Eckhard Geschrieben März 15, 2018 Geschrieben März 15, 2018 Für ein Buch sollen alte Innschriften abgeschrieben und übersetzt werden. Bei einigen findet sich ein Strich oder eine Tilde über dem m und zwar oft, dort, wo man heute ein "mm" schreiben würde, aber auch an anderen Stellen. Zweimal finde ich solche Striche auch über einem n, bei "Ana" beispeisweise. Striche über dem e sind relativ häufig aber eindeutiger als Strich zu erkennen. Wir sind hier im 17. Jahrhundert irgendwo in Schlesien. Kennt jemand diese Schreibweise? Wie würde man diese Zeichen bei der Abschrift setzen mit einem Strich, mit einer Tilde? Die Bilder zeigen die Worte: "grimiger Kälte" "gewaltsam erlittenen" "voll komen" und "aufgenomen" 1
Þorsten Geschrieben März 15, 2018 Geschrieben März 15, 2018 Ein Makron-artiger Überstrich war früher gängig, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Überstrich#Verwendung. Soll der Inhalt des Textes wiedergegeben werden, würde ich die Dopplung ausschreiben, also Anna, grimmig etc. Grim̅ig etc. würde ich nur schreiben, wenn du erörtern willst, wie in alten Texten solche Überstriche verwendet wurden. 2
Eckhard Geschrieben März 15, 2018 Themen-Ersteller Geschrieben März 15, 2018 Es wird erst die Innschrift möglichst genau wiedergegeben, dann ins heutige Deutsch übersetzt, dann ins Polnische. Danke für den Link, Wikipedia sagt: "Früher wurde der Überstrich auch in Textdokumenten verwendet, um eine Buchstabenverdoppelung anzuzeigen. Der Zweck war, Platz zu sparen." Jetzt, habe ich auch die Bezeichnung gefunden: Nasaltrich oder Reduplikationsstrich: https://de.wikipedia.org/wiki/Nasalstrich Das war mir nicht bewusst, trifft die Sache aber auf den Kopf. Manche Texte sind ellenlang und wurden auf gewölbte Grabplatten geritzt. Da spart man gerne mal einen Buchstaben. Nur blöd, dass ich schon alle mit einer Tilde versehen hatte, aber es sollte wohl doch besser ein Strich sein. Wieder was gelernt. 1 1
catfonts Geschrieben März 15, 2018 Geschrieben März 15, 2018 Ich kann mich jedenfalls noch an eine moderne Nutzung erinnern. Das war die Margarinemarke Botterram, mit dem Stich über dem m. (Heute ist es ja so ein Butter+ Öl-Mix, um gekühlt Steichfähig zu sein, so wie es bekanntere Marken auch aus Dänemark und Irland gibt.) (Leider kaum was im Netz zu finden) Zudem hatte es nicht nur den Grund, Platz zu sparen, gerade bei Kurrentschrift (und Sütterelin) war es praktisch notwendig, um Worte mit mm oder nn überhaupt lesbar zu bekommen, waren diese Buchstaben-Kombinationen ohne diesen Dopplungsstrich eine ziemlich lange Zickzack-Linie. Da dies besonders im Umfeld von Fraktur und deutscher Schreibschrift recht oft verwendet wurde, hat der Bund für Deutsche Schrift und Sprache in deren Empfekung für Frakturschriften UNZ1 diese Glyphen auch in den Zeichenumfang im PUA aufgenommen. Ich habe eine ganze Reihe von Schriftarten erstellt, nicht nur Fraktur- oder Kurrentschriften, die nach dieser Empfehlung codiertew Zeichen vollumfänglich (also auch mit m und n mit Dopplungsstrich) enthalten. ich habe sie hier und hier mit diesem Zeichen bei den nach dem Schriftmuster angezeigten Font-Eigenschafts-Icons markiert: 1
Gast bertel Geschrieben März 15, 2018 Geschrieben März 15, 2018 vor 2 Stunden schrieb Eckhard: … Innschriften … Kennt jemand diese Schreibweise? Nö. »Inschriften« dagegen kenne ich schon.
Andrea Preiss Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Habe auch die ganze Zeit überlegt, was Innschriften sind. Wollte schon googeln. Meine Oma hat auch noch so geschrieben. Da sie mir in der Grundschule bei den Hausaufgaben geholfen hat, hatte ich das dann auch so übernommen und von meinem Lehrer gleich eins auf den Deckel bekommen 2
Gast bertel Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Ich kenne die Schreibweise mit Strich über dem m oder n von meiner Mutter, die macht das heute noch. War wohl lange sehr verbreitet.
catfonts Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Ich erinnere mich, wir hatten das Thema vor längerer Zeit schon einmal am Wickel, und da ein Zitat, von dem erst einmal nur die Grundbuchstaben geschrieben sind, ohne i-Pünktchen, u-Häkchen und Verwendung der überstrichenen Doppel-m und Doppel-n: Den Beitrag finde ich gerade nicht...
Gast bertel Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Den hatte ich im Hinterkopf und hab ihn auch nicht gefunden
Þorsten Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Meine Mutter (eingeschult 1950) schreibt nur das u mit Breve, also z.B. sŭmmen. Keine Ahnung, ob sie das aus der frühen DDR-Schule hat oder von ihrem Opa (einem Lehrer im Ruhestand, in dessen Haus sie wohnten).
catfonts Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 Das ist ja auch etwas, das aus der Deuschen Schreibschrift kommt. Wer (wie auch meine Mutter) das Schreiben noch mit Sütterlinschrift erlernt hat, hat das auch später beim Umstieg auf lateinische Schreibschrift beibehalten. Bei der Deutschen Schreibschrift war es ja nötig, um u und n überhaupt zu unterscheiden. 1
Þorsten Geschrieben März 16, 2018 Geschrieben März 16, 2018 vor 23 Stunden schrieb catfonts: Ich habe eine ganze Reihe von Schriftarten erstellt, nicht nur Fraktur- oder Kurrentschriften, die nach dieser Empfehlung codierte Zeichen vollumfänglich (also auch mit m und n mit Dopplungsstrich) enthalten. Einige dieser tollen Schriften lassen sich übrigens hier live testen, z.B. 2
crB Geschrieben März 17, 2018 Geschrieben März 17, 2018 Am 3/15/2018 um 21:04 schrieb Eckhard: Jetzt, habe ich auch die Bezeichnung gefunden: Nasaltrich oder Reduplikationsstrich Hier geht es um Reduplikations- (=Verdopplungs-)striche. Nasalstriche sind (worauf der Wikipediaartikel auch hinweist, etwas anderes, die werden verwendet, um ein einzelnes m/n zu abzukürzen und stehen praktisch immer auf Vokalen, selten auch auf anderen Buchstaben, die keine Nasale sind (und ersetzen dann ganze Endungen.) Am 3/16/2018 um 08:51 schrieb catfonts: Ich erinnere mich, wir hatten das Thema vor längerer Zeit schon einmal am Wickel Am 3/16/2018 um 08:51 schrieb catfonts: Den Beitrag finde ich gerade nicht... Das war hier. 1
jpw Geschrieben Mai 14, 2018 Geschrieben Mai 14, 2018 Philologisch korrekt wird überlicherweise so aufgelöst: ingrim[m]ig oder: ingrimmig [das zweite m ist kursiv] Dazu gehört dann eine Erläuterung über die Prinzipien der Texttranskription. Dort könnte ebenfalls stehen, dass zwischen verschiedenen Formen von s bzw. r in der Transkription nicht unterschieden wird. Übrigens müsste man gewaltsam (mit Strich über dem "m") wohl als gewaltsamb auflösen. Das sind ältere Sprachstufen. Auch "und" wird gerne als "vn" mit Strich über dem "n" geschrieben. Grüße 1
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