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Hausschrift für einen technisch-juristischen Verein

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Geschrieben

Ich befinde mich in der Situation, über eine Vereinsgründung nachdenken zu dürfen. Der Verein würde sowohl in mathematisch-technischen Gebieten forschen als auch zu juristischen Fragen in diesem Bereich Stellung nehmen. Vor diesem Hintergrund stellt sich jedoch auch die Frage, wie sich der Verein präsentieren soll. Diese Frage obliegt mir, einem typografisch interessierten Laien. Wie so oft bei Vereinen ist jedoch nicht davon auszugehen, dass mindestens in der Anfangszeit Budget vorhanden ist, ansonsten ich das Problem von vornherein einer professionellen Unternehmung überbürden würde. Sofern die Mitgliederzahl steigt und damit auch die Menge der Mitgliederbeiträge, wäre dies mittelfristig das Ziel. Aber auch in diesem Fall wäre es der Kontinuität halber wünschenswert, wenn sich nicht alles fundamental ändern würde.

Persönlicher Hintergrund. Ich habe mich in die Thematik der Typografie summarisch eingelesen (Matthew Butterick, Typography for Lawyers, Houston 2010; Friedrich Forssman/Ralf de Jong, Detailtypografie, 8. Aufl., Mainz 2021; auf dem Weg zu mir ist zudem aktuell Hans P. Willberg/Friedrich Forssmann, Lesetypografie, Mainz 2010). Leider bin ich einerseits unerfahren und andererseits mindestens gefühlt nicht mit einem guten Blick für die Nutzung des Satzspiegels gesegnet, insbesondere unsicher im Hinblick auf Zeilenabstand/-höhe im Verhältnis zur Schriftgrösse und Notwendigkeit allfälliger Laufweitenveränderungen. Dies sind freilich suboptimale Ausgangsbedingungen. Weiter habe ich mich mit diversen Artikeln, namentlich «Was ein Blick auf 700 Hausschriften verrät» sowie Themen im hiesigen Forum befasst, insbesondere «Schrift für Gutachten», «Corporate-Design Elemente im Anschnitt – wie mit Office-Drucker-Version umgehen?». Die nachfolgenden Ausführungen bitte ich wohlwollend vor diesem Hintergrund zu verstehen.

Voraussichtliche Nutzungen. Voraussichtlich wird die Hausschrift genutzt für eine Webseite, Druckwerke und Softwaredokumentation. Diese wird bestückt mit technisch-mathematischen Artikeln, wobei griechische Buchstaben in geringem Masse vorkommen können. Die Druckwerke umfassen Organisatorisches (Statuten, Protokolle, Zirkularbeschlüsse, Jahresberichte) und Korrespondenz (Briefe, Gerichtseingaben). Da im Rahmen der Vereinstätigkeit auch Open-Source-Software herausgegeben werden soll, wird auch deren Dokumentation mitzuliefern sein.

Das Umfeld. Der Verein existiert nicht in einem Vakuum. Auf der technischen Seite sind sämtliche Publikationen mit (La)TeX erstellt. Artikel, die zur Publikation in Fachzeitschriften vorgesehen sind, haben sich selbstverständlich den Vorgaben der Verlagshäuser zu fügen. Es dominieren hier vor allem Serifenschriften, insbesondere Minion, Computer Modern. Auf der juristischen Seite ist Microsoft Word klar führend. Die Arial ist allgegenwärtig, selbst in Gerichtseingaben grosser Anwaltskanzleien zu finden. Serifen sind eine Ausnahmeerscheinung. In beiden Feldern werden, wo keine Verlagshäuser involviert sind, jedoch gröbste Schnitzer begangen: Just diese Woche sah ich (Text paraphrasiert) den Satz «Gemäss Art. 6 Abs. 3 ZPO hat die klagende Partei ein Wahlrecht (…)», wobei die eine Seite mit «Art.» endete und die nächste mit «6» begann. Auch (La)TeX hätte hier nicht geholfen, wenn kein ~ am richtigen Ort steht.

Zielerscheinungsbild. Die Welt des Corporate Designs ist von Groteskschriften durchzogen, wie auch der eingangs erwähnte Artikel dieser Webseite. Mein hehres Ziel ist, mit dem Verein auch die Serifen wieder in die Juristerei ausserhalb der Fachzeitschriften und -bücher zu bringen. Wichtig ist, dass die Schrift im Textkörper nicht zu sehr auffällt, sondern in für die Leserschaft Vertrautheit weckt; Butterick würde sich indes wohl gegen dieses Ziel mit aller Macht sträuben. Im Logo kann es etwas ausgefallener sein.

Eigene Gedanken: Grundsätzliches. Mir ist klar, dass aus einem Laien nur laienhafte Typografie entfliessen kann. Daraus mache ich keinen Hehl. Die Schriftwahl ist deshalb sowohl gleichzeitig die wichtigste als auch die unwichtigste Komponente des Auftretens des werdenden Vereins. Einerseits ist selbst das platonische Ideal einer Schrift in meinen Händen zum letztlich Scheitern verurteilt (wenngleich auf einer Best-Effort-Basis). Andererseits führt dies auch und gerade dazu, dass die Schrift das wesentliche, offensichtlichste Alleinstellungsmerkmal sein wird, da es der Schriftsatz allein nicht oder mindestens nicht besonders herausragend positiv sein wird. Da sich der Vereinssitz in der Schweiz befinden wird, erübrigt sich immerhin die im hiesigen Forum häufig aufgeworfene Problematik des Versal-Eszetts: Es gibt schlicht kein Eszett. Reizvoll wäre jedoch, wenn ich die hybride Natur des Vereins betonen könnte durch einen Mix von einer Schrift mit Serifen und einer Monospace-Schrift. Detailtypografie empfiehlt, sich eher an Monospace zu halten, wenn die Einhaltung der komplexen Abstandsregeln nicht möglich ist (S. 312). Ich bin jedoch nicht sicher, ob ich dies vorbehaltlos unterschreiben könnte, zumal die Lektüre einer Schrift mit einer festen Dickte über längere Passagen die Augen ermüdet. Jedenfalls befürchte ich den Effekt, dass der Verein als zurückgeblieben und antiquarisch wahrgenommen würde.

Eigene Gedanken: technische Seite. Da Open-Source-Software herausgegeben wird, muss auch die gewählte Schrift kompatibel sein. Dies drängt mich indirekt in die Ecke der freien Schriften (lizensiert nach OFL oder ähnlich). Go/Go Mono und die URW-Schriften haben mit der MIT-Lizenz respektive GPL/AFPL interessante Implikationen in Bezug auf die Schriftnutzung, weil diese Lizenztexte schlicht nicht für Schriften ausgelegt sind.

Eigene Gedanken: juristische Seite. Da eine Nutzung aber auch durch die juristische Seite erfolgt, die Microsoft Word oder allerhöchstens LibreOffice Writer ins Auge fassen wird, . In jedem Fall leidet auch die Druckqualität, da die Korrespondenzen ihren Weg durch günstige Bürodrucker nehmen. Times selbst mit den schnörkeligen Serifen würde deshalb spätestens im Druck begraben, wenn ich es nicht beim Layouting schon tue.

Geprüfte Schriften. Ich habe bereits die STIX Two für den Haupttext angeschaut. Diese ist ausdrücklich der Times nachempfunden; Probleme ergeben sich aufgrund ihrer Ausrichtung auf (natur-)wissenschaftliche Publikation in Bezug auf die verfügbaren Zeichen keine. Ebenfalls geprüft in diese Richtung und verworfen habe ich die Libertinus, deren kleines e jedoch für mich unbalanciert wirkt und das kursive J zu auffällig ist. IBM Plex Serif war vom Stil her ebenfalls durchaus treffend und hätte praktischerweise gleich eine passende Monospace-Variante offeriert – nur wer will schon aussehen wie IBM? Ich jedenfalls nicht. Source Serif 4 hat auch eine passende Monospace-Variante in Source Code Pro, aber ist wiederum zu auffällig modern mit ihren Fast-Schon-Slab-Serifen, sodass ich befürchte, hiermit Nasenrümpfen beim juristischen Publikum zu provozieren.

Vor diesem Hintergrund bitte ich um eine Einschätzung zu folgenden Fragen:

  1. Lohnt sich ein Versuch, Monospace und zu mischen oder ist dies in meinen Händen zum Scheitern verurteilt?
  2. Welche Schrift/en mit freien Lizenzen würden sich eigenen für:
    1. das Logo,
    2. den Haupttext?
  3. Mit Blick auf eine mittelfristige Überführung in ein professionell entworfenes Design:

Ich danke den Expertinnen und Experten in diesem Forum für ihre Aufmerksamkeit und freue mich auf eine angeregte, kritische Diskussion.

  • sehr interessant! 1
Geschrieben

Drei Tage und bisher noch keine Antwort auf diese umfangreich dargelegte Problematik, interessant.

Zunächst einmal: Hut ab für soviel Nachdenken über Typographie in einem konkreten Nutzungs-Szenario. Komplexität wächst einem gerne schnell über den Kopf. Deswegen mein erster Gedanke nach der Lektüre dieses Beitrages: die Dinge erstmal in Ruhe sortieren. Was genau sind die Aufgaben, welche Lösungen kommen jeweils dafür in Frage? Da es hier wohl um mehrere verschiedene Aufgaben geht, werden auch die Lösungen voraussichtlich verschieden sein. DIE eierlegende Wollmilchsau-Schriftlösung gibt es nicht.

In Bezug auf einen Logo-Entwurf dürften vor allem stilistische Kriterien wichtig sein. Hier bitte eine profunden Grafiker auf der Grundlage eines aussagefähigen Briefings um Vorschläge bitten und nicht laienhaft anfangen herumzufummeln in der irrigen Annahme, man könnte eben mal so sich selbst »ein Logo« basteln; das wird nur peinlich.

Die Wahl einer Satzschrift für vielfältige editorische Anwendungsfälle ist dagegen eine gänzlich andere Aufgabe, die völlig andere Fragen aufwirft. Hier rate ich, die verschieden Aspekte der Auswahl messerscharf voneinander abzugrenzen und die sich bietenden Optionen mit größter Sorgfalt zu betrachten und zu bedenken.

A) Stilistisch-allgemein: Für größere Text-Korpora und Texte größeren Umfanges sind Serifenschriften klar die erste Wahl.

B) Welche Zeichen muß die Schrift enthalten? Das richtet sich nach den Fachgebieten der Texte. Juridika? Naturwissenschaften? Linguistik? Jedes Fachgebiet hat eigene spezielle Anforderungen. Eine sorgfältige Klärung des Zeichenrepertoires einer infragekommenden Schrift ist in dieser Hinsicht unerläßlich.

C) Typographischer Apparat. Welche Art von Editionen werden angestrebt? Werden Kursive, Halbfette und Kapitälchen benötigt? Werden weitere spezielle Fonts /Schnitte benötigt? Welches Zeichenrepertoire müssen diese Fonts enthalten?

D) Lizenzfragen. Will man verschiedene Editionskanäle bespielen und auch Open-Source-Inhalte zur freien Verfügung anbieten, dann gibt es drei Möglichkeiten:

1.) Konsequent auf freie Fonts zurückgreifen, die keinerlei Lizenzprobleme bereiten, bei welcher Veröffentlichungsform auch immer. Vorausgesetzt, man findet freie Fonts, die in puncto Stilistik und Zeichenbelegung den Anforderungen entsprechen.

2.) Eine Lizenz für am Markt verfügbare Fonts erwerben und dabei sicher gehen, daß diese Lizenz den intendierten Nutzungs-/Verbreitungs-Szenarien völlig entspricht. Das im konkreten Fall mit einem Anbieter auszuhandeln könnte anstrengend werden, sich aber durchaus lohnen, wenn man eine wirklich auf die tatsächlichen Bedürfnisse zugeschneiderte Lösung erhält.

3.) Eine eigene Hausschrift bei einem Font-Creator beauftragen. Kostet auch Geld, klar; aber: man kann die typographischen und technischen Erfordernisse präzise bestellen und man verfügt am Ende lizenztechnisch selbst komplett über alle Rechte, kann mit dem Fontprodukt also machen, was man möchte.

  • Gefällt 3
Geschrieben

Aller guten Dinge sind drei. Vergangen von dem ersten zum zweiten Beitrag, so sind nun drei weitere Tage ins Land gegangen.

Vielen Dank für die umfangreiche Antwort. In der Tat wächst mir die Komplexität in atemberaubenden Tempo über den Kopf, je mehr ich mich in die Thematik einlese. Andererseits freue ich mich auch darüber, Buchstaben, Zeilen, Textblöcke, Schrift, Bücher, Farben generell bewusster wahrzunehmen.

Den Hinweis betreffend Logo nehme ich dankbar zur Kenntnis. In diesem Fall würde ich mir sogar erlauben, auf ein solches ad interim gänzlich zu verzichten. Schliesslich gibt es keine Regel, die ein Wiedererkennungszeichen vorschreibt. Risikopotenzial gilt es zu umschiffen. Die Frage kann dann wieder aufgegriffen werden, wenn das Budget für eine Neugestaltung auch vorhanden ist.

Ich erlaube mir, auf die aufgeworfenen Fragen der Illustration halber zu antworten; damit sei jedoch nicht eine Trotzreaktion beabsichtigt, sondern die Erweiterung des Kontexts, sowohl für die hier involvierten Personen als auch für die Nachwelt.

B) Zu den erforderlichen Zeichen: Die Zeichen in ISO/IEC 8859-{1,2,3,4,7} müssen zwingend abgedeckt sein, alleine schon um die Namen der zitierten Autorinnen und Autoren darstellen zu können auf der juristischen Seite. Nichts ist ein grösserer Affront, eine relevante Autorität nicht einmal korrekt benennen zu können. Noch viel katastophaler wäre es, wenn die Nennung eigenen Vereins- oder Vorstandsmitglieder verunmöglicht würde. Auf der technischen Seite müssen die griechischen Buchstaben in Gross- und Kleinschreibung zur Verfügung stehen, wobei Akzente oder spiritus asper und spiritus lenis nicht erforderlich sind (ungefähr der Unicode-Block Greek and Coptic). Zeichen ausserhalb der europäischen Sphäre sind nicht erforderlich. Die griechischen Zeichen werden die Auswahl durchaus einschränken.

C) Nach meiner Erwartung, wobei ich hier aber auch grob falsch liegen kann, werden die Editionen von Vereinsliteratur elektronisch erfolgen; soweit eine Herausgabe auf Papier in Frage kommt, wird ohnehin ein Verlag die typografische Feinarbeit übernehmen und die Publikation in seine Zeitschrift oder Schriftenreihe integrieren. Die ausgehende Kommunikation auf Papier wird jedoch regelmässig stattfinden. Diese erfolgt mit üblichen Büro-Laserdruckern auf ebenso günstigem 80 g/m² weissem elementarchlorfreiem A4-Büropapier. Verschont bleibt auch die Bürokorrespondenz jedoch von den Faxgeräten, welche allgemein seit Anfang der 2020er in die Geschichtsbücher verbannt worden sind. Kursive und Kapitälchen sind absolut zwingend: Kursive für mathematische Variablen und fremdsprachige Ausdrücke, Kapitälchen sind in der Schweizer juristischen Tradition die allgemein verwendete und anerkannte Auszeichnung für den Namen von Autorinnen und Autoren. Für die Auszeichnung von Stichwörtern ist eine fettere Schrift unverzichtbar. Wünschenswert (aber wohl verzichtbar) wäre eine Display-Variante, womit ich zähle: normal, normal + kursiv, Kapitälchen, Kapitälchen + kursiv, fett, display, display + kursiv, insgesamt drei Schnitte im Idealfall oder fünf ohne Display. Alle Schnitte müssen alle genannten Zeichen enthalten.

D) Freie Schriften sind ein gewisses Problem, vor allem da die gut ausgebauten Schriften mit Kerning und Ligaturen allesamt abgedroschen wirken, gerade weil sie gut ausgebaut sind. Sie werden gewissermassen zu Opfern ihres eigenen Erfolgs. Für eine breitere Lizenz fehlt es mindestens zu Beginn sicher an Marktmacht, um überhaupt an den Verhandlungstisch zu kommen und nicht von vornherein abgeschmettert zu werden. Mit dem Gedanken einer eigens für den Verein erstellten Hausschrift habe ich auch schon gespielt. Aktuell fehlt mir hier jedoch eine Referenz für die anfallenden Kosten. Meine eigene Erwartung geht in die Höhe einer halben Million Franken (ca. 1 Jahr für die Ausarbeitung eines Schnitts, ca. einhunderttausend Franken pro Schnitt, ergibt insgesamt fünf Jahre Arbeit und eine halbe Million Franken).

Erneut möchte ich mich für die vertiefende Antwort bedanken. Sie hat mir bei der Erstellung einer ersten Auslegeordnung geholfen.

Geschrieben
vor 8 Minuten schrieb Dotto:

Mit dem Gedanken einer eigens für den Verein erstellten Hausschrift habe ich auch schon gespielt.

Benötigst Du denn besondere Rechte an der Schrift, sowas wie Einbetten in Epub oder in Apps? Und wie viele Rechner bzw. Menschen müsstest Du mit den Fontdateien versorgen? Wenn es nur um PDF geht, dann reicht eine handelsübliche Lizenz fast immer aus. Nur die Anzahl der Arbeitsplätze wären dann eine Verhandlungssache. 
Ich habe jetzt null Ahnung, was die ISO-Angaben bedeuten, würde Dir aber einen Blick in unsere Liste für wissenschaftliche Arbeiten empfehlen:

Die haben zumindest im Textbereich eigentlich alle ein umfangreiches Angebot an Glyphen.
Ich bin ja persönlich ein Fan der Andron von @Stötzner, die ich für die Qualität auch nicht zu teuer finde (bzw. fand, wie die jetzige Situation ist, weiß ich nicht).

  • Gefällt 1
Geschrieben
vor 27 Minuten schrieb Dotto:

… Meine eigene Erwartung geht in die Höhe einer halben Million Franken …

Meine auch. Ich sollte mehr Geschäfte mit der Schweiz machen.

😉 😵

 

Spaß beiseite, ich halte diese Schätzung für deutlich überhöht.

Selbst wenn ein kompetenter Schriftgestalter eine neue Schrift von Grund auf neu entwirft und vier oder fünf Schnitte anlegt (Reg., Ksv., Kapt., Halbf.), sollte das – selbst bei Exklusiv-Lizenz – insgesamt für ca. 70.000 bis 150.000 Franken (oder €) machbar sein. Ein Profi braucht nicht zwölf Monate für eine mäßig ausgebaute Regular, sondern ca. drei bis sechs.

Es ist aber die Frage, ob es wirklich eine ganz neue Schrift sein muß. Alternative: ein maßgeschneidertes Fontpaket (mit passender Lizenz) auf der Basis einer bestehenden Satzschrift. Da weiß man dann bereits, welchen Schriftstil man bekommt; dann geht es nur noch um den speziellen Zuschnitt, was das Zeichenrepertoire betrifft. Ich habe solche kundenspezifischen Pakete schon gemacht und ich denke, daß andere qualifizierte Anbieter dazu auch ansprechbar wären.

  • Gefällt 1
Geschrieben
vor 23 Stunden schrieb Phoibos:

Benötigst Du denn besondere Rechte an der Schrift, sowas wie Einbetten in Epub oder in Apps? Und wie viele Rechner bzw. Menschen müsstest Du mit den Fontdateien versorgen? Wenn es nur um PDF geht, dann reicht eine handelsübliche Lizenz fast immer aus. Nur die Anzahl der Arbeitsplätze wären dann eine Verhandlungssache.

[...]

Die haben zumindest im Textbereich eigentlich alle ein umfangreiches Angebot an Glyphen.
Ich bin ja persönlich ein Fan der Andron von @Stötzner, die ich für die Qualität auch nicht zu teuer finde (bzw. fand, wie die jetzige Situation ist, weiß ich nicht).

Zählen Webfonts immer noch als besondere Rechte? Mit Blick auf myfonts scheint dies durchaus der Fall zu sein.

Für Software-Dokumentation im HTML-Format wäre zudem wünschenswert, wenn ich diese mitliefern könnte. Die Alternativen sind schlicht (a) auf die generische Serifenschrift im Browser zurückzufallen oder (b) die ganze Dokumentation von vornherein nicht mitzuliefern auf Onlinezugriff zu bestehen.

vor 22 Stunden schrieb Stötzner:

Meine auch. Ich sollte mehr Geschäfte mit der Schweiz machen.

😉 😵

Das würde ich mindestens dann empfehlen, wenn der Preis auch bezahlen würde. Aktuell ist das Geld jedoch leider nicht dafür da. Es weckt jedoch durchaus mittel- und langfristige Begehrlichkeiten – namentlich den frommen Wunsch, ein liebevoll ausgearbeitetes Ehrhardt-Revival unter der SIL Open Font License zu sehen, auch wenn es zulasten meiner eigenen Kasse gehen würde.

Der Tipp von @Phoibos nochmals die Liste mit Schriften für wissenschaftliche Arbeiten durchzugehen, hat mich aber daran erinnert, dass es die Equity gibt. Ein Feature das ich wirklich sehr schätze sind die A/B-Schnitte: Eine ist etwas dünner, spezifisch im Hinblick darauf, dass das Endergebnis auch aus einem eher fragwürdigen Drucker den eigentlich anvisierten Grauwert erreicht. Wäre sie mit griechischen Buchstaben bestückt gewesen, hätte ich zweifelsohne mit Blick auf Preis und Lizenzbedingungen die Träume für die Software-Dokumentation aufgegeben.

Für den Moment möchte ich mich für die Gedankenanstösse bedanken. Ich weiss noch nicht, wohin die Reise geht. Aber die Abwägungen, die sich stellen, scheinen mir nun klar, und ich glaube, dem künftigen Vorstand die Optionen darlegen zu können. Eine eierlegende Wollmilchsau gibt es zum heutigen Zeitpunkt nicht. Aber vielleicht kann ich auf die Eier verzichten, wenn ich immerhin eine Wollmilchsau bekomme.

Geschrieben
vor 23 Stunden schrieb Dotto:

Zählen Webfonts immer noch als besondere Rechte?

Ja, aber es ist heutzutage deutlich komfortabler geworden.

 

vor 23 Stunden schrieb Dotto:

Für Software-Dokumentation im HTML-Format wäre zudem wünschenswert, wenn ich diese mitliefern könnte.

Das wird der teure Part werden. Webfonts werden vorzugsweise von den CDN der Lizenzgeber ausgeliefert, damit kontrollieren können, dass Du Deine Lizenz überschreitest. Und natürlich die persönlichen Daten Deiner Nutzer*innen abstauben können...

 

vor 23 Stunden schrieb Dotto:

Eine ist etwas dünner, spezifisch im Hinblick darauf, dass das Endergebnis auch aus einem eher fragwürdigen Drucker den eigentlich anvisierten Grauwert erreicht.

Da Du die Hardware Deiner Nutzer*innen nicht kennst, kannst Du das kaum beeinflussen. Du kannst nicht wissen, ob ich auf einem Xerox-Drucker mit Premium-Papier oder auf einem Klassenzimmer-Schlachtschiff auf billigsten Recycling-Papier drucke. Auf letzterem habe eine Garamond Premier Pro "zerbrechen" gesehen.

Geschrieben
vor 20 Stunden schrieb Stötzner:

was ist damit gemeint?

Die Formen und der Grauwert der Ehrhardt haben es mir angetan. Darauf gekommen bin ich via Equity und habe dann auch gesehen, dass die Janson ebenfalls auf diese zurückgeht. Gemeint ist damit letztlich, dass ich den Wunsch hege, dass eine freie Schrift in jenem Stil ihren Weg in die Welt finden möge.

vor 7 Minuten schrieb Phoibos:

Das wird der teure Part werden. Webfonts werden vorzugsweise von den CDN der Lizenzgeber ausgeliefert, damit kontrollieren können, dass Du Deine Lizenz überschreitest. Und natürlich die persönlichen Daten Deiner Nutzer*innen abstauben können...

Mit Blick auf das neue schweizerische DSG (bzw. für die EU mit der DSGVO schon länger) scheint mir das mehr als bloss ein wenig problematisch. Mindestens beim ersten Besuch müsste hier allenfalls mitigiert werden, ähnlich den Cookie-Bannern.

vor 9 Minuten schrieb Phoibos:

Da Du die Hardware Deiner Nutzer*innen nicht kennst, kannst Du das kaum beeinflussen. Du kannst nicht wissen, ob ich auf einem Xerox-Drucker mit Premium-Papier oder auf einem Klassenzimmer-Schlachtschiff auf billigsten Recycling-Papier drucke. Auf letzterem habe eine Garamond Premier Pro "zerbrechen" gesehen.

Ist es angemessen, mein Beileid für diesen Anblick zu wünschen?

Geschrieben
vor 3 Stunden schrieb Dotto:

Ist es angemessen, mein Beileid für diesen Anblick zu wünschen?

Definitiv 🙂 

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