Thorsten Kraft Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Guten Tag. Ich erfhoffe mir Hilfe bei der Identifizierung der auf den Zifferblättern der Ruhla-Exportuhren verwendeten Schriftart. Ich kann folgendes beitragen. Die auf den Fotografien abgebildeten Zifferblätter wurden zwischen 1969 und spätestens 1973 hergestellt. Den Begriff Stopp-Meister gibt es nach 1973 nicht mehr. Zumindest für den Stopp-Meister gibt es Aussagen, dass die Zifferblätter in der BRD gefertigt und die Uhren in Ruhla lediglich konfektioniert wurden. Eine weitere bisher nicht durch Quellen eindeutig belegbare Aussage besteht darin, dass der Begriff „Stopp-Meister“ durch die Firmen Quelle (Vertrieb) und Rexer (Importeur) kreiert sei. Es bleibt offen, ob bei entsprechendem Wahrheitsgehalt dieser Aussage, auch das Schriftdesign vorgegeben wurde. Der Ruhla-Schriftzug des Stopp-Meister weicht vom zum gleichen Zeitpunkt in der DDR verwendeten Ruhla-Schriftzug ab. Danke im Voraus.
Beste Antwort Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 5, 2017 Beste Antwort Geschrieben Oktober 5, 2017 vor 4 Minuten schrieb Thorsten Kraft: Guten Tag. Ich erfhoffe mir Hilfe bei der Identifizierung der auf den Zifferblättern der Ruhla-Exportuhren verwendeten Schriftart. Die Hoffnung muss enttäuscht werden. Warum wird in diesem Artikel erklärt.
Thorsten Kraft Geschrieben Oktober 5, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Oktober 5, 2017 Herr Herrmann, danke für die schnelle Antwort. Da weiß ich jetzt garnicht, ob ich mich beschämt in eine Ecke zurückziehen soll oder lieber doch noch auf eine Antwort warte, die mir Auskunft darüber gibt, aus welchem Font denn die Buchstaben auf den Zifferblättern entlehnt sein könnten. Mitgeht es nicht um die Markenzeichen sondern um die sonst auf den Zifferblättern verwendete Schrift (z.B. Made in Germany). Das hätte ich besser ausführen sollen. Der Hinweis mit dem Unterschied im Ruhla-Logo sollte mehr die unausgesprochene Vermutung darlegen, dass die Schrift nicht unbedingte ihren Ursprung in der DDR haben muss.
Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 vor 26 Minuten schrieb Thorsten Kraft: Mitgeht es nicht um die Markenzeichen sondern um die sonst auf den Zifferblättern verwendete Schrift (z.B. Made in Germany). Gleiche Antwort für beides.
catfonts Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Nein, beschämt in die Ecke muss man nicht, sondern einfach nur akzeptieren, das neue Schriften, die ein Schriftgestalter entwirft nicht aus einer anderen Schrift entlehnt sein müssen. Und die bekannten Schriftgestalter haben eben nicht nur komplette Schriften entworfen, sondern eben auch, dann als Grafiker nur kurze Schriftzüge, bei denen man dann als Schriftgestalter noch mehr Freiheiten hat, müssen sich dann in der gewählten Formensprache eben nicht alle Buchstaben des Alphabets umsetzten lassen. Umgekehrt ist es nicht selten, dass sogar ein Logoauftrag bei einem auf Schriftgestaltung spezialisierten Grafiker hinterher dann eine ganze Schrift draus geworden ist. Die Frage hier, welchem Font denn die Buchstaben für die Zifferblatt-Texte entlehnt wurden, wäre das gleiche, als würde man fragen, aus welchem Font Adrian Frutiger denn die Buchstaben für die Univers entlehnt habe.
Kathrinvdm Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Man könnte hier aber umgekehrt durchaus nach modernen digitalen Schriften fragen, die den gezeigten Beispielen in der Form ähnlich sind. Eine solche Suche kann von Erfolg gekrönt sein, denn so mancher heutige Schriftgestalter hat sich von schönen alten Schriftzügen zu neuen digitalen Schriften inspirieren lassen. »Genau diese Schrift« wird man, wie oben von den Kollegen bereits fachkundig ausgeführt, nicht als digitale Variante finden, aber eine ähnliche Schrift, die den gewünschten Formencharakter aufgreift, mag sich mit etwas Durchhaltevermögen und Glück finden lassen. 1
Thorsten Kraft Geschrieben Oktober 5, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Oktober 5, 2017 vor 23 Minuten schrieb catfonts: Nein, beschämt in die Ecke muss man nicht, sondern einfach nur akzeptieren, das neue Schriften, die ein Schriftgestalter entwirft nicht aus einer anderen Schrift entlehnt sein müssen. Das akzeptiere ich mit Sicherheit und falls auf meine Vokabel „entlehnt“ in Bezug auf die Schrift angesprochen wird, damit meine ich lediglich deren Verwendung, nicht was ähnliches nachmachen oder darin eine Inspiration für was Neues finden. Ich habe also davon auszugehen, das die Schrift keinen „Namen“ hat. Ich weigere mich aber zu glauben, dass sie nicht in irgendeiner Form normiert war oder zumindest als irgendeine Art Muster geschützt war / ist. Die Schrift und ich verweise hier noch einmal auf das Wort „Germany“, ist sowohl auf der in der DDR als auch in der in der BRD gefertigten Uhr identisch. Die Logos interessieren mich weniger, da trifft der Artikel, auf den Herr Herrmann hinwies.
Ralf Herrmann Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Der Artikel behandelt aber nicht nur Logos. Geräte-Beschriftungen sind auch dabei und ein Wecker als Beispiel. Die Beschriftung einer Uhr fällt exakt in diese Kategorie. Das Wort Germany in dem Beispiel oben ist (physisch) so klein – da gibt es letztlich nichts gestalterisch zu schützen. Das is an der unteren Grenze zu Lesbarkeit. Für schutzwürdige Gestaltung ist da genauso wenig Platz, wie für eine Normzeichnung oder ähnliches.
catfonts Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Ich habe mal versucht, die drei besonders typischen Buchstaben von Germany auf beiden Zifferblättern nachzustellen. Eine Font-Suche mit diesen Formen., insbesondere mit dem an ein kyrillisches U erinnernde Y brachte kein Ergebnis:
Kathrinvdm Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Ich denke, dass in vordigitalen Zeiten Zifferblätter als kompletter Entwurf gezeichnet und dann entsprechend umgesetzt wurden. Die gezeichneten Schriften unterlagen dabei der gestalterischen Freiheit der Urheber dieser Entwürfe. Eine dabei im Laufe der Zeit ausgeprägte gestalterische Handschrift verhalf den Uhren, neben anderen Designmerkmalen, zu einer visuellen Markenidentität. Insofern wundert mich nicht, dass bei den verschiedenen oben gezeigten Zifferblättern bestimmte (typo)grafische Details übereinstimmen – was bei den Kunden (und/oder dem Gestalter) beliebt war, wurde logischerweise beibehalten.
Thorsten Kraft Geschrieben Oktober 5, 2017 Themen-Ersteller Geschrieben Oktober 5, 2017 Mir ging es auch nicht darum, ob eine digitale Variante der Schrift existiert. Ich wollte die Schrift für einen Aufsatz über die Exportuhren von Ruhla lediglich genau bezeichnen können. typografie.info wird von der Fachwelt gelobt, kommt aus Weimar. Und weil die Uhrenwerke Weimar seit 1967 zum VEB Uhrenkombinat Ruhla gehörten, eine Menge Design-Elemente auch aus Weimar stammten, assoziierte ich eine gewisse Nähe und erhoffte mir eine schnelle Antwort. Die offensichtlich für das Design, zumindest des Stopp-Meister, verantwortlich zeichnende Firma wurde 1994 liquidiert, Nachfrage also aussichtslos. Es gibt einen Hinweis auf eine Ziffernblattfertigung in Pforzheim. Die Recherche dazu dauert noch an. Mir war nur aufgefallen, dass bei vielen Exportuhren von Ruhla um 1970 herum bei Erläuterungen der auf dem Zifferblatt aufgedruckten Eigenschaften wie z.Bsp. zur Wasserdichtigkeit oder bei der Herkunftsbezeichnung, die auf den Fotos abgebildete Schrift zu finden war.
Kathrinvdm Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Danke, Deine ausführliche Erklärung ist hilfreich. Allerdings denke ich nach wie vor, dass diese hier auf den Zifferblättern gezeigten Schriften keinen spezifischen Namen haben, den wir Dir nennen könnten. Was wir hingegen tun können, ist, Dir bei der Klassifizierung der gezeichneten Schriften zu helfen, so dass Du sie anhand ihrer Gestaltungsmerkmale typografisch einordnen und beschreiben kannst. Würde Dir das für Deinen Aufsatz weiterhelfen?
catfonts Geschrieben Oktober 5, 2017 Geschrieben Oktober 5, 2017 Nun, wenn ich da auf die betreffende Zeit schaue, war es so: Benannte Schriften wurden nahezu ausschließlich dort verwendet, wo Schrift wirklich zeilenweise gesetzt werden konnte, vom Buch, über Zeitungen bis runter zum Satz von Visitenkarten. Hier hatte man die Schriften der großen Schriftgießereien. In anderen Branchen hatte man aber ein gänzlich anderes Schriften-Universum. Z.B. die Hersteller der Formen für Stempelhersteller, praktzisch auch einzelne bewegliche Lettern, nur mit dem Unterschied das diese die Buchstaben als Vertiefungen trugen, wurden dann wieder von darauf spezialisierte Firmen hergestellt, und hier gab es dann oft nur eine kleine Auswahl an Schrift-Stilen, die dann nur als "Antiquaschrift" , "Grotesk" oder "Schreibschrift" im Programm waren. Sicherlich ähnelten diese Schriften dann auch gängigen Satzschriften, waren im Entwurf aber an die speziellen Bedürfnisse in Gummi geformt zu werden, angepasst. Ebenso gab es dann für alles mögliche mehr oder weniger normierte Musterzeichnungen. So erinnere ich mich noch an die Vorlageblätter für die Beschriftung von Autotüren, auf die man früher vom Lackierer die Firmenadresse auf lackieren ließ. Diese Vorlagenblätter wurden dann per "Storchenschnabel" auf die richtige Größe für die Autotür herunter skaliert, sodass der Lackierer sich eine 1:1-Vorlage für die Türbeschriftung zeichnete. Dann wurde mit Zuckerwasser eine Stanniolfolie auf die zu beschriftende Fläche geklebt, die Vorlage mit Malerkrepp darüber platziert und dann und die Vorzeichnung mittels eines Kopiergriffels, eines Stiftes, dessen Spitze eine kleine Metallkugel sitzen hat, von der Papierzeichnung auf die Stanniolfolie durchgedrückt. Anschließend wurden dann die so vorgezeichneten Buchstaben mit einem Skalpel aus der Zinnfolie herausgeschnitten, sodass anschließend, nach vorsichtigen Auswaschen des Zuckers auf dem Grundlack, die Schrift lackiert werden konnte. Wahrscheinlich wird also der Hersteller von Uhr-Zifferblättern ebensolche hausinternen Musterzeichnungen verwendet haben, mit dessen Hilfe der Gestalter der Zifferblätter dann seine Zeichnung anfertigen konnte. Solche Musterzeichnungen waren dann bestenfalls nach dem generellen Stil der Schrift, z.B. "Fette Groteskschrift" oder einfach nur als "Schrift Nr. 26" durchnummeriert, und hatten dann nur im seltensten Fall irgend einen Bezug zu einer Satzschrift. Diese Vorgehensweise hatte natürlich auch einen Vorteil, der durch die Allgegenwärtigkeit digitaler Schriften praktisch verloren gegangen ist: Damals waren diese Branchenspezifischen Schriften auf die speziellen Bedürfnisse der Anwendung und des zu beschriftenden Materials abgestimmt, während heute oft Schriften, die für den Druck auf Papier gedacht waren eingesetzt werden, während diese Musterzeichnungen mit den gänzlich andersartigen Schriften beim Umstieg auf moderne Beschriftungsmethoden oft vernichtet wurden, und so verloren gingen.
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