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Afrikanische Schritfttype Buch Ashantee 1897 gesucht

Zur besten Antwort springen Gelöst von Ralf Herrmann,

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo allerseits!

 

Im Rahmen meiner Dissertation im Bereich deutsche Literaturwissenschaft behandle ich u.a. das Buch "Ashantee" (1897) des Wiener Schriftstellers Peter Altenberg (1859–1919). Dabei ist für mich nicht nur der Text, sondern auch das (typo-)grafische 'Drumherum', namentlich im Hinblick auf den bebilderten Buchumschlag, interessant. Das Buch widmet sich der sogenannten "Aschanti-Schau", einer 'Völkerschau' mit Menschen aus dem heutigen Ghana, die 1896 im Wiener Tiergarten abgehalten wurde. Abgebildet auf dem Umschlag sind (vorgeblich) zwei der "Teilnehmerinnen" dieser Schau.

 

Mich würde interessieren, ob jemand von euch die exotisierende Type, die für den Schriftzug "Ashantee" verwendet wurde, erkennt, oder diese typografisch oder typografiegeschichtlich einordnen kann. Für mich sieht sie nicht besonders 'afrikanisch' aus (ich kenne da eher diese breiten Schriften), andererseits bin ich kein Experte und stammt das Buch aus der Zeit um 1900, als noch andere Vorstellungen bzw. Klischees der afrikanischen (Schrift-)Kultur vorherrschten... 

 

Auch falls jemand die Type für "Peter Altenberg" oder "Collection Fischer" (er-)kennt oder eine Einschätzung zum 'Zusammenspiel' dieser – wie ich finde – doch sehr unterschiedlichen Schriftarten abgeben möchte, bin ich sehr dankbar!

 

Beste Grüße,

Rami

 

Original-book-cover-of-Peter-Altenberg-s

Bildquelle: Katharina von Hammerstein: "Imperial Eyes": Visuality, Gaze and Racial Differentiation in Texts and Images around 1900, in: Colloquia Germanica 4 , 2010, S. 23-48, hier S. 31. (Zugänglich via ResearchGate: https://www.researchgate.net/publication/281348516_A_Reasonable_Fantasy_The_Musical_Film_under_Austrofascism_1933-38) 

Geschrieben

Das sieht eher fernöstlich aus … nachdem die gleichen Buchstaben aber nicht deckungsgleich sind, erscheint mir eine Schriftart als unwahrscheinlich. Eher wurde hier zur Feder gegriffen.

Geschrieben
vor 10 Minuten schrieb bertel:

Das sieht eher fernöstlich aus … nachdem die gleichen Buchstaben aber nicht deckungsgleich sind, erscheint mir eine Schriftart als unwahrscheinlich. Eher wurde hier zur Feder gegriffen.

Danke für diese Einschätzung! Ich hatte auch an fernöstlich bzw. 'japonisierend' o.ä. gedacht... Was allerdings eben nicht zum Buchinhalt passen würde...

Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Ralf Herrmann:

Mikado von Flinsch. Die blockartigen Lettern und Abstände ohne Überlagerung der Kegel haben mich dann doch auf Schrift schließen lassen. 

mikado.jpg

Wow, vielen Dank!! 😀👍– Dann also doch 'japanisch angehaucht'... 🤔

  • Gefällt 1
Geschrieben

Zu der Zeit war Japan der letzte Schrei. Viele der zwischen 1890 und 1900 entstandenen Schriften waren deshalb "orientalisiert", eine Mode, die schließlich in den Jugendstil einflossen. Die damaligen Gestalter dachten also nicht "fernöstlich" sondern schlicht "modern". Die Materie des Buches hatte damit nichts zu tun.

  • sehr interessant! 1
Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb Oliver Weiß:

Zu der Zeit war Japan der letzte Schrei. Viele der zwischen 1890 und 1900 entstandenen Schriften waren deshalb "orientalisiert", eine Mode, die schließlich in den Jugendstil einflossen. Die damaligen Gestalter dachten also nicht "fernöstlich" sondern schlicht "modern". Die Materie des Buches hatte damit nichts zu tun.

Vielen Dank für diesen hilfreichen Input!

  • 4 Wochen später...
Geschrieben
Am 1.6.2020 um 23:11 schrieb Rami:

Vielen Dank für diesen hilfreichen Input!

... Wenn ich nochmals nachhaken darf: Ich konnte bislang nur Beispiele für 'japonisierende' ('orientalisierende') Schriftarten finden, die auch in einem 'japanischen' oder 'fernöstlichen Kontext' verwendet wurden, s. Bilder anbei. Kennen Sie oder kennt jemand Beispiele, wo eine solche Schrift in anderen Zusammenhängen zur Anwendung kam? Vielen Dank!

Jap_Bsp1.jpg

Jap_Bsp2.jpg

Geschrieben

Hier handelt es sich um Schriften, die Fernöstliche Schriftzeichen nachäffen, was bei diesen Titeln ganz bewusst dem Inhalt entsprechend gemacht wurde. Insbesondere bei "The Mikado" dürfte es sich kaum um eine Satzschrift handeln, sondern um eine Zeichnung. 
Ich bezog mich nur mehr auf die Übernahme bestimmter Stilelemente, und deren Verarbeitung in westlichen Schriften. Als Beispiel fällt mir hierzu die Auriol ein. Wie ich schon sagte, sehe ich bei dem Ashantee-Titel keinen Zusammenhang zwischen der gewählten Schrift und dem Inhalt.   Ich würde da keine tieferen Gründe suchen. Andersherum ausgedrückt: hätten Autor oder Verleger sich darüber große Gedanken gemacht, dann hätten sie sicher eine komplette künstlerische Gestaltung des Titels gewählt, anstatt eine bestehende Satzschrift heranzuziehen. 
Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren.

  • sehr interessant! 1
Geschrieben
Am 30.6.2020 um 03:12 schrieb Oliver Weiß:

Hier handelt es sich um Schriften, die Fernöstliche Schriftzeichen nachäffen, was bei diesen Titeln ganz bewusst dem Inhalt entsprechend gemacht wurde. Insbesondere bei "The Mikado" dürfte es sich kaum um eine Satzschrift handeln, sondern um eine Zeichnung. 
Ich bezog mich nur mehr auf die Übernahme bestimmter Stilelemente, und deren Verarbeitung in westlichen Schriften. Als Beispiel fällt mir hierzu die Auriol ein. Wie ich schon sagte, sehe ich bei dem Ashantee-Titel keinen Zusammenhang zwischen der gewählten Schrift und dem Inhalt.   Ich würde da keine tieferen Gründe suchen. Andersherum ausgedrückt: hätten Autor oder Verleger sich darüber große Gedanken gemacht, dann hätten sie sicher eine komplette künstlerische Gestaltung des Titels gewählt, anstatt eine bestehende Satzschrift heranzuziehen. 
Ich lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren.

Vielen Dank für diesen neuerlichen Input! – Ob Sie es glauben oder nicht: Just am Tag vor Ihrer Antwort bin ich bei einer nochmaligen Recherche selbst auf George Auriol und seine Schriftart(en) gestoßen :-)
Dass es zwischen Schrift und Inhalt keinen Zusammenhang gibt, dessen bin ich mir – da mit dem Werk und Wirken Altenbergs relativ gut vertraut – nicht so sicher... Eines allfälligen Besseren belehren könnte ich Sie aber erst nach Abschluss meiner Analyse. Da würde ich mich nochmals melden :-) 

Geschrieben
vor 5 Stunden schrieb Rami:

Eines allfälligen Besseren belehren könnte ich Sie aber erst nach Abschluss meiner Analyse. Da würde ich mich nochmals melden :-) 

Ich bitte darum! Viel Glück mir Ihrer Arbeit!

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