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Schrift für Gutachten

Empfohlene Beiträge

Geschrieben
vor 7 Minuten schrieb Dieter Stockert:

Ich denke, niemand hier wollte Dich verärgern. Und das, was Erwin und ich geschrieben hatten, war bestimmt nicht als »Lebenshilfe« gedacht. Du solltest allerdings wissen, dass jemand, der hier im Forum zum Rat fragt, immer auch damit rechnen muss, mit »unerbetenen« Fragen und Ratschlägen konfrontiert zu werden – nicht um jemanden abzuschrecken, sondern weil man sich damit beschäftigt und sich Gedanken macht und damit oft auf Lösungen kommt, die ansonsten außerhalb des Blickfeldes geblieben wären. Freilich hängt die Hilfsbereitschaft im Forum auf Dauer auch davon ab, ob man offene Ohren vorfindet. Und von daher hoffe ich, dass Du Dich nicht bevormundet fühlst, wenn ich Dir rate, noch einmal darüber nachzudenken, was Fachleute hier zu Corporate Design,  Schriftart und Satzspiegel gesagt haben.

Okay - das kann ich gelten lassen. Und, wie meine letzte Antwort auf @R::bert gezeigt hat, bin ich durchaus gewillt, von mir nicht bedachte Aspekte zu beherzigen. Solche Ratschläge müssen eben mehr sein als Mahnungen zur institutionellen Linientreue, wonach mir einiges Gesagte klang. Aber ich will nicht nachkarten; deine Klarstellung genügt mir.

Geschrieben
vor 4 Stunden schrieb spectator:

Oder hast du massive Bedenken?

Nachtrag:

Ich bedauere es etwas dem inneren Impuls anfangs nach einem CD zu fragen nicht gefolgt zu sein. Da ich selber Erscheinungsbilder erstelle, weiß ich auch um die Schwierigkeiten, ein Corporate Design flächendeckend und nachhaltig zu implementieren. Und daher hätte ich mich wohl von Beginn an entschieden auf die Seite der Kollegen gestellt, Dir zur konsequenten Einhaltung der Vorgaben geraten und allenfalls die TheSerif ins Spiel gebracht. Die TheSans würde ich mittlerweile zu den jungen Klassikern zählen, habe sie selbst neben anderen Thesis-Mitgliedern für ein Stadt-CD gewählt und die Entscheidung bis heute nicht bereut – auch wenn mittlerweile vielleicht die Zeit für andere Schriften gekommen ist. Auch für den Fließtext-Einsatz auf ein paar A4-Seiten tut man dem Leser sicher nicht weh damit, im Gegenteil. Da würden mir in der Tat die langen Zeilen mehr Bauchschmerzen bereiten. In Eurem Handbuch fand ich bisher keine konkreten Vorgaben zu den Randeinstellungen. Daher würde ich mich im Sinne der CD-Gestalter lieber erstmal dort probieren. Vielleicht relativiert sich dann auch der Bedarf nach einer Serifenschrift etwas.

 

Und was den Wunsch nach einer autoritären Wirkung angeht: Aus meiner Sicht wird dieser eher durch die Einhaltung der von »oben« kommenden Vorgaben realisiert, als durch gestalterische Alleingänge. Demnach würde auch diesbezüglich nichts gegen die TheSans sprechen.

 

Fazit:

Nach dem neuen Kenntnisstand gäbe es von mir nur noch die TheSans als Empfehlung welche ich zu den ruhigsten und diszipliniertesten humanistischen Serifenlosen zählen würde, die ich kenne. Hinter der TheSerif könnte ich persönlich auch noch stehen, habe dabei aber Bauchschmerzen den Kollegen gegenüber. Alle anderen Vorschläge von mir erscheinen mir inzwischen unter Berücksichtigung des Uni-CDs irrelevant. Trotzdem war mir das gemeinsame Vortasten eine Freude.

  • Gefällt 3
Geschrieben
Zitat

Wer mir statt des Rates, den ich suche, unerbetene Ratschläge erteilt, kann nicht damit rechnen, bei mir offene Ohren zu finden.

Ich bin mir sicher, dass die Angesprochenen heute Abend stundenlang in ihre Kissen geheult hätten, hättest du eben nicht so voller Großmut erklärt, dass du hier und da doch etwas gelten lassen kannst und von weiterer Schelte absiehst. Danke, Herr Professor Doktor Philosoph, danke!

Geschrieben
vor 18 Stunden schrieb spectator:

Gutachten haben nämlich Rechtsfolgen, und wenn sie nicht formgerecht abgefasst werden, kann man in Teufels Küche kommen ...

Wenn formale Anforderungen ernst genommen werden sollen, bleibt Dir nichts anderes über, als Dich der CI der Uni zu unterwerfen und TheSans zu verwenden. Anderswo sind formale Fehler schon gerichtsfest festgestellt worden...

  • Gefällt 1
Geschrieben

Ging es hier um den Umfang der Arbeit oder um deren Aussehen? Wäre das Urteil genauso ausgefallen, wenn der Rand zwar schmaler als vorgegeben wäre, dafür aber weniger Zeilen auf der Seite stünden und somit der genannte Umfang eingehalten worden wäre? Das kann man sicherlich nur der Urteilsbegründung entnehmen.

Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Martin Z. Schröder:

Urteilsbegründung

Die ist erstens verlinkt und zweitens ist es das Erfüllen von Vorschriften ein Teil der Aufgabenvorstellung gewesen. Ich hab es an der Uni schon erlebt, dass Dozenten angemeldet hatten, dass jede Hausaufgabe, die nicht den Vorgaben entspräche, durchfallen würde. Einer hat auch gleich gesagt, dass er nicht blöd sei, und durchaus Schriften erkennen könne und einen Fadenzähler besäße. 
Ich konnte jedoch für mich eine Ausnahme von Times und Arial erreichen, da ich begründet einen größeren Zeichenvorrat benötigte.

Geschrieben

Danke. Das ist ein eindeutiges Urteil. Es spricht auch einiges dafür, daß man die Form von Schriftstücken vereinheitlicht. Diese Norm gab es in der Zeit vor dem Computer mit der Schreibmaschine, formale Vorgaben sind überhaupt nicht neu. Die Idee würde ich auch nicht ablehnen: Nicht jeder Hochschulangehörige soll sich seine Privatform für seine Verlautbarungen ausdenken. Das typografische Hobby gehört nicht in die Hochschule. Das soll alles ein Gesicht haben und nicht aussehen wie ein Sammelsurium zufällig aufgehäufter Texte. Insofern ist die Diskussion um Abweichungen von Vorgaben insgesamt müßig.

Ich kann dem Gedanken, aus der Reihe zu fallen, immer etwas abgewinnen, aber da gäbe es für mich wichtigere Fragen als eine Druckschrift. Ich war mal in einem früheren Beruf eine Zeitlang in der Justiz tätig und habe verwaltungsrechtlich relevante Stellungnahmen geschrieben. Ich kann mich nicht erinnern, auch nur einen Gedanken an deren äußere Form verschwendet zu haben, dafür war mir der Inhalt viel zu wichtig.

Geschrieben

Na ja, also ich finde, dass die Hausarbeit schon einen fundamental anderen Fall darstellt. Das Gericht lehnt es dort klar ab, der akademischen Freiheit des Bewerters einen konkreten Riegel vorzuschieben. Aber genau das geschähe, würde eine Gericht ein akademisches Gutachten wegen solcher Formalien für ungültig erklären.

 

Das ändert nichts daran, dass ich in der Sache hier bei der augenscheinlichen Forumsmehrheit bin. Das Uni-CD ohne triftigen Grund zu ignorieren, scheint mir wenig plausibel.

Geschrieben

Als Fragesteller, der die Diskussion angestoßen hat, nehme ich mir die Freiheit, sie so zusammenzufassen, wie sie sich mir darstellt. Ich sehe für mich im wesentlichen drei Erträge.

  1. Selten vorkommend, aber vorkommend: Giftige Bemerkungen, die nichts mit der Sache zu tun haben. - Aus meiner Sicht nicht satisfaktionsfähig und nicht kommentarbedürftig.
  2. Die Beantwortung meiner Ausgangsfrage unter ausdrücklicher Würdigung des Umstandes, dass meine Universität ein Corporate Design mit mehr oder minder obligatorischen Vorgaben hat. - Der Konsens ist fast einhellig, und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit werde ich ihn in die Tat umsetzen. Doch ab dem Augenblick, in dem ich die TheSans (gegen die ich als solche gar nichts habe - im Gegenteil) für meine Gutachten einsetzen werde, begebe ich mich in die innere typographische Emigration: Ich unterwerfe mich dann einem Corporate Design, von dem ich durchaus anerkenne, dass andere darauf viel Hirnschmalz verwendet haben. Doch die Gelungenheit dieses CD kann mich weder darüber hinwegtäuschen noch darüber hinwegtrösten, dass andere für mich entschieden habe, wie ich mich typographisch zu artikulieren habe. Das Ganze hat für mich (womit ich wohl einsam dastehe) ein abwechselnd kollektivistisches, paternalistisches und konformistisches "G'schmäckle". An solchen Gutachten noch typographisch zu feilen oder ein mir aufgenötigtes Layout zu optimieren, wird mir nicht mehr einfallen, wenn ich in diesem Kernpunkt der Schriftwahl der Obrigkeit willfahre. Wenn ich die TheSans gewählt hätte, wäre sie mein Ding; so, wie die Verhältnisse liegen, ist sie es nicht. (Und keine Sorge: Mit der Frage, ob es sich mit der verfassungsmäßig verankerten Freiheit von Forschung und Lehre vereinbaren lässt, dass ich meine wissenschaftlichen Gutachten in einer bestimmten Schrift abliefern muss, werde ich bestenfalls einem Juristenforum auf die Nerven gehen.)
  3. Wirklich etwas gelernt habe ich in einer Frage, die nun mehr und mehr in den Hintergrund getreten ist: Welche Schrift würde sich für ein Gutachten empfehlen, wenn es nicht opportun wäre, sich der normativen Kraft des Faktischen in Gestalt eines Corporate Design zu beugen? - Hier habe ich neue Schriften kennengelernt (z.B. Sitka und Noe) und mir schon bekannte Schriften neu sehen gelernt (z.B. TheSerif und Guardian Egyptienne). Für diese Einsichten und die lehrreichen Überlegungen, durch die sie gestützt wurden, bin ich sehr dankbar. Es ist verständlicherweise vor allem dieser letztgenannte Punkt, der mich ein alles in allem positives Resümee der Diskussion ziehen lässt.

Ich erwarte nicht, dass jemand außer mir diesen Thread in seinen Resultaten ähnlich wahrnimmt oder aus ihm ähnliche Schlüsse zieht. Vielleicht versteht ja trotzdem jemand das Unbehagen, das die Strahlkraft des CD in mir auslöst. Es ist dasselbe Unbehagen, dass mich angesichts des Glanzes in den Augen eines Stadtplaners überkommt, der sich vorstellt, dass Tausende in den von ihm entworfenen und selbstverständlich perfekt durchdachten Wohnungen wohnen werden.

 

Nochmals vielen Dank für eure Geduld und für den von euch für mich getriebenen Aufwand!

  • Gefällt 2
Geschrieben

Ich finde das Hochschuldesign übrigens nicht gelungen, und würde ich dort unterrichten und als Teil der Hochschule Dokumente ausstellen, würde ich mich trotz der grundsätzlichen Einsicht, daß die Hochschule sich ein Gesicht geben will, durchaus erkundigen, welche Freiräume ich mir ohne mühseligen Streit schaffen dürfte, ohne daß mir die Führung ein Lasso nachwirft.

  • Gefällt 1

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