Eckhard Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 Ich wurde gebeten, einen alten Stich/Zeichnung zu reproduzieren und als limitiere Auflage zu produzieren. Die Vorlage ist ein Druck aus einem alten antiqaurischen Buch (s/w). Die Darstellung dürfte so 150 Jahre alt sein. Die Vorlage ist winzig. Hat jemand Erfahrungen mit solchen Arbeiten? 1) Ist es frevelhaft solche Darstellungen zu vergrößern? Es liegt nur ein Druck vor, vielleicht war die Originalvorlage größer? 2) Welches Druckverfahren würdet ihr empfehlen auch in Bezug auf die Stabilität des Druckes? Offset/Digital? Es geht um 200 Exemplare. Ich hoffe, die Anfrage findet nicht Missfallen, weil sie ja eigentlich nicht wirklich typografischer Natur ist.
Martin Z. Schröder Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 Die Größenveränderungen richten sich immer gegen das Bildwerk, gerade bei Stichen. Gedruckt habe ich so etwas auch schon, aber im Bewußtsein und Schuldbewußtsein, daß es sich dabei um Murks handelt. Und nie für Direktkunden, nur über Dritte, so daß mein Name aus dem Spiel bleibt. Zu Druckverfahren und Reproduktion kann ich ohne Ansichten nichts beitragen. 2
catfonts Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 vor einer Stunde schrieb Eckhard: Es liegt nur ein Druck vor, vielleicht war die Originalvorlage größer? Mit großer Wahrscheinlichkeit nicht. Das spezielle an einem Kupfer- oder Stahlstich ist ja, dass er eben in dieser Größe von Hand graviert wurde. Der Kupferstecher erzeugt ja praktisch von Hand die endgültige Druckform. Die zeichnerische Vorlage für den Stecher wird sicherlich größer gewesen dein, aber das wird dann wohl auch eher eine Halbton-Zeichnung in Bleistift, Rötel oder sonst einer zeichnerischen Technik gewesen sein, die Du ja nicht reproduzierst. Der Stich selbst ist ja sehr randscharf, darum werden Geldscheine und andere Wertpapiere nuch heute als Tiefdruck ausgeführt. Aber dennoch hat das Papier ja eine Faserstruktur, die dann die glatten Kanten der Druckform durch aufsaugen von Druckfarbe und steifen Holzfasern, die den Knick in die Druckfarbe nicht immer mitmachen, etwas aufgerauht. Das sieht man in originalgröße jedoch kaum. Hinzu kommt, das das alte Papier auch nicht rein weiß ist, sondern auch von Natur aus eine Struktur aufweist, deren Helligkeitsunterschiede den Scan zusätzlich unsauber machen. Scans von alten Stichen sind eigentlich immer deutlich unschärfer mit deutlich weniger geraden Konturen als der originale Stich., Ich würde so etwas auf keinem Fall vergrößert drucken. 2
Erwin Krump Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 Wenn du eine Reproduktion dieses Stiches angefertigen sollst, so wäre es von Vorteil, wenn du auch über den Kupferstich und die Art und Weise wie dieser gedruckt wurde, ein wenig Bescheid weisst. Wie oben bereits erwähnt, keine Größenveränderung. Ich kann dir nur meine Vorgehensweise in so einem Fall erläutern, ob diese für dich richtig ist und für dich passt, musst du selbst entscheiden. In aller Kürze: 1. Mit höherer Auflösumg im RGB-Modus, z. B. 48 Bit-Farbe, 800 dpi, einscannen. 2. Um den Eindruck des Stiches beizubehalten, ist es auch wichtig, den Papierton miteinzubeziehen. Dies bei der Einstellung von Helligkeit und Kontrast zu beachten. 3. Auch ist bei einem Stich meist ein „Plattenton“ zu sehen. Dieser sollte, falls sichtbar, auch sichtbar bleiben, da er vom Künstler und Drucker bewusst in seiner Tonstärke gesteuert wurde. 4. Den Scann nur so weit schärfen, dass trotzdem noch ein weicher Eindruck entsteht. Das ist Gefühlssache und kann nicht als „Rezept“ weitergegben werden. Die Weichheit, die einem scheinbar scharfen Stich zugrunde liegt, hängt auch mit dem Büttenpapier, auf dem dieser gedruckt wurde, zusammen. 5. Wenn du nun dem Original sehr nahe bist, liegt es an dir, ob du färbig oder schwarzweiss drucken möchtest. Hängt eben auch vom Original und vom Papier auf dem gedruckt werden soll ab. Also entweder CMYK- oder SW-Modus. 6. Das Druckverfahren hängt von derAuflage und vom Papier ab. Persönlich lasse ich Experimente in einer Druckerei anfertigen, die auch am Experiment interessiert ist oder dies gerne mitmacht. Am besten Papier und Druckverfahren testen. Der Digitaldruck hat mittlerweile Techniken, die sich dafür eignen. Hängt aber ganz von der Ausrüstung des Druckers ab. 1
Martin Z. Schröder Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 Bei »winzig« und »Buch« dachte ich eher an eine Vignette im Holzstich. Die wäre leichter zu reproduzieren und auch im Buchdruck nachzudrucken.
Erwin Krump Geschrieben April 21, 2017 Geschrieben April 21, 2017 vor 3 Stunden schrieb Eckhard: 1) Ist es frevelhaft solche Darstellungen zu vergrößern? Es liegt nur ein Druck vor, vielleicht war die Originalvorlage größer? Handelt es sich um einen Druck vom Originaldruckstock, also eine Druckgrafik, oder um eine Reproduktion von der gedruckt wurde?
Eckhard Geschrieben April 21, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben April 21, 2017 Vielen Dank für die Infos. Das hilft mir. Ich habe den Druck gerade nicht vorliegen, werde ihn wieder besorgen und dann mehr dazu sagen und die Fragen hoffentlich beantworten. Es ist wohl ein Stahlstich aus einem Buch von 1856. Größe? Ich denke so 10 × 8 cm, aus der Erinnerung heraus. Wie gesagt, das kommt genauer.
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