Stötzner Geschrieben Januar 19, 2018 Geschrieben Januar 19, 2018 Mir ist die erste Form (Kaptalband) geläufig. Laut Duden scheint es beide Formen zu geben. Seine Funktion ist v.a die der besseren optischen Verbindung zwischen Buchblock und Buchdecke (Buchrücken).
TobiW Geschrieben Januar 19, 2018 Geschrieben Januar 19, 2018 Ich kenne – aus dem Workshop bei ner Buchbinderin und auch sonst – nur Kapitalband. Und als „Funktion“ kenne ich auch noch den Schutz vor Staub.
Gast Schnitzel Geschrieben Januar 19, 2018 Geschrieben Januar 19, 2018 vor 12 Minuten schrieb TobiW: Und als „Funktion“ kenne ich auch noch den Schutz vor Staub. Das war bei mir auch irgendwie hängengeblieben – wobei das im Typoseminar war, wo wir einige Legenden vermittelt bekamen
Norbert P Geschrieben Januar 19, 2018 Geschrieben Januar 19, 2018 Mir ist auch noch der "verbale" Ausdruck "kaptalt" geläufig (und nur ohne i), als Nomen aber eigentlich nur "Kapitalband". Sprache geht mitunter seltsame Wege.
Martin Z. Schröder Geschrieben Januar 20, 2018 Geschrieben Januar 20, 2018 Als ich Verlagshersteller war, anno 1986, sprach man dort nur von Kaptalband. (Soweit ich mir erinnere.) Vielleicht weil es in Berlin war, wir verkürzen gern. Die Seiten des Ober- und Unterschnittes am Rücken werden aber Kapitale genannt, jedenfalls seit über 100 Jahren. Die Lateiner unter den Druckern und Buchbindern sagten es vielleicht anders? Das Kapitalband war zu Zeiten des Handbuchbindens nicht der heutige Stoffschnipsel, sondern ein eigens hergestelltes, innen mit Schnur oder Draht stabilisiertes Stück Baumwolle oder Seide, bei schweren Büchern auch Sämischleder, das sowohl die einzelnen Bogen des Buches verband als auch den Enden des Rückens Halt gab. Lesezeichenbänder werden vor dem Kapitalband angebracht, es dient also hier zur Befestigung der Seidenlitze. Umstochene Kapitalbänder wurden mit Pergament, Karton oder Leder anstelle von Schnur gefüllt und das Buch mit dem Kapital vernäht, wodurch sich das sog. Kettchen auf dem Kapitalband bildete. Ich weiß nicht, ob Handbuchbinder das heute noch machen. Man spricht vom Anbringen des Kapitals und verwendete für die Tätigkeit auch das Verb »kapitalen«. Heute ist das Kapitalband bei den klebegebundenen Büchern zu reiner Zierde geworden, also eigentlich ein Imitat, das für Kenner einen Wert vorgaukelt, den das Buch in Klebebindung nicht haben kann. Man muß sich für jedes klebegebundene Buch ohne Leseband überlegen, ob man mit einem solchen reinen Ornament arbeitet und so ein wenig auch eine Fadenheftung vorgaukelt. Tschichold hat es für solche Bücher gänzlich abgelehnt, weil es seine Funktion verloren hat, reiner Schmuck ist und das Buch etwas verteuert, was nicht der Verbreitung zum geringen Preis dient. Für Tschichold stand die geistige Funktion des Buches an erster Stelle. Zumal das funktionslose Kapitalband früher oft schlampig befestigt wurde und dann bald häßlich aussah, ausfranste, abriß, während ein echtes Kapital sich nicht so leicht löst, zumal das hochwertige umstochene. Ich verwende es gelegentlich als Schmuck, wenn ich Bücher austatte, immer mit etwas schlechtem Gewissen. Es gibt jedoch eine passable Auswahl von Farben und wird in besserer Qualität eingeklebt als zu Zeiten von Tschicholds berechtiger Kritik. Ich kann mir vorstellen, daß es aus Kunststoff besteht. Für »ehrliche« Bücher in Klebebindung und ohne Leseband muß man es weglassen und die Schönheit nicht durch materiellen, sondern geistigen Aufwand hervorbringen, also Typografie. 1
catfonts Geschrieben Januar 20, 2018 Geschrieben Januar 20, 2018 Und da ich hier ja bei den Buch-Bestandteilen bin, und dafür keinen extra Strang aufmachen will, der Hinweis halt hier: Bei den Buch-Bestandteilen fehlt jetzt noch die nur noch selten anzutreffende Hülse: https://de.wikipedia.org/wiki/Hülse_(Buch)
Rima Geschrieben Januar 21, 2018 Geschrieben Januar 21, 2018 Ich kenne nicht alle Buchbinder, aber die, die ich kenne, sprechen vom Kapitalband. In Bibliotheksbänden ist ein Kapitalband vorgeschrieben. Inwieweit das handgestochene Kapital heute noch in der Lehre vermittelt wird, kann ich leider nicht sagen – für einen Franz- oder Bradelband ist es aber ein Muss. Allerdings ist diese Art des handgestochenen Kapitals viel filigraner als die eher technisch zu begründenden geflochtenen Kapitale mittelalterlicher Bücher. Eine sehr schöne Lösung für Kapitalbänder hat eine Buntpapier- und Buchkünstlerin aus München gefunden: Sie fertigt Kapitalbänder aus Resten von Seidenstoffen an, was stets erstaunlich gut zum Buch passt. Diese Lösung ist wesentlich eleganter als ein herkömmliches Fertig-Kapitalband, erspart aber das stundenlange Geklöppel, das man mit einem handgestochenen Kapital hat (für das man zudem auch immer die passenden Farben braucht). 1 1
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