Phorkyas Geschrieben Februar 6, 2021 Geschrieben Februar 6, 2021 tl;dr Gibt es hier Erfahrungen mit Schriftentwürfen aus der eigenen Handschrift? Lohnt sich sowas? Hintergrund: Vor einigen Jahren während der Designausbildung meines Bruders studierte ich einige seiner Typobücher. Kürzlich geriet mir dann "Type Rules!: The Designer's Guide to Professional Typography" von Ilene Strizver in die Hände, was auch einige Aufgaben enthielt. Eine davon war aus der eigenen Handschrift eine Font zu machen. Das hab ich letzte Woche mit Inkscape und fontforge umgesetzt. Die Erfahrung war für einen Naturwissenschaftler, der sonst alles mit LaTeX macht ein Mix aus inspirierend, einschüchternd, motivierend, Furcht einflößend: Das grundlegende Alphabet war schnell in ein paar Stunden zurechtgezuppelt. Und das Ergebnis veranlasste meine Frau zu der Aussage: "Das ist nicht deine Handschrift: das ist schön und man kann es lesen!" - Da ist das Motivierende, aber gleichzeitig bekam ich einen Geschmack davon, wie viel Arbeit dann noch fällig ist: das Gewicht der Glyphen auszubalancieren, Größen anzugleichen, die Grundlinie zu finden, das Kerning anzupassen. Dinge, die mich handwerklich überfordern. Lohnt sich das überhaupt für eine solch dilettantische Spielerei? Sind die Schreibschriften nicht sowieso zu Recht belächelt, für Blocksatz oder längeren Text einfach ungeeignet? Und selbst wenn es mir gelänge, die Schrift noch mehr gerade zu ziehen, verlöre sie dann nicht all ihre charakterliche Eigenheit, mit der man momentan noch meine Handschrift erahnen kann? Immerhin bis hierhin hat es schon soviel Spaß gemacht, dass ich mich vor der echten Arbeit nicht drücken will. Was ist eure Meinung: Lohnt es sich dranzubleiben? Gibt es hier im Forum ähnliche Erfahrung mit solchen Experimenten? Vielleicht finde ich demnächst sogar den Mut ein Sample eines blutigen Anfängers hochzuladen.
Phoibos Geschrieben Februar 7, 2021 Geschrieben Februar 7, 2021 vor 4 Stunden schrieb Phorkyas: Lohnt es sich dranzubleiben? Immer! Handschriften waren, als die Menschen Opentype-Features entdeckten, der heiße Scheiss! vor 4 Stunden schrieb Phorkyas: aber gleichzeitig bekam ich einen Geschmack davon, wie viel Arbeit dann noch fällig ist: das Gewicht der Glyphen auszubalancieren, Größen anzugleichen, die Grundlinie zu finden, das Kerning anzupassen. Machst Du das auch, wenn Du handschriftlich einen Brief schreibst? Hier hat Kathrin mal ein paar Handschriften versammelt: Ich persönlich mag sehr die von Harald Geisler digitalisierte Handschrift Sigmund Freuds, da hier Kurrent und Latein im gleichen Duktus so schön harmonieren: https://haraldgeisler.com/2013/05/08/sigmund-freud-typeface/ Das erste Mal wurde ich mit der Mister K. auf Handschriften in schön und Opentype aufmerksam: https://www.myfonts.com/fonts/fontfont/mister-k/ Ab und zu spiele ich mit dem Microsoft Font Maker rum: https://www.microsoft.com/en-us/p/microsoft-font-maker/ Das ist natürlich nicht ein High-End-Produkt, aber es bringt Spaß und ein schnelles Ergebnis 😄
Phoibos Geschrieben Februar 7, 2021 Geschrieben Februar 7, 2021 Und ein freier moderner Fonteditor: https://birdfont.org/ 1
catfonts Geschrieben Februar 7, 2021 Geschrieben Februar 7, 2021 Nun.ich denke.die eigende Handschrift ist nicht unbedingt der beste Ansatz zum Start in die phantastische Welt der Schrifterstellung, es sei denn, man hat eine Handschrift, wie eseinst einer meiner Vorgesetzten in meiner Ingenieur-Zeit hatte. Bei diesem Menschen konnte man glauben,er hätte einen digitalgesteuerten Bonischen Roboterarm, so präzise konnte der Zeichnen (mit dem Linealnachprüfbare Linien, und zeichnete er Kreise konnte man da eine Kreisschablone drauf legen, oder die Kreise mit einem Zirkel nachzeichnen, ohne seinen Linienzug zu verlassen. Ich bin immer wieder Traurig, keinen seiner texte noch zu besitzen. Eine normale Handschrift ist aber eher unregulät,und die Buchstaben variieren eben oft im Bezug auf die Bewegungen aus den zuvor geschriebenen Buchstaben, Und zerlegt man dies in Einzelbuchstaben, passen sie nicht mehr organisch hintereinander. Möchte man hier draus eine schlüssige Schrift bazen, kommt man ohne eine große Zahl der Einzelvarianten der Buchstaben, und einer komplizierten OpenType-Programmierung nicht weit,damit es wirklich der echten Handschrift ähnelt. Will man also eine schlüssige Script-Schrift machen, ist zuächst ein Entwurf einer idealisierten Form einer Script nöten
Phorkyas Geschrieben Februar 7, 2021 Themen-Ersteller Geschrieben Februar 7, 2021 Danke für die Antworten! Da sind ein paar sehr schöne Schriften darunter. - Birdfont werde ich ausprobieren. Es stimmt. Eine normale Handschrift ist einfach viel zu irregulär... aber das macht ein bisschen auch ihren Reiz aus. Wahrscheinlich ziehe ich da nun erstmal einen Schlussstrich unter dieses kleine Projekt. Die Schrift liegt nun da. fonttest.pdf 4
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