Reynolds-Berlin Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 Hallo liebe Profils! Ich habe zum allerersten Mal den Auftrag erhalten, einen Roman (klassisch-moderne Großstadtstory) für einen Self Publisher zu setzen. Der Roman soll in gedruckter Form erscheinen. Der Auftrag ist zwar klein, aber ein Budget für Schriften wäre da. Da es für mich der erste Auftrag dieser Art ist und ich mir in der Wahl der passenden Schriften recht unsicher bin, kamen für mich „altbewährte“ Vertreter wie ADOBE GARAMOND ADOBE CASLON SABON NEXT in Betracht. Diese kombinierte ich mit einer passenden Groteske (für die Überschriften etc.). Heraus kam eine Kombination aus ADOBE GARAMOND und der GILL SANS, die optisch gut funktioniert und eigentlich die richtige Stimmung transportiert. Doch nun komme ich zu meinen Problemen: Weder die GARAMOND noch die GILL SANS verfügen über ein Versal ẞ. Das Vorhandensein ist jedoch für die Gestaltung diverser Titel und Kapitelüberschriften in beiden Schriften zwingend erforderlich (als Kapitälchen und am besten auch als Versalie). Zudem wurde bei Schriften wie GARAMOND, CASLON, SABON etc. die Form des großen „W“ (quasi die Verdoppelung des „V“) bemängelt. Das „W“ der MINION PRO oder CHARIS SIL wurde dagegen als nicht aussagekräftig genug empfunden. Meinem Auftraggeber schlug die FF MILO SERIF vor, die ihm optisch gut gefällt (wieder das „W“!!!). Auf den ersten Blick gefällt sie mir ebenfalls, habe mit ihr aber noch keine Erfahrung gemacht. Zudem wird sie ja als "Zeitungsschrift" angepriesen und ich bin mir daher ehrlich gesagt unsicher, ob sie für den Buchsatz geeignet ist. Kann mir evtl. jemand von euch erklären, worauf ich da besonders achten muss? Ich habe das Gefühl, ich suche seit Wochen nach der eierlegenden Wollmilchsau. Hat vielleicht jemand einen Rat für mich bzw. kennt eine elegante Brotschrift, die all diesen Anforderungen entspricht? Ich wäre echt super happy. Dank & Gruß!
Gast Schnitzel Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 Hallo und willkommen! Guck doch mal in die Fontlisten hier, da werden entsprechende Schriften vorgeschlagen: Es ist ja überaus erfreulich, wenn es klar ist, dass Schriftlizenzen Geld kosten und dann auch noch das Versaleszett ernst genommen wird. Da bist du hier genau richtig
R::bert Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 Dann ergänze ich mal noch zwei andere – ganz unten wird dann jeweils aufgelistet, welche Anforderungen die Fonts für die Liste erfüllen müssen und welche ein ẞ enthalten: Aus meiner Sicht wäre die FF Milo eine sehr gute Wahl für Dein Projekt. Mit ihr wurde zum Beispiel eine Bibelausgabe gesetzt, was für ihre Eignung zu Mengensatz-Anwendungen spricht. Du könntest aber auch mal noch einen Blick auf die Kievit werfen. 2
Dieter Stockert Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 vor 4 Stunden schrieb Reynolds-Berlin: Diese kombinierte ich mit einer passenden Groteske (für die Überschriften etc.). Mich stört bei Belletristik immer die Kombination von Serif -Brotschrift und Überschriften-Sans. Das finde ich zu gewollt, weil ich anders als bei Sachtexten hier keinen rechten Grund für diese Auszeichnung sehe. 3
Norbert P Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 Tja, so sind die Geschmäcker verschieden – mich stören Sans-Überschriften in der Belletristik keineswegs, solange sie mit Bedacht gewählt wurden. Wenn man da schon etwas Passendes mit dem Autor/Herausgeber abgestimmt hat: Warum noch ein neues Fass aufmachen?
Dieter Stockert Geschrieben Februar 5, 2020 Geschrieben Februar 5, 2020 Vielleicht ist das bei mir ja auch mehr eine Gewohnheitssache.
Reynolds-Berlin Geschrieben Februar 7, 2020 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 7, 2020 Am 5.2.2020 um 17:34 schrieb R::bert: Aus meiner Sicht wäre die FF Milo eine sehr gute Wahl für Dein Projekt. Mit ihr wurde zum Beispiel eine Bibelausgabe gesetzt, was für ihre Eignung zu Mengensatz-Anwendungen spricht. Liebe Profis, vielen Dank für eure Kommentare und die Fontlisten. Danke für deine Einschätzung bezüglich der FF Milo Serif, lieber R::bert. Interessanter Weise habe ich deinen Beitrag unter: "Welche Schrift für zeitgenössische Romane?" (https://www.typografie.info/3/topic/32433-welche-schrift-f%C3%BCr-zeitgen%C3%B6ssische-romane/?tab=comments#comment-187733) gelesesen, in dem du schreibst:"FF Milo Serif ist wahrscheinlich aufgrund ihrer x-Höhe schon wieder nicht so günstig …" Daher meine Unsicherheit: Denkst du, die Milo Serif ist als "Zeitungsschrift" für den Einsatz in einem Roman zu empfehlen? Nochmals Danke für eure Rückmeldungen!
R::bert Geschrieben Februar 10, 2020 Geschrieben Februar 10, 2020 Ja, damals war ich tatsächlich selbst etwas durch Kommentare andere Mitglieder hier bzgl. großzügiger x-Höhe und schlechter Lesbarkeit verunsichert und habe mich daher so verhalten zur FF Milo geäußert. Inzwischen kenne ich aber ausreichend gegenteilige Behauptungen. Ich denke am Ende liegt es wohl im individuellen Ermessen des Setzers und dessen Ansprüche an die Satzschrift, welche ja neben der x-Höhe in der Regel noch viele andere Aspekte berücksichtigen. Formalästhetisch zähle ich sie persönlich zu den besten Satzschrift-Entwürfen der letzten Jahre und auch ihr guter Ausbau qualifiziert sie aus meiner Sicht als empfehlenswertes Arbeitstier. Allerdings sollte man den Zeilenabstand nicht zu knapp wählen. 1
R::bert Geschrieben Februar 10, 2020 Geschrieben Februar 10, 2020 Am 5.2.2020 um 15:49 schrieb Reynolds-Berlin: Heraus kam eine Kombination aus ADOBE GARAMOND und der GILL SANS, die optisch gut funktioniert und eigentlich die richtige Stimmung transportiert. Vielleicht magst Du diesbezüglich auch noch etwas tiefer einsteigen: Alternativen zur Garamond Alternativen zur Gill Sans https://typography.guru/list/font-alternatives/gill-sans-alternatives/ 1
Reynolds-Berlin Geschrieben Februar 11, 2020 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 11, 2020 Am 10.2.2020 um 17:54 schrieb R::bert: Ja, damals war ich tatsächlich selbst etwas durch Kommentare andere Mitglieder hier bzgl. großzügiger x-Höhe und schlechter Lesbarkeit verunsichert und habe mich daher so verhalten zur FF Milo geäußert. Inzwischen kenne ich aber ausreichend gegenteilige Behauptungen. Ich denke am Ende liegt es wohl im individuellen Ermessen des Setzers und dessen Ansprüche an die Satzschrift, welche ja neben der x-Höhe in der Regel noch viele andere Aspekte berücksichtigen. Formalästhetisch zähle ich sie persönlich zu den besten Satzschrift-Entwürfen der letzten Jahre und auch ihr guter Ausbau qualifiziert sie aus meiner Sicht als empfehlenswertes Arbeitstier. Allerdings sollte man den Zeilenabstand nicht zu knapp wählen. Ich danke dir nochmals recht herzlich für deine Einschätzung. Meine Unsicherheiten hast du weitestgehend ausgeräumt.
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