docopomo Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 Liebe Community, ich beginne gerade mit dem Satz meiner Dissertation (geisteswissenschaftlich, viel Text, >300 Seiten, Gutachterexemplare) und bin bei der Schriftwahl. Gern würde ich eine Schrift verwenden, die zu Ort und Zeit meines Themas passt: DDR, 1980er Jahre. Mir wurde bereits die Maxima/Maxima Now empfohlen und ich habe bereits mit ihr experimentiert. Allerdings bin ich unsicher, ob diese serifenlose Schrift für meine Arbeit mit viel Text geeignet ist, ich möchte meine GutachterInnen schließlich nicht ermüden. Daher habe ich zwei Fragen: 1. Teilt ihr meine Bedenken hinsichtlich der Lesbarkeit großer Textmengen bei der Maxima? (Doppelseite zur Illustrierung angehängt – beim Satzspiegel, Fußnotenformatierung und so weiter stimmt noch nichts, nur Schriftgröße und Zeilenabstand 11pt/15pt des Fließtextes sind bereits so gemeint, auch wenn ich natürlich weiß, dass alles bezüglich der Lesbarkeit zusammenwirkt) 2. Gibt es ansonsten Schriften, die ihr für den Fließtext empfehlen könntet? Eventuell doch mit Serifen? Aus der Gruppe der 70er/80er-Jahre DDR-Schriften habe ich z.B. die Publica/Publicala bereits ausgeschlossen (sie wirkte auf mich nicht seriös genug, kann das nicht besser erklären) und finde auch keine der Serifenschriften auf Anhieb passend. Ich könnte mir auch vorstellen, letztlich keine DDR-Schrift für den Fließtext zu verwenden, aber vielleicht die Maxima für die Überschriften und eine Serifenschrift egal von wann und wo für den Fließtext. Über ein paar Hinweise und Gedanken dazu würde ich mich sehr freuen. test_maxima.pdf
R::bert Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 Hej, herzlich willkommen! Schön zu sehen, wie gewissenhaft Du die Sache angehst. Kennst Du schon unsere zum Thema passende Liste?
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 vor 5 Minuten schrieb R::bert: Kennst Du schon unsere zu Thema passende Liste? Ja , ist im Beitrag oben verlinkt.
R::bert Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 vor 2 Stunden schrieb docopomo: 1. Teilt ihr meine Bedenken hinsichtlich der Lesbarkeit großer Textmengen bei der Maxima? Ja, zumal die Maxima eher statisch-geschlossen ist. vor 2 Stunden schrieb docopomo: 2. Gibt es ansonsten Schriften, die ihr für den Fließtext empfehlen könntet? Eventuell doch mit Serifen? Wenn Du bei den DDR-Entwürfen bleiben möchtest, was ich auch erstmal präferieren würde, könnte diese gut funktionieren (siehe Myfonts-Link zur Toshna): Ansonsten dürften aus meiner Sicht zum Beispiel diese Arbeitstiere gut mit der Maxima harmonieren:
R::bert Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 vor 2 Minuten schrieb Ralf Herrmann: Ja , ist im Beitrag oben verlinkt. Ja, sorry, hab es eben auch bemerkt.
docopomo Geschrieben Mai 28, 2022 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 28, 2022 Hi, danke für das freundliche Willkommen! Habe hier schon immer mal Informationen abgegriffen, aber diesmal kam ich nicht ohne selber fragen weiter Danke für die Hinweise, vor allem auf die Toshna. Die schaue ich mir gerade an (die Tschörtner in der DDR-Liste hatte ich wohl aufgrund des Musters erst mal ausgeschlossen). Auch bei den "Arbeitstieren" ist sicher etwas dabei – wäre schon froh, um die Garamond als letzten Ausweg herum zu kommen... Vielleicht melde ich mich noch einmal, wenn ich mein Match gefunden habe für eine zweite Meinung!
Phoibos Geschrieben Mai 28, 2022 Geschrieben Mai 28, 2022 Auch wenn die Schrift von den Besatzern stammt, werfe ich noch die Ladoga in den Raum
Microboy Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 Ich fände ja die Liberta irgendwie passend — auch wenn sie aus 1950ern ist. Die Dederon wäre dann eine passende Neuinterpretation … Noch eine Anmerkung am Rande: Die DDR der 1980er Jahre war, im Gegensatz zu den 1950ern bis 1970ern, deutlicher von Mangelwirtschaft geprägt. Viele Bücher waren beispielsweise deutlich günstiger produziert als zuvor (schlechteres Papier, schlechtere Bindung, …). 1
R::bert Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 vor einer Stunde schrieb Microboy: Ich fände ja die Liberta irgendwie passend — auch wenn sie aus 1950ern ist. Die Dederon wäre dann eine passende Neuinterpretation … Dass die Dederon eine Neuinterpretation der Liberta darstellt, ist mir neu. Ob es sich angesichts der starken formalen Abweichungen vielleicht doch eher um Marketing-Blabla der Foundry handelt? Aber die Liberta würde tatsächlich noch besser zur Maxima passen als die Toshna, wenn es sie den so in digitalisierter Form gäbe. 🫥
R::bert Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 vor einer Stunde schrieb Microboy: Noch eine Anmerkung am Rande: Apropos Dederon: Zitat Dederon (als Marke meist DEDERON) war ab 1959 der Handelsname von Polyamidfasern in der DDR. Dederon-Fasern wurden im VEBChemiefaserkombinat Wilhelm Pieck in Rudolstadt-Schwarza, im VEB Chemiefaserwerk Herbert Warnke in Wilhelm-Pieck-Stadt Guben und im VEB Chemiefaserwerk (bis 1960 VEB Kunstseidenwerk) Friedrich Engels Premnitzhergestellt. „Dederon“ ist ein nach dem Vorbild „Perlon“ geprägtes Kunstwort, das sich aus „DDR“ und „on“ zusammensetzt. Besondere Bekanntheit erlangte Dederon durch die berühmten Kittelschürzen und Einkaufsbeutel; auch wurde am 12. März 1963 ein Briefmarkenblock Chemie für Frieden und Sozialismus aus Dederonfolie herausgegeben. Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Polyamide#Dederon
Microboy Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 vor 42 Minuten schrieb R::bert: Ob es sich angesichts der starken formalen Abweichungen vielleicht doch eher um Marketing-Blabla der Foundry handelt? Dederon Serif has been specifically designed for book setting. Preliminary sketches were drawn in 2004. Its inspiration – particularly its weight and width proportions – can be traced to the Liberta typeface from the TypoArt type foundry in former Eastern Germany. After a careful study of the model, the design of Dederon branched off into its own direction, finding its distinctive voice and becoming a wholly original type family.
R::bert Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 Womit dem Begriff „Neuinterpretation“ wieder hervorragend seine Dehnbarkeit unter Beweis gestellt wäre. 1
Ralf Herrmann Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 Siehe auch unser Wiki-Eintrag. https://www.typografie.info/3/Schriften/fonts.html/liberta-r80/ Zitat Eine sehr freie Interpretation, die jedoch ausdrücklich auf die Liberta als Quelle verweist … Für das Architektur-Thema sind mir jedenfalls beide (Liberta/Dederon) einen Tick zu lieblich/rundlich/verspielt. Unter den aktuellen Kandidaten würde ich auch für die Toshna werben wollen, wenn eine Fließtext-Antiqua gewünscht ist. Passt, unverbraucht, lesefreundlich. 2
R::bert Geschrieben Mai 29, 2022 Geschrieben Mai 29, 2022 vor 6 Minuten schrieb Ralf Herrmann: Passt, unverbraucht, lesefreundlich. Und mit knapp 1.000 Zeichen für eine wissenschaftliche Arbeit ggf. auch schon ausreichend gut ausgebaut.
docopomo Geschrieben Mai 30, 2022 Themen-Ersteller Geschrieben Mai 30, 2022 Vielen Dank für die vielen weiteren Vorschläge! Habe mir alle angesehen und komme zum gleichen Ergebnis: während mir die Ladoga zu ausdrucksstark ist (mein laienhaftes Auge ordnet die Anmutung zudem eher in die 1930er Jahre ein), wirken Liberta und Dederon (toller Name!) nicht seriös genug für mein Anliegen. Die Toshna hat also weiterhin die Nase vorn, zumal mir dort auch die Ziffern am besten gefallen und ich viele Jahreszahlen im Text habe. Auch alle Auszeichnungen und Glyphen, die bei mir vorkommen sollen, sind wohl enthalten. Toller Tipp! 2
R::bert Geschrieben Mai 30, 2022 Geschrieben Mai 30, 2022 Danke für Deine Rückmeldung! (Toll, dass Ralf sie und die DDR-Liste hier eingepflegt hat. Ich wüsste nicht, ob ich sie sonst je auf dem Zettel gehabt hätte. )
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