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Neutrale Schrift für Kunstverein

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo!
Ich gestalte momentan ein Corporate Design für einen Kunstverein (Richtung Street Art, urban).
Da es sich um einen Kunstverein handelt, sind stilistische Diskussionen natürlich vorprogrammiert.
Das Erscheinungsbild soll also als möglichst neutrales und zurückhaltendes "Skelett" funktionieren, das durch die verschiedenen Stile der Künstler mit "Leben" gefüllt wird.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich bin auf der Suche nach

- einer Groteskschrift,

- die neutral wirkt,

- nicht zu langweilig/ abgedroschen ist
- und im Idealfall gratis oder kostengünstig zu verwenden ist (Verein = wenig Budget)

Bin momentan an der Source Sans hängen geblieben,
aber vielleicht haben die Typo-Profis für mich noch ein Ass im Ärmel :)

 

Geschrieben

a) »Neutral« ist keine Kategorie für Schriften.

b) für die Gestaltung eines Corporate Designs engagiert man typischerweise einen Gestalter (der u.a. auch Kenntnisse über Schriftauswahl /-verwendung hat). Brötchen kauft man beim Bäcker, Haareschneiden macht der Friseur.

c) sorry, schon wieder – abgedroschen sind Forumfragen des Musters ›habe eine Aufgabe, bitte mach mal jemand meine Arbeit‹.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Typografie.info ist ein Fach- und Hilfeforum für jeden, der fachliche Hilfe sucht – und die obige Frage in diesem Sinne völlig legitim. Wenn einem die Fragen aus welchen Gründen auch immer nicht gefallen, kann man sie einfach ignorieren. Gerade neue Nutzer auf diese Art und Weise anzufahren ist nicht im Sinne der Community. Ich bitte dies in Zukunft zu unterlassen, sonst werden zum Schutz der Community eben wieder Moderationsmaßnahmen nötig. 

Und nun zurück zur Ausgangsfrage!

  • Gefällt 6
Geschrieben

Die Source Sans finde ich für dein Anliegen eine gute Wahl. 

 

Es sollte ja gerade kein Ass unter den Schriften sein, sondern eine eher unprätentiöse Schrift die kein großes Eigenleben führt und nicht hervorstechen will. Eine Schrift, die sich nicht selbst ausstellt, sondern im Hintergrund bleibt und neutral zu den Werken verschiedener Richtung steht.

  • Gefällt 1
Geschrieben

Es gibt keine Schriften, die nichts mitteilen. Gemeint ist sicherlich eine Schrift, die durch ihre Form nicht die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Wenn man sich eine Tafel vorstellt mit Firmenschildern von Klempnern, Zahntechnikern, Computer-Reparateuren, Tiefbauern und dergleichen, wird eine Serifenlose dort nicht auffallen, sie wird durch ihre Umgebung »neutral«. Der Betrachter wird kaum erkennen, ob es sich um eine Arial oder eine Gill handelt; diese Nuancen spielen für die Anmutung durchaus eine Rolle, aber für die Neutralisierung allein des Schriftcharakters in diesem Umfeld kaum. Wenn auf der Tafel Schilder hängen von Erbrechtsanwälten, Notaren, Restauratoren, Psychoanalytikern, Kunst- und Immoblienhändlern, dann wird die unauffälligste Schrift eher eine Garamond oder Caslon sein. Die Unauffälligkeit läßt sich also nur im Zusammenhang mit der Umgebung definieren. Deshalb kann »Neutralität« für sich genommen keine Kategorie sein.

Wenn man einen Rundgang durch die Berliner Galerien gemacht hat an einem der bekannten Galerien-Wochenenden und dabei Visitenkarten einsammelt, wird man feststellen, daß die meisten davon sich ähneln wie Eier: serifenloser linksbündiger Satz nach rechts versetzt, Schwarz auf Weiß auf glattem Karton. Kann sein, daß jede Karte in einer anderen serifenlosen Schrift gesetzt ist, das spielt für die Ähnlichkeit der Karten gar keine Rolle. Eine Times New Roman würde in dieser Sammlung als angenehme Abwechslung auffallen. Der Kunst stünde sie nicht weniger im Wege als eine halbfette Helvetica. Im Gegenteil. Die Karten nach der gegenwärtigen Kunstmode sehen meistens aus wie die von Ingenieurbüros, wohl weil man glaubt, Serifenlose seien »modern« (sie sind in Wahrheit alt, nur einige von ihnen sind zeitgemäß) und weil man irrig annimmt, sie würden so wenig durch ihre Form sprechen, daß sie die Kunst nicht stören. Der Galerist ist allerdings ein Händler, kein Künstler. Er würde also eine Karte eines Händlers brauchen, und dafür müßte man nicht an die Vermeidung von Ausdruck denken, sondern an den Zweck der Karte. Ein Kunstverein besteht ebenfalls nicht aus Künstlern, beim Entwurf wäre also der Zweck der Drucksachen zu berücksichtigen, die damit hergestellt werden sollen, nicht die Vermeidung von Ausdruck.

Geschrieben

Wenn ich mir z.B. den Hamburger Kunstverein mit seiner (auf den ersten Blick) halbfetten Helvetica so angucke, langweilt mich das schon extrem. Den Fehler würde ich nicht machen wollen, das CD selbst zur Quasikunst zu erheben. Insofern verstehe ich den Wunsch nach "neutral" als: "in den Hintergrund treten". Aber passt das? "Neutral" und "nicht zu abgedroschen" widerspricht sich ja auch ein wenig, oder?

 

Auch wenn ich sonst überhaupt kein Freund der illustrierenden Schrift bin, würde ich überlegen, ob man – wenn es schon eine "Architektenschrift" sein muss – nicht etwa einzelne Buchstaben (evtl. in der Art eines Initials) zu den Sammlungen passend in einer Stencil-Schrift gestaltet. Auf tag-artige Markerschriften würde ich aber verzichten ;-)

 

Man könnte sich an einem schönen Frühlingsabend aber auch mal gemütlich hier durch arbeiten, eventuell auch nur zur Inspiration, was es so an "edgy" Fonts gibt. Einfach nur so, um auf Ideen zu kommen …

Geschrieben
vor 59 Minuten schrieb Hamburgefonstiv:

Das Erscheinungsbild soll also als möglichst neutrales und zurückhaltendes "Skelett" funktionieren […]

Was genau am Erscheinungsbild? Eine fürs Logo verwendete Schrift? Die Hausschrift? Eine Auszeichnungsschrift?

 

Unser Münchner Street-Art-Kunstverein hat zu jenem Logo eine Univers Condensed gewählt, was, wie ich finde, gut passt. Hier lebt das Erscheinungsbild aber auch nicht von der gewählten Schrift.

pp_logo.png

http://www.positive-propaganda.org/index-pp1.html

Geschrieben

Daumen hoch! Univers, Frutiger, News Gothic ... das ist so schön old school, das hat was.

 

PS: So würde ich es jedenfalls nicht machen. Irgendwie überambitioniert und mit der Halbwertzeit von Schnee.

Geschrieben

((Äh, Danke Ralf. Der Threadersteller ist ja vermutlich Gestalter, wie dem Eingangssatz zu entnehmen (Ich gestalte momentan …))

Mir fällt da auch eine ähnlich gelagerte Aufgabenstellung ein, die die Agentur »Hort« aus Berlin mit der nun wirklich abgedroschenen Arial »gelöst« hat (Erscheinungsbild für das Bauhaus Dessau). Ich vermute den Hintergrund für diese Schriftwahl darin, die derzeitige Alltagskultur – in Form einer der durch ein bekanntes Betriebssystem am weitesten verbreitete Schriftart – in die Wiege der modernen Industriekultur zu tragen. Wahrscheinlich so als bilderstürmerische Geste, die die historischen, mit dem Bauhaus assoziierten Schriftentwürfe völlig ignoriert. Komischerweise wirkt die Arial in diesem Kontext, der einen eine historische Bauhaus-Schrift erwarten lässt, ziemlich ausdrucksstark und überhaupt nicht neutral.

 

Also vielleicht bei einem Kunstverein, der Street Art vertritt, den gegensätzlichen Weg gehen. Eine alte Grotesk fände ich da auch am passendsten, oder etwas was an die Wurzeln der Kunstrichtung gemahnt … wenigstens geografisch, also eine amerikanische Grotesk, Franklin Gothic, News Gothic, wie schon gesagt wurde. Aber Google Fonts haben da vielleicht auch ein paar passende zeitgenössische Vertreter, Oswald würde mir da einfallen.

 

 

 

  • Gefällt 1
Gast Arno Enslin
Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb Norbert P:

Wenn ich mir z.B. den Hamburger Kunstverein mit seiner (auf den ersten Blick) halbfetten Helvetica so angucke, langweilt mich das schon extrem.

Ich habe mir die Website nur grob angeschaut, aber dass das langweilig aussieht, scheint mir weniger an Arial bzw. Helvetica zu liegen als am Umgang mit diesen Schriften. Und nicht nur mit den Schriften. Ich krieg schon bei den senkrechten Haarlinien Plaque.

Geschrieben
vor 5 Minuten schrieb R::bert:

Cooper Hewitt

Irgendwie hat bertel mit "condensed" den Knoten zum Platzen gebracht ;-)

Geschrieben

Erstmal vielen Dank für das schnelle und große Feedback. Freut mich sehr!
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll...

Ja, ich bin Gestalter und treffe typografische Entscheidungen bedacht und eigenständig.
ABER: Diskussion und Austausch haben noch niemandem geschadet!
Ich suche hier auch keine eindeutige Empfehlung, sondern eher Inspiration und Anregung -
Richtungen / Schriftempfehlungen an die ich vielleicht noch gar nicht gedacht habe.

Zurück zum Thema:
"neutral" ist natürlich etwas naiv formuliert.
Ich meine damit natürlich etwas schlichtes, das sich nicht zu sehr in den Vordergrund drängt und mit verschiedensten Stilrichtungen gleichermaßen harmoniert.

Warum ich zunächst bei der Source Sans gelandet bin:

 

nicht-gestalterische Aspekte:
- kostenlos -> wenig Budget vorhanden
- Open-Source -> entspricht dem Vereinsgedanken; Schlagwort Partizipation

gestalterische Aspekte:
- passende Mischung aus  Dynamik und Statik:

Strichführung geradlinig und unprätentiös, dennoch dynamisch durch Strichstärkenkontrast, etc.
- nicht zu kalt und technisch
- gut ausgebaut


Wie gesagt: vielen Dank schon mal für das tolle Feedback.
Werde das nun in Ruhe durchgehen :)

  • Gefällt 2
Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Norbert P:

Irgendwie hat bertel mit "condensed" den Knoten zum Platzen gebracht ;-)

:-?

 

Condensed scheint er doch generell zu mögen, oder? Wenn es danach geht, könnte man sich auch nochmal die Open Sans mit Condensed-Schnitten anschauen. Die finde ich aber genauso wie die Source inzwischen ziemlich abgedroschen. Zumindest im Web sind diese ja beinahe allgegenwärtig.

 

:-?

Geschrieben

Mit Source Sans, Open Sans oder ähnlichen machst du nichts falsch.

 

Falls es doch ein bisschen weniger – ich zitiere mal meinen Vorredner – »abgedroschen« sein soll, werfe ich mal die Linux Biolinum in die Runde. Überhaupt nicht overused, anders als die meisten freien Schriften eine tatsächlich kollaborativ entwickelte Schrift mit einem Stil, der bewusst die Klischees bricht, die man wahrscheinlich sowohl mit Street Art als auch Kunstverein verbindet.

Street%20Art%20e.V..png
Linux Biolinum

(Der Schriftmustergenerator ignoriert hier leider das Font-Kerning. Deshalb sieht »e.V.« so doof aus.)

Geschrieben

Hallo,

 

vor 5 Stunden schrieb R::bert:

 

Die Cooper Hewitt war auch einer meiner ersten Gedanken ... und die Roboto war auch dabei:

 

Wenn es kostenlos sein soll ist das Schriftenhörnchen eine gute Anlaufstelle:

 

https://www.fontsquirrel.com/

 

Leider ist die Vergabe der "Tags" wenig zielführend und der Frager muss sich leider durch fast alle Sans durchwühlen. Nur der Tag Paragaph ist sinnvoll für die Vorauswahl, der Rest ziemlich willkürlich vergeben.

 

https://www.fontsquirrel.com/fonts/list/find_fonts?filter[classifications][0]=sans+serif&filter[settings][0]=show_more_tags&filter[tags][0]=paragraph

 

Mit Downloads local only gibt es nur die vom Hörnchen direkt herunterladbaren Schriften, manche unhandlichen Downloads bei den Herstellern bleiben einem erspart. Und dann noch mindestens 4 Schnitte und man hat folgendes:

 

https://www.fontsquirrel.com/fonts/list/find_fonts?filter[classifications][0]=sans+serif&filter[download]=local&filter[family_size]=4&filter[settings][0]=show_more_tags&filter[tags][0]=paragraph

 

Nicht gerade Condensed, aber vielleicht trotzdem einen Blick Wert? Mal schaun:

 

Eine Gotham für Preisbewusste:

https://www.fontsquirrel.com/fonts/metropolis

 

Eine sehr alte Neogrotesk englischen Vorbildes:

https://www.fontsquirrel.com/fonts/montserrat

Bei insgesamt 9 Strickstärken kann man damit sicher schöne Spielchen treiben. Worte oder ganze Sätze dicker oder dünner werden lassen ...

 

Sehr ähnlich der Schelter Grotesk aus dem Jahr 1860:

https://www.fontsquirrel.com/fonts/work-sans

Bei insgesamt 10 Strickstärken kann man damit sicher schöne Spielchen treiben. Worte oder ganze Sätze dicker oder dünner werden lassen ... aber da wiederhole ich mich ...

 

FHWA-Series von der US-Autobahnbundesbehörde (Interstate):

https://www.fontsquirrel.com/fonts/overpass

Bei insgesamt 8 Strickstärken kann man damit sicher schöne Spielchen treiben. Worte oder ganze Sätze dicker oder dünner werden lassen ... aber da wiederhole ich mich ... Du musst dann aber auch mit der Assoziation mit den USA leben.

 

Das ist so ganz grob mal die erste Verwirrung im Kopf ...

 

MfG

 

Uwe Borchert

 

Gast Schnitzel
Geschrieben

Ich dachte ja gleich wieder an … Achtung … Avenir :-D;-)

Wenn ein Mac am Start ist, ist sie sogar kostenlos. Ist zwar auch etwas abgedroschen, aber ich finde die ganzen ähnlichen Schriften beim Hörnchen entweder nicht gut, zu eigenwillig oder eben auch schon abgedroschen, weil sie überall im Netz zu sehen sind :nicken:

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb Schnitzel:

Wenn ein Mac am Start ist, …

… und wie irgendwo beschrieben eine dynamische Sans gesucht wird, wäre sicher auch die Seravek mal einen Blick wert – auch noch nicht überbeansprucht. 

;-)

 

 

… und Achtung: Den kostenfreien Mozilla-Font Fira Sans, erhältlich in drei Weiten und mit einfacher g-Alternative auch nicht mehr ganz so eigenwillig, hatten wir auch noch nicht. 

:-D

 

Oder kauf Dir das Buch Hallo ich bin Erik! und nimm den dann kostenfrei verfügbaren Schnitt der Real. Und für nochmal 45 Euronen gäbe es bis 11. Mai sogar die gesamte Text- oder Head-Familie.

:-P

 

 

Geschrieben

Vielleicht etwas offensichtlich im Zusammenhang mit Street Art, Graffiti usw. – mit einer Stencil (gab es da schon Vorschläge) stellt ja man schnell den Zusammenhang her, hier die erste Möglichkeit aus Thorstens Schriftmustergenerator. Als Textschrift sicher nicht so gut zu gebrauchen, aber für Logo, Schriftzug, Headlines?

Street Art e.V..png

  • Gefällt 1

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