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google Fonts > Einschätzung zum Kerning

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Geschrieben

Liebe Typografie-Experten! Ich bräuchte mal eine Einschätzung zu Free-Fonts wie die Source Sans Pro, Roboto und Droid Serif. Da ja alle professionell erstellt sind und teilweise namhafte Hersteller (Adobe) dahinter stecken, habe ich diese Schriften für ein Webprojekt verwendet und die Hoffnung damit verbunden, diese gleich noch als CD-Schrift für den Print-Bereich zu nutzen. Allerdings musste ich feststellen, dass v.a. im Privatbereich manche Buchstabenabstände komisch sind und bei großen Überschriften negativ auffallen. Bei der Source Sans Pro finde ich bspw. den Abstand zweier Os nebeneinander im Verhältnis zu anderen Buchstabenkombinationen zu groß. Das fl ist dann viel zu nah, das große P zu weit (z.B. Pf) … Geht es Euch auch so? Wurde da nicht genau gearbeitet oder sind diese Schriften einfach für Print nicht gut geeignet? Oder habe ich einen Knick in der Optik? Danke!

SourceSansProReg.png

Geschrieben

Nicht jeder sieht das so, wie du es siehst. Z. B. die beiden „o“ haben aus meiner Sicht einen passenden Abstand zueinander. Jeder siehts eben anders. Der vorgestellte Font ist m. E. printtauglich.

 

Nur zum Vergleich: Im Bleisatz gab es überhaupt kein Kerning. Ausgenommen größere Grade und Plakatschriften sowie Versalzeilen, die händisch ausgeglichen wurden. Fließtext hatte eine fixe Vor- und Nachbreite und das genügte auch. Es sah aber auch niemand die Notwendigkeit, Fließtext um das x-fache zu Vergrößern um dann die Buchtabenabstände zu kontrollieren. Und trotzdem entstanden Meisterwerke der Schrift- und Druckkunst.

  • Gefällt 2
Geschrieben
vor 17 Minuten schrieb Erwin Krump:

Nicht jeder sieht das so, wie du es siehst. Z. B. die beiden „o“ haben aus meiner Sicht einen passenden Abstand zueinander. Jeder siehts eben anders. Der vorgestellte Font ist m. E. printtauglich.

Hallo! Danke für die Antwort! Ich hatte den Font mal mit der Thesis Sans verglichen und da "stimmen" genau auch diese Abstände … Die Versuche müsste man mal mit anderen etablierten Schriften fortsetzen …

Zitat

 

Nur zum Vergleich: Im Bleisatz gab es überhaupt kein Kerning. Ausgenommen größere Grade und Plakatschriften sowie Versalzeilen, die händisch ausgeglichen wurden. Fließtext hatte eine fixe Vor- und Nachbreite und das genügte auch. Es sah aber auch niemand die Notwendigkeit, Fließtext um das x-fache zu Vergrößern um dann die Buchtabenabstände zu kontrollieren. Und trotzdem entstanden Meisterwerke der Schrift- und Druckkunst.

es gab durchaus Buchstabenpaare (Ligaturen) die dann verwendet wurden. Aber die Zeit ist vorbei! Die Meisterwerke von damals sind mit denen von heute nicht mehr vergleichbar … Heute ist Kernig leicht möglich, damals nicht … Meine Frage zielte au die heutige Zeit ab und auf große Überschriften, wo es auffällt. Ich hatte nicht vor "Fließtext um das x-fache zu Vergrößern um dann die Buchtabenabstände zu kontrollieren". Das ist ja Quatsch und das macht ja auch keiner …

Geschrieben
vor 33 Minuten schrieb Leftersheld:

Heute ist Kernig leicht möglich

Dann hast Du Dir ja die Antwort bereits gegeben und kernst halt in diesem Fall etwas nach. :ilovetype:

Das mit den Meisterwerken würde ich nicht so stehen lassen, früher gabs genauso viel Pfusch wie heute.

Die Schriften oben sind schon gut, sicherlich ist es möglich das hier und da ein Kerningpaar nicht stimmt aber wie Erwin schon schrieb, dass liegt auch viel im Auge des Betrachters.

Geschrieben
vor 27 Minuten schrieb RobertMichael:

Das mit den Meisterwerken würde ich nicht so stehen lassen, früher gabs genauso viel Pfusch wie heute …

Das ist mir natürlich bewusst, ich hab ja nicht gemeint, dass alles Meisterwerke waren. Ganz im Gegenteil, ich weiss ziemlich gut, wieviel von den Bleisetzern früher vermurkst wurde. 

 

Ich wollte nur ausdrücken, dass Kerning nicht „Alles“ ist um Printtauglichkeit zu prüfen. Und wie man sich überzeugen kann, gibt es sehr schönen Blei-Satz, mit ausgesprochen gut gestalteten Schriften und trotzdem sind die Buchstaben zueinander aus unserer Sicht nicht unbedingt gut zueinander abgestimmt. Weil eben ganz einfach das technisch nicht möglich war. Z. B. bei manchen Kursivschriften.

Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb RobertMichael:

Dann hast Du Dir ja die Antwort bereits gegeben und kernst halt in diesem Fall etwas nach. :ilovetype:

Ich meinte das Kernig, das schon in der Schrift eingebaut ist. Jede Überschrift nachzukernen ist für mich keine Option …

Aber gut, es ist halt auch Geschmacksache. Teilt denn jemand meine Einschätzung/Geschmack bezüglich des Kernings der Source Sans Pro? 

Gast Arno Enslin
Geschrieben
vor 6 Stunden schrieb Leftersheld:

Allerdings musste ich feststellen, dass v.a. im Privatbereich manche Buchstabenabstände komisch sind und bei großen Überschriften negativ auffallen.

Die Wahrnehmung von Leerräumen ist bei Schaugrößen anders als bei Lesegraden. Wenn das Kerning für Lesegrade optimiert ist und die Abstände in Schaugrößen ungleichmäßig wirken, ist das nicht dramatisch. Dann muss man halt manuell eingreifen. Ich hab schon viel Schlimmeres bei kommerziellen Schriften gesehen. Ich glaub, darum ging es sogar in einem meiner ersten Beiträge hier, nämlich um das meiner Meinung nach schlechte Kerning der Graublau Sans, einer an sich hervorragenden Schrift also. Mir fällt an deinem Bildbeispiel nichts auf, das wirklich schlecht wäre. In Bezug auf die Verbindung, die die Zeichen miteinander eingehen, halte ich serifenhaltige Schriften außerdem für viel unproblematischer. D. h. irgendwie wirkt jede serifenlose Antiqua in Schaugrößen auf mich etwas grotesk. Und der Eindruck verschwindet in Lesegraden. Allein das ist ein Indiz für mich, dass die Wahrnehmung von Leerräumen bei in Lesegraden gesetzter Schrift eine gänzlich andere ist.

 

Wenn dir das Kerning von OpenSource-Schriften nicht zusagt, kannst du es auch korrigieren. Dafür braucht man nicht mal einen Font-Editor. Die im AFDKO enthaltenen Tools und ein Textverarbeitungsprogramm reichen dafür.

 

vor 5 Stunden schrieb Leftersheld:

Ich hatte den Font mal mit der Thesis Sans verglichen und da "stimmen" genau auch diese Abstände

Lucas de Groot kernt seine Fonts nahezu optimal, soweit ich das testen konnte. Das ist schon High-End.

 

vor 5 Stunden schrieb Leftersheld:

Heute ist Kernig leicht möglich, damals nicht

 

Aber nur in technischer Hinsicht. Ingino Marini bietet ja leider seine Zurichtungs-Software nur als Dienstleistung an. Keine Ahnung, wie gut die wirklich ist. Aber was ich bisher an Autokerning-Software getestet habe, hat durch die Bank keine guten Ergebnisse geliefert. Mit anderen Worten: Beim Kerning ist Handarbeit angesagt. Das ist zeitaufwendig und geht auf die Augen. Ich meine mich zu erinnern, Sumner Stone habe mal gesagt, dafür seien ihm seine Augen zu schade. Aber ich will ihm nichts unterstellen. Kann auch ein anderer namhafter Typedesigner gewesen sein.

Geschrieben

In Fotosatz-Zeiten, von denen ich noch ein paar Jahre miterlebt habe, meine ich mich zu erinnern daß manche Layoutsetzerei ihre eigenen Kerning-Tabellen und Ästhetikprogramme für die Zurichtung der Schriften ihres Programms hatte, was dann als Distinktionsmerkmal diente, war natürlich auch ein Kostenfaktor (Nagel Fototype in der Schlüterstraße zu West-Berlin zum Beispiel, Götz Gorissen und Alexander Nagel et. al. – die das auf ihr Berthold-Programm anwandten. Gorissen hat übrigens eine ganze Reihe Kompendien und Zusammenstellungen des Berthold-Fototype Programms herausgegeben, die man noch antiquarisch bekommen kann).

Geschrieben

Grundsätzlich sehe ich beim gezeigten Beispiel in Lesegrößen (oder auch Titelgrößen bis ca. 20pt wenig zu bemängeln.

Das "f" scheint generell etwas wenig Platz bekommen zu haben, was sich dann bei "fu" erkennbar macht, aber auch bei anderen tendenziell eng ist. Die Abstände von Rundungen und Rund-Bogen-Kombinationen scheint mir hingegen so gut, dass ich da als Schriftgestalter nicht mehr bedeutend eingreifen wollen würde.

Das "P" ist etwas breit, möglicherweise wurden hier eher die Weiten innerhalb der Versalien harmonisiert, als auf jede Versal-Minuskel-Kombination hin zu optimieren (das kann wieder englisch-amerkanisches Empfinden sein, während wir die Priorität anders setzen würden – dort sind Versal-Minuskel-Kombis viel seltener als hier).

 

Bei Schriften die für Print geboren sind, kann man das als Gestalter irgendwann mal nachbessern wenn man sowas hinterher feststellt, und eine neue Font-Version veröffentlichen.

Bei Schriften fürs Web, die dynamisch gesetzt werden und wo die Webseiten gar noch den Font vom Google-Server holen, ist das problematisch, wenn ein Allerweltszeichen plötzlich anderen Platzbedarf hat als vor einem Update – auch wenn man im Web nicht so umbrechen sollte, kann es doch zu Verschiebungen kommen die zuvor "nicht da waren".

 

Weiters mag bei solchen Schriften eines Herstellers der primär Softwarehersteller, nicht Typograf, ist, ein gewisser Pragmatismus herrschen (im Gegensatz zu z.B. Lucas de Groot, der da bei aller Pragmatik doch immer sehr sehr ins Detail geht): mehr Kerning, mehr Zeichen, mehr Varianten, mehr Ligaturen bedeutet immer mehr Komplexität in Erstellung, Wartung, Tests, Fontproduktion und auch Interpretation im Satzprogramm / Browser. Je mehr, desto mehr kann auch schief gehen, und da werden dann gewisse Minimal-Anpassungen, die die Sache vielleicht optisch noch eine Spur besser machen würden, besser nicht gemacht, wenn das die Quantität potentieller Fehlerquellen und Wartungspunkten deutlich reduziert und den Einsatz in unbekanntem Terrain zuverlässiger macht.

Das war natürlich auch "früher" eine dominante Überlegung bei der Erstellung von Schriften und Fonts: es ist nicht etwas das jetzt im Software- und Internet-Zeitalter grassiert, während vorher jeder Span noch optimiert wurde. "Gut genug" ist immer weiter verbreitet als "gut um jeden Preis" und die technischen Limits waren viel höher.

  • Gefällt 2
Geschrieben

Bei dieser Diskussion übers "Kerning" im Bleisatz vergesst Ihr leider, dass es dort schon durchaus ein "Kerning", die "Zurichtung" gab: das sogenannte Fleisch rechts und links neben dem Buchstaben. Das ist nicht ein fester Wert gewesen, sondern die Schriftgießereien haben sich durchaus Gedanken gemacht, wieviel oder  wenig das sein soll. Sie hatten dabei den großen Vorteil, das aus einer 10p Schrift natürlich nur in 10p gesetzt werden konnte. Und dort eben sowohl das Druckbild als auch die Zurichtung eine andere war als beispielsweise in 48p. Das, was gute Computerfonts ja nur bedingt (und noch gar nicht so lange) bieten mit gesonderten Schnitten für große und kleine Größen war im Bleisatz deutlich differenzierter, weil das für jeden Schriftgrad einzeln gemacht wurde. Es war also in der Regel gar nicht nötig "nachzukernen".

Der große Nachteil war, dass der Raum bei Bedarf (in kleinen Größen zumindest, in großen Größen griffen aber auch nur die ganz Peniblen zur Feile) nur erweitert werden konnte und somit alle denkbaren Buchstabenkombinationen aufs "kleinste gemeinsame Vielfache" behandelt wurden, wodurch natürlich auch einige sehr unglückliche Kombinationen möglich wurden. An der Monotype hatten die Setzer bzw. Gießer sogar einige Möglichkeiten der Unterschneidung ...

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