gyps_ruepelli Geschrieben 30. Juni Geschrieben 30. Juni (bearbeitet) Hallo in die Runde, Ich bin Hobbybuchbinder und habe jetzt schon einige Male Romanmanuskripte zu Büchern gebunden und sie auch mit Titelprägung versehen. Die Manuskripte wurden mit LaTeX erstellt, dessen Defaultschrift mir nicht so gut gefällt und ich habe den Font deswegen in Palatino geändert. Ich mag irgendwie die gewisse Leichtigkeit, die diese Schrift vermittelt. Der gesamte Text ist in Palatino gesetzt - inklusive Titel, Kapitelüberschriften etc. Wenn es um die Prägung geht, ist man natürlich sehr eingeschränkt. Prägeschriften sind ja sehr teuer und für den Amateur im Grunde fast nur gebraucht zu bekommen - außerdem ist das Angebot inzwischen sehr beschränkt. Inzwischen habe ich drei Schriften zur Auswahl: Einen Satz "Reform Grotesk", den mir @Ralf Herrmann dankenswerterweise als solchen bestimmt hat mit einer Versalienhöhe von ca. 11 mm, einen Versaliensatz "Steinschrift" mit ca. 6 mm Höhe und einen Satz "Bodoni Antiqua" mit ca. 5 mm Höhe. Was ich nun tue ist, den Titel des Buches in "Reform Grotesk" und den Verfassernamen in "Steinschrift" zu prägen. Es ist selbstverständlich nicht dieselbe Schriftart, aber es setzt aus meiner Sicht einen guten Kontrapunkt zur Serifenschrift im Inneren des Buches. Frage nun an die Experten: Ist mein Denkansatz richtig? Oder ist es aus Eurer Sicht nicht notwendig, die Schriftarten von Text und Titelprägung aufeinander abzustimmen? Ich hatte auch überlegt, den Text des Buches komplett in Bodoni umzusetzen, was sogar dazu geführt hätte, dass das Buch ein paar Seiten kürzer geworden wäre. Aber der Anblick der Bodoni für den Textkörper tat mir in den Augen weh. Das ist aus meiner Sicht eine Schriftart, die man nur für Überschriften verwenden kann. Nachtrag: Was ich bei der Bodoni darüber hinaus vermisst habe und sie deswegen nicht für den Text nutzen wollte, sind Mediävalziffern und (obwohl ich sie nur sehr wenig benutze) Kapitälchen. bearbeitet 30. Juni von gyps_ruepelli
Microboy Geschrieben 30. Juni Geschrieben 30. Juni vor 2 Stunden schrieb gyps_ruepelli: Aber der Anblick der Bodoni für den Textkörper tat mir in den Augen weh. Das ist aus meiner Sicht eine Schriftart, die man nur für Überschriften verwenden kann. Ich hatte schon historische Bücher aus dem 18./19. Jahrhundert in der Hand die in einer Bodoni gesetzt waren. Durch die damalige Drucktechnik und die Papierqualität gab es einen deutlichen Quetschrand und einen entsprechenden Tonwertzuwachs. Die feinen Details die die Bodoni in modernen Druckverfahren hat waren damals deutlich weniger ausgeprägt und die Lesbarkeit dadurch besser. Der technische Fortschritt hat die Bodoni sozusagen zur Displayschrift degradiert.
Diwarnai Geschrieben 30. Juni Geschrieben 30. Juni (bearbeitet) vor 2 Stunden schrieb gyps_ruepelli: Was ich bei der Bodoni darüber hinaus vermisst habe und sie deswegen nicht für den Text nutzen wollte, sind Mediävalziffern und (obwohl ich sie nur sehr wenig benutze) Kapitälchen. Es gibt ja nicht »die« Bodoni, sondern unzählige. So findet sich auch eine Bodoni mit SC und Mediävalziffern, z.B. die »Bodoni Old Face Expert«: Dort sind dann aber keine Gemeinen enthalten. bearbeitet 30. Juni von Diwarnai 1
gyps_ruepelli Geschrieben 30. Juni Themen-Ersteller Geschrieben 30. Juni Hallo. Die Old Face Expert wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber ich weiß nicht, ob sie für LaTeX verfügbar ist. Aber wenn das so ist, könnte man das sicher hinfrickeln. Aber wie gesagt: Mir gefällt die Bodoni für den Textkörper nicht. Deswegen würde sich die Mühe nicht lohnen. Aber es ist trotzdem gut zu wissen, dass es dieses add-on gibt...
Phoibos Geschrieben 30. Juni Geschrieben 30. Juni vor 9 Stunden schrieb gyps_ruepelli: ob sie für LaTeX verfügbar ist LaTaX kann meines Wissens nach mit allen (modernen) Schriftformaten umgehen, also auch .ttf- und .otf-Fonts. Ich habe jetzt auf die Schnelle folgende Seiten gefunden, die Dir eine Lösung oder zumindest einen Startpunkt zeigen: https://www.ece.ucdavis.edu/~jowens/code/otfinst/ https://en.wikibooks.org/wiki/LaTeX/Fonts#Using_alternative_fonts https://nek0.eu/posts/2017-07-21-How-to-use-OTF-fonts-with-pdflatex.html 1
D2C Geschrieben 1. Juli Geschrieben 1. Juli Hallo @gyps_ruepelli, Am 30.6.2024 um 08:00 schrieb gyps_ruepelli: Oder ist es aus Eurer Sicht nicht notwendig, die Schriftarten von Text und Titelprägung aufeinander abzustimmen? notwendig ist das sicher nicht. Es ist sogar auf dem Buchmarkt Standard, dass Umschlag und Inhalt gestalterisch nicht aufeinander Bezug nehmen. Das liegt aber nicht daran, dass das gute Sitte wäre, sondern dass mit dem Innenteil in den allermeisten Fällen Setzer beauftragt werden, während der Umschlag davon unabhängig von Marketern gemacht wird – und für die zählen in erster Linie die KPIs ihrer Dashboards; gute Gestaltung an sich hat keinen Wert (wir reden hier jetzt vom Gros des Buchangebotes und nicht von irgendwelchen Hermann-Schmidt- oder Slanted-Büchern, klar). Ein Buchdesigner im eigentlichen Sinne würde aber das gesamte Produkt aus einem Guss sehen wollen. Am 30.6.2024 um 08:00 schrieb gyps_ruepelli: Ich hatte auch überlegt, den Text des Buches komplett in Bodoni umzusetzen, was sogar dazu geführt hätte, dass das Buch ein paar Seiten kürzer geworden wäre. Aber der Anblick der Bodoni für den Textkörper tat mir in den Augen weh. Das ist aus meiner Sicht eine Schriftart, die man nur für Überschriften verwenden kann. Nachtrag: Was ich bei der Bodoni darüber hinaus vermisst habe und sie deswegen nicht für den Text nutzen wollte, sind Mediävalziffern und (obwohl ich sie nur sehr wenig benutze) Kapitälchen. Gerade, wenn du die Bodoni in Schaugrößen für den Umschlag/Titel einsetzt, kannst du in Lesegrößen problemlos auf eine andere klassizistische Antiqua umsteigen. Es gibt inzwischen viele Serifenschriften dieses Genres, die für Brottext tadellos geeignet sind (wie @Microboy schrieb, hier gilt es vor allem den Strichstärkenkontrast zu verringern, damit keine Details wegbrechen). Dafür kommen zum Beispiel Monotypes Walbaum Pro 06Pt bzw. Walbaum Pro 12Pt in Frage oder vielleicht sogar die Questa oder am besten Allrounder Didone. Dave Lawrence (California Type Foundry) hat außerdem Bodoni Casale gezeichnet, eine robustere Bodoni nach Giambattista Bodonis Originalentwürfen, aber wie gut die im Mengentext funktioniert, kann ich nicht sagen. 2
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