JaPeSB Geschrieben Februar 23, 2018 Geschrieben Februar 23, 2018 Hallo miteinander, das Thema sagt schon, worum es geht: um fremdsprachliche Zitate in deutschen Texten. Im Buchsatz habe ich mir folgende Regeln zu eigen gemacht: 1. fremdsprachl. Zitate im Fließtext (darunter auch Fußnoten) immer in deutschen Anführungszeichen (doppelte, einfache) 2. fremdsprachl. Zitate, die im Layout abgehoben erscheinen, bekommen die fremdsprachlichen Anführungszeichen, z.B. längere Zitate, die eingerückt und mit petit-Schrift gesetzt werden, oder Angaben in Literaturverzeichnissen. Soweit ich gesehen habe, wird dies auch sonst empfohlen. Sicherheit scheint es aber nicht zu geben. Mein Frage ist daher: Gibt es doch verbindliche Regelungen, die mir unbekannt sind? Es müssen hier also keine Geschmacksfragen diskutiert werden, sondern nur 'belastbare' Infos. Besten Dank und Grüße – JaPe
Dieter Stockert Geschrieben Februar 23, 2018 Geschrieben Februar 23, 2018 In der Detailtypografie von Forssman / de Jong heißt es unter »Anführungen bei fremdsprachigen Zitaten«: Zitat Die Regel besagt, dass man auch kürzere fremdsprachige Zitate in den Anführungen der fremden Sprache setzen solle. Andererseits kann eine Mischung verschiedener Anführungen auch ein bißchen supergebildet aussehen und ablenken. Daher darf man die Regel ignorieren und kurze Zitate in den Anführungen der umgebenden Sprache setzen. Innerhalb fremdsprachiger Zitate verwendet man die zur jeweiligen Sprache gehörenden Anführungen. [Fettdruck im Original] Es wird dort auch verwiesen auf den Abschnitt »Fremdsprachen«, wo es für englischen Satz ein eigenes Kapitel gibt (dort wird unter anderem darauf hingewiesen, dass die deutsch-französische Form der Anführung, die im englischen Satz gelegentlich anzutreffen sei, praktischer sei, weil es keine Verwechslungen mit Apostroph gibt und bei Interpunktionen keine so großen Löcher im Satz entstehen). 2
Ralf Herrmann Geschrieben Februar 23, 2018 Geschrieben Februar 23, 2018 vor 46 Minuten schrieb JaPeSB: Gibt es doch verbindliche Regelungen, die mir unbekannt sind? Es müssen hier also keine Geschmacksfragen diskutiert werden, sondern nur 'belastbare' Infos. Welche Quellen würdest du denn als »verbindlich« (statt persönlich-geschmacklich) akzeptieren?
JaPeSB Geschrieben Februar 24, 2018 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 24, 2018 Hallo Dieter, danke für den Hinweis. Nun müsste man ja nur noch wissen, woraus Forssman/de Jong ihre Kenntnisse schöpfen. Für mich ist das vorläufige Fazit, dass man es getrost als verhandelbares Detail durchgehen lassen kann. (An Ralf: "Verbindlich" wäre alles, was als Standard von entsprechenden Institutionen und/oder Instanzen (Duden, DIN u.ä.) vertreten und beispielsweise in Ausbildungsgängen vermittelt wird.) Gruß JaPe
Gast bertel Geschrieben Februar 24, 2018 Geschrieben Februar 24, 2018 vor 15 Stunden schrieb JaPeSB: 2. fremdsprachl. Zitate, die im Layout abgehoben erscheinen, bekommen die fremdsprachlichen Anführungszeichen, […] Soweit ich gesehen habe, wird dies auch sonst empfohlen. Soweit ich das kenne (und gelernt habe), wird das nicht so gehandhabt. Die Anführungszeichen eines Zitats gehören immer zum deutschen Text, da dort das Zitat stattfindet. Erst wenn es sich um ein Zitat in einem fremdsprachlichen (f.) Zitat oder um wörtliche Rede in einem f. Zitat handelt, werden die f. Anführungszeichen gesetzt, weil sie sich dann auf den f. Satz beziehen. Eine solche Regelung habe ich beispielsweise auch an der Uni Frankfurt gefunden – ob das nun als verbindlich anzusehen sein soll, lass ich mal dahingestellt.
Marion Kümmel Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 Am 23.2.2018 um 17:48 schrieb JaPeSB: Mein Frage ist daher: Gibt es doch verbindliche Regelungen, die mir unbekannt sind? Nach den Vorschriften für den Schriftsatz, wie sie alle Duden Rechtschreibung seit 1915 unter unterschiedlichen Titeln anführen, sollen fremdsprachige Zitate (auch kurze) die Anführungszeichen der fremden Sprache erhalten. Nur einzelne angeführte Wörter sollten demnach in deutschen Anführungszeichen stehen. Praxis ist aber auch nach meinem Eindruck, dass nur bei längeren Zitaten, die vom Text abgesetzt sind, die fremden Anführungszeichen verwendet werden – wie von Dieter aus der Detailtypografie zitiert. Wenn Zitate typgrafisch abgesetzt werden, können die (äußeren) Anführungszeichen auch entfallen. Zu den Belegen: Im aktuellen Duden (27. Auflage, 2017) heißt es im Abschnitt »Textverarbeitung und E-Mails« (Nachfolger der Regeln für den Schriftsatz) unter Anführungszeichen (Seite 112): Zitat Bei einzelnen aus fremden Sprachen angeführten Wörtern und Wendungen werden die Anführungszeichen wie im deutschen Text gesetzt. Der „guardia“ ist so etwas wie ein Abschnittsbevollmächtigter. Werden dagegen ganze Sätze oder Absätze aus fremden Sprachen zitiert, dann verwendet man die in dieser Sprache üblichen Anführungszeichen. Ein englisches Sprichwort lautet: “Early to bed and early to rise makes a man healthy, wealthy, and wise.” Cavours letzte Worte waren: «Frate, frate! Libera chiesa in libero stato!» So lautet die Regel samt Beispielen im Wesentlichen seit 1915. Sie findet sich unter »Richtlinien für den Schriftsatz« auch in »Duden. Satz und Korrektur« (Hg. Brigitte Witzer, Mannheim 2003, Seite 282). 5 1
JaPeSB Geschrieben Februar 25, 2018 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 25, 2018 Prima, vielen Dank allen, die zur Klärung beigetragen haben! Jetzt kenne ich die Grundlage, auf der ich selbst entscheiden bzw. mit meinen Kunden Vereinbarungen treffen kann.
Florian Niklaus Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 Am 24.2.2018 um 08:30 schrieb JaPeSB: Für mich ist das vorläufige Fazit, dass man es getrost als verhandelbares Detail durchgehen lassen kann. (An Ralf: "Verbindlich" wäre alles, was als Standard von entsprechenden Institutionen und/oder Instanzen (Duden, DIN u.ä.) vertreten und beispielsweise in Ausbildungsgängen vermittelt wird.) Meine Erfahrung aus der Praxis: Ich habe zehn Jahre im akademisch-wissenschaftlichen Bereich gearbeitet, und zwar in dem Bereich der Literatur- bzw. Editionswissenschaft, wo Deine Frage täglich eine Rolle spielt. Und zwar gleich in doppelter Hinsicht: Zum einen wird in den betreffenden Texten ständig aus verschiedenen Sprachen zitiert, zum anderen sind entsprechende Sammelbände, Ausgaben oder Zeitschriften selbst oft mehrsprachig abgefasst. Gerade in der Schweiz sind zwei- oder dreisprachige Bücher häufig – in denen dann eben wiederum Texte in mehreren weiteren Sprachen zitiert werden. (Als Beispiel: ein Katalog in deutscher, italienischer und englischer Sprache über russischen und italienischen Futurismus – welche Satzregeln sollen jetzt wo gelten?) Kurzes Fazit: Die oben angeführte Duden-Regel wird in den meisten akademischen deutschsprachigen Verlagen, auch in als Standard geltenden Editionen – und die müssten es ja wissen – nicht umgesetzt (doch, kann man so pauschal sagen). In den meisten Fällen gelten die typographischen Regeln der das Zitat «umgebenden» Sprache. Die in der jeweiligen Sprache richtigen Anführungszeichen einzusetzen (die ja im Übrigen in den anderen Sprachen auch nicht überall einheitlich sind!), das sieht man allenfalls bei übereifrigen bibliophilen Ausgaben – wenn es denn nicht schon von einem uneinfühlsamen Korrektor vereinheitlicht wurde. 1
JaPeSB Geschrieben Februar 25, 2018 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 25, 2018 Florian, genau das schien mir auch so zu sein und hat mich zu meiner vorläufigen Handhabe veranlasst. In den Manuskripten bekommt man als Setzer wenig Einheitliches, gerade die Anführungszeichen sind in aller Regel der Kräuter und Rüben wildeste Auswahl. Dass die umgebende Sprache den Ausschlag geben sollte, scheint aus ästhetischen und pragmatischen (satztechnischen) Gründen sinnvoll und kann von mir also guten Gewissens weiterverfolgt werden. Bevor jemand fragt: "pragmatisch" bedeutet, dass es das gewöhnliche Honorargefüge nicht zulässt, das Durcheinander der Anführungszeichen zu vereinheitlichen, ohne dass auf die Spracheinstellung des Dokuments zurückgegriffen wird. – Also nochmals besten Dank meinerseits für die wertvollen Hinweise!
Marion Kümmel Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 vor 54 Minuten schrieb Florian Niklaus: Kurzes Fazit: Die oben angeführte Duden-Regel wird in den meisten akademischen deutschsprachigen Verlagen, auch in als Standard geltenden Editionen – und die müssten es ja wissen – nicht umgesetzt (doch, kann man so pauschal sagen). In den meisten Fällen gelten die typographischen Regeln der das Zitat «umgebenden» Sprache. Im Fließtext werden entgegen der Duden-Regel eher die Anführungszeichen der Umgebungssprache gesetzt – da stimme ich zu. Aus welchen Gründen die Regel generell nicht beachtet wird, würde ich jedoch differenzierter betrachten. Gerade in akademischen Verlagen werden Texte in der Regel im Verlag nicht Korrektur gelesen, sondern nur von AutorInnen bzw. wissenschaftlichen Hilfskräften. Und die wissen es eben oft nicht und beachten einfache Mindeststandards nicht. Wenn schon Strichlängen, deutsche Anführungszeichen, Apostrophe, Zeilenumbrüche, Festabstände usw. nicht korrigiert sind, belegen die Anführungszeichen in fremdsprachigen Zitaten wenig bis nichts. 1 1
Florian Niklaus Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 vor einer Stunde schrieb Marion Kümmel: Gerade in akademischen Verlagen werden Texte in der Regel im Verlag nicht Korrektur gelesen, sondern nur von AutorInnen bzw. wissenschaftlichen Hilfskräften. Und die wissen es eben oft nicht und beachten einfache Mindeststandards nicht. Ja, das trifft sicher zu. Aber auch solche Verlage (wenn sie denn nicht on demand einfach alles drucken) geben ja in der Regel ein Stylesheet heraus – und ich kann mich nicht erinnern, je gesehen zu haben, dass in einem solchen die Anführungszeichenregel verlangt worden wäre. Und daneben gibt es ja durchaus noch akademische Verlage mit anständigem Fachlektorat, und auch dort (darauf wollte ich ja hinaus) ist das Angleichen der Satzregeln an die Fremdsprache absolut nicht Usus.
Marion Kümmel Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 vor 32 Minuten schrieb Florian Niklaus: Und daneben gibt es ja durchaus noch akademische Verlage mit anständigem Fachlektorat, und auch dort (darauf wollte ich ja hinaus) ist das Angleichen der Satzregeln an die Fremdsprache absolut nicht Usus. Kennst du Beispiele? Und wird dort eine gegenteilige Regel formuliert oder ist die Handhabung der Anführungszeichen in fremdsprachigen Zitaten einfach nicht erwähnt? Die Ausgangsfrage bezog sich ja ausdrücklich auf Regelungen.
Þorsten Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 vor 14 Minuten schrieb Marion Kümmel: Kennst du Beispiele? Das würde mich auch mal interessieren. Meine Frau ist Englischprofessorin (immerhin in einer sehr sprachnahen Disziplin!) und publiziert eifrig (als Autorin und Herausgeberin), hat aber noch kein »Fachlektorat« erlebt. Die Regelvorgaben beschränken sich praktisch immer auf ein Wort bzw. eine Abkürzung: entweder Chicago oder MLA. 1
Florian Niklaus Geschrieben Februar 25, 2018 Geschrieben Februar 25, 2018 vor einer Stunde schrieb Marion Kümmel: Kennst du Beispiele? Und wird dort eine gegenteilige Regel formuliert oder ist die Handhabung der Anführungszeichen in fremdsprachigen Zitaten einfach nicht erwähnt? Die Ausgangsfrage bezog sich ja ausdrücklich auf Regelungen. Konkrete Verlagsnamen möchte ich jetzt nicht aufzählen (in zahlreichen Zeitschriften und Jahrbüchern sind die Richtlinien praktischerweise gleich in jeder Ausgabe im Anhang mit abgedruckt): Aber als Faustregel kann durchaus gelten, dass in der Literatur- und Editionswissenschaft gewöhnlich die Satzregeln derjenigen Sprache gelten, in der der Aufsatz oder das Buch verfasst ist – und das erstreckt sich dann eben auch auf die Anführungszeichen der Zitate. Es wird also in Bezug auf fremdsprachige Anführungszeichen keine gegenteilige Regel formuliert, sondern meist einfach nicht erwähnt. Das heißt aber auch, dass zum Beispiel in zweisprachigen romanistischen Zeitschriften (Germanisch-romanische Monatsschrift oder Romanistische Zeitschrift für Literaturgeschichte) die Satzzeichen je nach Beitrag variieren: Deutschsprachige Beiträge verwenden die im Deutschen üblichen Anführungszeichen, die französischsprachigen Beiträge die französischen Satzzeichen mit überall reichlich Luft dazwischen – und englische oder italienische Beiträger machen's wiederum so, wie sie es gewohnt sind. So steht das alles fröhlich nebeneinander (wir Schweizer sind das ohnehin gewohnt) – nur innerhalb der Beiträge wird eben gewöhnlich nicht gemischt. vor einer Stunde schrieb Þorsten: Meine Frau ist Englischprofessorin (immerhin in einer sehr sprachnahen Disziplin!) und publiziert eifrig (als Autorin und Herausgeberin), hat aber noch kein »Fachlektorat« erlebt. Die Regelvorgaben beschränken sich praktisch immer auf ein Wort bzw. eine Abkürzung: entweder Chicago oder MLA. Vollkommen richtig, im englischsprachigen Sprachraum sind die Vorschriften gerade bei Zeitschriften weit genormter. Dies hat aber auch damit zu tun, dass die entsprechenden Zeitschriften weit stärker in große Konsortien eingebunden sind, die wiederum einheitliche Richtlinien verlangen. Die Einhaltung dieser Richtlinien wird ja aber gerade in der Anglistik im Rahmen eines Peer Reviews in der Regel gut geprüft. Das ist kein vollwertiges Fachlektorat, schon klar – aber auch dieses gibt es durchaus noch, und schade, dass Deine Frau noch nie in den Genuss davon kam.
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