Der Abstand eines Buchstabens zu den benachbarten Zeichen wird in erster Linie durch die Breite (Dickte) des Schriftkegels bestimmt. Einige Buchstabenkombinationen benötigen darüber hinaus einen speziellen Ausgleich des Abstandes. Im Bleisatz mussten die Lettern physisch beschnitten werden, damit beispielsweise im Wort »Telefon« das »e« unter den Querstrich eines »T« geschoben werden konnte. Daher rührt die Bezeichnung »Unterschneidung«.
Ohne Unterschneidung (links) und mit Unterschneidung (rechts)
Im Computersatz lassen sich die Schriftkegel beliebig ineinander schieben. Digitale Schriften (Fonts) werden vom Hersteller bereits mit intergrierten Listen von Unterschneidungspaaren ausgeliefert. Sofern das Satzprogramm die Unterschneidung unterstützt und diese aktiviert ist, werden die im Font enthaltenen Unterschneidungspaare automatisch umgesetzt. Typische Unterschneidungspaare sind: Av, AV, LT, LV, Ly, Ta, To, Ty, Te, T., Va, Vo, V., Ya, Yo, Y. Umfangreiche Fonts können unter Umständen mehrere Tausend Unterschneidungspaare besitzen.
Grafikdesigner können aber auch in den meisten Textverarbeitungs- und Layoutprogrammen manuell unterschneiden. Das Unterschneiden gilt ebenso wie das Ändern der Laufweite als Instrument der Mikrotypographie, um die Lesbarkeit des Textes zu verbessern und ein harmonisches Schriftbild ohne optische Lücken oder Verdichtungen zu erhalten.