gebeugt wird, wurde ausgelassen. Aber das ist nicht unbedingt ein Fehler. Ich finde die Formulierung mit »aus« zwar nicht besser oder schöner, aber warum sie weniger richtig ist, ist mir unklar.
guest_12 Geschrieben März 10, 2017 Geschrieben März 10, 2017 Ich glaube das ist anders, ganz sicher bin ich aber nicht. Abfall ist in dem Fall das Objekt. Aus wem oder was wird wer oder was? Daraus folgt Objekt - Prädikat - Subjekt Das Prädikat folgt dem Subjekt, das steht in dem Fall im Plural (es sind drei Teile) Strom, Kompost und Erde werden aus Abfall. / Aus Abfall werden Strom, Kompost und Erde.
catfonts Geschrieben März 12, 2017 Geschrieben März 12, 2017 Ich habe irgendwie das Gefühl, dass hier jeder aufgrund seiner Sicht recht hat. Da ist der Rohstofflieferant, der eben das eine Ausgangsprodukt sieht, dass er los werden möchte. Und da wird er eben beruhigt, dass sein Gelump nicht zu einem stinkenden, vor sich hin schmorenden Haufen wird, sondern eben etwas nützliches. wie Kompost und / oder Erde, und aus dem sonst unbrauchbaren eben auch Strom. Kurz, der hat eine Sache, und daraus wird eben etwas, wobei es mehrere alternative Nutzungen gibt, wobei es ihm relativ egal ist, ob da jetzt eines draus wird, oder mehrere gleichzeitig mehrere verschiedene Dinge draus werden, schlicht es wird noch was draus Ganz kurz: Aus meinem Abfall wird noch was. und da ist der, der an den verschiedenen Rohstoffen im Abfall oder gar in den gemischten Abfällen interessiert ist, weil er eben daraus die Produkte (nährstoffreichen) Kompost und (nährstoffärmere) Erde herstellen möchte, und darin eben auch einen Brennstoff findet, aus dem dann wenigstens noch Strom wird. - der schaut dann auf seine verschiedenen Produkte, mehrere, die er herstellt, und dadurch werden bei ihm eben aus Abfall oder Abfällen eine Vielzahl von Produkten. Ganz kurz: Aus deinem Müll werden tolle Dinge.
Gast bertel Geschrieben März 12, 2017 Geschrieben März 12, 2017 vor 20 Minuten schrieb catfonts: Ich habe irgendwie das Gefühl, dass hier jeder aufgrund seiner Sicht recht hat. … Nicht nur du – Marion hat ja schon ganz weit oben das Rätsel gelöst: Zitat In diesen Fällen kann das Verb im Singular oder Plural stehen …
Gast Arno Enslin Geschrieben März 12, 2017 Geschrieben März 12, 2017 Tja, wie Heraklit schon sagte: Man kann nicht zweimal seinen Abfall in denselben Strom / auf denselben Komposthaufen werfen. Oder ganz ganz kurz: Alles strömt.
catfonts Geschrieben März 12, 2017 Geschrieben März 12, 2017 Doch doch, das geht, zumindest mit dem Komposthaufen: 1. Abfall geht an Kompostierungsfirma, und wirft geeignete Fraktion davon auf den Komposthaufen. 2. Kompost kommt in die Tüte, im Gartenmarkt kauft der einstige Abfalllieferant seinen Abfall als Blumenerde zurück, und pflanzt darin seine Primeln in einen Blumentopf. 3. Die Blümchen sind verblüht, der Inhalt des Blumentopfes landet in der Biotonne. 4. Die Kompostierungsfirma holt den Biomüll wieder ab, und wirft diesen wieder auf den gleichen Komposthaufen!
Buchlayout Geschrieben März 13, 2017 Geschrieben März 13, 2017 Da ich gelegentlich Texte korrigieren muss, habe ich mir solche orthografischen Zweifelsfälle auf einer Kladde notiert. Meine Kladde sagt: Plural. Sie sagt auch: Eine Ausnahme gilt nur bei formelhaften Wortpaaren ohne Artikel wie Ziel und Zweck: Demnach muss nun Ziel und Zweck der Regelung ermittelt werden. Wenn ich mir unsicher bin bzw. wenn sich mein Sprachgefühl dagegen sträubt (tut es meistens), fomuliere ich das in eigenen Texten einfach um.
Gast Arno Enslin Geschrieben März 13, 2017 Geschrieben März 13, 2017 Dass das Verb bei der Verbindung der Subjekte mit »und« im Plural stehen muss, ist hinreichend geklärt, denke ich. Aber wenn die Subjekte mit »oder« verbunden sind, müßte dann nicht erst mal geklärt werden, ob »oder« im Sinne von »entweder oder« verwendet wird? A und B: Wahr, wenn A wahr ist und wenn B wahr ist. A oder B: Wahr, wenn entweder A wahr ist oder wenn B wahr ist. Aber auch wahr, wenn A und B wahr sind. Entweder A oder B: Falsch, wenn A und B wahr sind.
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