Im Bleisatz wurden sämtliche Buchstabenbilder in der Regel vollständig vom jeweiligen Schriftkegel umschlossen. Die Schrift musste also beim Guss entsprechend in die Kegel eingepasst werden. Eine gängige Methode war es dabei, die x-Höhe mittig in den Kegel zu setzen, sodass Ober- und Unterlänge gleich groß war (siehe Abbildung links und mitte).
Dies führte jedoch dazu, dass die Grundlinien der Schrift nicht auf der gleichen Höhe lagen. Bei ausgefallenen Schriften, z.B. mit stark ausladenden Ober- und Unterlängen, war auch eine mittige Platzierung der x-Höhe nicht zweckmäßig (Abbildung rechts).
Beim Setzen war dies solange kein Problem, bis verschiedene Schriften in einer Zeile gemischt werden sollten. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde deshalb die Deutsche Normalschriftlinie eingeführt. Sie wurde von der Hamburger Schriftgießerei Genzsch & Heyse nach dem Vorbild der Standard Line der Inland Type Foundry in St. Louis entwickelt.
Die Normalschriftlinie nimmt die damals gebräuchliche 2-Punkt-Linie als Grundmaß und legt für jede Schriftgröße eine auf diesem Maß basierende Einteilung der Schriftkegel vor. Damit saßen die Grundlinien verschiedener Schriften in gleichen Schriftgrößen nicht nur immer gleich, sondern es wurde sogar möglich, verschiedene Schriftgrade durch standardisierte Über- und Unterlegung in einer Zeile mit gleicher Grundlinie zu benutzen.
Ein Nachteil des Systems war es, dass sich die Buchstabenbilder nun in das System einpassen mussten. So konnten die Unterlängen also nicht mehr beliebig groß sein und Schriften mussten generell oder abhängig vom Schriftgrad umgezeichnet werden.
Digitalsatz
Im Digitalsatz besteht das Problem nicht mehr, da die Grundlinie selbst zum Ausrichten des kompletten (virtuellen) Schriftkegels benutzt wird. Je nach Anwendungsprogramm führt dies allerdings zu neuen Problemen, da nun Ober- und Unterlänge der in einer Zeile gemischten Schriften nicht mehr übereinstimmen. Im Ergebnis kann sich der Zeilenabstand durch Hinzufügen von Schriften ändern oder Elemente werden abgeschnitten.