Ibu Geschrieben März 4, 2021 Geschrieben März 4, 2021 Traditionell werden Zahlen bis 9 bzw. 12 als Zahlwort geschrieben und nicht als Ziffer. Der folgende Artikel des Usabilityforschers Nielsen setzt sich damit - für Texte im Web - kritisch auseinander: https://www.nngroup.com/articles/web-writing-show-numbers-as-numerals/ Kennt ihr weitere Untersuchungen, die das Thema beleuchten? Danke. 1
Phoibos Geschrieben März 4, 2021 Geschrieben März 4, 2021 Ich wusste nicht einmal, dass dies eine Fragestellung ist! Sehr spannend, aber die Quintessenz ist letztlich immer, dass die Adressaten letztlich die Form eines Textes bestimmen: Ich hab mich die Tage über Zusammenfassungen des aktuellen Test von Virenscannern bei der Stiftung Warentest sehr erregt, weil Muddi den Text zwar verstanden hat, aber den Murks nicht interpretieren konnte und meine Wahl des Scanners in Frage stellte. Was interessiert mich die DSGVO, wenn der Scanner lokal hervorragende Arbeit verrichtet? Das Interface ist mir absolut Banane, wenn die Heuristik stimmt... Warum ich das erzähle? Wegen des Beispiels mit den TB. Ich kenne Menschen, die noch in MB denken, für die GB wirklich riesige Daten bedeuten (Wer kennt sie nicht, die Ende der Neunziger mal eine 4GB-Festplatte gekauft haben und die sie nie vollbekommen haben?).
Sebastian Nagel Geschrieben März 4, 2021 Geschrieben März 4, 2021 Hat das spezifisch was mit dem Medium Web zu tun (als Gegensatz zum Druck?) Ganz unabhängig vom Medium: Wenn ich linear lese, stören Ziffern eher, weil ich sie gedanklich ausformulieren muss um sie im Lesefluss zu haben. Es waren 4 Freunde. --> Es waren vier Freunde. Bei größeren Zahlen ist es umgekehrt, weil ich ein langes ausgeschriebenes Ding wieder in meine gewohnte Form rückführen muss. Es sind siebenundneunzig gültige Stichproben. --> Es sind 97 gültige Stichproben. (Wo da die grenze liegt, ist Gewohnheit und Konvention, wenn das Chicago Manual of Style sagt dass das bis 99 geschehen soll, ist das für mich hier in Deutschland/Österreich eher befremdlich, ich würde – wenn es keine anderen Gründe gibt – bis zwölf gehen?) Wenn ich referenziell oder selektiv lese, also Informationen aus einem Sachtext heraus picke, Zahlenwerte vergleichen will, etc., dann ist es unsinnig wenn ich einen gewissen Zahlenbereich ausformuliert im Text "verstecke", und den Rest der Zahlen in Ziffern hinschreibe, das zerstört diese Funktionalität. Wählen Sie zwischen acht und 16 Varianten. --> Wählen sie zwischen 8 und 16 Varianten. Wenn ich werberisch (Slogans, Clickbait, ...) besonders auf eine Zahl hinweisen will, dann sticht eine Ziffernschreibweise mehr ins Auge, das ist indirekt eine Form der Auszeichnung (speziell wenn sie auch noch versal sind). Ihre acht Vorteile! --> Ihre 8 Vorteile! Das alles kann ich bei gedruckten und bei online publizierten Texten anwenden ... Jetzt könnte man vermuten, dass die Menschen im Web seltener linear lesen als im Druck, und wahrscheinlich stimmt das. Andererseits liest man auch gedruckt recht viel selektiv (Plakate, Flyer, ...), der Essay oder Roman ist zwar da, aber quantitativ vermutlich nicht mal in Führung. Trotzdem wäre es falsch, jetzt "die Regeln" für referenzielles oder selektives Lesen auf lineares Lesen zu übertragen, nur weil das vielleicht in der Überzahl ist. Ebenso wäre es falsch, in einem linearen Text der online publiziert ist die Zahlenschreibweise anzupassen, nur weil der ja online ist. Nielsen bringt das dann eh im Detail richtig rüber im Artikel. Das einzige was sie meiner Meinung nach falsch machen, ist, für Gedrucktes anzunehmen dass dort nie auch so gelesen wird wie im Web. Nachdem sie aus dem Bereich "Web-Usability" kommen, also damit groß geworden sind, ist ihr Objekt an dem sie sich einfach abarbeiten können mmer noch die "alte Print-Welt" in der noch "alte Print-Regeln" gelten – und sie wissen natürlich, wie es in der "neuen Welt" jetzt richtig geht. 4
Ibu Geschrieben März 4, 2021 Themen-Ersteller Geschrieben März 4, 2021 @Sebastian Nagel Der Kontext Web könnte Einfluss haben auf Erwartungen und Gewohnheiten. Mein eigenes Auge ist sich beim linearen Lesen unsicher, was es bei 1-9 lieber mag - die Ziffer oder das Zahlwort. Ich neige bei 3-9 (darüber sowieso) wohl leicht zur Ziffer. Anders als Du "übersetze" ich "drei" in "3". Das kann auch damit zu tun haben, dass ich aus der Naturwissenschaft komme und oft mit Ziffern zu tun habe. Deine Bewertung "das ist indirekt eine Form der Auszeichnung" teile ich. Aber es soll hier im Thread nicht um meine unmaßgeblichen Empfindungen gehen, mich interessiert einfach, ob es zum Thema noch spannnende Untersuchungen gibt und natürlich wie ihr erfahrenen Typografen das Ganze seht.
AnBaumert Geschrieben März 4, 2021 Geschrieben März 4, 2021 Was die Schreibung von Zahlen betrifft, so herrscht oft Verwirrung darüber, ob und wann man sie nun in Ziffern oder in Buchstaben schreiben muss. Hier können wir allgemein Entwarnung geben: Eine früher gültige Buchdruckerregel, nach der generell die Zahlen von 1 bis 12 in Buchstaben und die Zahlen ab 13 in Ziffern zu schreiben sind, gilt heute nicht mehr! Es gibt jedoch nach wie vor einige Gepflogenheiten, an die man sich halten kann. https://www.duden.de/sprachwissen/sprachratgeber/Schreibung-von-Zahlen-0 Für einfache Sprache – mein Arbeitsgebiet – teile ich diesen Rat des Duden.
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